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Weinbauinfo Tuniberg Nr. 13

Allgemeiner Entwicklungsstand

Warm – feuchte Luft bestimmt die Wetterlage. Wir sehen mehr Sonne, dafür ist es dampfig. Die Wärme fördert das Wachstum. In dem kleinen Hagelgebiet am nördlichen Tuniberg wachsen jetzt nach Wochen langem Stillstand endlich auch wieder die Reben. Insgesamt haben die Bestände an Farbe gewonnen und die Traubenentwicklung geht im westlichen Beratungsgebiet in Richtung Erbsengrösse, im Bodenseeraum ist die Streuung grösser, das Gros der Anlagen befindet sich nach Schrotkorngrösse. Verriesselungen sind ein Thema. Überall dort, wo die Bestände bei geringem Energiegenuss geblüht haben, hat es Spuren hinterlassen, im Bodenseeraum einzelne Anlagen bis fast zum Totalausfall. Betroffen sind stärker: jungfräuliche Böden, mischbeerige Klone und dann am stärksten, die Mischung aus beidem. Die Sorte Weissburgunder, das ganze Jahr schon etwas auffällig von den versteckten Frostfolgen, ist ebenfalls öfters sehr ungleichmässig. Die Wetterlage bleibt mit Gewittern in der Vorhersage instabil. Was wo wie fällt, lässt sich kaum sagen. Für den Tuniberg ist die Vorhersage sehr nass, im Bodenseeraum gemässigter. Wie der vergangene Tag im Bodenseeraum zeigte, wo auf wenige Kilometer Luftlinie gewaltige Unterschiede auftraten (Meersburg wenige mm, Hilzingen über 50 mm): sicher bauen lässt sich darauf nicht.

 

Zu den tierischen Schädlingen

Es gibt keine erwähnenswerten Auffälligkeiten. Im Beratungsgebiet sollten die Fallenkontrollen für die zweite Generation Traubenwickler durchgeführt werden. An den bekannten Orten für Zikaden (Waldrand / Gehölzränder) ist auf Befall zu achten. Bewährte vorbeugende Massnahme gegen Befall ist das Alternierende Mulchen. Bei der Windenglasflügelzikade sollten die Nahrungspflanzen wie Brennnesseln derzeit auf den Böschungen belassen werden, um ein abwandern auf die Reben zu verhindern.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Es gab immer wieder starke Peronosporajahre wie 2016 0der 2021, aber nun seit sechs Wochen anhaltend feuchte Bedingungen mit teilweisen hoch intensiven Niederschlägen gab es in dieser Form noch nicht. Daher bleibt der Pflanzenschutz intensiv und im wöchentlichen Rhythmus. Mit hohem Aufwand und Disziplin ist es bisher gelungen, für die Situation in der integrierten Produktion ein gutes Bestandsbild zu haben. Wo Fehler auftraten, sind die Spuren deutlich sichtbar, aber dies sind zum Glück Einzelfälle. Auf Grund der hohen Niederschläge in der Vorhersage auf das Wochenende im westlichen Beratungsgebiet wird empfohlen, auf das Wochenende ein Kontaktbelag vorzulegen, der Bodenseeraum ist in Vorlage. 

Zum Einsatz kommen:

ein Kontaktmittel wie Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, Folpan 500 SC mit 2,1 l / ha oder Delan WG mit 0,7 kg / ha Mittelaufwand oder Videryo F mit 2,2 l / ha Mittelaufwand. Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel mit auslaufendem Wirkstoff wie z.B. Orvego mit 1,4 l / ha, Forum Gold oder VinoStar mit 1,68 kg / ha, Metomor F mit 1,68 kg / ha, alternativ auch Melody Combi mit z.B. 1,82 kg / ha oder Ampexio mit 0,48 kg / ha Mittelaufwand. Beachten Sie: Enervin F, Enervin SC und Orvego enthalten denselben Wirkstoff Initium, der aus Resistenzgründen nicht mehr wie zweimal eingesetzt werden kann. verwendet wurden. Die feucht warme Witterung ist nun auch für Oidium idealer, aber es wird auch intensiv Pflanzenschutz umgesetzt. Der hochempfindliche Blütenzeitraum ist abgeschlossen. Gegen Oidium können nun auch organische Mehltaumittel wie Belanty mit 1,5 l / ha, Dynali mit 0,7 l / ha oder auch Vivando (einmalig) mit 0,28 l / ha eingesetzt werden. Bitte achten Sie weiterhin auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel! Es dürfen niemals zwei Mittel mit demselben Wirkstoff hintereinander eingesetzt werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3 kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden, er hilft aber gegen den Sommerbefall von z.B. Pockenmilben. Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten. 

PIWI – Anlagen sind mit zu behandeln. Es gibt Meldungen von Resistenzdurchbrüchen in allen Sorten (ausser bisher Solaris), daher ist auch hier ein konsequenter Schutz vorerst weiterhin nötig. Melden Sie bitte Reblausbeobachtungen in diesen Sorten.

Die sehr feuchten Bedingungen jetzt im Nachblütebereich sind ideale Vorrausetzungen zur Entwicklung von Botrytis auf Blüteresten. Bei der moderaten Entblätterung mittels Druckluft entstehen sehr saubere Trauben und der allergrösste Teil der Blütenreste sind entfernt. Ganz anders bei Handentblätterung und Saug – Zupfgeräten, wo ein hoher Anteil der Blütenreste vorhanden bleibt. Insbesonders hier wird in kompakten Sorten und Klonen dieses Jahr eine Vor – Traubenschlussbehandlung empfohlen. In lockeren Sorten und Klonen kann die Behandlung, sofern gewünscht, noch geschoben werden. 

