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Weinbauinfo Kiserstuhl-Nr. 16-2024

Weinbauinfo Nr. 16-2024 vom 04.07.2024

 

Agenda:      -    Trauben schließen sich langsam

-        Witterungsbedingt anhaltender Infektionsdruck Peronospora

-        Stiellähme durch Magnesiumbehandlung vorbeugen.

-        Termin Abschlussspritzung in der Woche 27.07.-03.08.2024

          

Vegetationsstand und Witterung

Gerne würde ich eine stabile Hochdruckwetterlage und sonniges Sommerwetter ankündigen. Dies würde auch den Pflanzenschutz deutlich entspannen. Aber die Wettervorhersage meldet ab Samstag erneut stärkere Niederschläge und auch nächste Woche wird erhöhte Gewittergefahr vorhergesagt.

Die Trauben schließen sich relativ langsam. Dies hängt auch mit den teilweisen Verrieselungen und der gegebenen Mischbeerigkeit zusammen. Dadurch werden die Beeren nach und nach weniger anfällig gegen Peronospora und Oidium. Aber weiterhin bleiben die Stielgerüste bis zur Reife anfällig für Peronosporainfektionen. Daraus können sich zeitverzögert dann Lederbeeren entwickeln.

Damit haben wir zum jetzigen Zeitpunkt zwar eine große Hürde in Richtung Ertragssicherung in unseren Rebanlagen erreicht. Aber ein Restrisiko bleibt. Nicht zu vergessen, dass wir in den nächsten 4 Wochen bis zur Abschlussspritzung (in der Woche vom 27.07-03.08.) alles daran setzten sollten, eine gesunde Laubwand zu erhalten und die aktuell stark wachsenden Trauben und Geiztriebe zu schützen. Denn insgesamt benötigen wir noch mindestens 3 Monate Photosynthese-aktives Laub um die heranwachsenden Trauben mit Zucker zu versorgen!

Damit ergibt sich Morgen ein geeignetes Spritzfenster vor allem in Gemarkungen in denen seit der letzten Woche 30-40 mm Niederschlag gefallen ist und damit die Spritzbeläge, auch bedingt durch den starken Geiztriebzuwachs erneuerungsbedürftig sind. Damit liegen wir immer noch im 8-10 Tage Rhythmus.

 

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Der Flug der zweiten Generation Traubenwickler (Sauerwurm) hat begonnen.

Bitte kontrollieren Sie regelmäßig 1xpro Woche Ihre Kontrollfallen.

Grüne Rebenzikade

Beim abendlichen Mulchen der Rebanlagen schwirren die Grünen Rebenzikaden. Mit dem Mulchen jeder 2.Gasse erhält man ein Teil des natürlichen Habitats der Grünen Rebenzikade und vermindert das Schadensrisiko an den Reben. Das Mulchen jeder 2. Gasse wird ausdrücklich empfohlen!

Schwarzholzkrankheit-Winden-Glasflügelzikade

Um den Überträger der Schwarzholzkrankheit, die Winden-Glasflügelzikade von den Reben fern zu halten, sollte das Habitat (Brennnesselhorste) in den Rebanlagen und an den Böschungen, wenn möglich soweit erhalten werden, dass die Zikaden ihren Lebensraum haben. Soweit die Theorie. Umsetzung in der Praxis ist eher an den Böschungen möglich.

 


Pilzkrankheiten

Rebschutzempfehlung

Zum Einsatz kommen gegen Peronospora im vorbeugenden PS bevorzugt Fungizide auf der Basis von Kontaktwirkstoffen 

Empfehlung 1:

In gesunden Rebanlagen ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 1,6 Kg/ha oder Folpan 500 SC 1,6 L/ha oder Delan WG 0,8 Kg/ha. Aufgrund des hohen Infektionsrisikos wird letztmalig der Zusatz von Phosphonat z.B. Veriphos, Rhombiphos etc. 1-2 L/ha empfohlen.

Empfehlung 2:

Höhere Wirkungssicherheit und bessere Spritzqualität kann insbesondere in Befallsanlagen oder verlängerten Spritzintervallen oder bei Behandlungen nach stärkeren Gewittern, Niederschlägen, der Einsatz von tiefenwirksamen Präparaten bieten. Hier sollte das Resistenzmanagement besonders beachtet werden. Bitte keine gleichen Wirkstoffe/Mittel 2 x hintereinander anwenden. Empfohlen werden z.B. neu zugelassen Reboot WG 0,4 Kg/ha (Kat B, E), Fantic F 2,4 Kg/ha (Kat D) (max. 3x/Saison) oder Sanvino 1,31 Kg/ha (Kat F) oder Melody Combi 1,925 Kg/ha (Kat C) (max. 2 x/Saison) oder Ampexio 0,56 Kg/ha (Kat C/E) (max. 3x/Saison).

Der Zusatz von einem phosphonathaltigen Präparat 1-2 L/ha ist bei aktuellem Befallsdruck zu empfehlen.

Gegen Oidium empfehlen wir ein organisches Oidiumfungizid (Wirkstoffwechsel beachten) wie z.B. Talendo Extra 0,4 L/ha oder Belanty (G) 1l/10.000m² LWF, aktuell je nach Laubwandhöhe 1,5-1,75 L/ha oder Collis (A/L) 0,64 L/ha oder Dynali (R/G) 0,8 L/ha etc.

Das Befahren jeder Gasse in Befallsanlagen, bei besonders anfälligen Sorten (Müller-Thurgau, Chardonnay, Silvaner, Cabernet Dorsa…) wird ab abgehender Blüte bis Abschlussbehandlung besonders empfohlen.

Botryis-Botrytizidbehandlung „Vor Traubenschluss“

Immer noch ist es möglich vor dem Schließen der Trauben die Traubenzone mit einem Botrytizid zu behandeln. Zum Einsatz kommen z.B. Switch 0,96 Kg/ha oder Kenja 1,5 L/ha oder Cantus 1,2 Kg/ha oder Prolectus 1,2 Kg/ha. Bei reiner Traubenzonenbehandlung sollte der 2-fache Basisaufwand zum Einsatz kommen.

Vorbeugung von Stiellähme

Verrieselungs-Jahre können Stiellähme-Jahre sein. Deshalb wird empfohlen, spätestens ab Traubenschluss Bittersalz max. 3%ig zur Spritzbrühe hinzuzugeben. Alternativ magnesiumhaltige Blattdünger wie z.B. Lebosol Magnesium 400 SC 2-5 L/ha oder Wuxal Magnesium 5 L/ha etc. zu Einsatz kommen.

 

Wichtiger Hinweis: 

Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, beste Applikationsqualität und die Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements, d.h. konsequenter Wirkstoffwechsel. Zudem sollte bei anfälligen Sorten wie z.B. Müller-Thurgau, Silvaner, Chardonnay und insbesondere Cabernet Dorsa, sowie in den Befallsanlagen jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel 3,2 Kg/ha, aktuell im Handel ausverkauft) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.

Allgemeine Hinweise:

§  Der Wasseraufwand beträgt 1200-1400 L/ha im Spritzverfahren bzw. 400-700 L/ha im Sprühverfahren. 

§  Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 4. 

§  Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!

§  Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)

§  Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 

§  Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung 

§  Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 

§  Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Je nach Infektions-und Krankheitsdruck werden 2-4 Pflanzenschutzbehandlungen vor, während und bis nach der Blüte auch bei den Piwis empfohlen. Dies ist besonders in Bezug auf Mehltau eine wichtige Maßnahme.

Pilzwiderstandsfähige Reben mitbehandeln!

 

Junganlagen

Für eine Peronospora-Bekämpfung werden im vorbeugenden wöchentlichen Spritzintervall Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Delan 0,2 Kg/ha oder Mildicut 1,0 L/ha empfohlen. Konzentrierung Basisaufwand/ha bezogen auf 400L/ha Wasseraufwand. Wer nach ergiebigen Niederschlägen, starkem Zuwachs seine Junganlagen behandelt sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit ein tiefenwirksame Peronospora-Fungizide einsetzen wie z. B. Melody Combi 0,55 kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Forum Gold 0,48 Kg/ha (Basisaufwand auf 400 L/ha).

Zur Oidiumbekämpfung wird der Zusatz eines organischen Präparates empfohlen. Die Spritzintervalle sollten dem Zuwachs entsprechend angepasst werden und bei der derzeitigen Wetterlage 8 Tage nicht überschreiten. Als Nährstoffzugabe und Repellent gegen Haarwild Aminosol oder Beckmann Aminofert-N 1L/ha.

Kulturarbeiten

Die Teilentblätterung der Traubenzone dient zur besseren Durchlüftung der Traubenzone und ist damit eine vorbeugende phytosanitäre Maßnahme gegen Pilzkrankheiten (Botrytis und Essigfäulnis). Bitte achten Sie auf das moderate Entblättern und Belassen sie ein schützendes Blätterdach auf der Sonnenseite zur Verhinderung von Sonnenbrand und bezüglich Aromaverlusten bzw. Verhinderung der Einlagerung von Bitterstoffen in den Trauben, die direkt der Sonne ausgesetzt sind. Ab dem aktuellen Entwicklungsstand „Erbsengröße der Beeren“ sind diese besonders gegen Hitze bei direkter Sonneneinstrahlung empfindlich. Es kann bei direkter Sonneneinstrahlung zum verkochen der Beeren kommen.

Mit dem jetzigen Absenken der Trauben ist der Einsatz der Saug-Zupfgeräte eine weitere technische Möglichkeit der Teilentblätterung der Traubenzone. Bitte fahren sie zur Vermeidung von Sonnenbrand nur auf der sonnenabgewandten Seite (Ost- Nord…). Das Jahr 2024 war bisher relativ sonnenarm mit wenigen warmen Tagen. Bei plötzlichen Temperaturanstieg besteht eine sehr hohe Sonnenbrandgefahr für die Trauben!!!

Agrarbüro

Frist zur Einreichung des Verwendungsnachweises Umstrukturierungsförderung 2024:

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

 

Tobias Burtsche

Weinbauberatung Kaiserstuhl

                    

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