Weinbauinfo Nr. 18-2024 vom 17.07.2024
Agenda: - Termin Abschlussspritzung in der Woche 27.07.-03.08.2024
Vegetationsstand und Witterung
Es ist eine Freude durch die grünen, vitalen Reben am Kaiserstuhl zu fahren. Und eine starke Leistung der Winzerinnen und Winzer, die die Reben pflegen. Gerade in einem sehr feuchten Jahr wie 2024 ist das Gesundhalten der Rebanlagen eine echte Herausforderung, die bis jetzt bravourös gemeistert wurde. Und schon wieder sind weitere Niederschläge vorhergesagt:
Das Ende des Traubenschlusses BBCH 79 ist in nahezu allen Lagen am Kaiserstuhl zu beobachten. In den frühen Lagen stehen wir kurz vor Reifebeginn: Beeren beginnen hell zu werden bzw. zu verfärben. Damit ist ein großer Schritt in Richtung Ertragssicherung geschafft und das mit hoher Sporenlast belastete Geizlaub sollte nun umgehend mittels Gipfeln mit dem Laubschneider heruntergeschnitten werden.
Mit den bis zum Wochenende vorhergesagten Tageshöchsttemperaturen von über 30°C ist die Sonnenbrandgefahr für die Trauben extrem hoch. In frisch entblätterten Anlagen sieht man frischen Sonnenbrand. Es ist ratsam Entblätterungsmaßnahmen momentan einzustellen und sich auf das manuelle Entfernen der Geiztriebe in der Traubenzone zu konzentrieren.
Wie schon im Weinbauinfo-Nr. 15 angekündigt ist der Termin Abschlussspritzung in der Woche vom 29.07.-03.08. angedacht. Was nicht heißt, dass man auch schon am 27.07. bzw. früher die Abschlussbehandlung durchführen kann. Der aktuelle Entwicklungsstand liegt etwa gleichauf mit 2023. Damit ist ab Mitte September mit der Hauptlese zu rechnen. Falls für Neuen Süßen schon im August geerntet werden soll, sollte in diesen Rebanlagen schon Ende diese Woche der Pflanzenschutz beendet werden. Für Sektgrundwein spätestens am 27.07. Bitte richten Sie sich nach den Vorgaben Ihres Vermarktungsbetriebes.
Die Wettervorhersage meldet für die nächsten Tage anhaltend sonnig mit hoher Schauerwahrscheinlichkeit im Verlauf des Sonntages. Wer nach wie vor hohen Peronosporainfektionsdruck in seinen Rebanlagen hat, sollte am Samstag seine Belagsspritzung terminieren!
Foto T. Burtsche: Peronospora
im Geizlaub
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Die zweite Generation Traubenwickler hat einen verschwinden geringen Flug, der in den Kontrollfallen in den Nicht-Pheromongebieten festgehalten wird.
In den Pheromongebieten gibt es keine Auffälligkeiten. Bitte kontrollieren Sie weiterhin mindestens wöchentlich Ihre Kontrollfallen.
Rebschutzempfehlung
Pilzkrankheiten
Peronospora
Unaufhörlich neue Peronosporainfektionen bei feuchtwarmer Witterung. Entspannung weiterhin nicht in Sicht. Damit stehen in den meisten Betrieben noch 2 Behandlungen an, die genutzt werden sollten um vor größeren Niederschlägen im Abstand von max. 10 Tagen eine Belagsspritzung durchzuführen.
Oidium
Bisher sind nur wenige Oidiummeldungen eingegangen. Auch bei den selbst durchgeführten Bonituren habe ich fast nichts gefunden. Damit scheint es dieses Jahr deutlich weniger Befall zu geben als in den vergangenen Jahren. Bitte kontrollieren Sie Ihre Anlagen. Falls Sie Befall feststellen sollten Sie umgehend eine Stoppspritzung (siehe Anlage) durchführen.
Spritzabstand ca. 10 Tage!
Zum Einsatz kommen gegen Peronospora bevorzugt Fungizide auf der Basis von Kontaktwirkstoffen
wie z.B. Folpan 80 WDG 1,6 Kg/ha oder Folpan 500 SC 2,4 L/ha. Alternativ Mildicut 4 L/ha.
