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Weinbauinfo Kaiserstuhl-Nr. 12-2024

Weinbauinfo Nr. 12-2024 vom 06.06.2024

 

Agenda:      -    Verzettelte Blüte

-        Abgehende Blüte Behandlung 

-        Moderate Entblätterung

          

Vegetationsstand und Witterung

Die wärmeren Tages- und Nachttemperaturen steigern die Vitalität der Reben am Kaiserstuhl. Mittlerweile ist in den mittleren Lagen überall Vollblüte „50% Käppchen abgeworfen“, BBCH 65 erreicht. In den frühen Lagen ist abgehende Blüte „80% Käppchen abgeworfen“, BBCH 68 und damit die wichtige Pflanzenschutzbehandlung „Abgehende Blüte“ umzusetzen. Aufgrund der warmen sonnigen Tage ist auch in den mittleren Lagen damit zu rechnen, dass die „Abgehende Blüte“ vor dem Wochenende erreicht wird. Bitte beobachten Sie den Entwicklungsstand und terminieren Sie Ihren Pflanzenschutz vor den in der aktuellen Wettervorhersage angesagten Niederschläge am Wochenende!

Das Heften läuft, bei moderatem Wachstum der Reben, gleichmäßig und relativ entspannt.

Beim Wachstum gibt es große Lagen- und Sortenunterschiede. Gerade in frühen Lagen und bei frühen Sorten sind die Triebe über den obersten Draht hinausgewachsen und einige Winzer planen das Gipfeln im Verlauf der nächsten Woche. Andere Anlagen mit kalten, wassergesättigten Böden oder Parzellen mit höheren Erträgen in den Vorjahren, erreichen erst eine halbe bis ¾ Laubwandhöhe und haben einen gelblichen Schimmer bis hin zu deutlicher Chlorose.

Die Wettervorhersage meldet noch sonnig warm bis Samstagvormittag. Ab Samstagnachmittag steigt die Niederschlagswahrscheinlichkeit über das Wochenende an. Es sind teilweise ergiebige Niederschläge/Gewitter vorhergesagt. Auch am Montag sind Schauer gemeldet. Leider soll es nächste Woche wieder deutlich kühler werden. Es scheint wohl, dass die „Schafskälte“ zu uns kommen wird.

Ein gutes Spritzfenster für eine vorbeugende abgehende Blütebehandlung ist für Freitag und für Samstagvormittag vorhergesagt. Bitte verfolgen Sie die Wettervorhersage.

 

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Mittlerweile ist die Flugphase der ersten Generation Traubenwickler zu Ende. Bitte wechseln Sie die Köder und Leimböden in Ihren Kontrollfallen und kontrollieren Sie ab jetzt mindestens einmal wöchentlich ihre Fallen um den Flugbeginn der 2 Generation zu beobachten.

Die Gebiete mit gemeinschaftlicher Pheromonverwirrung sind stabil. Hier sind keine Fangzahlen in den Kontrollfallen vorhanden!

 


Pilzkrankheiten

Peronospora und Oidium

Der aktuelle Gesundheitszustand der Reben am Kaiserstuhl ist als gut bis sehr gut zu bewerten. Hinsichtlich Peronospora gibt es natürlich einzelne Ölflecke oder auch befallene Gescheine in den Rebanlagen. Aber bezogen auf das Infektionsgeschehen der letzten 5 Wochen, meiner Einschätzung nach, ein sehr positives Bild. Hinsichtlich Oidium sind bisher keine Befallsmeldungen bei mir eingegangen. Oidiumbefall wird in der Regel erst nach der Blüte an den Trauben deutlich sichtbar. Aber ich gehe davon aus, dass wir mit den notwendigen kurzen Spritzintervallen und dem frühen Umstieg auf die potenten organischen Mittel in Kombination mit Netzschwefel eine gute Prophylaxe (Sanierungsstrategie) betrieben haben.

 

Rebschutzempfehlung

Der wichtige Pflanzenschutztermin „Abgehende Blüte, 80%Käppchen sind abgefallen“ sollte unabhängig vom zeitlichen Abstand zur letzten Pflanzenschutzmaßnahme eingeplant und durchgeführt werden. Er ist deshalb so wichtig, da die frisch verblühten Beeren nach Abfall des Blütekäppchens ungeschützt sind und entsprechend schnell mit Sporen von Peronospora und Oidium infiziert werden können. In sehr vielen Rebanlagen am Kaiserstuhl wird der Termin vor dem Wochenende erreicht.

Zum Einsatz kommen gegen Peronospora

Empfehlung 1:

In gesunden Rebanlagen ein Kontaktmittel wie z.B. Enervin SC 1,8 L/ha + Folpan 80 WDG 1,2 Kg/ha oder Folpan 80 WDG 1,2 Kg/ha oder Delan WG 0,6 Kg/ha. Hierzu wird die Zugabe von Phosphonat wie z.B. Foshield, Rombiphos Extra, Veriphos oder Phosphik 2-2,5 L/ha empfohlen. Alternativ Kombinationsmittel wie z.B. Delan Pro 3,6 L/ha (max. 4 Anwendungen/Saison) oder Profiler 2,25 L/ha (nur 1 Anwendung/Saison). In diesen ist schon Phosphonat enthalten.

Empfehlung 2:

Höhere Wirkungssicherheit und bessere Spritzqualität kann der Einsatz von tiefenwirksamen Präparaten bieten. Hier sollte das Resistenzmanagement besonders beachtet werden. Bitte keine gleichen Wirkstoffe/Mittel 2 x hintereinander anwenden. Empfohlen werden z.B. Orvego 1,2 L/ha (max. 2 x/Saison) oder Ampexio 0,48 Kg/ha (max. 3x/Saison) oder Zorvec Vinabel 0,38 L/10.000m² Laubwandfläche (0,5-0,6 L/ha) (max. 2x/Saison).

Der Zusatz von einem phosphonathaltigen Präparat, außer bei Zorvec, kann bei hohem Infektions- bzw. Befallsdruck, überlegt werden.

Gegen Oidium empfehlen wir ein organisches Oidiumfungizid (Wirkstoffwechsel beachten) Empfehlung 1:

Bevorzugt Mittel aus der Wirkstoffgruppe SDHI-Fungizide wie z.B. Luna Max 1,0 L/ha oder Luna Experience 0,375 L/ha oder Sercadis 0,18L/ha. Mittel aus dieser Wirkstoffgruppe sollten max. 1 x/Saison im Blütefenster angewendet werden!!!

Empfehlung 2:

In Betrieben in denen bereits z.B. Sercadis etc. schon zum Blütebeginn eingesetzt wurde, sollte unter Berücksichtigung des Resistenzmanagements z.B. Talendo 0,3 L/ha oder Talendo Extra 0,3 L/ha etc. eingesetzt werden.

Das Befahren jeder Gasse in Befallsanlagen, bei besonders anfälligen Sorten (Müller-Thurgau, Chardonnay, Silvaner, Cabernet Dorsa…) wird ab abgehender Blüte bis Abschlussbehandlung besonders empfohlen.

Wichtiger Hinweis: 

Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, beste Applikationsqualität und die Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements, d.h. konsequenter Wirkstoffwechsel. Zudem sollte bei anfälligen Sorten wie z.B. Müller-Thurgau, Silvaner, Chardonnay und insbesondere Cabernet Dorsa, sowie in den Befallsanlagen jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel 2,4 Kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.

 

 

Allgemeine Hinweise:

§  Der Wasseraufwand beträgt 1000 L/ha im Spritzverfahren bzw. 400-500 L/ha im Sprühverfahren. 

§  Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 3. 

§  Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!

§  Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)

§  Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 

§  Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung 

§  Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 

§  Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.

 

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Je nach Infektions-und Krankheitsdruck werden 2-4 Pflanzenschutzbehandlungen vor, während und bis nach der Blüte auch bei den Piwis empfohlen. Dies ist besonders in Bezug auf Mehltau eine wichtige Maßnahme.

Pilzwiderstandsfähige Reben jetzt mitbehandeln!

 

 

Junganlagen

Für eine Peronospora-Bekämpfung werden im vorbeugenden wöchentlichen Spritzintervall Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Delan 0,2 Kg/ha oder Mildicut 1,0 L/ha empfohlen. Konzentrierung Basisaufwand/ha bezogen auf 400L/ha Wasseraufwand. Wer nach ergiebigen Niederschlägen, starkem Zuwachs seine Junganlagen behandelt sollte aus Gründen der Wirkungssicherheit ein tiefenwirksame Peronospora-Fungizide einsetzen wie z. B. Melody Combi 0,55 kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Forum Gold 0,48 Kg/ha (Basisaufwand auf 400 L/ha).

Zur Oidiumbekämpfung wird der Zusatz eines organischen Präparates empfohlen. Die Spritzintervalle sollten dem Zuwachs entsprechend angepasst werden und bei der derzeitigen Wetterlage 8-10 Tage nicht überschreiten. Als Nährstoffzugabe und Repellent gegen Haarwild Aminosol oder Beckmann Aminofert-N 1L/ha.

 

Kulturarbeiten

In vielen Betrieben läuft der 2. Heftgang. In gut gewachsenen Anlagen kann die obere Heftklammer schon zu gemacht werden. Hier kann nach Abschluss der Blüte mit der moderaten Teilentblätterung der Traubenzone auf der Morgensonnenseite (Ost) bzw. sonnenabgewandten Seite begonnen werden. Hierzu werden max. die unteren 2 Blätter und die Geiztriebe in der Traubenzone entfernt. Achten Sie auf genügenden Sonnenschutz der Trauben durch die Blätter und beugen Sie Sonnenbrand vor!

 

Bodenpflege

Bei abgetrockneten Böden ergeben sich gute Bedingungen offenen Böden und Junganlagen einzusäen. Hierzu sollte nur noch eine flache Bodenbearbeitung, max. 5 cm z.B. mit der Kreiselegge mit Säkombi erfolgen. Empfohlen werden bei Einsaat von 1,20 m, jede 2. Gasse Wolff- Mischung ca. 18-20 Kg/ha (enthält Luzerne) oder SemoPur 7,4 ca. 18-20 Kg/ha (ohne Luzerne) oder Buchweizen 15 Kg/ha in Mischung mit Phacelia 5,0 Kg/ha.

 

Agrarbüro

Für Rebenpflanzungen ist die elektronische Einreichung der Rebenrechnung mittels FIONA bis zum 15.07.2024 möglich. Der FIONA-Antrag kann hierzu auch nach dem 15.05. nochmals geöffnet werden. Nach dem hochladen der Rebenrechnung müssen Sie bitte den Antrag nochmal einreichen. Erst dann ist die Rechnung im System aktiv!!!

Je früher die Rechnung eingegeben wird, desto schneller können wir mit den Kontrollen starten. Und… desto schneller erfolgt die Mittelfreigabe und damit die Auszahlung der Förderung!

 

Tobias Burtsche

Weinbauberatung Kaiserstuhl

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