Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 13

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Allgemeine Situation:

Der nun auf Hochbetrieb laufende Sommer lässt das Wachstum von Trieben und Beeren weiter zügig voranschreiten. Nachdem die Trauben das Stadium Schrotkorngröße verlassen haben befinden wir uns nun zwischen BBCH 75 und 77 (Beginn Traubenschluss). Neben dem ersten Laubschnitt stehen auch die Entblätterungsmaßnahmen an. Erste Blicke in die entblätterte Traubenzone zeigen: Es sieht nach einer durchschnittlichen Ernte aus.

Durch die warmen Winde in Kombination mit den hohen Temperaturen verliert der Boden nun rasch an Wasser. Für Ertragsanlagen zwar noch lange kein Problem, diese profitieren noch von den Niederschlägen vom Monatsanfang. Ein Blick unter gewalzte Begrünungen zeigen ebenfalls noch feuchte Böden und entlohnen den aufwändigen Einsatz der Winzer. Je nach Niederschlagssituation sollten gerade jüngere Anlagen dennoch im Auge behalten werden. Momentan wird weiterhin sommerliches Wetter vorhergesagt. 

Das Befallsgebiet der Amerikansichen Rebzikade hat sich seit der letzten Weinbauinfo noch einmal vergrößert. Jetzt sind auch Teile der Gemarkungen Istein, Huttingen, Hertingen, Liel, Tannenkirch und Welmlingen betroffen.  

Rebschutz:

Weiterhin prägen gesunde und vitale Reben die Gemarkungen. Ölflecken sind nach intensiverer Suche zwar immer wieder zu finden, jedoch in einem sehr akzeptablen Ausmaß. Durch die trockene Witterung bleibt die Situation entspannt. 

Weiterhin ist der Oidiumdruck, wie auch auf Vitimeteo zu sehen, sehr hoch. Mit zunehmendem Wachstum der Beeren wird jedoch die Wachsschicht immer stabiler und die Anfälligkeit der Trauben nimmt immer mehr ab. 

Somit sind Spritzabstände von 10 -12 Tagen anzustreben. 

Mittelempfehlung:

Peronospora

Kurz und bündig: 

In der nächsten Behandlung können Kontaktmittel eingesetzt werden, wie z.B. Folpan 80 WDG (1,4 kg/ha), Folpan 500 SC (2,1 l/ha), oder Delan WDG (0,7 kg/ha) mit der alten Zulassungsnummer. 

Oidium

Es kommen Mittel wie z.B. Vivando (0,28 l/ha) (Gruppe K), Kusabi (0,26 l/ha) (Gruppe K) , Belanty (1,4 l/ha bei 1,4m Laubwandhöhe bzw. 5 Düsenpaare und 2m Gassenbreite, ansonsten 1,0 l/10.000 m2) (Gruppe G) oder Dynali (0,7 l/ha) (Gruppe R/G) zum Einsatz. Hier finden Sie auch einen Dosierungsrechner für Belanty. Aufgrund von möglichen Resistenzen sollten Mittel aus der Gruppe K nur 1 x pro Saison zur Anwendung kommen. 

Bitte achten Sie auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel! Es dürfen niemals zwei Mittel mit demselben Wirkstoff hintereinander eingesetzt werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel 3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.

Botrytis

Kompakte Trauben, in Kombination mit abgestorbenen Blüteresten, hohe Temperaturen und Niederschläge sind in der Reifeendphase Garanten für Botrytis- und Essigfäulnis. Wir wissen, der wirkungsvollste Schutz gegen Botrytis- und Essigfäulnis sind lockere Trauben und eine luftige Traubenzone. Viele Anlagen, wurden in den vergangenen Tagen mechanisch entblättert, bzw. „ausgeblasen“. Das ist die wichtigste und effektivste Maßnahme zur Fäulnisvorbeuge. Ob darüber hinaus durch den Einsatz eine Botrytismittels zum Zeitpunkt „Kurz vor Traubenschluss“ eine zusätzliche Wirkungsgradsteigerung erzielt werden soll, muss jeder Betrieb für sich entscheiden. 

Vor allem aber in Anlagen mit kompakten Klonen, in denen keine Druckluftentblätterung stattgefunden hat, wird dieses Jahr eine Botrytisbehandlung zum Stadium „Kurz vor Traubenschluss“ empfohlen. Zum Einsatz kommen z.B. Switch (0,48kg /ha), Cantus (0,56 kg/ha) oder Kenja (0,75 l/ha).

Bitte beachten: Sind in der letzten Behandlung Oidiummittel der Gruppe L (Luna, Sercadis, Collis) zum Einsatz gekommen, darf weder Cantus noch Kenja gegen Botrytis appliziert werden. Auch in der Spritzung danach sollten diese nicht eingesetzt werden.  

Die Mittelmengen beziehen sich auf eine Traubenzonebehandlung und errechnen sich aus dem Basisaufwand x2. Für eine maximale Wirkung sollte bei dieser Maßnahme jede Gasse gefahren werden. Bei einer Behandlung der gesamten Laubwand errechnet sich die Mittelmenge aus dem Basisaufwand x4.

Die Mittelmenge errechnet sich aus der Basismenge x 3,5

Tierische Schädlinge 

Traubenwickler 

Der Flug der zweiten Generation hat mittlerweile begonnen. Eine Bekämpfung ist derzeit nicht notwendig. In den Pheromongebieten ist es weiterhin ruhig. 

Weinbauliche Maßnahmen

Bei Temperaturen über 30°C sollten die Entblätterungsarbeiten pausiert werden. Hierbei ist die Sonnenbrandgefahr zu groß. 

Gerade durch eine frühe Entblätterung wird das Botrytisrisiko gesenkt und die Applikationsqualität in der Traubenzone wird verbessert. Achten Sie bei allen Entblätterungsmaßnahmen, besonders bei den Weißweinsorten, auf eine schonende Umsetzung, um dem Sonnenbrand und den Aromaverlusten vorzubeugen. Bei der Handentblätterung hat sich das Entfernen der unteren Blätter bis zur ersten Traube bewährt. 

Stiellähme 

Für eine bessere Versorgung und um der Stiellähme vorzubeugen, kann nun der Zusatz von Epsotop-Bittersalz (12-14 kg/ha) bzw. max. 3%ig mitappliziert werden. 

Amerikanische Rebzikade 

WICHTIG

Seit der letzten Weinbauinfo hat sich das Befallsgebiet noch einmal vergrößert. 

Wie wird nun in den neuen Befallsgebieten verfahren? 

Studieren Sie die Karte in Ruhe, zoomen Sie per Mausrad hinein und überprüfen Sie, ob Ihre Rebflächen im roten Gebiet liegen. 

Sollte dies der Fall sein, behandeln Sie mit den nächsten beiden regulären Spritzungen auch gegen die Rebzikade mit Karate Zeon und/oder Sivanto Prime. 

Durch die erneute Vergrößerung der Befallsgebiete wird die Allgemeinverfügung noch einmal angepasst

Bis zur Anpassung ist die Behandlung in den neu hinzugekommenen Befallsgebieten keine Pflicht. Erst mit der Aktualisierung dieser ist es wieder Pflicht und muss trotzdem durchgeführt werden.

Da dies jedoch ein wichtiger Baustein zur Bekämpfung der Zikade darstellt, sollte dies im Sinne des gesamten Weinbaus trotzdem durchgeführt werden.  

Laubschnitt

 Bitte beachten Sie, dass bei dem anstehenden Laubschnitt und Entblätterungsarbeiten die Rebzikade ebenfalls verschleppt werden kann.

Daher sollte nach der Arbeit im Befallsgebiet (rotes Gebiet) die Maschine von sämtlichen Blattresten befreit werden. 

Wildreben  

Wo noch nicht geschehen, sollten nun auch die Wildreben in Böschungen und Saumstrukturen erneut zurückgeschnitten bzw. gemulcht werden.

Dabei dürfen jedoch keine Gehölze entfernt oder gemulcht werden, da wir uns weiterhin in der Vogelbrutzeit befinden! Brombeerhecken, welche 2 Jahre oder älter sind, zählen ebenfalls zu den Gehölzen und dürfen somit in den Sommermonaten nicht gemulcht werden. 

Triebe, welche nach diesem Rückschnitt erneut austreiben, werden im Spätsommer (September) einer Blattbehandlung mit Garlon unterzogen.

Hier noch einmal die wichtigsten Infos zur Bekämpfung der Zikade zusammengefasst:

-        Details zur Allgemeinverfügung finden Sie auf der Homepage des LRA Lörrach. Die von der Allgemeinverfügung betroffenen Flurstücke (Befallsgebiete in rot) sind auf dieser Karte einzusehen. In diese Karte kann man hineinzoomen, wodurch das Befallsgebiet flurstücksscharf abgebildet wird. 

-        3-4 Tage vor der Bekämpfung sollten alle Stockausschläge entfernt werden, da die Zikade sich gerne darauf aufhält.

-        Zur Bekämpfung der Larven stehen folgende Insektizide zur Verfügung

Karate Zeon (75 ml/ha)

SIVANTO prime (ab BBCH 71: 0,25 l/ha, max. 1x Anwendung)

Piretro Verde (öko. Weinbau) (2,4 l/ha)

-        Die Mittel SIVANTO prime und Piretro Verde haben die Einstufung B1 (Bienengefährlich). Daher dürfen sich bei Einsatz dieser Mittel keine blühenden Pflanzen auf der Fläche befinden. Durch vorheriges Mulchen jeder Gasse wird dieser Auflage Rechnung getragen. Aber auch bei Karate Zeon sollte vor der Anwendung gemulcht werden. 

-        Die Mittel Karate Zeon und Piretro Verde in den Abend- oder Morgenstunden ausbringen. Zu dieser Tageszeit sind die Zikaden weniger aktiv und bleiben somit länger mit dem Mittel in Kontakt. Bei über 25°C verringert sich auch der Wirkungsgrad der Mittel.

-        Das Mittel Sivanto Prime sollte erfahrungsgemäß nicht mit den Wirkstoffen Spiroxamin (Spirox, Prosper Tec und Luna Max) und Dithianon (Delan WG, Delan Pro und Aktuan) gemischt werden

-        Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Zikade sollte jede Gasse gefahren werden.                       

 Hier auch die Übersicht über mögliche Mittelkombinationen und Behandlungsabstände

Nächster Aufruf am Donnerstag, dem 03.07.                     

gez. Mattmüller