Allgemeine Situation:
Nach dem sommerlichen Wochenende, welches den Blühbeginn einleitete, verschärfen nun große Regenmengen die Heiße Phase im Weinbau. Diese fielen über das Beratungsgebiet sehr unterschiedlich aus. Fischingen: 76mm, Blansingen: 50, Liel: 40mm, Zunzingen: 42mm, Heitersheim: 57mm, Ehrenkirchen: 88mm, Freiburg WBI: 92mm. Bis auf den Raum Fischingen blieben wir glücklicherweise von Hagel verschont. Das schwülwarme Wetter gepaart mit den warmen Nächten lässt die Reben zwar weiter zügig wachsen, doch auch für den Peronospora-Pilz herrschen nun nahezu perfekte Bedingungen. Durch die saubere Laubwand besteht die Infektionsgefahr jedoch nur durch Bodeninfektionen, was die Situation deutlich vereinfacht.
In frühen Lagen ist die Rebblüte weitestgehend abgeschlossen, in mittleren Lagen gerade in vollem Gange und in späten Lagen gerade am Anfang. Lediglich der Gutedel lässt sich bekanntermaßen noch etwas Zeit. Eine breite Streuung also, wodurch enge Spritzabstände nötig werden. Anfang nächster Woche soll sich das Wetter wieder etwas beruhigen, wodurch die Blüte vermutlich schnell abgeschlossen werden kann.
Rebschutz:
Viele Betriebe haben die Belagserneuerung am Wochenende durchgeführt. Eine wichtige Behandlung in Anbetracht der gefallenen Niederschlagsmengen!
Den nächsten Behandlungstermin über die Pfingsfeiertage zu ziehen wird NICHT empfohlen. Durch den starken Zuwachs sowie das hohe Oidiumrisiko ist hierbei die Gefahr von Infektionen beider Pilze zu groß.
Wie wir alle wissen befinden wir uns nun in der empfindlichsten Phase des Pflanzenschutzes. Durch das Öffnen der Blütenkäppchen, lange Blattnässezeiten, warme Tages- und Nachttemperaturen und dem enormen Zuwachs seit dem Wochenende (ca 500cm2) wird eine erneute Behandlung im Abstand von 6-8 Tagen empfohlen. Ein Spritzfenster mit gegebener Befahrbarkeit zu finden wir hierbei schwierig werden. Wer nicht an den Feiertagen Sonntag/Montag fahren will, sollte bereits am Donnerstag eine Behandlung durchführen. Dieser bleibt vermutlich im ganzen Markgräflerland trocken, hingegen für Freitag und Samstag erneute Niederschläge gemeldet sind.
Im Hagelgebiet Raum Fischingen wird innerhalb 48h nach dem Ereignis eine Behandlung mit Kurativmittel empfohlen. Natürlich nur, wenn dabei keine Gefahr für Mensch und Maschine besteht!
Mittelempfehlung:
Peronospora
Betriebe welche dem letzten Aufruf gefolgt sind und das Mittel Zorvec eingesetzt haben, können in der nächsten Behandlung Kontaktmittel einsetzen, wie z.B. Folpan 80 WDG (1,0 kg/ha), Folpan 500 SC (1,5 l/ha), oder Delan WDG (0,5 kg/ha) mit der alten Zulassungsnummer.
Sollten sich die prognostizierten Regenmengen für die Tage nach der Behandlung deutlich erhöhen (>15 mm), können auch potentere Mittel wie Enervin SC + Folpan 80 WDG (1,5 l/ha + 1,0 kg/ha), Profiler (1,88 kg/ha bereits Phosponat enthalten, Mischreihenfolge beachten, nur 1 x pro Saison) oder Videryo F (1,56 l/ha) eingesetzt werden.
Um den Neuzuwachs besser zu schützen wird der Zusatz von Phosphonaten wie z.B. Veriphos, Foshield, (jeweils 2,5 l/ha) oder Frutogard (3,75 l/ha) zur Spritzbrühe empfohlen. Werden andere Produkte eingesetzt, sind die entsprechenden Aufwandmengen zu beachten. Alternativ kann auch das Kombinationsmittel Delan Pro (3l/ha) eingesetzt werden.
