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Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 9

Allgemeine Situation:

Durch die fehlende Sonnenenergie und moderaten Temperaturen wachsen die Reben weiterhin nur gemächlich voran. Trotz allem stehen die Weinberge sehr schön da, abgesehen von den ein oder anderen „Chloroseecken“. Mittlerweile lassen sich immer mehr erste offene Blüten in den Anlagen finden. Ein Zeichen, dass die Reben in den Startlöchern stehen und nur noch auf das passende Wetter warten. Für das Wochenende werden bis zu 30°C prognostiziert, was sicherlich zu einem Wachstumsschub führen wird und in vielen Lagen den Blühbeginn einleitet. Jedoch soll bereits am Sonntag eine längere Regenperiode beginnen, welche -stand jetzt- bis einschließlich Mittwoch 40mm und mehr bringen soll. 

Rebschutz:

Peronospora 

Die zu erwartende Rebblüte in Kombination mit den vorhergesagten Niederschlägen lässt das Infektionsrisiko gegenüber Peronospora stark ansteigen. Unser Vorteil hingegen dem letzten Jahr ist jedoch die befallsfreie Laubwand. Die richtige Mittelwahl in Kombination mit dem gut gewählten Behandlungszeitpunkt wird uns also auch über diese Regenperiode helfen. 

In den meisten Betrieben wurde die letzte Behandlung entweder am Anfang (19./20.) oder Ende (23./24.) vergangener Woche durchgeführt. Unabhängig davon wird die nächste Behandlung für kommenden Freitag oder Samstag empfohlen. Sollten sich die Niederschläge bewahrheiten, wäre der Abstand ansonsten einfach zu lange. Zudem wird in den bekannten Lagen die Befahrbarkeit wenig gegeben sein. 

Mittelempfehlung:

Wie bereits in den Wintervorträgen angesprochen, entfalten bestimmte Peronosporamittel ihr volles Potenzial in Blatt und Geschein, wenn sie bereits vor großen Niederschlägen appliziert werden. 

Zum Einsatz kommen deswegen Produkte wie z.B. Zorvec Vinabel (0,38 l/ha bei 1m Laubwandhöhe bzw. 3 Düsenpaare und 2m Gassenbreite, ansonsten 0,38 l/10.000 m2) oder Profiler (1,5 kg/ha) Bei beiden Mittel ist der Zusatz eines Phosponats nicht notwendig. Hier finden Sie auch einen Dosierungsrechner für Zorvec Vinabel. 

Sollten die Niederschlagsprognosen bis zum Wochenende deutlich reduziert werden (<15mm) können weiterhin im 10 Tage Rhythmus Kontaktmittel eingesetzt werden, wie z.B. Folpan 80 WDG (0,8 kg/ha), Folpan 500 SC (1,2 l/ha), oder Delan WDG (0,4 kg/ha). Um den Neuzuwachs besser zu schützen wird der Zusatz von Phosphonaten wie z.B. Veriphos, Foshield, (jeweils 2 l/ha) oder Frutogard (3 l/ha) zur Spritzbrühe empfohlen. Werden andere Produkte eingesetzt, sind die entsprechenden Aufwandmengen zu beachten. Alternativ kann auch das Kombinationsmittel Delan Pro (2,4l/ha) eingesetzt werden.

Oidium

Die kommende Behandlung wird in allen Lagen vermutlich die letzte Vorblütebehandlung sein. Daher wird nun generell der Einsatz eines organischen Mehltaufungizid empfohlen. Viele Versuchsergebnisse belegen eine sehr gute Wirkung der Wirkstoffgruppe „Spiroxamine“ zur letzten Vorblütebehandlung.

Mittelempfehlung:

Zum Einsatz kommen Produkte wie z.B. Prosper Tec (0,66 l/ha) (Gruppe H) oder Spirox (0,4 l/ha) (Gruppe H). Als Alternative bzw. Folgeprodukt z.B. Dynali (0,4 l/ha) (Gruppe R/G) oder Belanty (1 l/ha bei 1m Laubwandhöhe bzw. 3 Düsenpaare und 2m Gassenbreite, ansonsten 1,0 l/10.000 m2)(Gruppe G) Hier finden Sie auch einen Dosierungsrechner für Belanty. 

Bitte achten Sie auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel! Es dürfen niemals zwei Mittel mit demselben Wirkstoff hintereinander eingesetzt werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.

