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Pflanzenschutz-Hinweis Gemüsebau Südbaden 2023 (KW 26)

Möhrenfliege

Immer noch fangen die Gelbtafeln keine Möhrenfliegen. Das liefert aber nur eine Aussage über die überwachten Standorte. Es ist möglich, dass auf Standorten mit Risikofaktoren (Nähe zu Flächen mit Befall im vergangenen Jahr oder in diesem Frühjahr, regelmäßige Bewässerung, hohe Luftfeuchtigeit) Möhrenfliegen aktiv sind, bzw. durch den Regen und den Temperaturrückgang zum Schlüpfen angeregt werden. Dafür spricht auch das Prognosemodell, das bereits seit mehreren Wochen vor Eiablage durch die Möhrenfliege warnt. Wenn die feuchte Witterung und die gemäßigten Temperaturen in den kommenden Tagen anhalten, stellen diese außerdem optimale Bedingungen für Eiablage und –entwicklung dar. In diesem Fall sollten auf den oben genannten Risikostandorten Maßnahmen gegen die Möhrenfliege durchgeführt werden. Außer behandlungen mit z. B. Karate Zeon oder Minecto One können Möhren, Wurzelpetersilie, Pastinake etc. auch mit Kulturschutznetzen (1,4 mm) geschützt werden. In diesem Fall sollte zuvor eine Behandlung gegen Blattfleckerreger z. B. mit Askon, Dagonis, Luna Experience oder Score durchgeführt werden.

Blattläuse

Die Blattläuse halten sich in diesem Jahr bemerkenswert lange in den Freilandkulturen. In vielen Kürbisgewächsen zeichnet sich jetzt zumindest ab, dass die Nützlinge den Läusen doch noch Herr werden. In Salat findet dagegen immer noch neue Besiedlung durch die Johannisbeer-Salatblattlaus statt. Hier sind weiterhin 1 bis 2 Behandlungen erforderlich. 

Lediglich bei der Mehligen Kohlblattlaus hat sich die Situation entspannt, in vielen Beständen wurde der Ansturm der letzten beiden Wochen durch Nützling, v. a. von Schwebfliegen und Schlupfwespen, aufgehalten. 

Spinnmilben

In Gurke und Aubergine muss auf Spinnmilbenbefall geachtet werden. Bei den angekündigten niedrigeren Temperaturen lassen sich Phytoseiulus-Raubmilben gut etablieren. Für den Erfolg des Einsatzes ist es entscheidend, dass die Pflanzen mehrmals täglich von oben Wasser bekommen. Um nicht Falschen Mehltau zu befördern, sollten die Gurkenblätter nicht länger als 1 bis 2 Stunden am Stück nass sein. Bei Auberginen muss man nicht auf Blattkrankheiten Rücksicht nehmen. 

Krumme und vernarbte Gurken

Nun haben doch Weichwanzen (Gattung Lygus und Liocoris) in die Gewächshäuser gefunden. An Gurken zeigen sich die typischen Schäden in Form krummer Früchte, Einstiche mit austretenden Gummitropfen an den Trieben und spröden Stängeln, die beim Wickeln abbrechen. 

Wanzen können mit Pyrethroiden bekämpft werden. Diese sind aber stark nützlingsschädigend. Mospilan SG lässt zumindest die einen Teil der Raubmilben überleben, so dass die Gefahr einer starken Thripsentwicklung gemindert ist. 

Thripsbefall führt ebenfalls zu Fruchtschäden, allerdings oft in Form streifenförmiger Vernarbungen. Sind diese flächig, können Ohrwürmer die Ursache sein, die an der Schale junger, wenige cm langer Früchte genagt haben. Ohrwürmer verstecken sich tagsüber gerne zwischen den dicht liegenden Blättern im Kopf der Gurken. Dort können sie durch gezielte Applikation von z. B. SpinTor bekämpft werden. 

An Auberginen ist das auffälligste Symptom von Wanzenbefall das Abstoßen der Blütenknospen. Einen gewissen Blütenverlust können die Pflanzen ausgleichen, ist er zu hoch, muss auch hier behandelt werden. 

Physiologisches

Wenn Paprika Blüten und kleine Früchte abstößt, hat das nichts mit Schädlingen zu tun. Es ist eine Reaktion auf einen starken Behang mit Früchten. Wenn etwa 6 bis 8 große Früchte an der Paprikapflanze hängen, ist deren Kapazität erreicht, zumindest bei blockigen Sorten. Durch das Abstoßen neuer Blütenknospen reguliert die Pflanze ihre Belastung. Mit beginnender Ernte wird wieder neuer Fruchtansatz möglich. 

Mangel an Molybdän führt an Kohl zu Symptomen ähnlich Kohldrehherzmücke. Anders als bei dieser bilden die Pflanzen bei Molybdänmangel keine Seitentriebe als Ersatz, und die Anfälligkeit ist bei Blumenkohl am höchsten, während direkt benachbarter Brokkoli normal entwickelt sein kann. Molybdän ist meist genügend im Boden, aber die Verfügbarkeit ist schlecht bei niedrigem pH-Wert, schlechter Bodenstruktur oder Wassermangel. Verschlämmung und anschließende Trockenheit, wie es in diesem Frühjahr möglich war, können Auslöser sein. 

Zulassungen

Die Aufbrauchfrist für Teldor (Fenhexamid) lief am 30.06.2023 aus.