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Weinbauinfo Kaiserstuhl-Nr. 15-2024

Weinbauinfo Nr. 15-2024 vom 26.06.2024

 

Agenda:      -    Vor Traubenschluss

-        Anhaltendes Oidiuminfektionsrisiko

          

Vegetationsstand und Witterung

Die Laubwände sind oben. Die Reben sind auch in den Trockenlagen (Vulkanverwitterung, geringe Lössauflage) sehr vital, durchgetrieben. Die Trauben zeigen unterschiedliche Strukturen. Von mittleren Verrieselungen bis sehr kompakt ist alles zu finden. Grauburgunder SMA und Spätburgunder L-Klone lassen evtl. geringere Erträge erwarten. Die alten GB-Klone, Spätburgunder Frank und FR-5286, Müller-Thurgau, Weißburgunder haben ordentliches Beerenpotential. Man sollte nicht vergessen, dass wir dieses Jahr ausreichend Wasser in der aktuellen Zellteilungsphase der Beeren haben. Es werden viel Zellen gebildet. Daraus können große Beeren entstehen. Ertragsschätzungen sind momentan noch schwierig und werden im Juli angesprochen.

Mit dem BBCH 77 „Beginn des Traubenschlusses“ sind vorbeugende Maßnahmen hinsichtlich „Reduzierung des Fäulnisrisikos“ zu überlegen. Neben wichtigen Kulturarbeiten, wie luftige Laubwand, Teilentblätterung der Traubenzone ist der Einsatz von Botrytismittel zum Termin „Vor Traubenschluss“ eine Möglichkeit, die bei der nächsten Behandlung einzuplanen ist.

Die Wettervorhersage meldet zunehmend unbeständig mit Schauer, Gewitter und Niederschlägen ab Freitag und Samstag. Damit werden wir mit dem vorbeugenden Pflanzenschutz nochmals im Wochenturnus agieren müssen. Beobachten Sie die Wettervorhersage und suchen Sie das passende Spritzfenster.

 

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Bitte kontrollieren Sie regelmäßig 1xpro Woche Ihre Kontrollfallen.

Grüne Rebenzikade

Beim abendlichen Mulchen der Rebanlagen schwirren die Grünen Rebenzikaden. Mit dem Mulchen jeder 2.Gasse erhält man ein Teil des natürlichen Habitats der Grünen Rebenzikade und vermindert das Schadensrisiko an den Reben. Das Mulchen jeder 2. Gasse wird ausdrücklich empfohlen!

Schwarzholzkrankheit-Winden-Glasflügelzikade

Um den Überträger der Schwarzholzkrankheit, die Winden-Glasflügelzikade von den Reben fern zu halten, sollte das Habitat (Brennnesselhorste) in den Rebanlagen und an den Böschungen, wenn möglich soweit erhalten werden, dass die Zikaden ihren Lebensraum haben. Soweit die Theorie. Umsetzung in der Praxis ist eher an den Böschungen möglich.

 


Pilzkrankheiten

Rebschutzempfehlung

Zum Einsatz kommen gegen Peronospora

Empfehlung 1:

In gesunden Rebanlagen ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 1,6 Kg/ha oder Folpan 500 SC 1,6 L/ha oder Delan WG 0,8 Kg/ha. Aufgrund des hohen Pilzdruck durch Peronospora ist der Zusatz von Phosphonat z.B. Veriphos, Rhombiphos etc.2-3 L/ha gerechtfertigt.

Empfehlung 2:

Höhere Wirkungssicherheit und bessere Spritzqualität kann insbesondere in Befallsanlagen oder bei Behandlungen nach stärkeren Gewittern, Niederschlägen, der Einsatz von tiefenwirksamen Präparaten bieten. Hier sollte das Resistenzmanagement besonders beachtet werden. Bitte keine gleichen Wirkstoffe/Mittel 2 x hintereinander anwenden. Empfohlen werden z.B. Fantic F 2,4 Kg/ha (Kat D) (max. 3x/Saison) oder Sanvino 1,31 Kg/ha (Kat F) oder Melody Combi 1,925 Kg/ha (Kat C) (max. 2 x/Saison) oder Ampexio 0,56 Kg/ha (Kat C/E) (max. 3x/Saison).

Der Zusatz von einem phosphonathaltigen Präparat 2- 3 L/ha ist bei aktuellem Befallsdruck zu empfehlen.

Gegen Oidium empfehlen wir ein organisches Oidiumfungizid (Wirkstoffwechsel beachten) wie z.B. Sercadis 0,24 L/ha oder Talendo Extra 0,4 L/ha oder Belanty (G) 1l/10.000m² LWF, aktuell je nach Laubwandhöhe 1,5-1,75 L/ha oder Collis (A/L) 0,64 L/ha oder Dynali (R/G) 0,8 L/ha etc.

