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Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 11

Allgemeine Situation:

Die warmen und sonnigen Tage bringen die Blüte auch in den späteren Lagen nun rasch zu Ende. Auch der Gutedel ist mittlerweile in vielen Lagen am Blühen und sollte bis zum Wochenende zwischen Vollblüte und Abgehender Blüte sein. Allgemein befinden wir uns nun also zwischen BBCH 68 „Abgehende Blüte“ und BBCH 71 „Fruchtansatz vergrößert sich“ und somit ca. 5 Tage vor dem Langjährigen Mittel. Für verlässliche Aussagen zu einer möglichen Verrieselung ist es noch zu früh. Bis in 2 Wochen werden wir mehr sehen.

Alles in allem ein recht durchschnittliches Jahr mit ausreichend Niederschlägen, welche der gesamten Landwirtschaft sehr gut tun. Bis Samstag sollen die Temperaturen weiter ansteigen und die 30°C Marke überschreiten. Für Sonntag sind momentan wieder Gewitter mit Niederschlägen zwischen 15 und 30mm prognostiziert. 

Rebschutz:

Um die Nachzügler der Burgundersorten und den Gutedel generell passend zu schützen wird die nächste Behandlung ein weiteres Mal im Abstand von 6-8 Tagen empfohlen. Hierbei bietet sich für die meisten Betriebe der kommende Freitag/Samstag an um auch die möglichen Niederschläge einfach und unkompliziert abzufangen.  Wir befinden uns weiterhin in einer heißen Phase des Pflanzenschutzes. Momentan sind die Bedingungen für Oidium nahezu perfekt. Jetzt eingefangene Oidiuminfektionen werden erst in einigen Wochen sichtbar und müssen durch den Wegfall des Backpulvers als Grundstoff teuer „abgewaschen“ werden. In den kommenden Tagen werden auch den ersten Ölflecken aus der regnerischen Woche vom 02.06-08.06. sichtbar werden.  

Mittelempfehlung:

Peronospora

Stand heute soll es nach den Niederschlägen am Sonntag wieder trocken weitergehen. 

Daher können in der nächsten Behandlung Kontaktmittel eingesetzt werden, wie z.B. Folpan 80 WDG (1,2 kg/ha), Folpan 500 SC (1,8 l/ha), oder Delan WDG (0,6 kg/ha) mit der alten Zulassungsnummer. 

Sollten die darauffolgenden Tage als weitere Nässeperiode prognostiziert werden, können auch potentere Mittel wie Enervin SC + Folpan 80 WDG (1,8 l/ha + 1,2 kg/ha) oder Profiler (2,25 kg/ha bereits Phosponat enthalten, Mischreihenfolge beachten, nur 1 x pro Saison) oder Videryo F (1,88 l/ha) eingesetzt werden.

Um den Neuzuwachs besser zu schützen wird in Anlagen in denen der Gipfeltermin noch nicht absehbar ist der Zusatz von Phosphonaten wie z.B. Veriphos, Foshield, (jeweils 1,5 l/ha) oder Frutogard (2,25 l/ha) zur Spritzbrühe empfohlen. Wegen den kurzen Spritzabständen wird hierbei die Aufwandmenge auf 1,5 reduziert. Werden andere Produkte eingesetzt, sind die entsprechenden Aufwandmengen zu beachten. Alternativ kann auch das Kombinationsmittel Delan Pro (3,6 l/ha) eingesetzt werden.

Oidium

Falls in späten Lagen noch nicht eingesetzt, sollten nun die potentesten Mittel der SDHI-Gruppe zum Einsatz kommen wie z.B. Sercadis (0,15 l/ha) (Gruppe L), Luna Experience (0,31 l/ha) (Gruppe G/L), aber nicht, wenn zuletzt azolhaltige Mittel appliziert wurden oder Luna Max (0,83 l/ha) (Gruppe G/H) aber nicht, wenn zuletzt Prosper Tec bzw. Spirox appliziert wurde. 

Generell sollte lediglich eines dieser drei Mittel 1 x pro Saison zum Einsatz kommen. 

In allen anderen Anlagen kommen nun Mittel wie z.B. Talendo (0,3 l/ha) (Gruppe J), Belanty (1,2 l/ha bei 1,2m Laubwandhöhe bzw. 4 Düsenpaare und 2m Gassenbreite, ansonsten 1,0 l/10.000 m2) (Gruppe G) oder Dynali (0,6 l/ha) (Gruppe R/G) zum Einsatz. Hier finden Sie auch einen Dosierungsrechner für Belanty. 

Bitte achten Sie auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel! Es dürfen niemals zwei Mittel mit demselben Wirkstoff hintereinander eingesetzt werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.

Die Mittelmenge errechnet sich aus der Basismenge x 3

Tierische Schädlinge 

Traubenwickler 

Der Mottenflug der Traubenwickler bewegt sich auf recht niederem Niveau. Eine Bekämpfung ist derzeit nicht notwendig. In den Pheromongebieten ist es weiterhin ruhig. Wo noch nicht geschehen, sollten nun die Leimböden ausgetauscht werden. 