In Betrieben welche in der letzten Spritzung Kontaktmittel eingesetzt haben, wird nun der Einsatz eines kurativen Mittels empfohlen, wie z.B. das hochpotente Zorvec Vinabel, (0,46 l/ha bei 2,0m Gassenbreite und 1,2m Laubwandhöhe bzw. 4 Düsenpaare, ansonsten 0,38 l/10.000m2 LWF, kein Phosponat nötig) Aber auch Mittel wie Pergado (2,5 kg/ha), Melody Combi (1,38 kg/ha) oder Fantic F (1,5 kg/ha) sind eine gute Wahl.
Hier finden Sie auch einen Dosierungsrechner für Zorvec Vinabel.
Sollten 48h vor der Behandlung keine nennenswerten Niederschläge gefallen sein, können auch Kontaktmittel zum Einsatz kommen.
Bei kurzen Spritzabständen von Phosphonaten kann die Mittelmenge dieser auf x1,5 reduziert werden.
Oidium
Gegen den echten Mehltau sollten nun die potentesten Mittel der SDHI-Gruppe zum Einsatz kommen wie z.B. Sercadis (0,15 l/ha) (Gruppe L), Luna Experience (0,31 l/ha) (Gruppe G/L), aber nicht, wenn zuletzt azolhaltige Mittel appliziert wurden oder Luna Max (0,83 l/ha) (Gruppe G/H) aber nicht, wenn zuletzt Prosper Tec bzw. Spirox appliziert wurde.
Generell sollte lediglich eines dieser drei Mittel 1 x pro Saison zum Einsatz kommen.
In Anlagen, in denen die Blüte noch zurückhaltend ist, können auch Mittel wie z.B. Talendo (0,25 l/ha) (Gruppe J), Belanty (1,2 l/ha bei 1,2m Laubwandhöhe bzw. 4 Düsenpaare und 2m Gassenbreite, ansonsten 1,0 l/10.000 m2) (Gruppe G) oder Dynali (0,5 l/ha) (Gruppe R/G) eingesetzt werden. Hier finden Sie auch einen Dosierungsrechner für Belanty.
Bitte achten Sie auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel! Es dürfen niemals zwei Mittel mit demselben Wirkstoff hintereinander eingesetzt werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.
Die Mittelmenge errechnet sich aus der Basismenge x 2,5
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Der Mottenflug der Traubenwickler bewegt sich auf recht niederem Niveau. Eine Bekämpfung ist derzeit nicht notwendig. In den Pheromongebieten ist es weiterhin ruhig.
Amerikanische Rebzikade
Bitte beachten Sie zu diesem Thema den Aufruf in Weinbauinfo Nr. 8.
Besorgen Sie sich die vorgeschriebenen Mittel rechtzeitig. Die erste Behandlung muss am 16.06.2025 erfolgen. Davor müssen in den Anlagen jede Gasse gemulcht und die Stockausschläge entfernt sein.
Die Befallszonen befinden sich zwischen Mauchen und Kleinkems und sind auf dieser Karte einsehbar.
Glasflügelzikade
Die Glasflügelzikade (Hyalestes obsoletus), welche eine Überträgerin der Schwarzholzkrankheit ist, besiedelt Brennnesseln und Ackerwinden als Wirtspflanzen. Die Besiedelung findet normalerweise ab Anfang Juni statt, die Zikade weicht nur im Notfall auf Reben aus. Da der Flug der Zikade kurz bevorsteht, sollten die Wirtspflanzen ab nun nicht mehr beseitigt werden.
Traubenlockernde Maßnahmen
Beachten Sie hierzu die Informationen aus Weinbauinfo Nr. 9
Piwis
Da die Rebblüte nun kurz bevorsteht, sollten Piwis mit den nächsten 2 bis 4 Überfahrten mitbehandelt werden.
Junganlagen
Neben dem zeitigen ausbrechen und anbinden sollte im Abstand von 7-10 Tagen der Pflanzenschutz durchgeführt werden. Im Zweifelsfall kommen hier Kurativmittel zum Einsatz. Ein starker Pero-Befall kann bis in den Trieb eindringen und somit den Stammaufbau um ein komplettes Jahr zurückwerfen.
Sonstiges
In Vitimeteo zeigt die Station Zunzingen im Vergleich zu anderen Staionen extreme Pero-Infektionen an (893,1000). Nach Rücksprache mit dem WBI sollte vorerst auf eine andere Station ausgewichen werden. Der Fehler wird behoben.
Nächster Aufruf am Donnerstag, dem 12.06.
gez. Mattmüller