Das Befahren jeder Gasse in Befallsanlagen, bei besonders anfälligen Sorten (Müller-Thurgau, Chardonnay, Silvaner, Cabernet Dorsa…) wird ab abgehender Blüte bis Abschlussbehandlung besonders empfohlen.

Botryis-Botrytizidbehandlung „Vor Traubenschluss“

Aufgrund der guten Wasserversorgung der Reben ist mit einem schnellen Schließen der Trauben zu rechnen. Die Überlegung frühzeitig die Traubenzone mit einem Botrytizid zu behandeln liegt nahe. Zum Einsatz kommen z.B. Switch 0,96 Kg/ha oder Kenja 1,5 L/ha oder Cantus 1,2 Kg/ha oder Prolectus 1,2 Kg/ha. Bei reiner Traubenzonenbehandlung sollte der 2-fache Basisaufwand zum Einsatz kommen.

Wichtiger Hinweis: 

Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, beste Applikationsqualität und die Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements, d.h. konsequenter Wirkstoffwechsel. Zudem sollte bei anfälligen Sorten wie z.B. Müller-Thurgau, Silvaner, Chardonnay und insbesondere Cabernet Dorsa, sowie in den Befallsanlagen jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel 3,6 Kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.

Allgemeine Hinweise:

§  Der Wasseraufwand beträgt 1200-1400 L/ha im Spritzverfahren bzw. 400-700 L/ha im Sprühverfahren. 

§  Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 4. 

§  Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!

§  Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)

§  Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 

§  Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung 

§  Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 

§  Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Je nach Infektions-und Krankheitsdruck werden 2-4 Pflanzenschutzbehandlungen vor, während und bis nach der Blüte auch bei den Piwis empfohlen. Dies ist besonders in Bezug auf Mehltau eine wichtige Maßnahme.

Pilzwiderstandsfähige Reben jetzt mitbehandeln!

 

Junganlagen

Für eine Peronospora-Bekämpfung werden im vorbeugenden wöchentlichen Spritzintervall Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Delan 0,2 Kg/ha oder Mildicut 1,0 L/ha empfohlen. Konzentrierung Basisaufwand/ha bezogen auf 400L/ha Wasseraufwand. Wer nach ergiebigen Niederschlägen, starkem Zuwachs seine Junganlagen behandelt sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit ein tiefenwirksame Peronospora-Fungizide einsetzen wie z. B. Melody Combi 0,55 kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Forum Gold 0,48 Kg/ha (Basisaufwand auf 400 L/ha).

Zur Oidiumbekämpfung wird der Zusatz eines organischen Präparates empfohlen. Die Spritzintervalle sollten dem Zuwachs entsprechend angepasst werden und bei der derzeitigen Wetterlage 8 Tage nicht überschreiten. Als Nährstoffzugabe und Repellent gegen Haarwild Aminosol oder Beckmann Aminofert-N 1L/ha.

Kulturarbeiten

Die Teilentblätterung der Traubenzone dient zur besseren Durchlüftung der Traubenzone und ist damit eine vorbeugende phytosanitäre Maßnahme gegen Pilzkrankheiten (Botrytis und Essigfäulnis). Bitte achten Sie auf das moderate Entblättern und Belassen sie ein schützendes Blätterdach auf der Sonnenseite zur Verhinderung von Sonnenbrand und bezüglich Aromaverlusten bzw. Verhinderung der Einlagerung von Bitterstoffen in den Trauben, die direkt der Sonne ausgesetzt sind.

Mit dem jetzigen Absenken der Trauben ist der Einsatz der Saug-Zupfgeräte eine weitere technische Möglichkeit der Teilentblätterung der Traubenzone. Bitte fahren sie zur Vermeidung von Sonnenbrand nur auf der sonnenabgewandten Seite (Ost- Nord…). Das Jahr 2024 war bisher relativ sonnenarm mit wenigen warmen Tagen. Bei plötzlichen Temperaturanstieg besteht eine sehr hohe Sonnenbrandgefahr für die Trauben!!!

Agrarbüro

Frist zur Einreichung des Verwendungsnachweises Umstrukturierungsförderung 2024:

Für die Förderung der Umstellung und Umstrukturierung von Rebflächen war der Auszahlungsantrag über FIONA bis 15. Mai 2024 zu stellen. Die Rechnungen für die Pflanzreben und für die Tropfschläuche sind bis spätestens 15. Juli 2024 durch Hochladen in FIONA nachzureichen. Bitte nicht vergessen: Nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente bei der zuständigen Landwirtschaftsbehörde ankommen.

 

Tobias Burtsche

Weinbauberatung Kaiserstuhl

                    

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