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Weinbauinof Kaiserstuhl-Nr. 13-2024

Weinbauinfo Nr. 13-2024 vom 13.06.2024

 

Agenda:      -    Blüte überwiegend zu Ende

-        Abgehende Blüte in späten hohen Lagen

-        Oidium jetzt Leitkrankheit

-        Teilentblätterung starten

          

Vegetationsstand und Witterung

Sonnige Tage und milde Tagestemperaturen seit der letzten Woche haben die Rebenvegetation sehr positiv entwickelt. Die Blüte ist überwiegend zu Ende BBCH 69. Nur in den späteren, hohen Lagen am Kaiserstuhl wird sich die Blüte noch bis in die nächste Woche hinziehen. Aktuell sind noch keine allgemein gültigen Aussagen über die Blütequalität oder möglich Verrieselungen seitens der Weinbauberatung zu treffen. Da Verrieselungen bis zu 3 Wochen nach der Blüte auftreten können. Man sieht aber, dass das „Putzen der Beeren“ relativ langsam von statten geht. Oft kleben die Käppchen noch.

Die Reben sind meistens vital und i.d.R. erreichen die Triebe den oberen Draht bzw. sind schon darüber hinaus. Spätere Lagen und Sorten sind noch zurück. Hier kann die obere Heftdrahtfeder oft noch nicht geschlossen werden. Einige Rebanlagen zeigen jetzt deutliche Chlorose und daraus resultierend einen gebremsten Wuchs. Hier sollten evtl. Gegenmaßnahmen z.B. mittels Blattdüngung erfolgen.

Frühe Lagen und Sorten z.B. Burgundersorten in exponierten Lagen zeigen eine schnelle Beerenentwicklung und aufgrund der guten Wasserversorgung ein kräftiges Beerenwachstum. Dies deutet auf eine mögliche, schnelle Vergrößerung der Fruchtknoten/Beeren, was betreffend Arbeitsplanung, auf ein kurzes mögliches Fenster für die Druckluftentblätterung schließen lässt. D.h. beobachten Sie ihre Anlagen und beginnen Sie frühzeitig.

Die Pflanzenschutzstrategie bei der Peronosporabekämpfung zeigt zurückblickend auf den hohen Infektionsdruck vom Mai, guten bis sehr guten Erfolg. Aktuell ist das Oidiuminfektionsrisiko witterungsbedingt sehr hoch und die Spritzabstände sollten nach Oidium (Leitkrankheit) ausgerichtet werden.

Die Wettervorhersage meldet für morgen Nachmittag/Abend und für den Samstag zunehmende Niederschlagswahrscheinlichkeit. Für nächste Woche zunehmend sommerliche Tagestemperaturen von 25°C und mehr. Kurzfristige Wetteränderung durch Sommergewitter sollten über den Wetterbericht täglich verfolgt werden um das richtige Spritzfenster zu finden.

 

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Mittlerweile ist die Flugphase der ersten Generation Traubenwickler zu Ende. Bitte wechseln Sie die Köder und Leimböden in Ihren Kontrollfallen und kontrollieren Sie ab jetzt mindestens einmal wöchentlich ihre Fallen um den Flugbeginn der 2 Generation zu beobachten.

Die Gebiete mit gemeinschaftlicher Pheromonverwirrung sind stabil. Hier sind keine Fangzahlen in den Kontrollfallen vorhanden!

 

 

 

 

Grüne Rebenzikade

Beim abendlichen Mulchen der Rebanlagen schwirren die Grünen Rebenzikaden. Mit dem Mulchen jeder 2.Gasse erhält man ein Teil des natürlichen Habitats der Grünen Rebenzikade und vermindert das Schadensrisiko an den Reben. Das Mulchen jeder 2. Gasse wird ausdrücklich empfohlen!

 


Pilzkrankheiten

Peronospora und Oidium

Wie schon einleitend berichtet gibt es in entsprechend gepflegten und behandelten Anlagen nur wenige Befallsanlagen mit Peronospora. Selten sind Gescheine befallen. Ölflecke sind immer wieder zu finden. Je nach Gemarkung und Parzelle auch in höherer Anzahl und natürlich immer noch sporulierend. Hiervon können bei ausreichend Luftfeuchtigkeit Infektionen verbreitet werden. Entsprechend sollten betroffenen Winzer, insbesondere vor Niederschlagereignissen, mittels tiefenwirksamen Fungiziden ihren Pflanzenschutz durchführen. Besonders die frisch verblühten Trauben sind an den Beeren und Stielgerüsten gefährdet.

