Möhrenfliege
Das Prognosemodell zeigt bereits seit über einer Woche den Flug der zweiten Generation der Möhrenfliege an. Auf den Gelbtafeln ist noch nichts davon zu sehen. Eine durch Wärme induzierte Entwicklungspause der Puppen im Boden (Sommerruhe, Ästivation) dürfte aber diesmal nicht der Grund für das Ausbleiben der Möhrenfliege sein. Die Bodentemperaturen waren dank der bisher meist kühlen Nächte nicht hoch genug. Vielleicht warten die Fliegen mit dem Schlüpfen einfach auf günstigere Bedingungen, z. B. dass ein Regen den Boden aufweicht.
Spargel
Der Flug der Spargelfliege ist weitgehend beendet. Maßnahmen sind keine mehr erforderlich. Der Befallsdruck durch Spargelhähnchen ist von Fläche zu Fläche sehr unterschiedlich, war aber zuletzt aufgrund trocken-heißer Witterung gering. Bei etwas zurückgehenden Temperaturen und mehr Feuchtigkeit nimmt die Überlebenschance von Eiern und Larven aber wieder zu. Im Laufe der nächsten Woche sollten sicherheitshalber Befallskontrollen stattfinden.
Dank der Bodenfeuchtigkeit aus dem Frühjahr zeigen die Pflanzen ein gutes Krautwachstum. Unbehandelter Neuzuwachs sollte vor dem angekündigten Regen einen Fungizidschutz erhalten. Cuprozin progress als Mischungspartner wirkt vorbeugend auch gegen bakterielle Infektionen bei Verletzungen durch Hagel und Windbruch.
Kohl
An Kohl sind kaum Raupen zu finden. Dafür gibt es viel Zuflug der Mehlige Kohlblattlaus. Wo nützlingsschonend gearbeitet wurde, werden sie aber bald von Schlupfwespen parasitiert,
erkennbar an hellbraunen „Blattlausmumien“. Auch Schwebfliegenlarven sind oft zu beobachten. Bei Bestandskontrollen sollte auf diese Nützlinge geachtet werden. Manchmal kann auf eine Behandlung verzichtet werden. Wenn die Kohlmottenschildlaus bekämpft werden muss, wird die Mehlige Kohlblattlaus ohnehin miterfasst.
Pilze
Es gab zwar in den vergangenen Wochen keine Neuinfektionen mit Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans) an Tomaten. Aber es war in den meisten Gewächshäusern nicht heiß genug, um die alten Infektionen absterben zu lassen. Bei feucht-kühler Witterung können diese wieder Sporen bilden und zur weiteren Ausbreitung der Krankheit führen. Auch Grauschimmel (Botrytis cinerea) findet dann wieder gute Bedingungen.
Bei Gurken und Basilikum muss weiterhin auf Falschen Mehltau geachtet werden.
Im Gurke und Tomate können zur Vorbeugung Blätter entnommen werden. Das verbessert die Luftzirkulation im Bestand und reduziert die Verdunstungsfläche. Beides führt zu einer geringeren Luftfeuchte und damit zu schnellerem Abtrocknen der Pflanzen. Bei Tomaten werden jeweils die unteren Blätter entnommen, aber nicht mehr als ca. 2 Blätter je Pflanze gleichzeitig und nicht mehr als 4 pro Woche. Sonst steigt bei Tomaten die Gefahr, dass Früchte platzen. Das passiert besonders dann, wenn zum Blattverlust noch plötzlich trübe, feuchte Witterung kommt, wie sie in den nächsten Tagen angekündigt ist. Bei Gurken, die bereits über den Draht wachsen, werden die Blätter dort entnommen, wo aufgeleiteter und herabhängender Trieb aufeinanderliegen. Die Blätter sollten abgebrochen oder nahe am Trieb abgeschnitten werden. Stehengelassene Stumpen sind eine Einladung für Botrytis.
Ingwer
Die Schleimwelke, verursacht durch das Bakterium Ralstonia pseudosolanacearum verursacht an vielen Kulturpflanzen starke Schäden und gehört in der EU zu den sogenannten „Unionsquarantäneschädlingen“. Das bedeutet, dass diese Krankheit (noch) nicht auf dem Gebiet der EU vorkommt und, wenn sie dort doch auftreten sollte, der Befall getilgt werden muss. Ziel ist, zu verhindern, dass der Erreger sich bei uns etabliert. Zu den Wirtspflanzen der Schleimwelke gehören u. a. Rosen, Gurken- und Nachtschattengewächse, aber auch Kurkuma und Ingwer.
Pflanzgut wird bei der Einfuhr aus Drittstaaten intensiv kontrolliert, Produkte zum Verzehr auch. Trotzdem besteht ein gewisses Risiko, dass man sich Ralstonia pseudosolanacearum in den Betrieb holt, wenn man aus Ausgangsmaterial zur Anzucht von Kurkuma- oder Ingwerpflanzen Knollen aus dem Lebensmittelhandel verwendet. Wenn Befall vorliegt, beginnen die Pflanzen nach wenigen Wochen zu welken. Wer dieses Symptom beobachtet, sollte die bepflanzte Fläche sofort absperren, Anzuchtgefäße, Werkzeug etc., die mit dem Ingwer/Kurkuma in Kontakt gekommen sind, separieren und sich umgehend an die Pflanzenschutzberatung wenden, um weitere Maßnahmen zu besprechen.
Zulassungen
Es wurde eine weitere Notfallzulassung nach Art. 53 für Fonganil Gold (465,2 g/l Metalaxyl-M) gegen Falschen Mehltau an Jungpflanzen von Frischen Kräutern erteilt zum Angießen mit 0,25 ml/m² ab dem 2-Blatt-Stadium. Die Zulassung beschränkt sich auf den Anbau im Gewächshaus auf versiegelten Böden und ist gültig vom 09.06.2023 bis 06.10.2023 und schließt damit nahtlos an die vorhergegangene Notfallzulassung an.
Die Zulassung von Tramat 500 (500 g/l Ethofumesat) wurde erweitert auf Spinat im Freiland. Anwendung mit 1 x 8 ml/Ar vor oder nach der Saat, vor dem Auflaufen. Wartezeit entfällt.
Kalamos (100 g/l Propaquizafop) wurde zugelassen im Freiland gegen verschiedene Gräser in Busch-, Stangen- und Feuerbohne, Erbse (Verwendung mit und ohne Hülse), Kopfkohl, Möhre, Wurzelpetersilie, Zwiebel (nur Allium cepa = Küchenzwiebel) zur Verwendung als Bund- und Trockenzwiebel. Aufwandmenge 1 x 6 ml/Ar (gegen Schadhirse, Flug-Hafer, Deutsches Weidelgras), 1 x 7 ml/Ar (gegen Ausfallgetreide, Gemeiner Windhalm), 2 x 6 ml/Ar oder 1 x 15 ml/Ar (gegen Gemeine Quecke). Wartezeit = 28 Tage (Busch-, Stangen-, Feuerbohne, Kopfkohl, Möhre, Wurzelpetersilie), 39 Tage (Erbse) bzw. 35 Tage (Zwiebel)