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Weinbauinfo Tuniberg Nr. 8

Allgemeiner Entwicklungsstand 

Der Nachmittag des 21. Mai verlief für den Weinbau am Tuniberg glücklich. Eine Gewitterzelle führte zu heftigen Niederschlägen besonders in den südlichen Gemeinden, wo bis zu über 40 mm Regen fielen. Nur die Gemeinden Merdingen und Waltershofen liegen Inselartig mit weniger als 10 mm dazwischen. Die Gewitterzelle enthielt Hagel, welcher nur den kleinen Rebberg in Mengen streifte, die Schäden in den südlich davon liegenden Ackerbaugebieten sollen deutlich stärker sein. Das Wasser war willkommen, weil damit die zunehmende Trockentendenz abgemildert wurde. Die Entwicklung in den Reben zeigt wieder eine zunehmende Streuung. Überwiegend schön stehen die Burgunderbestände, während besonders dem Müller – Thurgau die Wetterlage nicht zusagt. Die kühlen, trockenen Winde lassen eine richtige Erwärmung nicht zu. Vielleicht könnte es zusätzlich auch eine Alternanz sein, da diese Sorte in den zurückliegenden Jahren sehr, sehr zuverlässig in der Menge war. Viele Bestände sind gelblich und es fehlt – wie man sagt – der Zug. In den frühen guten und geschützten Lagen werden die ersten offenen Blüten gemeldet, in der grossen Fläche ist die Entwicklung eine Mischung aus Gescheine vergrössern sich bis Gescheine voll entwickelt. Die angesagten Temperaturen der kommenden Tage werden die Blüte nicht anschieben, es wird kühl, unter 20° C am Tag und unter 10° C nachts, eine zunehmende Erwärmung ist im Laufe der kommende Woche wieder zu erwarten. In der ersten Wochenhälfte bleibt es noch instabil, grosse Regenmengen sind bisher nicht in der Vorhersage. Wird es wärmer, kommt die Blüte rasch. Die Entwicklung steht zurzeit rund eine Woche vor dem langjährigen Mittel.

 

Zu den tierischen Schädlingen 

Die Flugkontrolle der Traubenwickler ist weiter zu verfolgen. Die Kontrollfallen sind im gewohnten Rhythmus montags – mittwochs – freitags abzulesen. Ausserhalb der Pheromongebiete ist teilweise kräftiger Flug des Bekreuzten Traubenwicklers, im Raum Kressbronn ist die Lage nach wie vor ohne Flug ruhig. Aus den Pheromongebieten gibt es keine Meldungen. Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter Vitimeteo Monitoring. Erste Meldungen zu Reblaus an PIWI – Reben liegen vor, wir bitten, Auffälligkeiten zu melden. Ansonsten bestehen keine weiteren besonderen Beobachtungen, vereinzelt Pockenmilben werden durch den nun laufenden Pflanzenschutz mit Schwefel mitkontrolliert. 

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Nach wie vor liegen im Beratungsgebiet keine Meldung von Ölflecken vor. Daher entstehen durch starke Niederschläge nur Bodeninfektionen der Peronospora. Die Gewitterzelle hat die anstehende Behandlung auf das Wochenende am Tuniberg aufgeteilt. In den Gemeinden, in denen die Niederschläge über 15 mm liegen – Mengen mit den sichtbaren Hagelschäden, Munzingen, Tiengen, Ober – und Niederrimsingen, Opfingen und Gottenheim, muss im Zeitrahmen tiefenwirksamer Mittel eine Behandlung umgesetzt werden, was bedeutet, dass bis Freitagabend diese abgeschlossen sein sollte. Überall sonst kann mit Kontaktmittel der Peronospora gefahren werden, da die Niederschläge auf trockenen Oberboden fielen und durch die geringe Intensität der Regen keine ernsthafte Infektionsgefahr besteht. Betriebe, welche direkt vor den Niederschlägen gefahren sind, haben keinen Behandlungsbedarf. Im Bodenseeraum sollte der Behandlungsabstand die 10 Tage nicht überschreiten. Die kühle Wetterlage ist kein Oidiumwetter, sodass  mit Netzschwefel mit 3,6 kg / ha weiter gefahren werden kann. Lediglich in den frühen Lagen kann der Zusatz von z.B. Prosper Tec mit 0,66 l / ha oder Belanty mit 0,9 l / ha mehr Sicherheit bieten. Ab der nachfolgenden Behandlung sind organische Mittel im westlichen Beratungsgebiet generell einzuplanen. Mittel wie Talendo sind unbedingt für das wichtige Blütefenster aufzusparen, um dort den Wirkstoffwechsel zu gewährleisten. Zum Einsatz gegen Peronospora kommen: im Kerngebiet der Gewitterzelle: ein tiefenwirksames Mittel wie z.B. Melody Combi mit 1,0 bis 1,1 kg / ha, Reboot mit 0,2 kg / ha oder Pergado mit 1,25 kg / ha. Ansonsten ein Kontaktmittel wie Folpan 80 WDG mit 0,8 kg / ha, als flüssige 500 SC Formulierung mit 1,2 l / ha oder Delan WG mit 0,4 kg / ha, im östlichen Beratungsgebiet gilt der derselbe Aufwand mit Basisaufwand x 2,0. Zusätze wie Phosphonate mit z.B. 1,5 l / ha Veriphos oder RhombiPhos sind auf Grund der noch instabilen Wetterlage vorteilhaft. Als Alternativen zur Kombination mit Kontaktmitteln sind die Kombinationsmittel Delan Pro oder Profiler (letzteres nur einmalig in der Saison) einsetzbar.

Am dem jetzigen Entwicklungsstand sollten empfindlichere PIWI – Sorten mitbehandelt werden. Dazu gehören Sorten wie z.B. Johanniter, Regent, Cabernet Jura, Cabaret Noir und Cabernet blanc. 

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.


Weinbauliche Hinweise 

Die Heft – und Ausbrecharbeiten laufen auf Hochtouren. Die anhaltenden gelblichen Erscheinungen, am verbreitesten bei der Sorte Müller – Thurgau, sind Symptome von leichtem Stickstoffmangel, selten chlorotischen Ursprungs. Hier kann mit 0,5 kg / 100 l fertige Spritzbrühe Harnstoff oder mit Aminosol 1 – 2 l / ha gegengesteuert werden. In Chlorosefällen helfen Eisenchelate / Eisencitrate. In den diesjährigen Junganlagen ist auf ein sorgfältiges Aufheften zu achten, um später einen möglichst geraden Stamm zu erhalten. Bei Trieben ab 15 - 20 cm ist der reguläre Pflanzenschutz – siehe oben -  mitzufahren. 

 

Sonstige Hinweise 

Am Vatertag findet wieder der Tunibergtag statt. Bei hoffentlich gutem Wetter freuen sich die Tuniberger Winzer auf viele Besucher.

 

Das nächste Weinbauinfo erfolgt, sofern nicht anderst erforderlich, am 28.05.2025. Weinbauberater Zuberer ist im Urlaub und wird durch seinen Kollegen Joscha Mattmüller vertreten. Bei wichtigen Fragen ist Weinbauberater Mattmüller unter der Telefonnr.: 01622550679 zu erreichen.