Bei überwiegend gesunden Anlagen können die letzten beiden Spritzungen z.B. mit Kupferpräparaten mittels Kupfersplitting durchgeführt werden: Zum Einsatz kommen z.B. Funguran Progress 1 Kg/ha (entspricht 350 g/Kg Reinkupfer) bzw. Cuprozin Progress 1,4 L/ha (250 g/L Reinkupfer) oder Coprantol Duo 1,25 L/ha (280 g/L Reinkupfergehalt).
Gegen Oidium empfehlen z.B. Belanty 1L/10.000m² LWF. Aktuell ca. 1,5-1,75 L. Alternativ Topas 0,32 L/ha oder Sarumo 0,75 L/ha. Auch Bikarbonate wie z.B. Vitisan 6-8 Kg/ha + Netzmittel oder Kumar 5 Kg/ha können zur Oidiumbekämpfung bei Spritzabständen 8-10 Tagen zum Einsatz kommen. Bitte beachten Sie, dass Bikarbonate bei Temperaturen über 25°C und starker Sonneneinstrahlung zu Verbrennung führen können.
Das Befahren jeder Gasse in Befallsanlagen, bei besonders anfälligen Sorten (Müller-Thurgau, Chardonnay, Silvaner, Cabernet Dorsa…) wird ab abgehender Blüte bis Abschlussbehandlung besonders empfohlen.
Vorbeugung von Stiellähme
Verrieselungs-Jahre können Stiellähme-Jahre sein. Deshalb wird empfohlen, spätestens ab Traubenschluss Bittersalz max. 3%ig zur Spritzbrühe hinzuzugeben. Alternativ magnesiumhaltige Blattdünger wie z.B. Lebosol Magnesium 400 SC 2-5 L/ha oder Wuxal Magnesium 5 L/ha etc. zu Einsatz kommen.
Wichtiger Hinweis:
Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, beste Applikationsqualität und die Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements, d.h. konsequenter Wirkstoffwechsel. Zudem sollte bei anfälligen Sorten wie z.B. Müller-Thurgau, Silvaner, Chardonnay und insbesondere Cabernet Dorsa, sowie in den Befallsanlagen jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel Stulln (28 T WZ) 3,2 Kg/ha, aktuell im Handel ausverkauft) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.
Allgemeine Hinweise:
§ Der Wasseraufwand beträgt 1200-1400 L/ha im Spritzverfahren bzw. 400-700 L/ha im Sprühverfahren.
§ Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 4.
§ Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!
§ Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)
§ Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden.
§ Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung
§ Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz.
§ Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Viele PIWI-sorten haben einen erhöhten Magnesiumbedarf. Hier wird eine mehrmalige Blattdüngung mit Bittersalz 10-15 Kg/ha, jedoch max. 3%ig konzentrieren oder z.B. Lebosol MG 400 SC 2-5 L/ha zu spritzen.
Junganlagen
Für eine Peronospora-Bekämpfung werden im vorbeugenden wöchentlichen Spritzintervall Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Delan 0,2 Kg/ha oder Mildicut 1,0 L/ha empfohlen. Konzentrierung Basisaufwand/ha bezogen auf 400L/ha Wasseraufwand. Wer nach ergiebigen Niederschlägen, starkem Zuwachs seine Junganlagen behandelt sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit ein tiefenwirksame Peronospora-Fungizide einsetzen wie z. B. Melody Combi 0,55 kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Forum Gold 0,48 Kg/ha (Basisaufwand auf 400 L/ha).
Zur Oidiumbekämpfung wird der Zusatz eines organischen Präparates empfohlen. Die Spritzintervalle sollten dem Zuwachs entsprechend angepasst werden und bei der derzeitigen Wetterlage 8 Tage nicht überschreiten. Als Nährstoffzugabe und Repellent gegen Haarwild Aminosol oder Beckmann Aminofert-N 1L/ha.
Foto T. Burtsche Peronospora an Jungreben
Agrarbüro
Der neue Antrag zur Förderung der Umstrukturierung ist bei uns eingetroffen. Sie erhalten Ihn als Anlage zu dieser Email. Ausschlussfrist für die Antragsstellung ist der 31.08.2024 für geplante Neupflanzungen 2025!
Aufgrund der Umstrukturierungskontrolle bin ich aktuell täglich im Außendienst und evtl. nur temporär telefonisch erreichbar. Auch Emails können nur zeitverzögert beantwortet werden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl