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Weinbauinfo Tuniberg Nr. 15

Allgemeiner Entwicklungsstand

Inzwischen schreiben wir mehr wie die achte Woche der anhaltenden wechselhaften, feuchten Wetterbedingungen. Dafür stehen die Bestände der integrierten Produktion schön und wüchsig, der Einsatz hierfür war und ist aber hoch. Die wenigen Ausnahmen zeigen, wie wertvoll die erforderliche Disziplin war. Der sprunghafte Temperaturanstieg auf fast Mitte dreissig Grad am Dienstag dieser Woche führte zu ersten leichten Sonnenbrandschäden. Im Gegensatz zu den trockenen Jahren sind die Trauben nicht so abgehärtet und die Eigentranspiration der Trauben geht nun rasch zu Ende. Das Wasser sorgt für wüchsige Verhältnisse, erste früh gegipfelte Anlage stehen vor dem zweiten Schnitt. Sehr positiv ist die oft mischbeerige Traubenstruktur zu bewerten. Die Trauben sind nicht so satt und mockig wie letztes Jahr und erreichen auch nicht die Grösse. Das ist vorteilhaft in Richtung möglicher späterer Essigfäule und die Ertragserwartungen deuten auf einen mittleren Jahrgang hin. Einen im Vergleich sehr guten Ansatz zeigt der immer wieder erstaunlich stabile Müller –Thurgau. Bei normal kompakten Trauben ist das Stadium Traubenschluss vollzogen. Auch die altbekannten Schadbilder ESCA und BDA um diese Jahreszeit sind nicht zu übersehen. Was bietet die Wettervorhersage? Auf kommende Woche trockener, aber für eine stabile Lage ist keine richte Überzeugung zu erkennen.  

 

Zu den tierischen Schädlingen

Es gibt keine erwähnenswerten Auffälligkeiten. Im Beratungsgebiet sollten die Fallenkontrollen für die zweite Generation Traubenwickler durchgeführt werden. An den bekannten Orten für Zikaden (Waldrand / Gehölzränder) ist auf Befall zu achten. Bewährte vorbeugende Massnahme gegen Befall ist das Alternierende Mulchen. Bei der Windenglasflügelzikade sollten die Nahrungspflanzen wie Brennnesseln derzeit auf den Böschungen belassen werden, um ein abwandern auf die Reben zu verhindern.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Inzwischen klingt es wie die bekannte Gebetsmühle: bei Peronospora gilt es weiterhin Belag zu halten, um den Zuwachs an neuem Laub gesund zu halten. Dies bedeutet weiterhin acht bis zehntägige Abstände. Im Umfeld stark befallener Anlagen ist durch den Sporendruck auf konsequente Vorlage zu achten. Bei Oidium ist bisher kein Befall gemeldet noch selbst gesichtet worden. Das sehr empfindliche Blütestadium ist abgeschlossen. Durch die höhere Behandlungsintensität des Jahres gibt es Fragen zum Wirkstoffwechsel. Die für den Blütebereich wichtigen SDHI - Mittel und Talendo sind auf Grund deren auch zukünftigen generellen Bedeutung im Einsatz zurückzustellen. Nicht alle Punkte der Resistenzvorsorge können gehalten werden, was nun insbesonders die Gruppe der Triazole trifft. Mit eventuell schon im Vorblütebereich stattgefundenen Behandlungen ist die Gesamtzahl von vier Einsätzen kaum zu halten. Zur Absicherung wird die Mitbehandlung mit Schwefel empfohlen. Eine weitere Möglichkeit ist der Einbau von Behandlungen nur auf der Basis von Schwefel und Hydrogencarbonaten in Mischung. Durch den hohen Gesundheitszustand kann dies ohne Probleme umgesetzt werden. Beim Einsatz von Hydrogencarbonaten ist auf die die Intensität der Sonnenstrahlung zu achten.

Zum Einsatz kommen:

ein Kontaktmittel wie Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, Folpan 500 SC mit 2,1 l / ha, Videryo F mit 2,2 l / ha oder letztmalig (ausser in Anlagen für Neuer Süsser oder eventuell Sektgrundwein) Delan WG mit 0,7 kg / ha Mittelaufwand. Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel mit auslaufendem Wirkstoff wie z.B. Orvego mit 1,4 l / ha, Forum Gold oder VinoStar mit 1,68 kg / ha, Metomor F mit 1,68 kg / ha, alternativ auch Melody Combi mit z.B. 1,82 kg / ha oder Ampexio mit 0,48 kg / ha Mittelaufwand. Beachten Sie: Enervin F, Enervin SC und Orvego enthalten denselben Wirkstoff Initium, der aus Resistenzgründen nicht mehr wie zweimal eingesetzt werden kann.  Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel Dynali mit 0,7 l / ha oder auch Vivando oder Kusabi (je einmalig) mit 0,28 l / ha, bzw. 0,27 l / ha Mittelaufwand, sofern noch nicht verwendet, ansonsten Sarumo mit 1,05 l / ha oder Topas mit 0,28 l / ha Mittelaufwand. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel Stulln 3 kg / ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden, er hilft aber gegen den Sommerbefall von z.B. Pockenmilben. Bei einer Strategie mit Hydrogencarbonaten 3- 4 kg / ha Netzschwefel (Produkt Stulln) in Kombination mit 3- 4 kg / ha Vitisan und dem Netzmittel Wedcit oder 3 kg / ha Kumar. Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten. 

Gesunde PIWI – Anlagen können aus der Behandlung genommen werden. Stiellähme empfindliche Sorten wie Muscaris oder Cabernet Cortis sind mit Magnesium über das Blatt zu versorgen. Melden Sie bitte Reblausbeobachtungen in den Sorten.

Für den Bodenseebereich noch geltend: Die sehr feuchten Bedingungen jetzt im Nachblütebereich sind ideale Vorrausetzungen zur Entwicklung von Botrytis auf Blüteresten. Bei der moderaten Entblätterung mittels Druckluft entstehen sehr saubere Trauben und der allergrösste Teil der Blütenreste sind entfernt. Ganz anders bei Handentblätterung und Saug – Zupfgeräten, wo ein hoher Anteil der Blütenreste vorhanden bleibt. Insbesonders hier wird in kompakten Sorten und Klonen dieses Jahr eine Vor – Traubenschlussbehandlung empfohlen. In lockeren Sorten und Klonen kann die Behandlung, sofern gewünscht, noch geschoben werden. 

Zum Einsatz kommen: zur Traubenzonenbehandlung ein Botrytismittel wie z.B. Switch mit 0,48 kg / ha, Cantus mit 0,6 kg / ha, Kenja mit 0,75 l / ha oder Prolectus mit 0,6 kg / ha Mittelaufwand. Achtung beim Einsatz von Cantus oder Kenja: hier sind Blockbehandlungen mit Oidiummitteln der Wirkstoffgruppe L (Luna, Sercadis, Collis) zu vermeiden. Der Wasseraufwand beträgt 600 l / ha im Spritz- und 300 l / ha im Sprühverfahren. Gutes Handwerk bei dieser Massnahme bedeutet das Fahren jeder Gasse. 

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel und die Zulassungen für Tafeltrauben. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Nach der Blüte ist der Einsatz von Bittersalz mit 12 – 14 kg / ha (Produkt Epso Top) unter den wechselhaften Witterungsbedingungen als Vorbeugung gegen Stiellähme sinnvoll. Bei noch laufenden Entblätterungsmassnahmen ist auf die Wetterbedingungen zu achten. Wer zusätzlich vorsichtig ist, entblättert nur die Sonnen abgewandte Seite und keinesfalls an angesagten heissen Tagen. Auf Grund des hohen Peronosporadruckes sollten die Anlagen luftig gehalten werden. Das Gipfeln sollte daher nicht zu weit verschoben und stabile Laubwände angestrebt werden, ebenso das damit verbundene entfernen von eventuell befallenem Gipfellaub. Sofern sich günstigere Bodenbedingungen wiedereinstellen, sollten die geöffneten Gassen eingesät werden, um überschüssigen Stickstoff in Richtung Reife und Lese abzufangen und bessere Fahrbedingungen für die Lesemaschine anzustreben. Sehr gut eignet sich hierfür die Mischung aus Phacelia 5 -8 kg / ha und Buchweizen 15 – 20 kg / ha. Dies gilt auch für die neuen Junganlagen. 

                                                 

Sonstige Hinweise

Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

Dem Info beigelegt ist der neue Antrag auf Umstellung und Umstrukturierung für das Jahr 2025. Wie gewohnt, ist der Antrag bis zum 31.08.2024 beim zuständigen Amt für Landwirtschaft einzureichen.

 

Sofern nicht anderst erforderlich, erfolgt das nächste Weinbauinfo am 19.07.2024. 

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