Weinbauinfo Nr. 10-2025 vom 30.05.2025
Agenda Blüte beginnt
Einsatz von Bioregulatoren
Vegetationsstand und Witterung
Der Mai 2025 geht mit weniger als 50% eines durchschnittlichen Mai, bezogen auf das langjährige Mittel 80-100 mm Regen, in den Endspurt (siehe Tabelle unten). Gleichzeitig war der Mai um ca. 0,3°C durchschnittlich kühler. Bei der in 2025 insgesamt frühen Rebenentwicklung von aktuell ca. 2 Wochen hat die Rebenentwicklung etwas gebremst. Gerade in den hohen Lagen, im inneren Kaiserstuhl, ist das in den Rebanlagen auffallend. Dem gegenüber stehen die sehr frühen Lagen, kleinklimatisch begünstigt, mit dunklem Vulkanverwitterungsboden, in der Blüte. Hier sind oft 30% der Blüten offen. In den südlichen Lagen des Südkaiserstuhls beginnen sich die ersten Blüten in den Burgundersorten zu öffnen. Mit den vorhergesagten sehr warmen Temperaturen 25-30°C, die ab heute bis Sonntag eintreten sollen, kann es in manchen Lagen zu einem raschen Blüteverlauf bzw. in anderen Lagen zu einem Vegetationsschub kommen, der die Blüte dann schneller beginnen lässt. Mit dieser sommerlichen Wärme steigt am Sonntag das Gewitterrisiko sehr stark an. Hier sind höhere Niederschlagsmengen punktuell in den Gemarkungen möglich.
Die Reben sind bezogen auf das Entwicklungsstadium in ihrer höchsten Empfindlichkeitsphase gegenüber den Mehltauerkrankungen, Peronospora und Oidium. Aktuell sind nur sehr wenige Ölflecke gemeldet worden. Ein Ölfleck wurde an einem bodennahen Trieb/Blatt war bereits weiß, sporulierend. Insgesamt ist der Krankheitsdruck bisher witterungsbedingt eher gering. Trotzdem gilt es in der aktuell empfindlichen Phase die Rebanlagen in kürzeren Intervallen vorbeugend zu behandeln. Wenn die Wettervorhersage (hohe Niederschlagsmengen, evtl. Gewitter, mehrere Tage Blattnässe) sich bestätigt, wäre die nächste Behandlung vor dem Wochenende, nach Zuwachs von 2 Blättern zu empfehlen. Dies ist auch mit dem Blick auf Oidium sehr wichtig, denn für Oidium bestehen aktuell optimale Infektionsbedingungen bei höchster Empfindlichkeit!
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Wenn man die Fangzahlen der Traubenwicklerfalter im Vitimeteo in den Gemarkungen Endingen, Kiechlinsbergen, Amoltern, ohne gemeinschaftliche Pheromonverwirrungen nachvollzieht, ist ein eindeutiger Flughöhepunkt des Bekreuzten Traubenwicklers z.B. in den Gemarkungen Endingen, Amoltern am 02.05. auszumachen. Entsprechend sollte man in Rebanlagen ohne Bekämpfung in Nicht-Pheromongebieten, aktuell bzw. in den nächsten Tagen bei den Laubarbeiten mögliche Heuwürmer in den Gescheinen finden. Falls Sie Heuwürmer finden dann melden Sie diese mit einem Foto per WhatsApp oder Email an mich.
In den Pheromongebieten gibt es bisher keine Unregelmäßigkeiten!
Da der Flug der ersten Generation Traubenwickler überwiegend abgeschlossen ist, sollten jetzt die Köder und Leimböden in den Lockstofffallen bzw. Kontrollfallen gewechselt werden um den Flugverlauf der 2. Generation zu beobachten!
Winden-Glasflügelzikade
als Überträger von Phytoplasmen, Auslöser der Schwarzholzkrankheit sind flugaktiv.
Bitte lassen Sie nach Möglichkeit, Brennnesselhorste als natürliches Habitat in ihren Rebanlagen stehen. Ansonsten fliegen die Zikaden auf die Rebblätter und stechen diese an. Dabei können Phytoplasmen = zellwandlose Bakterien als Überträger die Schwarzholzkrankheit auslösen.
Amerikanische Zikade
Als Anlage zu dieser Weinbauinfo sende ich Ihnen eine
„Kurzanleitung zur Erkennung der Nymphen der Amerikanischen Rebzikade (ARZ)“
Die Amerikanische Zikade kann auch durch Übertragung von Phytoplasmen auf die Rebe die Goldgelbe Vergilbung (Flavescence
Doree´) übertragen. Bisher gibt es Funde dieser Zikadenart im südlichen Markgräflerland. Aktuell hat das Staatliche
Weinbauinstitut Freiburg eine Nymphe der amerikanischen Zikade gefunden.
