Weinbauinfo Nr. 02-2024 vom 25.03.2024
Agenda: - Sehr früher Austrieb erwartet
- Temperatursumme Traubenwickler
- Kräuselmilbenbekämpfung
- Frostgefahr hohe Begrünungen
- Unterstockpflege-Herbizideinsatz
Vegetationsstand und Witterung
Eine sehr früh startende Rebenvegetation ist aktuell zu beobachten. Neben dem „Wolle-Stadium BBCH 05“ ist in vielen Lagen auch schon der Knospenaufbruch BBCH 07 und vereinzelt bei frühen Sorten wie z.B. Chardonnay: „Grüne Triebspritze deutlich sichtbar, zu bonitieren. Gerade die Rebsorte Chardonnay hat einen auffallenden Vorsprung!
Foto: 23.03.2024 Chardonnay Ihringer Winklerberg Flurbereinigung, C. Rosenkranz
Zudem starten wir mit einer guten Winterfeuchte und einem Plus an Sonnenscheinstunden. Ob momentan einstelligen Nachttemperaturen die Entwicklung aufhalten können?
Nach meinen persönlichen Vergleichen mit früheren Vegetationsperioden wird der frühste Austrieb der Reben in diesem Jahr voraussichtlich über Ostern bzw. in der ersten Aprilwoche erwartet.
Mit dem Start in die Vegetation füllt sich der Arbeitskalender. Vordringlich ist das Aushängen der Pheromondispenser in den gemeinschaftlichen Pheromonverwirrverfahren am Kaiserstuhl. Auch die Überlegungen zu ersten Pflanzenschutzmaßnahmen (Austriebsbehandlungen) sind in Planung. Des Weiteren steht je nach Vorgehensweise die Unterstockpflege mechanisch, oder mit Herbizid, vor Austrieb der Stockausschläge, an.
Die Wettervorhersage meldet heute noch heiter bis sonnig. Ab Mittwoch wirkt sich ein Tief mit höherer Regenwahrscheinlichkeit und mit höheren Niederschlagsmengen im Südwesten aus. Über Ostern vermehrt sonnig und tagsüber wärmer.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Momentan erreicht die Temperatursumme für den möglichen Flugbeginn die 900 Kd (Gradtage). Nun sollten baldmöglichst die Pheromondispenser aufgehängt werden. In einigen Gemarkungen hat das Aushängen schon gestartet. Die Aushängtermine sind in allen Gemarkungen im Beratungsgebiet bekannt. Bitte beteiligen Sie sich zahlreich am Aufhängen der Dispenser. Nehmen Sie interessierte Bekannte und Freunde mit.
Bitte beachten Sie beim Aufhängen der Pheromondispenser ISONET LE, dass Sie die Schlaufe um die gebogene Fruchtrute oder bei Jungreben um den Stamm sorgfältig anziehen ohne dass es zum Abknicken bzw. zum Bruch der dünnen, roten Schläuche kommt. Ein Aufhängen am Draht ist nicht korrekt, da es durch Windeinfluss zum Lösen der Dispenser kommen kann. Die Kolonnenführer sollten dies besonders kontrollieren und darauf hinweisen!!!
Die Aushängdichte von 502 Dispenser/ha darf nicht unterschritten werden. Die Randabhängung ist besonders in Gebieten mit bekanntem Wurmbefall besonders akribisch zu gestalten. In Gebieten mit einer Topographie, die den Aufbau der Pheromonwolke begünstigen, z.B. in Flurbereinigungen unter den Böschungen, kann die Randabhängung, je nach Ermessen der Verantwortlichen, eingespart werden.
Auch das zeitnahe Aushängen der Pheromonkontrollfallen zur Überwachung der Funktion der gemeinschaftlichen Pheromonverwirrung ist grundlegend und sollte jetzt zeitnah erfolgen!
Knospenschädlinge (Erdraupen, Rhombenspanner)
Zu den jetzigen Entwicklungsstadien der Reben in den Rebanlagen sind Knospenschädlinge aktiv und können Augenschäden durch Ausfressen verursachen. Beobachten Sie ihre gefährdeten Rebanlagen. Besonders gefährdet sind Anlagen mit eingebrachtem Stroh, Heu oder strohhaltigem Mist. Erdraupen sind nachtaktiv und sollten bei Einbruch der Dunkelheit abgesammelt werden. Rhombenspanner sind auch am Tag aktiv und verweilen in Tarnstellung (vergleichend mit einer Ranke) an der Fruchtrute. Zur Bekämpfung des Rhombenspanners ist z.B. Mimic 0,2 L/ha oder SpinTor 0,04 L/ha, alternativ Dipel DF 1,0 Kg/ha zugelassen. Am besten erfolgt die Behandlung mit einer Rückenspritze. Bitte Basisaufwand zu 400l/ha Wasseraufwand ins Verhältnis setzten und dann auf 15 L Inhalt der Rückenspritze umrechnen.
Kräusel-und Pockenmilben
Mit der Temperatursumme 300 Kd, ist die Auswanderungsbereitschaft der Kräusel- und Pockenmilbe aus ihren Winterquartieren laut Vitmeteo ab Anfang April möglich. In normalen Ertragsanlagen haben wir aufgrund raubmilbenschonender Spritzfolge, Pheromonverwirrung, Begrünungen, etc.in der Regel eine gute Raubmilbenpopulation und entsprechend wenig Probleme mit Schäden durch Kräusel- und Pockenmilben. Ein höheres Schadensrisiko zeigen jüngere Ertragsanlagen 2.-5. Standjahr, in denen evtl. weniger Raubmilbenbesatz vorhanden ist. Hier kann eine vorbeugende Behandlung mit einem Ölpräparat wie z.B. Micula 8 L/ha oder Para Sommer 4L/ha in Verbindung mit Netzschwefel Thiovit Jet 3,6 Kg/ha Sinn machen. Es ist darauf zu achten, dass die Fruchtruten und der Kopf der Reben tropfnass gespritzt werden um eine gute Wirkung zu erreichen. Der Einsatzzeitpunkt ist an wärmeren, sonnigen Tagen sehr günstig. Denken Sie daran, dass das Zeitfenster für die Kräuselmilbenbehandlung mit Öl vor dem Ergrünen der Reben erfolgen sollte. Ab Knospenaufbruch kann es durch die Ölbehandlung an den jungen Blättchen zu Verbrennungen kommen. Ab Entwicklungsstadium offene Knospe sollte nur eine reine Netzschwefelbehandlung erfolgen.
Pilzkrankheiten
Bei weiterhin überwiegend feuchter Witterung und evtl., Vorjahresbefall durch Schwarzfleckenkrankheit sollte zum Termin „Grüne Triebspitze deutlich sichtbar“, besonder bei empfindlichen Rebsorten wie Müller-Thurgau, eine vorbeugende Behandlung mit einem Kontaktfungizid wie z.B. Delan 0,3 Kg/ha oder Folpan 80 WDG 0,6 Kg/ha in Kombination mit Netzschwefel z.B. Stulln 5 Kg/ha oder Microthiol 6 Kg/ha (Nebenwirkung Milben) erfolgen.
Bodenpflege
Viele Betriebe kombinieren die 1. Unterstockpflegemaßnahme mit dem häckseln des Rebholzes. Bei der mechanischen Unterstockbearbeitung eignet sich hier die Scheibe zum Unterschneiden des Bodens und damit der Unkräuter.
Alternativ kann mit Herbiziden (Glyphosat) wie z.B. Roundup Power Flex 1,25 L/ha oder Amega 360 oder Boom-Effekt je 1,6 L/ha im Streifen gearbeitet werden. Bitte beachten Sie, dass die Anwendung von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln in Gebieten mit besonderer Bedeutung für die Artenvielfalt, den Naturhaushalt und der Wasserqualität eingeschränkt, bzw. verboten bleibt. Der Einsatz in Wasserschutz- und Quellschutzgebieten ist verboten!
Des Weiteren ist die Auflage NG 352 zu befolgen. NG-Auflagen sollen in Abhängigkeit von Versickerungseigenschaften der Wirkstoffe eine Verlagerung in das Grundwasser verhindern.
• NG 352: Bei der Anwendung des Mittels ist ein Abstand von 40 Tagen zwischen Spritzungen einzuhalten, wenn der Gesamtaufwand von zwei aufeinanderfolgenden Spritzanwendungen mit diesem und anderen glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln die Summe von 2,9 kg Glyphosat/ha überschreitet.
Mit dem neu zugelassenen Gräsermittel Focus Ultra 0,65 l/ha (einjährige Gräser) bzw. 1,6 L/ha (mehrjährige Gräser) im Streifen in Kombination mit 1 L/ha Dash kann der Unterstockstreifen alternativ sauber gehalten werden. Focus Ultra ist in Wasserschutz- und Quellschutzgebieten zugelassen.
Der Zusatz von Katana 25-30 g/ha, besonders zu Bekämpfung von Amarant und Weideröschen kann kombiniert werden.
Der Minimierungsgedanke sollte bei der Anwendung von Herbiziden im Vordergrund stehen. Bitte achten Sie darauf, dass der Herbistreifen max. 20% der Gassenbreite also ca. 30 cm nicht überschreitet. Auf Wendeflächen, Wegen, Böschungen (Nicht-Kulturland) ist der Einsatz von Herbiziden verboten.
Frostgefahr
In vielen Rebanlagen sind üppige Winterbegrünungen gewachsen. Hohe Begrünungen erhöhen das Risiko von Frostschäden. Bitte denken Sie frühzeitig, vor möglichen Frostereignissen an das Walzen oder Mulchen in diesen Rebanlagen!
Düngung
Die Düngung der Grundnährstoffe Phosphat, Kalium und Magnesium sollte auf Grundlage von Bodenprobenergebnissen erfolgen. Für die Stickstoffdüngung ist es jetzt noch zu früh. Sie sollte frühestens zwischen Austrieb und 3-Blattstadium erfolgen. Mehr dazu im nächsten Weinbauinfo.
Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl