Weinbauinfo Nr. 06-2025 vom 30.04.2025
Agenda - Kurzinfo Pflanzenschutz
Vegetationsstand und Witterung
Die sehr sonnig-warme Witterung der letzten Tage hat das Rebenwachstum gut vorangebracht. Wir können in den mittleren Lagen um die 6 Blätter zählen (BBCH 53). Die Gescheine 1 und 2 sind schon frei am Trieb angeordnet. In vielen Rebanlagen, Müller-Thurgau und Burgunder, zeigen sich öfters auch der Ansatz eines 3. Gescheins.
Neben den Schlepperarbeiten wie Düngung, Pflanzenschutz, Mulchen und Unterstockpflege sind nun auch Pflegearbeiten wie Ausbrechen, evtl. Heftdrähte in Stellung bringen und das Pflanzen/Nachpflanzen der Reben zu erledigen.
Die Wettervorhersage meldet für Morgen bis einschließlich Samstag weiterhin sommerlich sonnig und warm. Am Sonntag bzw. Anfang nächste Woche soll es zu einem deutlichen Temperatursturz und regional zu teils ergiebigen Schauern bis hin zu Gewittern kommen.
Pilzkrankheiten
Peronospora und Oidium
Das temporäre Feld der bereits durchgeführten Behandlungen bzw. noch nicht erfolgten Behandlungen unterscheidet sich schon zu Beginn der Pflanzenschutzsaison. Frühe Lagen und Sorten wurden bereits vor 10-12 Tage behandelt. Hier sollte vor dem Wochenende eine 2. Belagsspritzung erfolgen.
Zum Einsatz kommen gegen Peronospora ein Kontaktfungizid wie z.B. Delan WG 0,2 Kg/ha oder Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha. Gegen Oidium fügen wir der Spritzbrühe je nach Zulassung des Produktes 3,6-6,0 Kg/ha Netzschwefel hinzu. Hieraus ergeben sich Nebenwirkungen auf die Kontrolle der Milbenpopulation.
Zur Steigerung der natürlichen Abwehrkraft der Rebe kann die Zugabe von Phosphonaten wie z.B. Veriphos oder Fosshield etc.,1,0 L/ha sinnvoll sein. Alternativ empfehlen wir Delan Pro 1,2 L/ha (Kombination aus Kontaktmittel und Phosphoant).
Allgemeine Hinweise:
§ Der Wasseraufwand beträgt 300-400 L/ha im Spritzverfahren bzw. 100-200 L/ha im Sprühverfahren.
§ Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 1.
§ Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!
§ Bitte benutzen Sie abdriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)
§ Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden.
§ Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung
§ Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz.
§ Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.
Pflanzenschutzmaßnahmen müssen mittels Spritzdokumentation aufgezeichnet werden. Dies kann handschriftlich aber auch digital
erfolgen!
Reben Pflanzen/Nachpflanzen
Bei den aktuellen feuchten Bedingungen ergeben sich nach Abtrocknen des Oberbodens optimale Bedingungen für das Pflanzen bzw. Nachpflanzen der Reben. Bitte denke Sie beim Pflanzen in Böden und Gewannen mit erhöhter Engerlingspopulation an das Pralinieren der Pfropfreben. Sprechen Sie hierzu mit Ihrem Pflanzguterzeuger.
Ebenso empfehlen wir nach dem Pflanzen der Junganlagen das Einsäen jeder 2. Gasse mit einer vielseitigen Begrünungsmischung wie z.B. Wolff-Mischung oder Semopur 7,4 (ohne Luzerne) als Ablenkungsfütterung für die Engerlinge.
Weinbauliche Arbeiten
Das Ausbrechen der Bodentriebe auch als protektive Maßnahme gegen Peronospora (Leitereffekt Bodeninfektionen) steht aktuell auf dem Arbeitsplan. Neben den mechanischen Möglichkeiten von Hand und mittels Stammputzer, können die Bodentriebe chemisch, mittels Shark oder Quickdown (herbizide Abbrenner) abgespritzt werden. Bitte beachten Sie die Sortenvorgaben bei Shark: Silvaner, Chardonnay, Schwarzriesling und allen Burgundersorten. Bei Quickdown plus Toil die Sorten Riesling und Dornfelder. Beloukha (Pelargonsäure) hat keine Sortenbegrenzung. Bitte achten sie bei der Anwendung auf abdriftmindernde Arbeitsweise, Einsatz von Spritzschirm und Injektordüsen. Diese Abbrenner sind bei der Anwendung sehr Driftempfindlich und können bei den eigenen und benachbarten Reben Schäden an den Blättern, Trieben, letztendlich einen toxischen Schock auslösen. Der Einsatz wird nur bei windstillen Verhältnissen empfohlen. Der ideale Einsatzzeitpunkt ist bei einer Trieblänge von 10-15 cm.
Auch die Ausbrecharbeiten am Kopf, Einstellen der Triebanzahl und Förderung des Fruchtholzes für den nächstjährigen Anschnitt, sowie das Entfernen von Doppel- und Kümmertrieben an den Bogreben, bzw. das Einstellen einer optimalen Triebzahl für eine luftige Laubwand bestimmen die manuellen Stockarbeiten.
In Naturschutzgebieten muss bei einem Einsatz der genannten Produkte beispielsweise eine Ausnahmegenehmigung vorliegen.
Bodenpflege
Nächste Woche können sich nach dem Abtrocknen des Oberbodens gute Bedingungen für das Umbrechen, das Einebnen jeder zweiten Gasse und einer Neueinsaat einer vielseitigen Begrünungsmischung ergeben. Ansonsten empfiehlt sich, hinsichtlich der Förderung der Insektenvielfalt, das alternierende Mulchen jeder 2. Gasse.
Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl