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Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 13

Allgemeine Situation:

Ein kollektives Aufatmen ist in der Winzerschaft zu hören. Die anhaltenden Regenfälle haben aufgehört und die Sonne kommt zum Vorschein. Die fehlende Energie in Form von Sonnenlicht kann nun von den Reben aufgenommen werden und die Rebberge erhalten langsam aber sicher ihr dunkles Grün zurück. Sommerliche Temperaturen herrschen bisher jedoch noch nicht. Für nächste Woche werden immerhin Temperaturen zwischen 25 und 30°C vorhergesagt, allerdings begleitet von möglichen Gewittern. Der letzte Heftgang steht in vielen Anlagen unmittelbar bevor oder wurde bereits durchgeführt. Auch die ersten Laubschneider und Entblätterungsmaschinen wurden bereits in den frühen Lagen auf ihre Funktion getestet.   

In den frühen und mittleren Lagen ist die Blüte so gut wie vorbei, späte Lagen befinden sich noch zwischen Vollblüte und abgehender Blüte. Je nach Entwicklungsstand ist die abgehende Blüte-Behandlung noch zu setzen.Der Spritzabstand nach der abgehenden Blüte-Behandlung sollte nicht länger als 8 bis 10 Tagen betragen. Gerade das Beerenwachstum nimmt nach der Blüte an Fahrt auf und die Beerenoberfläche vergrößert sich innerhalb kurzer Zeit um ein Vielfaches. Somit haben wir eine hohe Anfälligkeit gegenüber Oidium. 

Rebschutzsituation

Peronospora

Durch das trockene Wetter beruhigt sich die Pero-Lage vorerst. In Anbetracht der gefallenen Niederschläge im Mai sind die Laubwände recht sauber. Einzelne Anlagen weisen deutlich mehr Flecken auf. Hier sollte zukünftig immer vor größeren Niederschlägen eine Behandlung gesetzt werden, um die Ausbreitung einzudämmen. 

Mittelempfehlung

Folgende Empfehlungen beziehen sich auf die Behandlung nach der abgehenden Blüte und werden mit Basisaufwand x 3 berechnet. Für die abgehende Blüte Behandlung orientieren Sie sich bitte an der Weinbauinfo Nr. 12. 

Zum Einsatz können Kontaktmittel kommen wie z.B. Enervin SC + Folpan 80 WDG (1,8 kg/ha + 1,2 kg/ha, wenn in letzter Behandlung kein Orvego appliziert wurde), Profiler (2,25 kg/ha, Mischreihenfolge beachten, nur 1 x pro Saisson), Videryo F (1,88 l/ha), Folpan 80 WDG (1,2 kg/ha), Folpan 500 SC (1,8 l/ha), oder Delan WG (0,6 kg/ha). Polyram WG (2,4 kg/ha) kann nur eingesetzt werden, wenn die strengen Anwendungsbestimmungen bezüglich der Nachfolgearbeiten (SF278-VEWE) eingehalten werden. Bitte Reste aufbrauchen. Alternativ kann auch das Kombinationsmittel Delan Pro (3,6 l/ha) eingesetzt werden.

Sollten unerwartet größere Niederschlagsmengen fallen, können bis 48h danach auch kurativen Mittel eingesetzte werden, wie z.B. das hochpotente Zorvec Zelavin Bria (0,24 l/ha & 1,2 kg/ha) bzw. Zorvec Vinabel, (0,5 l/ha bei 1,8m Gassenbreite und 1,2m Laubwandhöhe, ansonsten 0,38 l/10.000m2 LWF) Aber auch Mittel wie Orvego (1,2 l/ha, max. 2 Behandlungen mit Wirkstoff Initium), Ampexio (0,48 kg/ha) oder Melody Combi (1,65 kg/ha) sind eine gute Wahl. 

