Allgemeine Situation:
Zum Wochenstart brachten weitere Niederschläge kurzfristige Entspannung in den relativ trockenen Oberboden. Während im südlichen Beratungsgebiet lediglich zwischen 12mm (Fischingen) und 16mm (Liel) fielen, konnten im nördlichen Bereich zwischen 25mm (Freiburg) und 33mm (Ehrenkirchen) gemessen werden.
Leider waren im Bereich Batzenberg/Kirchberg auch Hagelkörner mit dabei. Dabei wurden vor allem die Trauben unterschiedlich stark beschädigt. Da die Zuckereinlagerung noch nicht begonnen hat, werden die angeschlagenen Beeren durch die trockene Witterung in den kommenden Tagen eintrocknen und herausfallen. Trauben, welche nur leichte Druckstellen haben, werden diese vermutlich noch wegstecken können. Eine Meldung der Hagelversicherung sollte dennoch erfolgen. Eine gesonderte Pflanzenschutzbehandlung halte ich aufgrund der trockenen Witterung und dem nur schwach geschädigten Laub nicht für nötig.
Rebschutz:
Die meisten Betriebe haben noch 2 Behandlungen vor sich. Die durchweg sauberen Laubwände vereinfachen hier nun die Situation erheblich. Der Mittelaufwand bleibt aufgrund der sauberen Beständen weiterhin bei x 3,5. Gegen Peronospora können weiterhin Kontaktmittel eingesetzt werden.
Alternativ kann auch in den letzten beiden Behandlungen auf ein Kupferpräparat umgestiegen werden. Hierbei ist der Basisaufwand x 2 ausreichend.
Bitte kontrollieren Sie Ihr gefährdeten Lagen und Sorten zeitnah auch auf Oidiumbefall. Je früher der Befall entdeckt wurde, desto bessere Erfolge sind mit der Traubenwäsche zu verzeichnen.
Es kommen weiterhin die üblichen Mittel zum Einsatz. Alternativ können auch hier in den letzte beiden Behandlungen Bicarbonate zum Einsatz kommen.
Somit wird auch der Pflanzenschutzmittelreduktion Rechnung getragen und es können Jahre wie 2024 ausgeglichen werden.
Mittelempfehlung:
Peronospora
In der nächsten Behandlung können Kontaktmittel eingesetzt werden, wie z.B. Folpan 80 WDG (1,4 kg/ha), Folpan 500 SC (2,1 l/ha), oder Delan WDG (0,7 kg/ha) mit der alten Zulassungsnummer. Alternativ können kupferhaltige Mittel wie Cuprozin progress (0,8 l/ha), Funguran progress (1 kg/ha) oder Cuproxat (4,0 l/ha) eingesetzt werden. (Basis x 2)
Oidium
Es kommen Mittel wie z.B. Vivando (0,28 l/ha) (Gruppe K), Kusabi (0,26 l/ha) (Gruppe K), Belanty (1,4 l/ha bei 1,4m Laubwandhöhe bzw. 5 Düsenpaare und 2m Gassenbreite, ansonsten 1,0 l/10.000 m2) (Gruppe G) oder Dynali (0,7 l/ha) (Gruppe R/G) zum Einsatz. Hier finden Sie auch einen Dosierungsrechner für Belanty. Aufgrund von möglichen Resistenzen sollten Mittel aus der Gruppe K nur 1 x pro Saison zur Anwendung kommen.
Zur „Auflockerung“ der organischen Spritzfolge kann auch Netzschwefel Stulln (3-4 kg/ha) in Kombination mit Vitisan (3-4 kg/ha) + Netzmittel wie z.B. Wetcit oder Kumar (3kg/ha) ohne Netzmittel appliziert werden. Hierbei sollten die Bicarbonate jedoch max. 1%ig dosiert werden. (1kg/100l Wasser)
Bitte achten Sie auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel! Es dürfen niemals zwei Mittel mit demselben Wirkstoff hintereinander eingesetzt werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.
Stopp-Spritzung bei festgestelltem Oidiumbefall:
In die möglichst entblätterte Traubenzone wird eine zweimalige „Traubenwäsche“ (Brühaufwand 600- 800 l/ha) mit Kumar (5kg/ha), oder VitiSan (8 kg/ha, max. 1%ig + Netzmittel) im Abstand von 3-5 Tagen empfohlen.
Der Zusatz von Netzschwefel Stulln (4kg/ha) (WZ 28 T) verbessert die Stopp-Wirkung.
Das Fahren jeder Gasse ist hier unausweichlich.
3-4 Tage nach der ersten Behandlung sollte ein Erfolg sichtbar sein.
Beachten Sie die besonderen Anwendungsempfehlungen für die Bicarbonate. Wichtig, die Anwendung sollten in den Abend- oder Morgenstunden durchgeführt werden.
Esca
Mittlerweile zeigen sich die ersten Esca-Stöcke in Form von akuten Symptomen wie schlagartiges absterben der Triebe. Aber auch die ersten Tigerstreifen lassen sich finden.
Die Mittelmenge errechnet sich aus der Basismenge x 3,5
Tierische Schädlingen
Traubenwickler
Je nach Gebiet steigen die Fangzahlen der Traubenwickler. Sollte eine Behandlung notwendig sein, werden diese über die üblichen Kanäle kommuniziert.
Amerikanische Rebzikade
Viele Betriebe, sowohl konventionell als auch Öko, haben die Behandlung vorbildlich umgesetzt und somit Ihren wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Zikade geleistet. Vielen Dank an dieser Stelle für Ihren finanziellen und arbeitstechnischen Einsatz!
Leider gibt es immer wieder Berichte über Betriebe welche der verpflichtenden Behandlung vorsätzlich nicht nachgekommen sind. In diesem Zuge möchte ich noch einmal auf die Dringlichkeit der umfangreichen Bekämpfung hinweisen. Neben anderen wichtigen Maßnahmen wie der Entfernung von Wilden Unterlagsreben bildet die Behandlung mittels Insektiziden einen wichtigen Baustein in der Bekämpfungsstrategie. Durch das bewusste Ausbleiben dieser, wird die Arbeit und der hieraus resultierende Erfolg aller anderen Winzer geschmälert und untergraben!
In nächster Zeit werden auch Kontrollen durch das Landwirtschaftsamt Lörrach stattfinden, in denen die durchgeführte Behandlung überprüft wird.
Anfang August sollten Wildreben mittels einer handgeführten Rückenspritze, ausgestattet mit Spritzschirm und Injektordüse, mit dem Herbizid Garlon behandelt werden. (Blattapplikation) Passen Sie hierzu einen geeigneten Zeitpunkt ohne Windaufkommen ab. Bitte denken Sie dabei auch an die persönliche Schutzausrüstung wie z.B. Maske und Schutzbrille. Im Winter, nach dem Blattfall, sollten die Wildreben dann samt möglicherweise eingewachsenem Gehölz entfernt bzw. abgemulcht werden, damit in den Folgejahren die Bekämpfung erleichtert wird.
Sollten die Wildreben weiterhin in den Böschungen verbleiben, sind bei Auftreten der Krankheit FD, umliegende Rebflächen äußerst gefährdet und könne innerhalb weniger Jahre komplett von der Krankheit befallen werden. Allgemein kann die Ausfallrate der FD-Stöcke, die Esca-Ausfallrate um das Vielfache übersteigen. In den sogenannten „Hotspots“, also Flächen, in denen die Rebzikade besonders stark zu finden ist, kann auf jedem Blatt der dort vorhandenen Wildreben eine Larve der Rebzikade gefunden werden!
Daher sollte die Bekämpfung der Zikade und Entfernung der Wildrebe oberste Priorität in den Befallsgebieten haben!
Das Gleiche gilt auch für „Drieschen“, also nicht mehr bewirtschaftete Rebanlagen. Hierbei gibt es keine Ausreden, die Anlagen müssen abgeräumt werden!
Laubschnitt
Bitte beachten Sie, dass bei dem anstehenden Laubschnitt und Entblätterungsarbeiten die Rebzikade ebenfalls verschleppt werden kann.
Daher sollte nach der Arbeit im Befallsgebiet (rotes Gebiet) die Maschine von sämtlichen Blattresten befreit werden.
Nächster Aufruf am Donnerstag, dem 17.07.
gez. Mattmüller