Pilzkrankheiten
Peronospora und Oidium
Mit der angekündigten Wetteränderung und den vorausgesagten, möglichen Wärmegewittern freuen wir uns über die Niederschläge, die wir dringend benötigen. Dabei steigt aber die Infektionsgefahr vor allem von Peronospora durch Bodeninfektionen und dieser Tage auch das Infektionsrisiko von Oidium durch morgendlichen Tau und hohe Tagestemperaturen. Entscheidende Kriterien sind der schnelle Zuwachs bei sich gleichzeitig öffnenden Blüten. Hier sollte zeitnah vor den Niederschlägen eine Behandlung erfolgen.
Zum Einsatz kommen gegen Peronospora z.B. Zorvec Vinabel 0,456 L/ha (gerechnet auf 12.000m² Laubwandfläche pro ha) alternativ Profiler 1,875 Kg/ha (Mischreihenfolge auf der Packung beachten) oder Delan Pro 3 L/ha. Beim Einsatz dieser Mittel ist ein Zusatz von Phosphonat nicht notwendig, da bereits enthalten (Profiler, Delan Pro) bzw. im Falle von Zorvec ist eine umfassende vollsysthemische Verlagerung des Wirkstoffs gegeben.
Wer nach größeren Niederschlägen, Gewittern seinen Pflanzenschutz durchführt sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit innerhalb von max. 48 Stunden nach möglichen Infektionen mit einem tiefen- bzw. kurativwirkenden Peronosporafungizid wie z.B. Pergado, Melody Combi, Fantic F etc. seine Behandlung durchführen. Hier ist ein Zusatz von Phophonat wie z.B. Rhombiphos, Veriphos, Foschield 2,5 L/ha zu überlegen.
Gegen Oidium fügen wir der Spritzbrühe z.B. Belanty 1,2 L/ha oder Talendo 0,25 L/ha oder Dynali 0,5L/ha hinzu.
Bitte achten Sie auf das Resistenzmanagement und verwenden Sie auf keinen Fall gleiche bzw. in Verbindung stehende Wirkstoffgruppen 2 x hintereinander!
Wichtiger Hinweis:
Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, beste Applikationsqualität und die Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements, d.h. konsequenter Wirkstoffwechsel. Zudem sollte bei anfälligen Sorten wie z.B. Müller-Thurgau, Silvaner, Chardonnay und insbesondere Cabernet Dorsa, sowie in den Befallsanlagen jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel 3,6 Kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Je nach Infektions-und Krankheitsdruck werden 2-4 Pflanzenschutzbehandlungen vor, während und bis nach der Blüte auch bei den Piwis empfohlen. Dies ist besonders in Bezug auf Mehltau eine wichtige Maßnahme.
Pilzwiderstandsfähige Reben jetzt mitbehandeln!
Traubenlockernde Maßnahmen; Einsatz von Bioregulatoren
Gute Blütebedingungen fördern bei Rebsorten mit dichter Beerenstruktur (Burgundersorten) die Kompaktheit der Trauben (Packungsgrad der Beeren).
Hier kann z.B. bei kompakten Spätburgunder (Klon Fr-5286, F105) und beim Grauburgunder (H1 oder Fr-49207 oder auch SMA) eine Behandlung mit Bioregulatoren sehr sinnvoll sein, um das spätere Fäulnisrisiko zu reduzieren.
Der Einsatz von Gibb 3 (zugelassen für Burgundersorten, Chardonnay u. Sauvignon blanc) zum Termin „Vollblüte = 50% Käppchen sind abgefallen“ mit einem Aufwand von 10-16 Tabletten/ha hat sich bei den kompakten Burgundersorten in der Praxis bestens bewährt. Bitte beachten sie die Anwendungsempfehlungen (Tabletten gut auflösen, Zusatz von Haftmittel z.B. Adhäsit, jede Gasse fahren, Spritzung solo nicht mit PSM mischen, ca. 600 l/ha Wasseraufwand, langsames Antrocknen, nur früh morgens oder in den Abendstunden spritzen).
Das Produkt Berelex 40 SG, Wirkstoff Gibberelinsäure, hat eine Zulassung für Spät-, Grau- und Weißburgunder, sowie für Schwarzriesling und Portugieser. Aufwandmenge 5g/hl Brühe. Gleiche Einsatzbedingungen wie Gibb 3.
