Weinbauinfo Nr. 20-2024 vom 01.08.2024
Agenda: Abschlussspritzung
Stopp-Behandlung Oidium
Vegetationsstand und Witterung
Sonnig schwülwarme bis heiße Tage treiben die Rebenentwicklung voran. Die Vegetation 2024 bleibt sich treu. Alles geht zwar stetig aber doch langsamer als erwartet. Siehe Verfärbung vom Spätburgunder:
Foto 31.07.24: Verfärbung Spätburgunder Foto: Verrieselung; Beeren füllen sich
Nur wenige Beeren sind bis jetzt in den Standardklonen gefärbt. Auch bei Grauburgunder geht es langsam und im Müller-Thurgau findet man vereinzelt helle Beeren in den mittleren Lagen. Die Ertragsaussichten sind gut. Teilweise füllen sich die bisher klein gebliebenen, aus der Verrieselung stammenden, Beeren.
D.h. man findet mittlerweile auch echt kompakte, satte, dichtbeerige Trauben, die evtl. ein höheres Fäulnisrisiko haben. Jetzt bestehen noch die Möglichkeiten, sehr kompakte Trauben zu teilen und das Fäulnisrisiko dadurch zu reduzieren. Auch Ertragsreduzierungen in überhangenen jüngeren Rebanlagen oder Rebanlagen mit hohem Anschnitt, teilweise zusätzlich geneigter Frostrute sollten jetzt erfolgen.
Ansonsten ist der Arbeitskalender mit Pflegearbeiten: Gipfeln, Abschlussspritzung, Mulchen, Stämme putzen und Böschungspflege gefüllt. Auch die Junganlagen benötigen jetzt nochmals manuelle Pflege wie Geiztriebe ausbrechen, Hochheften der Triebe, weiterhin wöchentlicher Pflanzenschutz und evtl. Einsaat der offenen Gassen. Es lohnt sich, da die Jungreben bei den aktuell guten Bodenwasserverhältnissen im August und September noch hochwachsen und damit einen guten Stammaufbau bieten!
Foto: Gepflegte Junganlage mit Phacelia-Einsaat
Die Wettervorhersage meldet eine von Frankreich heranziehende Tiefdruckrinne, die feuchte Luft, hohe Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit zu uns bringt. Wetterbesserung ist für Samstag vorhergesagt. Damit ergibt sich am Samstag, nach Abtrocknung des Bodens, ein mögliches Spritzfenster um die Abschlussspritzung durchzuführen.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
In den Pheromongebieten gibt es keine Auffälligkeiten. Bitte kontrollieren Sie weiterhin mindestens wöchentlich Ihre Kontrollfallen.
Kirschessigfliege KEF
Bei den früh reifenden roten Rebsorten (Acolon, Cabernet Dorsa, Regent, Cabernet Cortis) ist die Verfärbung fortgeschritten. Das Staatliche Weinbauinstitut wird in Kürze mit der Beprobung von Rebflächen mit frühen Sorten auf Eiablage der Kirschessigfliege beginnen. Die Beprobungen werden dann in den folgenden Wochen weitergeführt. Die aktuellen Daten zum Eiablage-Monitoring und zu Fallenfängen können jederzeit unter www.monitoring.vitimeteo, wie in den vergangenen Jahren, abgerufen werden.
Bitte beachten Sie jetzt v.a. die vorbeugenden Maßnahmen! Eine wichtige Maßnahme ist eine moderate Entblätterung der Traubenzone von befallsgefährdeten Rebsorten (auch Spätburgunder). Die Trauben trocknen dadurch schneller ab, werden von der Sonne beschienen und nachweislich von der Kirschessigfliege weniger stark frequentiert. In gefährdeten Anlagen sollte die Begrünung kurzgehalten werden. Auch hierdurch wird in der Rebanlage ein trockeneres Mikroklima erreicht und schattige Zonen reduziert.