Die aktuelle Witterung, sonnig warme Tag mit starker Abkühlung, Kondensation und Taubildung in der Nacht sind förderlich für Mehltau (Escher, Oidium). Mir ist bewusst, dass bisher, aufgrund der höheren Anzahl Vorblütebehandlungen eine gute vorbeugende Bekämpfung durchgeführt wurde. Aber gerade jetzt im Stadium „Abgehende Blüte, Schrotkorn“ ist die Infektionsgefahr als sehr hoch einzustufen. Kurze Spritzabstände 8-10 Tage und potente organische Oidiummittel, Wirkstoffwechsel beachten, sind angesagt.

 

Rebschutzempfehlung

Zum Einsatz kommen gegen Peronospora

Empfehlung 1:

In gesunden Rebanlagen ein Kontaktmittel wie z.B. Enervin SC 1,8 L/ha + Folpan 80 WDG 1,2 Kg/ha oder Folpan 80 WDG 1,2 Kg/ha oder Delan WG 0,6 Kg/ha. Phophonate sollten max. bis kurz vor dem 1.Gipfeln zum Einsatz kommen.

Empfehlung 2:

Höhere Wirkungssicherheit und bessere Spritzqualität kann insbesondere in Befallsanlagen oder bei Behandlungen nach stärkeren Gewittern, Niederschlägen, der Einsatz von tiefenwirksamen Präparaten bieten. Hier sollte das Resistenzmanagement besonders beachtet werden. Bitte keine gleichen Wirkstoffe/Mittel 2 x hintereinander anwenden. Empfohlen werden z.B. Orvego 1,2 L/ha (max. 2 x/Saison) oder Ampexio 0,48 Kg/ha (max. 3x/Saison), oder alternativ Fantic F 1,8 Kg/ha.

Der Zusatz von einem phosphonathaltigen Präparat kann bei hohem Infektions- bzw. Befallsdruck, überlegt werden.

Gegen Oidium empfehlen wir ein organisches Oidiumfungizid (Wirkstoffwechsel beachten) Empfehlung 1:

Wer noch kein SDHI angewendet hat kann 

z.B. Luna Max 1,0 L/ha oder Luna Experience 0,375 L/ha oder Sercadis 0,18 L/ha einsetzen. Mittel aus dieser Wirkstoffgruppe sollten max. 1 x/Saison im Blütefenster angewendet werden!!!

Empfehlung 2:

In Betrieben in denen bereits z.B. Sercadis etc. schon eingesetzt wurden, sollte unter Berücksichtigung des Resistenzmanagements z.B. Talendo 0,3 L/ha oder Talendo Extra 0,3 L/ha oder Belanty 0,9 L/10.000 LWF, aktuell ca. 1,5 L/ha oder Dynali 0,6 L/ha oder Vivando 0,24 L/ha anwenden

Das Befahren jeder Gasse in Befallsanlagen, bei besonders anfälligen Sorten (Müller-Thurgau, Chardonnay, Silvaner, Cabernet Dorsa…) wird ab abgehender Blüte bis Abschlussbehandlung besonders empfohlen.

Wichtiger Hinweis: 

Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, beste Applikationsqualität und die Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements, d.h. konsequenter Wirkstoffwechsel. Zudem sollte bei anfälligen Sorten wie z.B. Müller-Thurgau, Silvaner, Chardonnay und insbesondere Cabernet Dorsa, sowie in den Befallsanlagen jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel 2,4 Kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.

 

 

Allgemeine Hinweise:

§  Der Wasseraufwand beträgt 1200-1400 L/ha im Spritzverfahren bzw. 400-550 L/ha im Sprühverfahren. 

§  Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 3. 

§  Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!

§  Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)

§  Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 

§  Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung 

§  Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 

§  Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.

 

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Je nach Infektions-und Krankheitsdruck werden 2-4 Pflanzenschutzbehandlungen vor, während und bis nach der Blüte auch bei den Piwis empfohlen. Dies ist besonders in Bezug auf Mehltau eine wichtige Maßnahme.

