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Weinbauinfo Kaiserstuhl Nr. 08-2025

Weinbauinfo Nr. 08-2025 vom 14.05.2025

 

Agenda       Pflanzenschutz dem Zuwachs anpassen

                    Oidium ist Leitkrankheit

                    Wasserschonende Bodenpflege

                    Ausbrechen

 

Vegetationsstand und Witterung

Die anhaltende Hochdruckwetterlage mit sonnig warmen Tagen hat das Wachstum der Reben mit ca. 2 Blatt in dieser Woche vorangebracht. In den meisten Anlagen sind 8-9 Blätter entfaltet und die Gescheine strecken sich BBCH 19. Die Reben sind überwiegend sehr vital. Einzelne Rebanlagen, insbesondere Müller-Thurgau zeigen chlorotische Gelbfärbungen.

Der bisher ungewöhnlich, trockene Mai mit nur geringen Niederschlägen führt in vielen Gemarkungen und Lagen zur Austrocknung des Oberbodens. Die Ertragsanlagen können noch von Ihren Reserven zehren. Jüngere Anlagen auf Böden mit Skelettanteilen (Vulkan, Vulkanverwitterung) und damit geringer Bodenmächtigkeit zeigen erste Wuchsschwächen durch die Trockenheit. Hier sind frühzeitig wasserschonende Bodenpflegemaßnahmen durchzuführen ggf. erste Tropfbewässerungsgaben zu überlegen. Der Ostkaiserstuhl mit Ausläufen Richtung mittleren Kaiserstuhl haben durch ein Gewitter am Montagabend etwas Niederschlag, ca. 8 mm, bekommen. Leider kam es zu einem Hagelereignis in Bahlingen, Richtung Riegel und Endingen.

Die Wettervorhersage meldet weiterhin anhaltende Hochdruckwetterlagen. Damit sind im Moment keine weiteren Niederschläge in der Wettervorhersage angekündigt. Durch verstärkte Winde ab morgen Nachmittag soll es zu etwas Temperaturrückgang kommen.

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

In den Nicht-Pheromongebieten wie z.B. in Endingen oder im Breisgau, zeichnen sich in www.monitoring.vitimeteo teils beachtliche Fallenfänge beim Bekreuzten Traubenwickler aber auch Fallenfänge beim Einbindigen Traubenwickler ab.

An alle Fallenkontrolleure in den gemeinschaftlichen Pheromonverwirrungen, bitte kontrollieren Sie jetzt regelmäßig 2-3 x wöchentlich ihre Fallen und melden Zuflug von Faltern direkt den Verantwortlichen (Rebschutzwarte, Pheromonverfahrensleiter).

Bisher sind keine Unregelmäßigkeiten in den Pheromonverfahren bekannt.

Pilzkrankheiten

Peronospora und Oidium

Hochdruckwetterlagen im Grad der aktuellen Ausprägung (sonnig warme Tage mit 25°C Tageshöchsttemperatur und nächtliche Abkühlung auf 10-12°C, Förderung der Feuchtekondensation) sind förderlich für Oidium. Das Infektionspotential Richtung Blüte steigt deutlich an. Dies zeigt auch der Oidiumindex in Vitimeteo. Mittlerweile befinden wir uns in den Gemarkungen des Kaiserstuhl im hohen Risiko. Damit sind die Spritzintervalle nach der Leitkrankheit Oidium und entsprechend dem Zuwachs, konsequent auszurichten. Spätestens nach 2 zugewachsenen Blättern bzw. ca. 10 Tagen, sollte eine Behandlung erfolgen.

Zum Einsatz kommen gegen Echten Mehltau (Oidium) organische Mehltauwirkstoffe wie z.B. Prosper Tec mit 0,5 L/ha (Basis x 1,5), alternativ Spirox 0,30 L/ha oder Vivando 0,12 L/ha. Betreffend Nebenwirkungen gegen Milben, insbesondere Pockenmilben, geben wir der Spritzbrühe Netzschwefel 3,6 Kg/ha zu.

Die bisherige und aktuelle Wetterlage in der Vegetation 2025, macht uns die Kontrolle der Peronospora bisher leicht. Der Einsatz von Kontaktwirkstoffen reicht zu Bekämpfung aus.

Zum Einsatz kommen gegen Peronospora ein Kontaktfungizid wie z.B. Delan WG 0,3 Kg/ha oder Folpan 80 WDG 0,6 Kg/ha oder Folpan 500 SC 0,9 L/ha.

Zur Steigerung der natürlichen Abwehrkraft der Rebe und dem Aufbau eines Phosphonatpuffers in der Pflanze kann die Zugabe von z.B. Veriphos oder Foshield oder Rhombiphos etc.,1,5 L/ha sinnvoll sein. Alternativ empfehlen wir Delan Pro 1,8 L/ha (Kombination aus Kontaktmittel und Phosphonat).

Wer nach größeren Infektionsereignissen und starken Zuwachsraten, siehe Bsp. Gewitter bzw. Hagelereignis am 12.05., seinen Pflanzenschutz durchführt,  sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit auf ein zugelassenes tiefenwirksames Peronosporafungizid wie z.B. Reboot, Pergado, Fantic F oder Melody Combi etc. in den entsprechenden Aufwandmengen zurückgreifen. Eine umgehende Behandlung innerhalb max. 48 Stunden ist notwendig um die kurative Wirkung der Mittel zu nutzen.

