Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 14

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Allgemeine Situation:

Die kräftezehrenden, heißen Sommertage wurden gestern mit vereinzelten Niederschlägen im nördlichen Beratungsgebiet vorerst beendet. Weiter geht es in den nächsten Tagen mit max. 30 °C. Ab Montag entspannen sich die Temperaturen voraussichtlich ein weiteres Mal und pendeln sich bei bis zu 25°C mit Niederschlägen ein. 

Weiterhin prägen gepflegte Reben die Gemarkungen mit einem sehr guten Gesundheitszustand. Das Wachstum der Trauben schreitet zügig voran, wodurch wir uns langsam aber sicher Richtung Abschlussbehandlung bewegen. Diese ist nach Absprache mit dem Weinbauinstitut für den 26.07.25 geplant. Bitte berücksichtigen Sie hierbei aber auch die Vorgaben Ihres Vermarktungspartners. Für Sektgrundwein bzw. Federweißer sollte dementsprechend der Termin angepasst werden. 

Rebschutz:

Mittlerweile habe ich den ersten Oidiumbefall an Trauben in einer Driesche entdeckt. Leider wurde ich daraufhin auch in den Nachbarparzellen fündig, natürlich in einem deutlich reduzierteren Umfang. Bitte kontrollieren Sie Ihr gefährdeten Lagen und Sorten zeitnah. Je früher der Befall entdeckt wurde, desto bessere Erfolge sind mit der Traubenwäsche zu verzeichnen.

Da sich für Anfang nächster Woche Niederschläge abzeichnen, bietet es sich an, am Wochenende eine Belagserneuerung durchzuführen. Mit Spritzabständen von ca. 12 Tagen ergeben sich also noch 3 Behandlungen in der laufenden Saison. 

Bezüglich Peronospora war es wetterbedingt mehr als ruhig. Ältere Flecken sind schon deutlich eingetrocknet. 

Mittelempfehlung:

Peronospora

In der nächsten Behandlung können Kontaktmittel eingesetzt werden, wie z.B. Folpan 80 WDG (1,4 kg/ha), Folpan 500 SC (2,1 l/ha), oder Delan WDG (0,7 kg/ha) mit der alten Zulassungsnummer. 

Oidium

Es kommen Mittel wie z.B. Vivando (0,28 l/ha) (Gruppe K), Kusabi (0,26 l/ha) (Gruppe K) , Belanty (1,4 l/ha bei 1,4m Laubwandhöhe bzw. 5 Düsenpaare und 2m Gassenbreite, ansonsten 1,0 l/10.000 m2) (Gruppe G) oder Dynali (0,7 l/ha) (Gruppe R/G) zum Einsatz. Hier finden Sie auch einen Dosierungsrechner für Belanty. Aufgrund von möglichen Resistenzen sollten Mittel aus der Gruppe K nur 1 x pro Saison zur Anwendung kommen. 

Zur „Auflockerung“ der organischen Spritzfolge kann auch Netzschwefel Stulln (3-4 kg/ha) in Kombination mit Vitisan (3-4 kg/ha) + Netzmittel Wetcit oder Kumar (3kg/ha) ohne Netzmittel appliziert werden. Hierbei sollten die Bicarbonate jedoch max. 1%ig dosiert werden. (1kg/100l Wasser) 

Bitte achten Sie auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel! Es dürfen niemals zwei Mittel mit demselben Wirkstoff hintereinander eingesetzt werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.

Stopp-Spritzung bei festgestelltem Oidiumbefall: 

In die möglichst entblätterte Traubenzone wird eine zweimalige „Traubenwäsche“ (Brühaufwand 600- 800 l/ha) mit Kumar (5kg/ha), oder VitiSan (8 kg/ha, max. 1%ig + Netzmittel) im Abstand von 3-5 Tagen empfohlen. 

Der Zusatz von Netzschwefel Stulln (4kg/ha) (WZ 28 T) verbessert die Stopp-Wirkung. 

Das Fahren jeder Gasse ist hier unausweichlich.

3-4 Tage nach der ersten Behandlung sollte ein Erfolg sichtbar sein. 

Beachten Sie die besonderen Anwendungsempfehlungen für die Bicarbonate. Wichtig, die Anwendung sollten in den Abend- oder Morgenstunden durchgeführt werden.

Stiellähme 

Für eine bessere Versorgung und um der Stiellähme vorzubeugen, kann nun der Zusatz von Epsotop-Bittersalz (12-14 kg/ha) bzw. max. 3%ig mitappliziert werden. 

Esca

Mittlerweile zeigen sich die ersten Esca-Stöcke in Form von akuten Symptomen wie schlagartiges absterben der Triebe. Aber auch die ersten Tigerstreifen lassen sich finden. 