Die Mittelmenge errechnet sich aus der Basismenge x 2

Tierische Schädlinge 

Traubenwickler 

Der Mottenflug der Traubenwickler bewegt sich auf recht niederem Niveau. Eine Bekämpfung ist derzeit nicht notwendig. In den Pheromongebieten ist es weiterhin ruhig.

Amerikanische Rebzikade 

Bitte beachten Sie zu diesem Thema den Aufruf in Weinbauinfo Nr. 8.

Besorgen Sie sich die vorgeschriebenen Mittel rechtzeitig. Die erste Behandlung muss am 16.06.2025 erfolgen. Davor müssen in den Anlagen jede Gasse gemulcht und die Stockausschläge entfernt sein. 

Die Befallszonen befinden sich zwischen Mauchen und Kleinkems und sind auf dieser Karte einsehbar. 

Traubenlockernde Maßnahmen

Auch wenn das Wetter nicht perfekt für die Rebblüte ist, zeigt die Erfahrung aus anderen regnerischen Jahren, dass sich der Einsatz von Bioregulatoren dennoch auszahlt und das Fäulnisrisiko deutlich gesenkt wird.

Der Einsatz von Bioregulatoren wäre also durchaus sinnvoll. Dies gilt auch für die Langzapfenkordon-Anlagen. 

Der Einsatz von Gibb 3 zum Termin „Vollblüte“ (50% der Blütenkäppchen abgeworfen) mit einem Aufwand von 10-12 Tabletten/ha bei Spätburgunder, 9 – 10 bei Weißburgunder und 14 bei Grauburgunder, hat sich bei den kompakten Burgundersorten in der Praxis bestens bewährt. 

Bitte beachten sie die Anwendungsempfehlungen (Tabletten gut auflösen, Zusatz von Haftmittel, z.B. Adhäsit, jede Gasse fahren, Spritzung solo, nicht mit PSM mischen, ca. 600 l/ha Wasseraufwand, langsame Antrocknung, deshalb bei hohen Temperaturen und niederer Luftfeuchtigkeit nur frühmorgens oder in den Abendstunden spritzen). Das Produkt Berelex 40 SG, Wirkstoff Gibberelinsäure, hat eine Zulassung für Spät-, Grau- und Weißburgunder, sowie für Schwarzriesling und Portugieser. Aufwandmenge 5g/hl Brühe bei 500l Wasser/ha . Gleiche Einsatzbedingungen wie Gibb 3.

Alternativ hat Regalis Plus aktuell eine Zulassung für alle Rebsorten. Erfahrungsgemäß kann es bei der Anwendung von Regalis Plus zu stärkeren Ertragsreduzierungen, insbesondere bei der Sorte Weißburgunder, kommen. Als Aufwandmenge wird empfohlen: 1,0 -1,2kg/ha für Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Auxerrois, 1,2 kg/ha für Spätburgunder, Grauburgunder, Gewürztraminer, Muskateller und 1,5 kg/ha für Riesling, Müller-Thurgau, Gutedel, Dornfelder und Acolon, ebenfalls zum Termin „Vollblüte“. Bitte beachten Sie, dass bei Benetzung der Triebspitzen phytotoxische Reaktionen (Berostungen, Triebspitzen können abbrechen) entstehen können. Dies kann insbesondere die Nachpflanzreben (Hochstamm) treffen. Es empfiehlt sich daher nicht von unten nach oben zu sprühen, sondern eher horizontal bzw. von oben leicht nach unten! Ansonsten gleiche Verfahrensweise wie bei Gibb 3. Bitte beachten sie genau die Bestimmungen auf dem Beipackzettel, (Regalis Plus Pack = Regalis plus Zitronensäure). 

Eine Alternative hierzu stellt das Ausblasen mittels Drucklufttechnik dar. Nutzen Sie diese Technik und nehmen Sie frühzeitig Kontakt zu einem Lohnunternehmer auf, um das kurze Zeitfenster nutzen zu können.

Piwis

Da die Rebblüte nun kurz bevorsteht, sollten Piwis mit den nächsten 2 bis 4 Überfahrten mitbehandelt werden. 

Sonstiges

Bei hellgelben Anlagen kann der Zusatz von Harnstoff (0,5 kg / 100L Spritzbrühe) oder Aminosol (2 l/ha) Abhilfe verschaffen. Bei hartnäckigen Chlorosefällen könne auch eisenhaltige Blattdünger eingesetzt werden. Fragen Sie hierzu bei Ihrem Landhändler nach.  

Nächster Aufruf am Donnerstag, dem 05.06.                     

gez. Mattmüller