Japankäfer

 Aufmerksame Winzer in Auggen meldeten letzte Woche den Fund von verdächtigen Käfern mit einem Fraßbild an Weinblättern, welches auf den Japankäfer schließen ließ. Nachdem zwei Exemplare gefangen wurden, kann jedoch Entwarnung gegeben werden. Es handelte sich hierbei um den Gartenlaubkäfer. Er sieht dem Japankäfer zum Verwechseln ähnlich und hat dasselbe Fraßbild an den Blättern. Auf meiner Homepage finden Sie eine Bildanleitung zur Erkennung des Japankäfers. Sollten Sie verdächtige Tiere sehen, diese bitte fangen und per WhatsApp ein Bild an mich senden. Im Raum Auggen sind wohl einige der Gartenlaubkäfer unterwegs. Dies ist jedoch kein Grund zur Beunruhigung. Vermutlich tritt der Japankäfer vorerst im südlichen Markgräflerland auf, da es bisher nur in Basel eine bestätigte Population gibt.  

Reblaus

Erstaunlich häufig wird momentan Reblausbefall an herkömmlichen Sorten gemeldet. Bisher gibt es Befall an Muskateller, Müller-Thurgau und Gutedel. Da sich die Gallen an den oberen, jungen Blätter befinden, werden diese häufig beim Laubschnitt sowieso entfernt. Dieses Aufkommen sollte jedoch trotzdem weiter beobachtet werden. Auch befallene Unterlagsreben und PIWIs, welche für ihre Anfälligkeit bekannt sind, werden immer wieder gemeldet. 

Weinbauliche Maßnahmen

Durch eine gute Blüte ist die Wahrscheinlichkeit von kompakten Trauben und Fäulnis erhöht. Eine effektive Maßnahme, um die Kompaktheit der Trauben zu reduzieren, ist das „Ausblasen“, das ab dem Stadium „Schrotkorngröße“, also ab sofort in frühen Lagen möglich ist. Dabei sollten aber die Triebe den obersten Draht erreicht haben. Bei Anlagen mit einem höheren Anteil von Kurztrieben sollte noch gewartet werden. Ich weiß, das Zeitfenster für das „Ausblasen“ ist kurz. Dennoch sollten wir auf die Bevölkerung Rücksicht nehmen und nicht bereits mitten in der Nacht mit der Arbeit beginnen. Parzellen in direkter Dorfnähe sollten am Tag gefahren werden.   

In den nächsten Tagen können in frühen Lagen auch andere Entblätterungsmaßnahmen starten. Gerade durch eine frühe Entblätterung wird das Botrytisrisiko gesenkt und die Applikationsqualität in der Traubenzone wird verbessert. Achten Sie bei allen Entblätterungsmaßnahmen, besonders bei den Weißweinsorten, auf eine schonende Umsetzung, um dem Sonnenbrand und den Aromaverlusten vorzubeugen. Bei der Handentblätterung hat sich das Entfernen der unteren Blätter bis zur ersten Traube bewährt. 

Piwis

Zur abgehenden Blüte sollten PIWIs weiterhin mitbehandelt werden. 

Amerikanische Rebzikade 

Der Bekämpfungszeitraum der Amerikanischen Rebzikade rückt nun immer näher

Nach Abspreche mit dem WBI kann bereits bei einer Behandlung am Wochenende (13./14. 06) das gewählte Mittel mitappliziert werden.

Hier noch einmal die Wichtigsten Infos zusammengefasst, bitte sorgfältig durchlesen, es gibt einige Neuerungen:

-        Eine Bekämpfung der Amerikanischen Rebzikade ist nach der Allgemeinverfügung des Landratsamts Lörrach vom 30.01.2025 in den Befallsgebieten verpflichtend und auch nur dort vorgesehen. 

-        Details zur Allgemeinverfügung finden Sie auf der Homepage des LRA Lörrach. Die von der Allgemeinverfügung betroffenen Flurstücke (Befallsgebiete in rot) sind auf dieser Karte einzusehen. In diese Karte kann man hineinzoomen, wodurch das Befallsgebiet flurstücksscharf abgebildet wird. 

-        3-4 Tage vor der Bekämpfung sollten alle Stockausschläge entfernt werden, da die Zikade sich gerne darauf aufhält.

-        Zur Bekämpfung der Larven stehen folgende Insektizide zur Verfügung

Karate Zeon (75 ml/ha)

SIVANTO prime (bis BBCH 71: 0,16 l/ha, ab BBCH 71: 0,25 l/ha, max. 1x Anwendung)

Piretro Verde (öko. Weinbau) (2,4 l/ha)

-        Die Mittel SIVANTO prime und Piretro Verde haben die Einstufung B1 (Bienengefährlich). Daher dürfen sich bei Einsatz dieser Mittel keine blühenden Pflanzen auf der Fläche befinden. Durch vorheriges Mulchen jeder Gasse wird dieser Auflage Rechnung getragen. Aber auch bei Karate Zeon sollte vor der Anwendung gemulcht werden. 

-        Die Mittel Karate Zeon und Piretro Verde in den Abend- oder Morgenstunden ausbringen. Zu dieser Tageszeit sind die Zikaden weniger aktiv und bleiben somit länger mit dem Mittel in Kontakt. Bei über 25°C verringert sich auch der Wirkungsgrad der Mittel.

-        Das Mittel Sivanto Prime sollte erfahrungsgemäß nicht mit den Wirkstoffen Spiroxamin (Spirox, Prosper Tec und Luna Max) und Dithianon (Delan WG, Delan Pro und Aktuan) gemischt werden

-        Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Zikade sollte jede Gasse gefahren werden.                       

 Hier auch die Übersicht über mögliche Mittelkombinationen und Behandlungsabstände




Morgen, am Freitag, 13.06. bin ich nicht erreichbar. In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an Egon Zuberer. Mobil: 0162 2550675

Nächster Aufruf am Mittwoch, dem 18.06.                         

gez. Mattmüller