Allgemeine Hinweise:

§  Der Wasseraufwand beträgt 400-800 L/ha im Spritzverfahren bzw. 200-300 L/ha im Sprühverfahren. 

§  Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 1,5.

§  Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!

§  Bitte benutzen Sie abdriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)

§  Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 

§  Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung 

§  Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 

§  Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.

Pflanzenschutzmaßnahmen müssen mittels Spritzdokumentation aufgezeichnet werden. Dies kann handschriftlich aber auch digital erfolgen!
 

Weinbauliche Arbeiten

Das Ausbrechen der Bodentriebe auch als protektive Maßnahme gegen Peronospora (Leitereffekt Bodeninfektionen) steht aktuell auf dem Arbeitsplan. Neben den mechanischen Möglichkeiten von Hand und mittels Stammputzer, können die Bodentriebe chemisch, mittels Shark oder Quickdown (herbizide Abbrenner) abgespritzt werden. Dies geht aber nur bis zu einer Trieblänge von 10-15 cm.

Bitte beachten Sie die Sortenvorgaben bei Shark: Silvaner, Chardonnay, Schwarzriesling und allen Burgundersorten. Bei Quickdown plus Toil die Sorten Riesling und Dornfelder. Beloukha (Pelargonsäure) hat keine Sortenbegrenzung. Bitte achten sie bei der Anwendung auf abdriftmindernde Arbeitsweise, Einsatz von Spritzschirm und Injektordüsen. Diese Abbrenner sind bei der Anwendung sehr Driftempfindlich und können bei den eigenen und benachbarten Reben Schäden an den Blättern, Trieben, letztendlich einen toxischen Schock auslösen. Der Einsatz wird nur bei windstillen Verhältnissen empfohlen.

Ausbrechen

Allgemein ist ein guter bis sehr guter Fruchtansatz in den Rebanlagen zu beobachten. Viele Doppeltriebe und Mehrfachgescheine sind zu sehen. Das konsequente Ausbrechen ist dieses Jahr eine wichtige Maßnahme um die Triebzahl der Reben an der Fruchtrute und am Kopf einzustellen. Entfernen sie alle Doppeltriebe an den Fruchtruten und brechen sie den Kopf auf maximal 3-4 Triebe aus. Daraus ergeben sich luftige Laubwände, die eine schnelle Abtrocknung der Gescheine, später der Trauben fördern und die anstehenden Heftarbeiten erleichtern, bzw. Arbeitszeit einsparen!

Bodenpflege

Es gibt sicherlich Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit der Böden. Dort wo genügend Wasser vorhanden ist, können Begrünungen weiterwachsen, sofern sie aufgrund ihrer Höhe noch einen zielgerichteten Pflanzenschutz ermöglichen. Manche Wintereinsaaten sind aber höher als der unterste Draht und damit erhöhen Sie die Luftfeuchtigkeit in den Anlagen und bremsen das Morgendliche Abtrocknen. Solche Begrünungen sind zeitnah zu Walzen. Dies erleichtert mancherorts auch die anstehenden Heftarbeiten und fördert die Beschattung des Bodens (Kühlung), reduziert die Wasserverdunstung.

Da weiterhin kein Regen in Sicht ist, empfehlen wir Begrasungen in jeder 2. Zeile flach zu stören (max. 5 cm Tiefe) um damit die Wasserkonkurrenz insbesondere von Quecke und Weidelgras zu reduzieren. Hierzu eigenen sich Kreiselegge, Scheibenegge etc.

Ansonsten empfiehlt sich, hinsichtlich der Förderung der Insektenvielfalt, das alternierende, abdeckende Mulchen jeder 2. Gasse. 

Bei „Herbizidfreier Bodenpflege“ empfiehl sich jetzt eine Kombination aus Rollhacke und Stammputzer einzusetzen. Damit kann bei einmaliger Überfahrt der Unterstockbereich (Beikrautbesatz) bearbeitet und gleichzeitig die Stammauswüchse mechanisch ausgebrochen werden.

Chlorose

Stärkere Gelbfärbungen sind den starken Temperaturunterschiede bei gleichzeitig starkem Wachstum zuzuschreiben (Schlechtwetterchlorose, Stresschlorose etc.). Bei starkem Auftreten kann eine Sonderbehandlung (separate Behandlung) mit einem Eisenchelat/Eisencitrat z.B. Lebosol Heptaeisen 3-7 L/ha in Verbindung mit einem Aminosäurehaltigen Stickstoffblattdünger z.B. Aminosol 1-2 L/ha überlegt werden. In den meisten Anlagen wird sich die Chlorose bei stabiler Wetterlage auswachsen.

Junganlagen 

Bitte beobachten Sie ihre Junganlagen betreffend Trockenstress. Hängende Ranken sind ein Zeichen, dass die Pflanzen Wasser brauchen. Besonders Hochstammreben haben Mühe aufgrund der 3xfachen Unterlagenlänge das Wasser nach oben zu transportieren. Hier kann es schnell zu Trockenschäden kommen. Giesen sie frühzeitig mit mindesten

5 L pro Rebe. Alternativ kann über eine Abdeckung des Bodens mit Heu oder Stroh nachgedacht werden, falls es entsprechende Beschaffungsmöglichkeiten gibt.

 

Agrarbüro

Morgen ist der 15.05. und damit endet die Antragsfrist für den Gemeinsamen Antrag 2025. Nicht vergessen!

 

Tobias Burtsche

Weinbauberatung Kaiserstuhl