Um den Neuzuwachs besser zu schützen wird letztmalig der Zusatz von Phosphonaten wie z.B. Veriphos, Foshield, (jeweils 2,0 l/ha) oder Frutogard (3 l/ha) zur Spritzbrühe empfohlen. Sollte der Gipfeltermin unmittelbar bevorstehen, kann jetzt schon verzichtet werden.  Aufgrund des engen Spritzabstandes (7 Tage oder weniger) reicht hier der Basisaufwand x 2 der jeweiligen Mittel. Bei längeren Abständen ist der Basisaufwand x 3 zu nehmen.  Bei der Anwendung der Zorvec Produkte sowie Kombinationsmittel (Delan Pro & Profiler) ist dies nicht notwendig. 

Oidium

Wir befinden uns weiterhin in einer kritischen Phase, in welcher sich schnell Infektionen ausbreiten können. Nach dem Einsatz eines SDHI-Fungizids sollte für einen guten Wirkstoffwechsel Mittel wie Talendo (0,3 l/ha,) oder Belanty (1,33 l/ha bei 1,8m Gassenbreite und 1,2m Laubwandhöhe, ansonsten 1 l/10.000m2 LWF) zum Einsatz kommen. Mittel der Gruppe K (Vivando und Kusabi) sind erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen.

Bitte achten Sie auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel! Es dürfen niemals zwei Mittel mit demselben Wirkstoff hintereinander eingesetzt werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.

Betriebe, denen es aufgrund ihrer geringen Betriebsgröße möglich ist, sollten nun jede Gasse fahren. 

Dies gilt auch für Anlagen mit einem erhöhten Ölfleckenaufkommen (mehrere pro Stock)

Die Aufwandmengen der Mittel berechnen sich aus dem Basisaufwand x 3 

Weinbauliche Maßnahmen 

Durch eine gute Blüte ist die Wahrscheinlichkeit von kompakten Trauben und Fäulnis erhöht. Eine effektive Maßnahme, um die Kompaktheit der Trauben zu reduzieren, ist das „Ausblasen“, das ab dem Stadium „Schrotkorngröße“, also ab sofort in frühen Lagen möglich ist. Dabei sollten aber die Triebe den obersten Draht erreicht haben. Bei Anlagen mit einem höheren Anteil von Kurztrieben sollte noch gewartet werden. Ich weiß, das Zeitfenster für das „Ausblasen“ ist kurz. Dennoch sollten wir auf die Bevölkerung Rücksicht nehmen und nicht bereits mitten in der Nacht mit der Arbeit beginnen. Parzellen in direkter Dorfnähe sollten am Tag gefahren werden.   

Durch das Kappen der Triebspitzen wird mehr Energie der Trauben zugeführt, was unter Umständen die Kompaktheit fördert. Deswegen sollte der erste Gipfeltermin im Idealfall so spät wie möglich durchgeführt werden, also kurz vor dem Umkippen der Triebe. Wer hingegen ertragsschwache Anlagen fördern möchte, gipfelt direkt nach der Blüte. Somit wird in der Phase der Zellteilung mehr Energie hinzugeführt. 

Nach Abschluss der Blüte kann mit der Entblätterung begonnen werden. Gerade durch eine frühe Entblätterung wird das Botrytisrisiko gesenkt und die Applikationsqualität in der Traubenzone wird verbessert. Achten Sie bei allen Entblätterungsmaßnahmen, besonders bei den Weißweinsorten, auf eine schonende Umsetzung, um dem Sonnenbrand und den Aromaverlusten vorzubeugen.

Piwis

Auch PIWI Sorten sollten mit den nächsten 1 bis 2 Überfahrten mitbehandelt werden. 

Stiellähme 

Für eine bessere Versorgung und um der Stiellähme vorzubeugen, kann nach der Blüte der Zusatz von Epsotop-Bittersalz (12-14 kg/ha) mitappliziert werden. Bitte nicht mit Phosphonaten mischen! 

Traubenwickler 

Wo noch nicht geschehen, sollten die Kontrollfallen der Traubenwickler für die 2. Generation vorbereitet werden. 

Nächster Aufruf am Donnerstag, dem 20.06.

gez. Mattmüller

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