Weinbauinfo Nr. 17-2024 vom 10.07.2024
Agenda: - Traubenschluss überwiegend erfolgt
- Erster Sonnenbrand am 09.07.2024
- ESCA auffällig
- Termin Abschlussspritzung in der Woche 27.07.-03.08.2024
Vegetationsstand und Witterung
Mit den warmen bis heißen Temperaturen hat das Beerenwachstum enorm zugelegt. Im Mittel der Lagen sind wir bei BBCH 79 Traubenschluss angelangt. Nur in den hohen späten Lagen und Sorten am Kaiserstuhl ist noch kein Traubenschluss zu beobachten.
Die anhaltend feuchtwarme Witterung ergibt nach wie vor gute Bedingungen für Peronospora- und Oidiuminfektionen. Die Empfindlichkeit der Trauben ist jedoch gegenüber Mehltauerkrankungen, ab dem Entwicklungsstadium „Traubenschluss“, weniger anfällig. Wobei die Anfälligkeit der Stielgerüste und natürlich des Laubes insbesondere des Zuwachses weiter anhält.
Mit den gestrigen hohen Temperaturen ergaben sich die ersten Beerenschäden durch Sonnenbrand:
Foto: von Herr Häuber übermittelt
Mit dem jetzigen Stadium der Beerenentwicklung „Erbsengröße“ schließen sich die Spaltöffnungen an den Beeren. Damit ist die Transpiration „Kühlung“ der Beerenhaut nicht mehr natürlich möglich und gerade bei höheren Tagestemperaturen über 30°C und starker Sonneneinstrahlung kann es sehr schnell bei Trauben-Exposition Süd, Süd-West, und West zu Sonnenbrandschäden kommen. 2024 mit bisher wenig Wärme- und Sonnenstunden birgt ein hohes Risiko bei plötzlichem Temperaturanstieg und starker Sonneneinstrahlung, Bsp. 09. Juli mit Tageshöchsttemperaturen von 34°C! Entblätterungsmaßnahmen sollten ab diesem Stadium ausgesetzt werden und frühestens ab beginnender Reife, wieder moderat erfolgen.
Auch verstärkt sind jetzt Symptome der ESCA an den empfindlichen Sorten zu beobachten. Absterbende Stöcke, Blätter mit Tigermuster, Trauben mit schwarzen Punkten (Black Measles) bei den Rebsorten Müller-Thurgau, Sauvignon blanc, Riesling, Muskateller, Gewürztraminer etc. Bitte kennzeichnen Sie nach Möglichkeit diese Stöcke für eine Ersatzpflanzung oder zum Stammrückschnitt und Stammneuaufbau.
Die Wettervorhersage meldet starke Niederschläge, mögliche Gewitter am Freitag bis Samstag, mit Wetterbesserung und leichtem Hochdruckeinfluss über das Wochenende. Erneut soll es nächste Woche ab voraussichtlich Dienstag wieder unbeständig, gewittrig und regnerisch werden.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Der Flug der zweiten Generation Traubenwickler (Sauerwurm) hat auf niedrigem Niveau begonnen. In den Nicht-Pheromongebieten sind bisher nur geringe Fänge in den Kontrollfallen zu verzeichnen.
Bitte kontrollieren Sie regelmäßig 1 x pro Woche Ihre Kontrollfallen.
Grüne Rebenzikade
Beim abendlichen Mulchen der Rebanlagen schwirren die Grünen Rebenzikaden. Mit dem Mulchen jeder 2.Gasse erhält man ein Teil des natürlichen Habitats der Grünen Rebenzikade und vermindert das Schadensrisiko an den Reben. Das Mulchen jeder 2. Gasse wird ausdrücklich empfohlen!
Rebschutzempfehlung
Pilzkrankheiten
Peronospora
Die anhaltende unbeständige, feuchtwarme Witterung hält das Infektionsrisiko weiterhin hoch. Wie schon berichtet sind die Beeren ab Traubenschluss weniger anfällig. Jedoch bleibt die Anfälligkeit der Beerengerüste und des Laubes. Es empfiehlt sich entsprechend aufmerksam zu sein und möglichst vorbeugend zu behandeln. In den späteren Lagen am Kaiserstuhl (hohe Lagen von Bickensohl, Altvogstburg, Schelingen und Oberbergen ist der Traubenschluss teilweise noch nicht erreicht hier heißt es aufgepasst.
Oidium
Das gleich gilt auch für Oidium. In Rebanlagen mit dem Entwicklungsstadium Traubenschluss können wir für die letzten 2 Behandlungen auf die Wirkstoffgruppe der Azole übergehen. Wobei insgesamt nur 4 Behandlungen der „Wirkstoffgruppe Azole“ pro Vegetationsperiode zum Einsatz kommen sollen. Dabei sollen verschiedene Produkte der Wirkstoffkategorie „G“ Azole (Belanty, Sarumo/Galileo bzw. Topas verwendet werden.
Alternativ können auch Bicarbonate wie z.B. Vitisan 6-8 Kg/ha + Netzmittel oder Kumar 5 Kg/ha zur Oidiumbekämpfung bei Spritzabständen 8-10 Tagen zum Einsatz kommen.
Für die späteren Lagen sollten bei der nächsten Behandlung nochmals potente organische Oidiummittel der Klasse 3 wie z.B. Dynali, Talendo, Vivando/Kusabi (nur 1x pro Saison) angewendet werden!
Spritzabstand ca. 10 Tage!
Zum Einsatz kommen gegen Peronospora bevorzugt Fungizide auf der Basis von Kontaktwirkstoffen
wie z.B. Folpan 80 WDG 1,6 Kg/ha oder Folpan 500 SC 1,6 L/ha oder Delan WG 0,8 Kg/ha. Bei Behandlungen nach stärkeren Gewittern, Niederschlägen und längeren Spritzabständen oder in späten Lagen (noch kein Traubenschluss) empfehlen wir den Einsatz von tiefenwirksamen Peronosporafungiziden. Hier sollte das Resistenzmanagement besonders beachtet werden. Bitte keine gleichen Wirkstoffe/Mittel 2 x hintereinander anwenden. Empfohlen werden z.B. neu zugelassen Reboot WG 0,4 Kg/ha (Kat B, E), Fantic F 2,4 Kg/ha (Kat D) (max. 3x/Saison) oder Sanvino 1,31 Kg/ha (Kat F) oder Melody Combi 1,925 Kg/ha (Kat C) (max. 2 x/Saison) oder Ampexio 0,56 Kg/ha (Kat C/E) (max. 3x/Saison).
Gegen Oidium empfehlen wir in den späten Lagen (noch kein Traubenschluss) ein organisches Oidiumfungizid (Wirkstoffwechsel beachten) wie z.B. Talendo 0,375 L/ha oder Dynali (R/G) 0,8 L/ha etc.
Nach Traubenschluss z.B. Belanty 1L/10.000m² LWF. Aktuell ca. 1,5-1,75 L. Alternativ Topas 0,32 L/ha oder Sarumo 0,75 L/ha. Alternativ können auch Bicarbonate wie z.B. Vitisan 6-8 Kg/ha + Netzmittel oder Kumar 5 Kg/ha zur Oidiumbekämpfung bei Spritzabständen 8-10 Tagen zum Einsatz kommen.
Das Befahren jeder Gasse in Befallsanlagen, bei besonders anfälligen Sorten (Müller-Thurgau, Chardonnay, Silvaner, Cabernet Dorsa…) wird ab abgehender Blüte bis Abschlussbehandlung besonders empfohlen.
Vorbeugung von Stiellähme
Verrieselungs-Jahre können Stiellähme-Jahre sein. Deshalb wird empfohlen, spätestens ab Traubenschluss Bittersalz max. 3%ig zur Spritzbrühe hinzuzugeben. Alternativ magnesiumhaltige Blattdünger wie z.B. Lebosol Magnesium 400 SC 2-5 L/ha oder Wuxal Magnesium 5 L/ha etc. zu Einsatz kommen.
Wichtiger Hinweis:
Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, beste Applikationsqualität und die Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements, d.h. konsequenter Wirkstoffwechsel. Zudem sollte bei anfälligen Sorten wie z.B. Müller-Thurgau, Silvaner, Chardonnay und insbesondere Cabernet Dorsa, sowie in den Befallsanlagen jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel 3,2 Kg/ha, aktuell im Handel ausverkauft) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.
Allgemeine Hinweise:
§ Der Wasseraufwand beträgt 1200-1400 L/ha im Spritzverfahren bzw. 400-700 L/ha im Sprühverfahren.
§ Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 4.
§ Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!
§ Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)
§ Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden.
§ Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung
§ Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz.
§ Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Viele PIWI-sorten haben einen erhöhten Magnesiumbedarf. Hier wird eine mehrmalige Blattdüngung mit Bittersalz 10-15 Kg/ha, jedoch max. 3%ig konzentrieren oder z.B. Lebosol MG 400 SC 2-5 L/ha zu spritzen.
Junganlagen
Für eine Peronospora-Bekämpfung werden im vorbeugenden wöchentlichen Spritzintervall Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Delan 0,2 Kg/ha oder Mildicut 1,0 L/ha empfohlen. Konzentrierung Basisaufwand/ha bezogen auf 400L/ha Wasseraufwand. Wer nach ergiebigen Niederschlägen, starkem Zuwachs seine Junganlagen behandelt sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit ein tiefenwirksame Peronospora-Fungizide einsetzen wie z. B. Melody Combi 0,55 kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Forum Gold 0,48 Kg/ha (Basisaufwand auf 400 L/ha).
Zur Oidiumbekämpfung wird der Zusatz eines organischen Präparates empfohlen. Die Spritzintervalle sollten dem Zuwachs entsprechend angepasst werden und bei der derzeitigen Wetterlage 8 Tage nicht überschreiten. Als Nährstoffzugabe und Repellent gegen Haarwild Aminosol oder Beckmann Aminofert-N 1L/ha.
Agrarbüro
Die Frist zur Einreichung des Verwendungsnachweises Umstrukturierungsförderung Endet am 15. Juli. 2024!!! Heute haben wir mit der Kontrolle der Flächen begonnen. Schade, dass noch sehr viele Pfropfrebenrechnungen etc. fehlen und wir nicht fortlaufend kontrollieren können. Dies führt zu Verzögerungen in der Bearbeitung und später in der Auszahlung. Es geht um Ihre Förderung!
Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.
Aufgrund der Umstrukturierungskontrolle bin ich aktuell täglich im Außendienst und evtl. nur temporär telefonisch erreichbar. Auch Emails können nur zeitverzögert beantwortet werden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl