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Weinbauinfo Bodensee Nr. 16

Allgemeiner Entwicklungsstand

Dieses Jahr gibt jetzt schon ein „Weisst Du noch in ..?“.  Zäh und eigenwillig hält das Jahr Kurs und bringt immer auf das Wochenende unbeständig. Nicht nur im Weinbau ist der Verlauf ärgerlich, auch andere Branchen wie die Gastronomie klagen oder der massive Einbruch bei den Schwimmbadbesuchern, so dass kommunalen Kassen sicherlich ebenfalls viele Einnahmen fehlen. Bei den nun doch wärmeren Temperaturen und vermehrtem Sonnenschein entwickeln sich die Reben gut. Die Entwicklung steht zwischen Traubenschluss und Reifebeginn. Die Gewitter beinhalten immer wieder Risiken. So gab es im badischen Bodenseebereich einen leichten Streifschuss durch Hagel, nur sehr lokal und im Schnitt auf niedrigem Schadensniveau. Schlimmer traf es die bayrischen Nachbarn in Nonnenhorn, dazu noch massiv Regen in kürzester Zeit. Die Schäden in dem frühen grünen Stadium der Trauben trocknen ein, stärker geschädigte Beeren fallen in der Regel ab. Stockausfälle durch die Holzkrankheiten sind überall zu finden. Abgesehen davon stehen die Bestände der integrierten Produktion fast durchweg für das Jahr und seine Anforderungen sehr gesund und alle hoffen, dass der weitere Weg gut verläuft. Die Entblätterungsmassnahmen sind vielfach umgesetzt und geben nun den Blick frei auf den Behang. Durch das stark wechselhafte Blütewetter ist der Bodenseebereich unglaublich gemischt: von fast null bis zu Anlagen mit Überertrag, das Jahr wird nicht zu den grossen Jahrgängen zählen. Das westliche Beratungsgebiet zeigt sich wesentlich einheitlicher, sehr starker Ausfall ist sehr selten. Für die restliche Woche ist sommerliches Wetter angesagt, mit hohen Temperaturspitzen bis Mitte dreissig Grad. Ab Sonntag sind Gewitter und durchaus kräftige Schauer in der Vorhersage, ungeliebte Wechsel von heiss auf kühler.

 

Zu den tierischen Schädlingen

Es gibt keine erwähnenswerten Auffälligkeiten. Im Beratungsgebiet sollten die Fallenkontrollen für die zweite Generation Traubenwickler durchgeführt werden. An den bekannten Orten für Zikaden (Waldrand / Gehölzränder) ist auf Befall zu achten. Bewährte vorbeugende Massnahme gegen Befall ist das Alternierende Mulchen. Bei der Windenglasflügelzikade sollten die Nahrungspflanzen wie Brennnesseln derzeit auf den Böschungen belassen werden, um ein abwandern auf die Reben zu verhindern.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Diskutiert wird nur Peronospora, was nicht verwundert. Oidium ist so gut wie nicht zu finden. Die grösste Problemzone ist die Umgebung zu stark befallenen Anlagen. Der frühe Befall im kleinen Hagelgebiet am nördlichen Tuniberg ist weitestgehend unter Kontrolle, wenn auch teilweise mit Verlusten. Der Abschluss des Pflanzenschutzes steht bald bevor, für Neuen Süssen hat der Badische Winzerkeller als früheren Termin den 19.07. festgelegt. In der Regel stehen noch zwei Behandlungen gegen die Peronospora bis zum 03. August an, von vielen eingeplant im Abstand von ca. 10 Tagen. Die Wettervorhersage auf Sonntag steht dem entgegen. Daher ergeben sich zwei Alternativen. Die erste: man nimmt mehr Risiko in Kauf und behandelt nächste Woche, was aber durchaus zu verstärktem Befall im Gipfellaub führen kann. Viel von diesem Risiko kann abgefangen werden, indem man dann gezielt gipfelt, was schon immer ein Teil einer Peronosporastrategie sein konnte. Oder man fährt den Weg mit Sicherheitszuschlag: legt auf das Wochenende trotz kurzem Intervall mit Kontaktmittel vor und schliesst den Pflanzenschutz irgendwo zwischen dem 27.07. und dem 03.08. ab.  Aufwand und Arbeit sind derselbe, fahren bei trockenen Bodenbedingungen in Hanglagen aber wesentlich sicherer. 

