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Weinbauinfo Bodensee Nr. 17

Allgemeiner Entwicklungsstand

Jetzt, wo alle Rechnungen auf dem Papier stehen, jetzt wird der Wetterverlauf ruhiger. Auf das Wochenende wird wieder einmal der Durchzug einer Störung gemeldet, unsere Region soll jedoch nicht gross betroffen sein. Dies war auch bei den letzten beiden Störungen schon so, zum Glück. Abgesehen davon bringen die Wetterdienste überwiegend wie aktuell trockenes und sommerliches Wetter ohne extreme Hitze. Die Reben zeigen sich hierdurch sehr vital, der Geiztriebzuwachs ist enorm. Inzwischen verlieren die ersten Trauben ihre grüne Farbe und bekommen einen gelblichen Schimmer, deutliches Anzeichen, dass der Farbumschlag und damit der Reifebeginn kurz bevorsteht. Der Vegetationsstand ist vergleichbar mit 2023, ca. eine Woche vor dem langjährigen Mittel. Grossflächig hat sich in Südbaden eine Peronosporarwelle ausgebreitet, dazu unten mehr, die Erträge sind aber nicht mehr gefährdet. Der ESCA – Befall hat sich in kurzer Zeit wieder massiv verstärkt und wie in den letzten Jahren auch, finden sich vermehrt Stöcke im Burgunderbereich. Ein Trauerspiel, da ausser den bekannten Massnahmen nichts getan werden kann.

 

Zu den tierischen Schädlingen

Es gibt keine erwähnenswerten Auffälligkeiten. Im Beratungsgebiet sind die Fallenkontrollen für die zweite Generation Traubenwickler weiterzuführen. An den bekannten Orten für Zikaden (Waldrand / Gehölzränder) ist auf Befall zu achten. Bewährte vorbeugende Massnahme gegen Befall ist das Alternierende Mulchen. Bei der Windenglasflügelzikade sollten die Nahrungspflanzen wie Brennnesseln nach wie vor auf den Böschungen belassen werden, um ein abwandern auf die Reben zu verhindern.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Eine Abfolge von mehreren, teils auch stärkeren Niederschlägen und extremen Blattnässedauern in der ersten Julihälfte zeigen sich nun, trotz enger und intensiver Spritzfolge, im Geizlaub. Die hohe Sporenfracht aus befallenen Anlagen – aus welchen Gründen auch immer – lässt sich nur sehr schwer einbinden. Ein besonderes Merkmal des Jahres sind die häufigen Niederschläge abends und nachts, so dass die Bestände dauernass stehen – mit optimalen Sporulationsbedingungen der Peronospora und entsprechender Infektionsstärke, siehe die Regen von Dienstagabend dieser Woche. Selbst leichtere Regen entfalten dann eine völlig andere Wirkung. Jeden Tag Regen mit rascher Abtrocknung führen zu weniger Befall wie die hiesigen Umstände. Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Laubschneider ein wertvolles Gerät, um den Sporendruck in den Anlagen gering zu halten. Verbreitet stark befallenes und nicht geschnittenes Gipfellaub ist der Verbreitung genauso förderlich wie schon länger stark befallene Anlagen. Zur Wahrheit gehört, dass nicht alles zu halten ist. In der integrierten Produktion stehen die Hauptlaubwände und die Trauben überwiegend sehr gesund und damit ist die Kernaufgabe erfüllt. Keine Probleme zeigt Oidium. Sofern Befall vorhanden wäre, ist dieser nun deutlich an den Trauben sichtbar. 

Die Pflanzenschutzsaison steht vor dem Abschluss bis zum 03. August. Einige Betriebe beenden auch schon diese Woche.  

Zum Einsatz kommen:

Zum Abschluss ohne Kupfersplitting: ein Kupfermittel wie z.B. Funguran Progress mit 2,0 kg / ha, Cuprozin Progress mit 1,6 l / ha oder Airone SC mit 2,6 l / ha oder Coprantol Duo mit 2,5 l / ha Mittelaufwand. 

Zum Abschluss mit Kupfersplitting: dabei sind die oben genannten Aufwandmengen zu halbieren. 

Mit noch einer Behandlung vor dem Abschluss ohne Kupfersplitting, gültig auch für den etwas späteren Bodenseebereich: ein Kontaktmittel wie Folpan 80 WDG mit 1,6 kg / ha, Folpan 500 SC mit 2,4 l / ha, Videryo F mit 2,5 l / ha Mittelaufwand. Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie Topas mit 0,32 l / ha oder Sarumo, bzw. Galileo mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel Stulln 3 kg / ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden, er hilft aber gegen den Sommerbefall von z.B. Pockenmilben. Bei einer Strategie mit Hydrogencarbonaten 3- 4 kg / ha Netzschwefel (Produkt Stulln) in Kombination mit 3- 4 kg / ha Vitisan und dem Netzmittel Wedcit oder 3 kg / ha Kumar. Beim Einsatz von Hydrogencarbonaten ist auf die Intensität der Sonneneinstrahlung zu achten. Die Laubwand wird bei intensiver Einstrahlung strapaziert.

Bei Tafeltrauben ist auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten. 

Gesunde PIWI – Anlagen können aus der Behandlung genommen werden. Stiellähme empfindliche Sorten wie Muscaris oder Cabernet Cortis sind mit Magnesium über das Blatt zu versorgen. Melden Sie bitte Reblausbeo- bachtungen in den Sorten. In Vermehrungsanlagen der PIWI – Sorten – und nur in solchen Anlagen – ist eine Behandlung zum Abschluss für die Sicherung der Holzgesundheit zu empfehlen.

Botrytisbehandlungen sind im Spätbereich deutlich weniger effektiv wie zu „vor Traubenschluss“. Halten Sie Rücksprache mit ihrem Vermarktungsbetrieb, falls solche gewünscht sind. Es gelten die Empfehlungen zur Traubenzonenbehandlung „vor Traubenschluss“ aus vorangegangenen Infos.

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel und die Zulassungen für Tafeltrauben. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Starkregenereignisse führen immer wieder zu hohen Erosionsschäden in Junganlagen. Eine Abdeckung mit Stroh, oder wenigstens mit quer gelegten Strohstreifen, für bessere Befahrbarkeit auch mit Altheu, sofern ver- fügbar, geben Abhilfe. Die Junganlagen brauchen weiterhin eine pflegende Hand, besonders ein sauberes Aufbinden, um später gerade Stämme zu erhalten. Zu den wichtigen Arbeiten in den zweijährigen Junganlagen gehört bei hohem Ansatz die Entfernung von Trauben auf eine Traube je durchgewachsener Trieb oder alternativ, die Teilung der Trauben, sofern kompakte Sorten oder Klone nicht locker sind. Die Einsaat von geöffneten Gassen, um überschüssigen Stickstoff in Richtung Reife und Lese abzufangen und bessere Fahrbedingungen für die Lesemaschine anzustreben, sollte abgeschlossen werden. Sehr gut eignet sich hierfür die Mischung aus Phacelia 5 -8 kg / ha und Buchweizen 15 – 20 kg / ha. Dies gilt auch für die neuen Junganlagen. Die Bodenbearbeitung im Unterstock sollte ebenfalls abgeschlossen werden, um das Botrytis – und das nachfolgende Essigrisiko gering zu halten. Die Feuchtigkeit bestimmt die Bodenbearbeitung in der Gasse, viel Stickstoff auf die Reife ist zu verhindern. Einsaaten sollten bevorzugt nur gewalzt werden. Gewalzte Bestände dürfen nur hoch über der Walzmatte gemulcht werden, eine intensive Mulchung setzt zu viel Stickstoff frei.

 

Sonstige Hinweise

Die Verwaltungsgruppe des Fachbereiches Landwirtschaft Breisgau – Hochschwarzwald weisst auf folgende Regelung im Rahmen der Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen hin: 

Es besteht weiterhin die Möglichkeit den Antrag vorab telefonisch durchzusprechen und diesen im Anschluss per Post oder Briefkasteneinwurf, Europaplatz 3 in 79206 Breisach einzureichen. Eine persönliche Antragsentgegennahme für den Vorantrag Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen 2025, ist nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Diese sind ausschließlich im Zeitraum 8.30 Uhr bis 12.00 Uhr möglich. Montag bis Donnerstagnachmittags bieten wir zusätzlich eine telefonische Beratung an.   

NEU: Investitionsförderung von Maschinen und Geräten    

Die Landwirtschaftliche Rentenbank bietet in Kooperation mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) seit dem 22. Juli 2024 Zuschüsse zu Investitionen in besonders umwelt- und klimaschonende Bewirtschaftungsweisen an. Dies umfasst insbesondere Maschinen und Geräte zur bodenschonenden Bewirtschaftung und zur Verringerung des Bodendrucks, zur mechanischen Unkrautbekämpfung sowie zur extensiven Grünlandbewirtschaftung. Die förderfähigen Maschinen und Geräte werden gemäß der in der Anlage genannten Kategorien inklusive technischer Mindestanforderungen durch eine Positivliste beschrieben. Antragsberechtigt sind landwirtschaftliche Betriebe, landwirtschaftliche Lohnunternehmen, anerkannte Naturschutzorganisationen und gewerbliche Maschinenringe. Alle an einer Zuwendung interessierten Unternehmen müssen zunächst ihr Interesse an der Teilnahme an diesem Förderprogramm bekunden. Interessensbekundungen können in der Zeit vom 22.07.2024 bis 19.08.2024 abgegeben werden. Es ist nach derzeitigem Stand nicht davon auszugehen, dass 2024 ein weiteres Interessenbekundungsverfahren eröffnet wird. Alle Informationen zum Programm finden Sie unter https://www.rentenbank.de/zuschussprogramme/ank-nabo/ 

 

Sofern nicht anderst erforderlich, erfolgt das nächste Weinbauinfo am 01.08.2024

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