Pilzwiderstandsfähige Reben jetzt mitbehandeln!

 

 

Junganlagen

Für eine Peronospora-Bekämpfung werden im vorbeugenden wöchentlichen Spritzintervall Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Delan 0,2 Kg/ha oder Mildicut 1,0 L/ha empfohlen. Konzentrierung Basisaufwand/ha bezogen auf 400L/ha Wasseraufwand. Wer nach ergiebigen Niederschlägen, starkem Zuwachs seine Junganlagen behandelt sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit ein tiefenwirksame Peronospora-Fungizide einsetzen wie z. B. Melody Combi 0,55 kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Forum Gold 0,48 Kg/ha (Basisaufwand auf 400 L/ha).

Zur Oidiumbekämpfung wird der Zusatz eines organischen Präparates empfohlen. Die Spritzintervalle sollten dem Zuwachs entsprechend angepasst werden und bei der derzeitigen Wetterlage 8-10 Tage nicht überschreiten. Als Nährstoffzugabe und Repellent gegen Haarwild Aminosol oder Beckmann Aminofert-N 1L/ha.

 

Blattdüngung 

Bei chlorotischen Anlagen ist der Einsatz von eisenchelathaltigen Blattdüngern wie z.B. Lebosol Hepta Eisen oder Laminafer oder Folicin DP in Verbindung mit Aminosol 1 L/ha zu empfehlen.

Bei Stiellähme empfindlichen Sorten oder Mangelsymptomen an Blättern können magnesiumhaltige Blattdünger im Nachblütebereich eingesetzt werden. Zum Beispiel Bit-tersalz  Epsotop oder Microtop kann bis zu 3 % (3Kg/100 L) oder 15 KG/ha zugesetzt werden. Die Gefahr von Verbrennungen an Blättern oder Trauben besteht derzeit nicht. Stickstoffhaltige Blattdünger wie Harnstoff sind nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Normalerweise wird genügend Nitrat-N über den Boden mobilisiert.

Kulturarbeiten

Die Teilentblätterung der Traubenzone dient zur besseren Durchlüftung der Traubenzone und ist damit eine vorbeugende phytosanitäre Maßnahme gegen Pilzkrankheiten (Botrytis und Essigfäulnis). Bitte achten Sie auf das moderate Entblättern und Belassen sie ein schützendes Blätterdach auf der Sonnenseite zur Verhinderung von Sonnenbrand und bezüglich Aromaverlusten bzw. Verhinderung der Einlagerung von Bitterstoffen in den Trauben, die direkt der Sonne ausgesetzt sind.

Achten Sie bei der Druckluftentblätterung (Ausblasen) auf nicht zu hohen Druck und legen Sie den Schwerpunkt auf das Ausblasen der Blütereste. Dies ist hinsichtlich Vorbeugung des Fäulnisrisikos sehr wichtig.

Bodenpflege

Bei abgetrockneten Böden ergeben sich gute Bedingungen offenen Böden und Junganlagen einzusäen. Hierzu sollte nur noch eine flache Bodenbearbeitung, max. 5 cm z.B. mit der Kreiselegge mit Säkombi erfolgen. Empfohlen werden bei Einsaat von 1,20 m, jede 2. Gasse Wolff- Mischung ca. 18-20 Kg/ha (enthält Luzerne) oder SemoPur 7,4 ca. 18-20 Kg/ha (ohne Luzerne) oder Buchweizen 15 Kg/ha in Mischung mit Phacelia 5,0 Kg/ha.

 

Agrarbüro

Für Rebenpflanzungen ist die elektronische Einreichung der Rebenrechnung mittels FIONA bis zum 15.07.2024 möglich. Der FIONA-Antrag kann hierzu auch nach dem 15.05. nochmals geöffnet werden. Nach dem hochladen der Rebenrechnung müssen Sie bitte den Antrag nochmal einreichen. Erst dann ist die Rechnung im System aktiv!!!

Je früher die Rechnung eingegeben wird, desto schneller können wir mit den Kontrollen starten. Und… desto schneller erfolgt die Mittelfreigabe und damit die Auszahlung der Förderung!

 

Tobias Burtsche

Weinbauberatung Kaiserstuhl

                    

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