Zum Einsatz kommen: zur Traubenzonenbehandlung ein Botrytismittel wie z.B. Switch mit 0,48 kg / ha, Cantus mit 0,6 kg / ha, Kenja mit 0,75 l / ha oder Prolectus mit 0,6 kg / ha Mittelaufwand. Achtung beim Einsatz von Cantus oder Kenja: hier sind Blockbehandlungen mit Oidiummitteln der Wirkstoffgruppe L (Luna, Sercadis, Collis) zu vermeiden. Der Wasseraufwand beträgt 600 l / ha im Spritz- und 300 l / ha im Sprühverfahren. Gutes Handwerk bei dieser Massnahme bedeutet das Fahren jeder Gasse. 

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel und die Zulassungen für Tafeltrauben. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Durch die viele Bedeckung ist der Zusatz von 0,5 kg Harnstoff / 100 l Spritzbrühe oder 2,0 l / ha Aminosol gerade bei aufgehellten Reben vorteilhaft. Nach der Blüte ist der Einsatz von Bittersalz mit 12 – 14 kg / ha (Produkt Epso Top) unter den wechselhaften Witterungsbedingungen als Vorbeugung gegen Stiellähme sinnvoll. Für das Moderate Ausblasen werden die bewährten 0,4 bis max. 0,6 bar empfohlen. Das Ausblasen ist kein Verfahren zur stärkeren Entblätterung noch zur Ertragsregulierung, die Säuberung der jungen Trauben von Blütenresten hat aber einen hohen Schutzeffekt gegen Botrytis, besonders in den kompakten Sorten und Klonen. Aus Erfahrung aus den Vorjahren zeigt eine frühe Entblätterung zusätzlich einen wesentlich besseren Schutz gegen Sonnenbrand. Wer zusätzlich vorsichtig ist, entblättert nur die Sonnen abgewandte Seite. Lassen Sie aber Umsicht walten! Zu stark entblätterte Anlagen sind immer wieder zu finden, selbst bei modernsten Maschinen mit besten Einstellmöglichkeiten. Die Trauben senken sich im Laufe der Entwicklung ab und hängen dann tiefer wie jetzt im Nachblütebereich. Die derzeitige Traubenzone muss daher nicht vollständig freigestellt werden. Sollten wir noch einen intensiven späteren Sommer erhalten, ist dies ebenso sehr negativ für die Erhaltung der Aromen und der Säurestruktur. Auf Grund des hohen Peronosporadruckes sollten die Anlagen luftig gehalten werden. Das Gipfeln sollte daher nicht zu weit verschoben und stabile Laubwände angestrebt werden.

Durch die feuchten und wüchsigen Bedingungen wird in diesem Jahrvielfach nochmals ein weiterer Herbizideinsatz notwendig werden. Bei einer geplanten Anwendung sind neben den Gebietseinschränkungen die

entsprechenden Wartezeiten und möglichen Anwendungszeitpunkte aus der bekannten Übersicht zum Herbizideinsatz 2024 zu berücksichtigen. Im Beratungsgebiet liegen einige Wasserschutzgebietsflächen. Bitte beachten Sie daher auch folgende Aspekte:

- Aus aktuellem Anlass wird nochmal dringend darauf hingewiesen, dass in Flächen, die in Wasserschutz- bzw. Quellschutzgebieten (WSG/QSG) liegen, der Wirkstoff Glyphosat trotz der kommunizierten Wirkstoffver-längerung nicht mehr verwendet werden darf!                                                                                                                                                                                    - Tiefhängende Schnabel / Kümmertriebe dürfen auf keinen Fall von Herbiziden getroffen werden, beim Einsatz Glyphosat- oder Wuchstoffhaltiger Produkte gilt dies auch für Stockausschläge!

- Für das kurzzeitige Niederhalten von Problempflanzen wie Disteln oder Windenarten stehen die Abbrenner-Präparate Quickdown, Shark oder Beloukha im Rahmen einer Bekämpfung der Stockausschläge zur Verfügung. Die jeweiligen Sortenbeschränkungen sind zu beachten!

- Alternativ kann in WSG/QSG zur nachhaltigen Winden- und Distelbekämpfung auch das wuchsstoffhaltige Produkt U46 M-fluid ab dem Stadium Erbsengröße unter Beachtung der Anwendungsbedingungen (Temperatur <25°C, niedrige Luftfeuchte, Thermik) eingesetzt werden.

- Bei einem notwendigen Sommereinsatz eines Gräserproduktes in WSG und QSG kann in diesem Jahr genehmigungsbedingt nur Select 240 EC in Kombination mit Radiamix zum Einsatz kommen (Focus Ultra ist nur mit einmaliger Anwendung bis BBCH 60 zugelassen!). Für eine verbesserte Wirkung kann hier eine Phase mit höherer Luftfeuchtigkeit genutzt werden. Stockausschläge werden durch das Gräserprodukt nicht erfasst.                                                 

 

Sonstige Hinweise

Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

 

Sofern nicht anderst erforderlich, erfolgt das nächste Weinbauinfo am 03.07.2024. 

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