Die Mittelmenge errechnet sich aus der Basismenge x 3,5

Weinbauliche Maßnahmen

Bei Temperaturen über 30°C sollten die Entblätterungsarbeiten pausiert werden. Hierbei ist die Sonnenbrandgefahr zu groß. 

Gerade durch eine frühe Entblätterung wird das Botrytisrisiko gesenkt und die Applikationsqualität in der Traubenzone wird verbessert. Achten Sie bei allen Entblätterungsmaßnahmen, besonders bei den Weißweinsorten, auf eine schonende Umsetzung, um dem Sonnenbrand und den Aromaverlusten vorzubeugen. Bei der Handentblätterung hat sich das Entfernen der unteren Blätter bis zur ersten Traube bewährt. 

Junganlagen

Bitte denken Sie an das frühzeitige ausgeizen und Anbinden der Junganlagen, um einen verletzungsfreien Stammaufbau zu gewähren. Der Unterstockbereich sollte möglichst unkrautfrei sein, um eine zu große Wasserkonkurenz zu vermeiden. Bleiben die angekündigten Regen aus, ist über eine rechtzeitige Wassergabe auf trockenen Standorten nachzudenken. Bitte bedenken Sie auch die größere Anfälligkeit von Hochstammreben. Hierbei sollten ca. 8-10l pro Rebe gegossen werden. 

Tierische Schädlingen

Traubenwickler

Die Fangzahlen bewegen sich auf einem niedrigen Niveau. In den Verwirrungsgebieten ist es weiterhin ruhig. 

Amerikanische Rebzikade 

In den neu hinzugekommenen Gebieten sollten weiterhin die beiden Behandlungen durchgeführt bzw. fortgesetzt werden. 

Zur Überwachung des Fluges der adulten Tiere können Klebefalls ausgehängt werden. Sollten Sie Interesse haben, solch eine Falle in Ihrer Gemarkung aufzuhängen, melden Sie sich gern e bei mir, ich kann Ihnen kostenlos welche zur Verfügung stellen. Diese sollten ab Mitte Juli bis Anfang September möglichst in einer Driesche oder Wildrebe aufgehängt und alle 2 Wochen ausgetauscht werden. 

Laubschnitt

Bitte beachten Sie, dass bei dem anstehenden Laubschnitt und Entblätterungsarbeiten die Rebzikade ebenfalls verschleppt werden kann.

Daher sollte nach der Arbeit im Befallsgebiet (rotes Gebiet) die Maschine von sämtlichen Blattresten befreit werden. 

Hier noch einmal die wichtigsten Infos zur Bekämpfung zusammengefasst:

-        Details zur Allgemeinverfügung finden Sie auf der Homepage des LRA Lörrach. Die von der Allgemeinverfügung betroffenen Flurstücke (Befallsgebiete in rot) sind auf dieser Karte einzusehen. In diese Karte kann man hineinzoomen, wodurch das Befallsgebiet flurstücksscharf abgebildet wird. 

-        3-4 Tage vor der Bekämpfung sollten alle Stockausschläge entfernt werden, da die Zikade sich gerne darauf aufhält.

-        Zur Bekämpfung der Larven stehen folgende Insektizide zur Verfügung

Karate Zeon (75 ml/ha)

SIVANTO prime (ab BBCH 71: 0,25 l/ha, max. 1x Anwendung)

Piretro Verde (öko. Weinbau) (2,4 l/ha)

-        Die Mittel SIVANTO prime und Piretro Verde haben die Einstufung B1 (Bienengefährlich). Daher dürfen sich bei Einsatz dieser Mittel keine blühenden Pflanzen auf der Fläche befinden. Durch vorheriges Mulchen jeder Gasse wird dieser Auflage Rechnung getragen. Aber auch bei Karate Zeon sollte vor der Anwendung gemulcht werden. 

-        Die Mittel Karate Zeon und Piretro Verde in den Abend- oder Morgenstunden ausbringen. Zu dieser Tageszeit sind die Zikaden weniger aktiv und bleiben somit länger mit dem Mittel in Kontakt. Bei über 25°C verringert sich auch der Wirkungsgrad der Mittel.

-        Das Mittel Sivanto Prime sollte erfahrungsgemäß nicht mit den Wirkstoffen Spiroxamin (Spirox, Prosper Tec und Luna Max) und Dithianon (Delan WG, Delan Pro und Aktuan) gemischt werden

-        Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Zikade sollte jede Gasse gefahren werden.                       

 Hier auch die Übersicht über mögliche Mittelkombinationen und Behandlungsabstände

Nächster Aufruf am Donnerstag, dem 10.07.                     

gez. Mattmüller