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Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 15

Allgemeine Situation:

Das schwül-warme Wetter treibt das Wachstum weiter voran. Aktuell befinden sich die Trauben zwischen Schrotkorn und Erbsengröße. In frühen Lagen lässt sich aber auch schon BBCH 77 „Beginn Traubenschluss“ feststellen. Die letzten Heftarbeiten werden in den kommenden Tagen abgeschlossen sein, langweilig wird einem deswegen aber nicht werden. Laubschneiden, Entblättern, Ausblasen, Mulchen oder der so wichtige Pflanzenschutz bestimmen weiter den Winzeralltag. Für das Wochenende sind, mal wieder, größere Niederschläge gemeldet. Im Optimalfall sollte die nächste Pflanzenschutzbehandlung vor den Niederschlägen gesetzt werden, um unsere Bestände weiterhin sauber zu halten. Der Spritzabstand sollte bei der aktuellen Witterung weiterhin 7 bis 8 Tage betragen.  

Rebschutzsituation

Peronospora

Durch die gefallenen Niederschläge in den letzten Tagen, sowie den neu angekündigten, bleibt uns nichts Anderes übrig, als weiterhin in kurzen Abständen mit einem Kontaktmittel den Schutz aufrecht zu halten. Die befallenen Peronospora-Trauben trocknen ein, der Gesunde Teil der Traube wächst meist weiter. Je nach Verlauf kann sich der Pilz jedoch im Stiel weiter ausbreiten und später zu weiteren Ausfällen führen. Im Optimalfall trocknet der befallene Teil aber ein und der Rest der Traube wächst weiter. 

Mittelempfehlung

Zum Einsatz können Kontaktmittel kommen wie z.B. Videryo F (2,5 l/ha), Folpan 80 WDG (1,6 kg/ha), Folpan 500 SC (2,4 l/ha), oder Delan WG (0,8kg/ha). Polyram WG (3,2 kg/ha) kann nur eingesetzt werden, wenn die strengen Anwendungsbestimmungen bezüglich der Nachfolgearbeiten (SF278-VEWE) eingehalten werden. Bitte Reste aufbrauchen. 

In Anlagen mit einem erhöhten Peronosporabefall oder nach Gewittern können aufgrund ihrer besseren Wirkung auch kurativen Mittel eingesetzte werden, wie z.B.  Ampexio (0,48 kg/ha), Melody Combi (2,2 kg/ha) oder Fantic F (2,4 kg/ha)

Oidium

Gegen Oidium kommt weiterhin ein organisches Fungizid zum Einsatz wie z.B. Talendo (0,375 l/ha), Belanty (1,55 l/ha bei 1,8m Gassenbreite und 1,4m Laubwandhöhe, ansonsten 1 l/10.000m2 LWF), Dynali (0,8 l/ha), Kusabi (0,3 l/ha) oder Vivando (0,32 l/ha). Wegen möglichen Resistenzen sollte Vivando nur einmalig zum Einsatz kommen.  

Bitte achten Sie auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel! Es dürfen niemals zwei Mittel mit demselben Wirkstoff hintereinander eingesetzt werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.

Betriebe, denen es aufgrund ihrer geringen Betriebsgröße möglich ist, sollten nun jede Gasse fahren. 

Die Aufwandmengen der Mittel berechnen sich aus dem Basisaufwand x 4 

Botrytis

Kompakte Trauben, in Kombination mit abgestorbenen Blüteresten, hohe Temperaturen und Niederschläge sind in der Reifeendphase Garanten für Botrytis- und Essigfäulnis. Wir wissen, der wirkungsvollste Schutz gegen Botrytis- und Essigfäulnis sind lockere Trauben und eine luftige Traubenzone. Viele Anlagen, wurden in den vergangenen Tagen mechanisch entblättert, bzw. „ausgeblasen“. Das ist die wichtigste und effektivste Maßnahme zur Fäulnisvorbeuge. Ob darüber hinaus durch den Einsatz eine Botrytismittels zum Zeitpunkt „Kurz vor Traubenschluss“ eine zusätzliche Wirkungsgradsteigerung erzielt werden soll, muss jeder Betrieb für sich entscheiden. 

Vor allem aber in Anlagen mit kompakten Klonen, in denen keine Druckluftentblätterung stattgefunden hat, wird dieses Jahr eine Botrytisbehandlung zum Stadium „Kurz vor Traubenschluss“ empfohlen. Zum Einsatz kommen z.B. Switch (0,48kg /ha), Cantus (0,56 kg/ha), Kenja (0,75 l/ha), Prolectus (0,6kg/ha)

Bitte beachten: Sind in der letzten Behandlung Oidiummittel der Gruppe L (Luna, Sercadis, Collis) zum Einsatz gekommen, darf weder Cantus noch Kenja gegen Botrytis appliziert werden. Auch in der Spritzung danach sollten diese nicht eingesetzt werden.  

Die Mittelmengen beziehen sich auf eine Traubenzonebehandlung und errechnen sich aus dem Basisaufwand x2. Für eine maximale Wirkung sollte bei dieser Maßnahme jede Gasse gefahren werden. Bei einer Behandlung der gesamten Laubwand errechnet sich die Mittelmenge aus dem Basisaufwand x4.

Weinbauliche Maßnahmen

Durch eine gute Blüte ist die Wahrscheinlichkeit von kompakten Trauben und Fäulnis erhöht. Eine effektive Maßnahme, um die Kompaktheit der Trauben zu reduzieren, ist das „Ausblasen“, das ab dem Stadium „Schrotkorngröße“, also ab sofort in frühen Lagen möglich ist. Dabei sollten aber die Triebe den obersten Draht erreicht haben. Bei Anlagen mit einem höheren Anteil von Kurztrieben sollte noch gewartet werden. Ich weiß, das Zeitfenster für das „Ausblasen“ ist kurz. Dennoch sollten wir auf die Bevölkerung Rücksicht nehmen und nicht bereits mitten in der Nacht mit der Arbeit beginnen. Parzellen in direkter Dorfnähe sollten am Tag gefahren werden.   

Mittlerweile sind die entblätterungsarbeiten in vollem Gange. Gerade durch eine frühe Entblätterung wird das Botrytisrisiko gesenkt und die Applikationsqualität in der Traubenzone wird verbessert. Achten Sie bei allen Entblätterungsmaßnahmen, besonders bei den Weißweinsorten, auf eine schonende Umsetzung, um dem Sonnenbrand und den Aromaverlusten vorzubeugen.

Piwis

Mittlerweile gibt es Meldungen über Resistenzdurchbrüche über alle Sorten hinweg. Sowie am Blatt als auch 

an der Traube. Aufgrund dessen, sowie des anhaltenden Pilzdrucks, sollten auch PIWI Sorten mit der nächsten Überfahrt mitbehandelt werden. 

Stiellähme 

Für eine bessere Versorgung und um der Stiellähme vorzubeugen, kann nach der Blüte der Zusatz von Epsotop-Bittersalz (12-14 kg/ha) mitappliziert werden. 

Sonstiges 

Durch die feuchten und wüchsigen Bedingungen wird in diesem Jahr vielfach nochmals ein weiterer Herbizideinsatz notwendig werden. Bei einer geplanten Anwendung sind neben den Gebietseinschränkungen die entsprechenden Wartezeiten und möglichen Anwendungszeitpunkte aus der bekannten Übersicht zum Herbizideinsatz 2024 zu berücksichtigen. Bitte beachten Sie darüber hinaus auch folgende Aspekte: 

- Aus aktuellem Anlass wird nochmal dringend darauf hingewiesen, dass in Flächen, die in Wasserschutz- bzw. Quellschutzgebieten (WSG/QSG) liegen, der Wirkstoff Glyphosat trotz der kommunizierten Wirkstoffverlängerung nicht mehr verwendet werden darf! 

- Tiefhängende Kümmertriebe dürfen auf keinen Fall von Herbiziden getroffen werden, beim Einsatz glyphosat- oder wuchstoffhaltiger Produkte gilt dies auch für Stockausschläge! 

- Für das kurzzeitige Niederhalten von Problempflanzen wie Disteln oder Windenarten stehen die Abbrenner-Präparate Quickdown, Shark oder Beloukha im Rahmen einer Bekämpfung der Stockausschläge zur Verfügung. Die jeweiligen Sortenbeschränkungen sind zu beachten! 

- Alternativ kann in WSG/QSG zur nachhaltigen Winden- und Distelbekämpfung auch das wuchsstoffhaltige Produkt U46 M-fluid ab dem Stadium Erbsengröße unter Beachtung der Anwendungsbedingungen (Temperatur <25°C, niedrige Luftfeuchte, Thermik) eingesetzt werden. 

- Bei einem notwendigen Sommereinsatz eines Gräserprodukts in WSG und QSG kann in diesem Jahr genehmigungsbedingt nur Select 240 EC in Kombination mit Radiamix zum Einsatz kommen (Focus Ultra ist nur mit einmaliger Anwendung bis BBCH 60 zugelassen!). Für eine verbesserte Wirkung kann hier eine Phase mit höherer Luftfeuchtigkeit genutzt werden. Stockausschläge werden durch das Gräserprodukt nicht erfasst. 

Nächster Aufruf am Mittwoch, dem 03.07.

gez. Mattmüller

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