Zum Einsatz kommen:

Zum Abschluss für Neuen Süssen: ein Kupfermittel wie z.B. Funguran Progress mit 2,0 kg / ha, Cuprozin Progress mit 1,6 l / ha oder Airone SC mit 2,6 l / ha oder Coprantol Duo mit 2,5 l / ha Mittelaufwand. Gegen Oidium die unten aufgeführten Mittel und Mengen. 

Für die restlichen Flächen: in gesunden Anlagen kann auch eine gesplittete Kupferabschlussstrategie gefahren werden. Dabei sind die oben genannten Aufwandmengen zu halbieren. Ansonsten ein Kontaktmittel wie Folpan 80 WDG mit 1,6 kg / ha, Folpan 500 SC mit 2,4 l / ha, Videryo F mit 2,5 l / ha oder letztmalig (ausser in Anlagen für Neuer Süsser oder eventuell Sektgrundwein) Delan WG mit 0,8 kg / ha Mittelaufwand. Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel mit auslaufendem Wirkstoff wie z.B. Orvego mit 1,4 l / ha, Forum Gold oder VinoStar mit 1,68 kg / ha, Metomor F mit 1,68 kg / ha, alternativ auch Melody Combi mit z.B. 1,82 kg / ha oder Ampexio mit 0,48 kg / ha Mittelaufwand. Beachten Sie: Enervin F, Enervin SC und Orvego enthalten denselben Wirkstoff Initium, der aus Resistenzgründen nicht mehr wie zweimal eingesetzt werden kann.  Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie Topas mit 0,32 l / ha oder Sarumo, bzw. Galileo mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel Stulln 3 kg / ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden, er hilft aber gegen den Sommerbefall von z.B. Pockenmilben. Bei einer Strategie mit Hydrogencarbonaten 3- 4 kg / ha Netzschwefel (Produkt Stulln) in Kombination mit 3- 4 kg / ha Vitisan und dem Netzmittel Wedcit oder 3 kg / ha Kumar. Beim Einsatz von Hydrogencarbonaten ist auf die Intensität der Sonneneinstrahlung zu achten. Die Laubwand wird bei intensiver Einstrahlung strapaziert.

Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten. 

Gesunde PIWI – Anlagen können aus der Behandlung genommen werden. Stiellähme empfindliche Sorten wie Muscaris oder Cabernet Cortis sind mit Magnesium über das Blatt zu versorgen. Melden Sie bitte Reblausbeobachtungen in den Sorten.

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel und die Zulassungen für Tafeltrauben. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Nach der Blüte ist der Einsatz von Bittersalz mit 12 – 14 kg / ha (Produkt Epso Top) unter den wechselhaften Witterungsbedingungen als Vorbeugung gegen Stiellähme sinnvoll. Es können auch andere Magnesium – Blattdünger wie Lebosol Magnesium 400 SC oder Wuxal Magnesium mit den empfohlenen Aufwandmengen eingesetzt werden. Bei noch laufenden Entblätterungsmassnahmen ist auf die Wetterbedingungen zu achten, die Tage auf das Wochenende beinhalten ein hohes Sonnenbrandrisiko. Wer zusätzlich vorsichtig ist, entblättert nur die Sonnen abgewandte Seite und keinesfalls an angesagten heissen Tagen. Auf Grund des hohen Peronosporadruckes sollten die Anlagen luftig gehalten werden. Das Gipfeln sollte daher nicht zu weit verschoben und stabile Laubwände angestrebt werden, ebenso das damit verbundene entfernen von eventuell befallenem Gipfellaub. Sofern sich günstigere Bodenbedingungen wiedereinstellen, sollten die geöffneten Gassen eingesät werden, um überschüssigen Stickstoff in Richtung Reife und Lese abzufangen und bessere Fahrbedingungen für die Lesemaschine anzustreben. Sehr gut eignet sich hierfür die Mischung aus Phacelia 5 -8 kg / ha und Buchweizen 15 – 20 kg / ha. Dies gilt auch für die neuen Junganlagen. 

                                                 

Sofern nicht anderst erforderlich, erfolgt das nächste Weinbauinfo am 25.07.2024. 

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