Alternativ kann Regalis Plus 1-1,8 Kg/ha (Behandlung der Traubenzone) empfohlen werden. Auf die mögliche höhere Verrieselungswirkung bzw. stärkere Ausdünung und Ertragsreduzierung wird hiermit hingewiesen. Bei der Anwendung sollte darauf geachtet werden, dass die Triebspitzen nicht getroffen werden, da es zu Triebberostungen kommen kann. Deshalb sollten der Luftstrom und die Düsen entsprechend etwas nach unten eingestellt werden.
Weitere Möglichkeiten um die Kompaktheit der Trauben zu reduzieren ist das „Ausblasen mittel Druckluftentblätterung“ oder das „Trauben teilen“ zu einem späteren Zeitpunkt!
Weinbauliche Arbeiten
Das Heften der Triebe steht auf dem Arbeitsplan. Besonders in windoffenen Anlagen sollte frühzeitig geheftet werden um Windbruch zu vermeiden. Dabei können noch vorhandene Doppeltriebe an den Fruchtruten entfernt und buschige Köpfe ausgebrochen werden.
Achten Sie von Beginn auf eine luftige Laubwand.
Chlorose
Die Meldungen von starker Chlorose häufen sich. Neben den schon beschriebenen
starken Temperaturunterschiede bei gleichzeitig starkem Wachstum (Schlechtwetterchlorose, Stresschlorose etc.) sind auch feinkrümelige Bodenbearbeitungen und das Einarbeiten von nicht verrotteter organischer Substanz (Mist, Trester) Ursache dafür.
Folgende Empfehlungen:
· Bei mittlerer Ausprägung kann eine Sonderbehandlung (separate Behandlung) mit einem Eisenchelat/Eisencitrat z.B. Lebosol Heptaeisen 3-7 L/ha in Verbindung mit einem Aminosäurehaltigen Stickstoffblattdünger z.B. Aminosol 1-2 L/ha überlegt werden. In den meisten Anlagen wird sich die Chlorose bei stabiler Wetterlage auswachsen.
· Bei starker Ausprägung ist die Stockdüngung mit z.B. Folicin DP 20 g/Stock gelöst in ca. 0,5L Wasser zu empfehlen. Dabei sollte links und rechts vom Stock ein Loch, z.B. mit einem Pfahleisen etc. gemacht werden und der halbe Liter zur Wurzel gegeben werden. Anschließend ist das Loch mit dem Schuh zuzumachen um die Oxidation des Eisenpräparates zu verhindern.
· Auch das Lüften des Bodens z.B. mit einem Schichtengrubber, jede 2. Gasse, ist zu empfehlen um den Gasaustausch an der Wurzel zu verbessern und Faulgase aus dem Boden zu befördern.
Agrarbüro
Für Rebenpflanzungen ist die elektronische Einreichung der Rebenrechnung mittels FIONA bis zum 15.07.2024 möglich. Der FIONA-Antrag kann hierzu auch nach dem 15.05. nochmals geöffnet werden. Nach dem hochladen der Rebenrechnung müssen Sie bitte den Antrag nochmal einreichen. Erst dann ist die Rechnung im System aktiv!!!
Je früher die Rechnung eingegeben wird, desto schneller können wir mit den Kontrollen starten. Und… desto schneller erfolgt die Mittelfreigabe und damit die Auszahlung der Förderung!
Flächenkorrektur Umstrukturierung nach Neupflanzung
Eine Überbeantragung, der in der Umstrukturierung zur Pflanzung beantragten Rebflächen, kann zu Sanktionen und damit zu Verlust von Fördergelder führen. Somit empfehlen wir nach der Pflanzung die beantragten Rebflächen mit der tatsächlich angepflanzten Fläche abzugleichen und die Korrektur vor Abgabe der Rebenrechnung (Verwendungsnachweis) im Gemeinsamen Antrag/FIONA vorzunehmen. Auch nach Abschluss des GA kann dieser nochmals bis 16.05. geöffnet werden und die beantragte U+U Fläche korrigiert und eingereicht werden. Nach dem 16.05. müssen notwendige Flächenkorrekturen schriftlich beim Landwirtschaftsamt angezeigt werden.
Eine praxistaugliche Methode um die angepflanzte Rebfläche zu überprüfen ist die Rückrechnung auf die gepflanzten Pfropfreben und deren Standraum. D.h.
Standraum = Gassenbreite x Stockabstand
Pflanzfläche = Standraum x gepflanzte Rebenanzahl
Die Förderung erfolgt flurstückbezogen! D.h. Sie müssen die gepflanzte Fläche auf das beantragte Flurstück rückrechnen und korrigieren!
Wir bitten um Beachtung!!!
Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl