Allgemeine Situation:
„Glick ka!“ Und das schon wieder. Der Sturm am vergangenen Montag brachte uns weder Hagel noch großflächig umgeknickte Rebzeilen. Lediglich die windoffenen Lagen sehen nun etwas zerzaust aus. Aber das regelt der Laubschneider. Die Niederschläge belaufen sich auf 10 bis 25 l, je nach Region. Die sonnigen Tage sollen noch bis Samstag anhalten. Für Sonntag sind weitere Schauer und Gewitter gemeldet. Entblätterungsmaßnahmen sollten nur noch auf der Schattenseite durchgeführt werden, da die Sonnenbrandgefahr nun sehr hoch ist.
Das Jahr 2024 stellte uns bis jetzt vor viele Herausforderungen. Schaut man sich die Bestände im Beratungsgebiet an, leisteten die Winzerinnen und Winzer im Markgräflerland jedoch eine herausragende Arbeit. Gepflegte Rebanlagen mit einer sauberen Grundlaubwand und gesunden Trauben prägen den Weinberg. Sie können stolz auf sich sein!
Rebschutzsituation
Peronospora
Mittlerweile zeigt sich ein immer stärkerer Peronosporabefall im oberen Geizlaub. Um eine Ausbreitung zu verhindern, sollte dies zeitig mit dem zweiten Laubschnitt entfernt werden. Da für Sonntag größere Niederschlagsmengen vorhergesagt sind, bietet es sich an, wo noch nicht geschehen, zuvor eine Belagserneuerung durchzuführen. Somit sind die meisten Betriebe bei der vorletzten Spritzung angekommen. Es ist ein Spritzabstand von ca. 10 Tagen anzustreben.
Mittelempfehlung
Zum Einsatz können Kontaktmittel kommen wie z.B. Videryo F (2,5 l/ha) (WZ 28 T), Folpan 80 WDG (1,6 kg/ha) (WZ 35 T) oder Folpan 500 SC (2,4 l/ha) (WZ 35 T).
Nach starken Gewittern bzw. Hagelereignissen sollten aufgrund ihrer besseren Wirkung kurative Mittel eingesetzte werden, wie z.B. Ampexio (0,48 kg/ha) (WZ 21 T) oder Melody Combi (2,2 kg/ha) (WZ 28 T).
Oidium
Gegen Oidium kann ab der nächsten Behandlung ein azolhaltiges Mittel wie Topas (0,32 l/ha) (WZ 35 T) oder Sarumo (0,75 l/ha) (WZ 28 T) zum Einsatz kommen. Natürlich können auch andere Mittel noch eingesetzt werden, sofern die maximalen Anwendungen noch nicht erreicht sind.
Durch die vielen Überfahrten stoßen wir mittlerweile auch an die Grenze der maximalen Anwendungen der einzelnen Mittel. Zur Entlastung dieser können in den letzten beiden Behandlungen alternativ auch Backpulverpräparate wie z.B. Kumar (5 kg/ha) oder Vitisan (8 kg/ha) + Netzmittel zum Einsatz kommen. Durch den Zusatz von Stulln Netzschwefel (3 kg/ha) (WZ 28 T) kann die Aufwandmenge von Kumar auf 3kg/ha und Vitisan auf 4kg/ha + Netzmittel reduziert werden. Alle anderen Schwefelprodukte haben weiterhin 56 Tage Wartezeit.
Mittlerweile gibt es erste Funde von einzelnen befallenen Beeren. Diese sind jedoch auf eine schlechte Applikation zurückzuführen.
Sollten Sie einen Befall in Ihren Anlagen feststellen, muss umgehende eine Stopp-Spritzung mit einem Backpulverpräparat durchgeführt werden. Je früher der Befall erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
Stopp-Spritzung bei festgestelltem Oidiumbefall:
In die möglichst entblätterte Traubenzone wird eine zweimalige „Traubenwäsche“ (Brühaufwand 600- 800 l/ha) mit Kumar (5kg/ha), oder VitiSan (8 kg/ha, max. 1,5%ig + Netzmittel) im Abstand von 3-5 Tagen empfohlen.
Der Zusatz von Netzschwefel Stulln (4kg/ha) (WZ 28 T) verbessert die Stopp-Wirkung.
Das Fahren jeder Gasse ist hier unausweichlich.
3-4 Tage nach der ersten Behandlung sollte ein Erfolg sichtbar sein.
Beachten Sie die besonderen Anwendungsempfehlungen für die Bicarbonate. Wichtig, die Anwendung sollten in den Abend- oder Morgenstunden durchgeführt werden.
Betriebe, denen es aufgrund ihrer geringen Betriebsgröße möglich ist, sollten nun jede Gasse fahren.
Die Aufwandmengen der Mittel berechnen sich aus dem Basisaufwand x 4
Traubenwickler
Außerhalb der Pheromongebiete hat der Flug des Bekreuzten Traubenwicklers am 15. Juli in einzelnen wenigen Gewanne einen Flughöhepunkt (siehe VitiMonitoring). In den meisten gemarkungen/Gewannen blieb der Flug aber unter der Bekämpfungsschwelle. Die Notwendigkeit einer Behandlung und der gegebenenfalls genaue Termin entnehmen Sie den örtlichen Infomeldungen. Die Pheromongebiete zeigen sich auch dieses Jahr stabil.
Piwis
Gesunde Bestände müssen ab jetzt nicht mehr mitbehandelt werden. Sorten, welche sich anfällig gegenüber Stiellähme zeigen wie z.B. Muscaris oder Cabernet Cortis sollten, sofern noch nicht geschehen, mit EpsoTop-Bittersalz behandelt werden.
Abschlussbehandlung
Zur Abschlussbehandlung sollte gegen Peronospora bevorzugt ein Kupfermittel wie z.B. Funguran progress (2kg/ha), Cuprozin progress (1,6l/ha), Airone SC (2,6l/ha), Coprantol Duo (2,5l/ha; allesamt WZ 21T) eingesetzt werden. Die aufgeführten Mittelmengen entsprechen der Zulassung. In weitgehend sauberen Beständen kann, im Sinne der Mittelreduktion, die Aufwandmenge auch um 1/3 reduziert werden.
Gegen Oidium ein organisches Mittel, wie Topas (0,32 l/ha, WZ 35T), oder Sarumo (0,75 l/ha, WZ 28 T). Im Hinblick auf Resistenzmanagement (Schonung der Azole) und Rückstandsreduktion sind die beiden Mittel auf Hydrogencarbonatbasis, Kumar (5,0 kg/ha; WZ 1T) oder Vitisan (8kg/ha + Netzmittel ; keine WZ) eine sehr sinnvolle Alternative.
Bitte beachten Sie die Vorgaben ihrer Traubenabnehmer!
Sonstiges
Mittlerweile gibt es die neuen Anträge für Förderung der Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen für das Antrags- und Durchführungsjahr 2025. Diese können entweder bei mir erfragt oder auf der Website heruntergeladen werden. Wie gewohnt muss der Antrag bis zum 31.08.2024 beim zuständigen Landwirtschaftsamt eingereicht werden.
Ab dem 22.07. bis zum 04.08. bin ich im Urlaub. Bei Fragen kontaktieren Sie meinen Kollegen Egon Zuberer Tel.: 0761- 21875828
Nächster Aufruf mit Infos zur KEF Anfang August.
gez. Mattmüller