Beerenverletzungen sind zu vermeiden. Weitere Informationen finden Sie in der mitgesendeten Anlage.
Bitte denken Sie auch an die Böschungspflege. Insbesondere das Beseitigen von Brombeeren, die als Wirt der KEF dienen, ist zu empfehlen.
Der Befall mit Kirschessigfliegen wird maßgeblich durch den Gesundheitszustand der Trauben (z.B. Stabilität der Beerenhäute) und der Witterung in den kommenden Wochen bestimmt. Daher beobachten Sie bitte sorgsam Ihre Anlagen, zunächst von früh reifenden Rebsorten. Ein besonderes Augenmerk sollte auch auf Anlagen mit Vorschäden, z.B. durch Oidium oder Hagel gelegt werden.
Rebschutzempfehlung
Pilzkrankheiten
Peronospora
Weitere lange Blattnässezeiten durch langen morgendlichen Tau führen zu wiederkehrenden Infektionen in den neuen Blättern. Aber auch angrenzende alte Blätter werden befallen. Witterungsbedingt, keine anhaltende trockene Wetterphase, kein Ausbrennen der Peronospora.
Oidium
Fast möchte man: “verflixt und zugenäht“ aufschreien. Erste Oidiummeldungen seit dieser Woche verzerren das gesagte. Es sind nur Einzelmeldungen von späten Infektionen, siehe Foto. Bitte kontrollieren Sie Ihre Anlagen. Bei Befall bitte umgehend Stoppspritzung, siehe Anlage, durchführen.
Oidiumbefall kaum sichtbar
Für die Abschlussspritzung gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Gegen Peronospora empfehlen wir z.B. Folpan (WZ 35 Tage, max. 8 Anwendungen) mit 1,6 Kg/ha oder Videryo F 2,5 L/ha (WZ 28 Tage, max. 6
Anwendungen). Alternativ Mildicut 4 L/ha (WZ 21 T, 6 Anwendungen).
Gegen Oidium geben wir der Spritzbrühe z.B. Topas 0,32 L/ha (WZ 35 T) oder Sarumo, Galileo 0,75 L/ha (WZ 28) oder Belanty
1L/10.000m² LWF. Aktuell ca. 1,5-1,75 L (WZ 21 Tage) zu.
Bei überwiegend gesunden Anlagen können die letzten beiden Spritzungen z.B. mit Kupferpräparaten mittels Kupfersplitting
durchgeführt werden: Zum Einsatz kommen z.B. Funguran Progress 1 Kg/ha (entspricht 350 g/Kg Reinkupfer) bzw. Cuprozin Progress 1,4
L/ha (250 g/L Reinkupfer) oder Coprantol Duo 1,25 L/ha (280 g/L Reinkupfergehalt). Hierzu kann man die genannten organischen
Oidiumfungizide wie Z.B. Topas, Sarumo/Galileo oder Belanty der Spritzbrühe zusetzen.
Alternativ zu den organischen Oidiumpräparaten können Bikarbonate wie z.B. Vitisan 6-8 Kg/ha + Netzmittel oder Kumar 5 Kg/ha
können zur Oidiumbekämpfung bei Spritzabständen 8-10 Tagen zum Einsatz kommen. Bitte beachten Sie, dass Bikarbonate bei
Temperaturen über 25°C und starker Sonneneinstrahlung zu Verbrennung führen können.
Das Befahren jeder Gasse in Befallsanlagen, bei besonders anfälligen Sorten (Müller-Thurgau, Chardonnay, Silvaner, Cabernet Dorsa…) wird ab abgehender Blüte bis Abschlussbehandlung besonders empfohlen.
Botrytisbekämpfung
Der Einsatz von Spezialbotrytiziden wird aufgrund der Wirkungsspezifikation, temporär vor Traubenschluss empfohlen. Wer guten Laubarbeiten, luftige Erziehung, Einsatz von Bioregulatoren in kompakten Sorten, Teilentblätterung der Traubenzone evtl. Druckluftentblätterung durchgeführt hat, hat gut vorgebeugt.
Eine evtl. 2. Botrytisbehandlung zum Termin Abschlussspritzung liegt im Ermessen des Bewirtschafters.
Vorbeugung von Stiellähme
Verrieselungs-Jahre können Stiellähme-Jahre sein. Deshalb wird empfohlen, spätestens ab Traubenschluss Bittersalz max. 3%ig zur Spritzbrühe hinzuzugeben. Alternativ magnesiumhaltige Blattdünger wie z.B. Lebosol Magnesium 400 SC 2-5 L/ha oder Wuxal Magnesium 5 L/ha etc. zu Einsatz kommen.
Allgemeine Hinweise:
§ Der Wasseraufwand beträgt 1200-1400 L/ha im Spritzverfahren bzw. 400-700 L/ha im Sprühverfahren.
§ Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 4.
§ Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!
§ Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)
§ Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden.
§ Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung
§ Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz.
§ Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Viele PIWI-sorten haben einen erhöhten Magnesiumbedarf. Hier wird eine mehrmalige Blattdüngung mit Bittersalz 10-15 Kg/ha, jedoch max. 3%ig konzentrieren oder z.B. Lebosol MG 400 SC 2-5 L/ha empfohlen.
Junganlagen
In Junganlagen sollte der Pflanzenschutz bis ca. Mitte September weitergeführt werden.
Für eine Peronospora-Bekämpfung werden im vorbeugenden wöchentlichen Spritzintervall Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Delan 0,2 Kg/ha oder Mildicut 1,0 L/ha empfohlen. Konzentrierung Basisaufwand/ha bezogen auf 400L/ha Wasseraufwand. Wer nach ergiebigen Niederschlägen, starkem Zuwachs seine Junganlagen behandelt sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit ein tiefenwirksame Peronospora-Fungizide einsetzen wie z. B. Melody Combi 0,55 kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Forum Gold 0,48 Kg/ha (Basisaufwand auf 400 L/ha).
Zur Oidiumbekämpfung wird der Zusatz eines organischen Präparates empfohlen. Die Spritzintervalle sollten dem Zuwachs entsprechend angepasst werden und bei der derzeitigen Wetterlage 8 Tage nicht überschreiten. Als Nährstoffzugabe und Repellent gegen Haarwild Aminosol oder Beckmann Aminofert-N 1L/ha.
Bitte beachten:
Die gute fachliche Praxis gibt bei der Behandlung von Junganlagen neben Ertragsanlagen vor, dass die letzten 3 Gassen der Junganlagen, zur Grenze der Ertragsanlagen, nur von der abgewendeten Seite besprüht werden!
Agrarbüro
Der neue Antrag zur Förderung der Umstrukturierung können Sie unter: https://breisgau-hochschwarzwald.landwirtschaft-bw.de/,Lde/Startseite/Fachinformationen/Weinbau+Kaiserstuhl
herunterladen. Folgende Hinweise aus der Verwaltungsgruppe des Landwirtschaftsamtes:
Es besteht weiterhin die Möglichkeit den Antrag vorab telefonisch durchzusprechen und diesen im Anschluss per Post oder Briefkasteneinwurf, Europaplatz 3 in 79206 Breisach einzureichen.
Eine persönliche Antragsentgegennahme für den Vorantrag Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen 2025, ist nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Diese sind ausschließlich im Zeitraum 8.30 Uhr bis 12.00 Uhr möglich. Montag bis Donnerstagnachmittags bieten wir zusätzlich eine telefonische Beratung an.
Aufgrund der Ausschlussfrist 31.08.2024, die in der Urlaubszeit aller am Verfahren beteiligten Personen liegt, bitten wir um frühzeitige Vorlage des Vorantrages.
Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl