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Weinbauinfo Bodensee Nr. 14

Allgemeiner Entwicklungsstand

Wohin will das Jahr – abgesehen davon, dass die Zeit vergeht? Am Samstag heiss und dampfend wie in einer Sauna, heute nass, kühl und bedeckt wie im Herbst. Die Launen betreffen auch die Wettervorhersage. Niemand will die Ereignisse andernorts, aber es führt zu im Nachhinein unnötiger Hektik. Kurz: man leidet an den Gegebenheiten der Werkstatt in der Natur, egal wie es läuft. Dies soll vorerst so weitergehen, auf das Wochenende sind für die ganze Südbadische Region wieder kräftige Niederschläge in der Vorhersage. Der vergangene Juni war überall mind. 1,5° C zu warm. Im Westen lagen die Niederschläge im Mittel, überdurchschnittlich im Bodenseeraum.  Inzwischen senken sich die Trauben, das Stadium Erbsengrösse ist die Regel. Sehr viele Bestände zeigen sich locker und mischbeerig, eine Mischung aus den Verriesselungen und den Bioregulatoren, die besondere Lage am Bodensee wurde schon angesprochen. Es gilt noch etwas abzuwarten, ob ein Teil der kleineren Beeren nicht noch nachwachsen. Die Wärme letzte Woche hat das Triebwachstum stark angeschoben, nicht gegipfelte Anlagen beginnen zu hängen. Inzwischen laufen auch die ersten Rechnungen auf Richtung Lese und damit auf das Ende des Pflanzenschutzes. Ausgehend von der Hauptblüte könnte sich Mitte September als Beginn der Hauptlese abzeichnen. 

 

Zu den tierischen Schädlingen

Es gibt keine erwähnenswerten Auffälligkeiten. Im Beratungsgebiet sollten die Fallenkontrollen für die zweite Generation Traubenwickler durchgeführt werden. An den bekannten Orten für Zikaden (Waldrand / Gehölzränder) ist auf Befall zu achten. Bewährte vorbeugende Massnahme gegen Befall ist das Alternierende Mulchen. Bei der Windenglasflügelzikade sollten die Nahrungspflanzen wie Brennnesseln derzeit auf den Böschungen belassen werden, um ein abwandern auf die Reben zu verhindern.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

An der Grundsituation im Pflanzenschutz ändert sich leider wenig. Eine Herausforderung bleiben die hohen Blattnässezeiten. Sehr oft fallen die Regen, wie auch in der aktuellen Vorhersage, vom Nachmittag in den Abend, oft auch noch am Folgetag. Ideale Bedingungen für die Sporulationen, zum Glück ist es insgesamt kühler.  Acht bis maximal zehntägige Abstände auf Grund der Peronospora bleiben die Regel. Dies ist die Orientierung, da sich die Behandlungsabstände doch auf Grund der Wetterlage und der möglichen Spritzfenster in vielen Betrieben gespalten haben. Erhoffte Pausen treten auf Grund der hohen Niederschläge in der Vorhersage nicht ein. Das einzig nutzbare Behandlungsfenster diese Woche zeichnet sich auf morgen, Donnerstag, und Freitag ab. Eine Vorlagestrategie ist zu bevorzugen. Das kritische Blütefenster bei Oidium wird rasch verlassen und die Wetterlage ist nicht Oidium förderlich. Wenige dampfige Tage ergeben keine kritische Situation und die Behandlungen liegen eng, auch weiterhin. Für manch gute Strategien wird es eng, sofern keine Vorräte vorhanden sind. Schwefelprodukte sind auf dem Markt nicht mehr zu bekommen. Dies betrifft die Mischung Hydrogenkarbonate mit Schwefel besonders.

Zum Einsatz kommen:

ein Kontaktmittel wie Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, Folpan 500 SC mit 2,1 l / ha oder Delan WG mit 0,7 kg / ha Mittelaufwand oder Videryo F mit 2,2 l / ha Mittelaufwand. Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel mit auslaufendem Wirkstoff wie z.B. Orvego mit 1,4 l / ha, Forum Gold oder VinoStar mit 1,68 kg / ha, Metomor F mit 1,68 kg / ha, alternativ auch Melody Combi mit z.B. 1,82 kg / ha oder Ampexio mit 0,48 kg / ha Mittelaufwand. Beachten Sie: Enervin F, Enervin SC und Orvego enthalten denselben Wirkstoff Initium, der aus Resistenzgründen nicht mehr wie zweimal eingesetzt werden kann. Der hochempfindliche Blütenzeitraum ist abgeschlossen. Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie Belanty mit 1,5 l / ha, Dynali mit 0,7 l / ha oder auch Vivando oder Kusabi (je einmalig) mit 0,28 l / ha, bzw. 0,27 l / ha Mittelaufwand. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3 kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden, er hilft aber gegen den Sommerbefall von z.B. Pockenmilben. Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten. 

PIWI – Anlagen sind unter dieser Wetterlage mit zu behandeln. Es gibt Meldungen von Resistenzdurchbrüchen in allen Sorten (ausser bisher Solaris), daher ist auch hier ein konsequenter Schutz vorerst weiterhin nötig. Melden Sie bitte Reblausbeobachtungen in diesen Sorten.

Die sehr feuchten Bedingungen jetzt im Nachblütebereich sind ideale Vorrausetzungen zur Entwicklung von Botrytis auf Blüteresten. Bei der moderaten Entblätterung mittels Druckluft entstehen sehr saubere Trauben und der allergrösste Teil der Blütenreste sind entfernt. Ganz anders bei Handentblätterung und Saug – Zupfgeräten, wo ein hoher Anteil der Blütenreste vorhanden bleibt. Insbesonders hier wird in kompakten Sorten und Klonen dieses Jahr eine Vor – Traubenschlussbehandlung empfohlen. In lockeren Sorten und Klonen kann die Behandlung, sofern gewünscht, noch geschoben werden. 

Zum Einsatz kommen: zur Traubenzonenbehandlung ein Botrytismittel wie z.B. Switch mit 0,48 kg / ha, Cantus mit 0,6 kg / ha, Kenja mit 0,75 l / ha oder Prolectus mit 0,6 kg / ha Mittelaufwand. Achtung beim Einsatz von Cantus oder Kenja: hier sind Blockbehandlungen mit Oidiummitteln der Wirkstoffgruppe L (Luna, Sercadis, Collis) zu vermeiden. Der Wasseraufwand beträgt 600 l / ha im Spritz- und 300 l / ha im Sprühverfahren. Gutes Handwerk bei dieser Massnahme bedeutet das Fahren jeder Gasse. 

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel und die Zulassungen für Tafeltrauben. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Durch die viele Bedeckung ist der Zusatz von 0,5 kg Harnstoff / 100 l Spritzbrühe oder 2,0 l / ha Aminosol gerade bei aufgehellten Reben vorteilhaft. Nach der Blüte ist der Einsatz von Bittersalz mit 12 – 14 kg / ha (Produkt Epso Top) unter den wechselhaften Witterungsbedingungen als Vorbeugung gegen Stiellähme sinnvoll. Für das Moderate Ausblasen werden die bewährten 0,4 bis max. 0,6 bar empfohlen. Das Ausblasen ist kein Verfahren zur stärkeren Entblätterung noch zur Ertragsregulierung, die Säuberung der jungen Trauben von Blütenresten hat aber einen hohen Schutzeffekt gegen Botrytis, besonders in den kompakten Sorten und Klonen. Aus Erfahrung aus den Vorjahren zeigt eine frühe Entblätterung zusätzlich einen wesentlich besseren Schutz gegen Sonnenbrand. Wer zusätzlich vorsichtig ist, entblättert nur die Sonnen abgewandte Seite. Lassen Sie aber Umsicht walten! Zu stark entblätterte Anlagen sind immer wieder zu finden, selbst bei modernsten Maschinen mit besten Einstellmöglichkeiten. Die Trauben senken sich im Laufe der Entwicklung ab und hängen dann tiefer wie jetzt im Nachblütebereich. Die derzeitige Traubenzone muss daher nicht vollständig freigestellt werden. Sollten wir noch einen intensiven späteren Sommer erhalten, ist dies ebenso sehr negativ für die Erhaltung der Aromen und der Säurestruktur. Auf Grund des hohen Peronosporadruckes sollten die Anlagen luftig gehalten werden. Das Gipfeln sollte daher nicht zu weit verschoben und stabile Laubwände angestrebt werden, ebenso das damit verbundene entfernen von eventuell befallenem Gipfellaub. Sofern sich günstigere Bodenbedingungen wiedereinstellen, sollten die geöffneten Gassen eingesät werden, um überschüssigen Stickstoff in Richtung Reife und Lese abzufangen und bessere Fahrbedingungen für die Lesemaschine anzustreben. Sehr gut eignet sich hierfür die Mischung aus Phacelia 5 -8 kg / ha und Buchweizen 15 – 20 kg / ha. Dies gilt auch für die neuen Junganlagen. 

                                                 

Sonstige Hinweise

Abschluss des Rebschutzes

In der gemeinsamen Besprechung mit dem Weinbauinstitut wurde die Monatswende Juli – August bis spätestens 03. August als Abschlusstermin für den Pflanzenschutz festgelegt. Für den Bodenseeraum ist der 10. August einzuplanen. Die Liste mit den Wartezeiten der Pflanzenschutzmittel ist dem Info beigelegt.

Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

 

Sofern nicht anderst erforderlich, erfolgt das nächste Weinbauinfo am 11.07.2024. 

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