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Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 8 

Allgemeine Situation:

Nach dem Gewitter vergangene Woche im südlichen Markgräflerland bekam nun auch das nördliche Beratungsgebiet seine Packung ab. So zog gestern eine größere Gewitterparzelle über Kaiserstuhl, Tuniberg und nördliche Markgrafschaft. Mit dabei waren leider auch Hagelkörner. So fielen innerhalb kürzester Zeit folgende Niederschlagsmengen. Freiburg WBI: 28mm, Mengen: 36mm, Ehrenkirchen: 32 mm, Heitersheim und weitere südlichen Stationen <4mm. Glücklicherweise hält sich der Schaden in Grenzen. Nur sehr vereinzelt wurden Triebspitzen abgeschlagen, auch die Gescheine sind augenscheinlich gut davongekommen. Lediglich die größeren Blätter weisen lokal nun deutliche Risse auf. Die Wetterprognose, sofern man ihr trauen kann, bringt für nächste Woche eher durchwachsenes Wetter mit Temperaturen bis 20 °C. 

Neben all dem Trubel um das Wetter, kündigen erste offene Gescheine an Mauern und Hausreben die Rebblüte an. Je nach Lage und Sorte wird diese vermutlich auf den Monatswechsel bzw. erste Juniwoche fallen.  

Rebschutz:

Peronospora 

Mittlerweile gibt es auch erste Meldungen von Ölflecken aus dem südlichen Markgräflerland, jedoch nur an Stockaustrieben. Somit bleibt die Ausgangssituation weiterhin recht entspannt. Jedoch muss durch den Hagel nun frühzeitig entgegengesteuert werden, damit wir unsere saubere Laubwand bis nach der Blüte erhalten können. Durchlaufende Infektionen aus diesem Hagel werden vermutlich pünktlich zur Blüte auslaufen und zu diesem empfindlichen Zeitpunkt auch sporulieren.  

Viele Betriebe haben ihren nächsten Pflanzenschutztermin für Freitag/Samstag geplant. 

Hierbei wird in Hagelgebieten bis spätestens Freitagabend der Einsatz eines kurativen Mittels empfohlen, um Infektionen durch die angerissenen Blätter vorzubeugen. Natürlich nur bei gegebener Befahrbarkeit. 

Flächen, welche direkt vor dem Ereignis behandelt wurden (Mo/Di) benötigen keinen kurativen Einsatz.

Mittelempfehlung:

Zum Einsatz kommen Produkte wie z.B. Meldoy Combi (1,1 kg/ha), Pergado (2,5 kg/ha) Reboot (0,2 kg/ha) oder Fantic F (1,2 kg/ha). Um den Neuzuwachs besser zu schützen wird der Zusatz von Phosphonaten wie z.B. Veriphos, Foshield, (jeweils 2 l/ha) oder Frutogard (3 l/ha) zur Spritzbrühe empfohlen.

Betriebe im mittleren und südlichen Markgräflerland ohne Hagelschaden können weiterhin Kontaktmittel einsetzen, wie z.B. Folpan 80 WDG (0,8 kg/ha), Folpan 500 SC (1,2 l/ha), oder Delan WDG (0,4 kg/ha). Um den Neuzuwachs besser zu schützen wird der Zusatz von Phosphonaten wie z.B. Veriphos, Foshield, (jeweils 2 l/ha) oder Frutogard (3 l/ha) zur Spritzbrühe empfohlen. Werden andere Produkte eingesetzt, sind die entsprechenden Aufwandmengen zu beachten. Alternativ kann auch das Kombinationsmittel Delan Pro (2,4l/ha) eingesetzt werden.

Oidium

Vermutlich wird die kommende Behandlung in den frühen Lagen die letzte Vorblütebehandlung sein. Somit wird ab sofort in den frühen und gefährdeten Lagen und Sorten der Einsatz eines organischen Mehltaufungizid empfohlen. Viele Versuchsergebnisse belegen eine sehr gute Wirkung der Wirkstoffgruppe „Spiroxamine“ zur letzten Vorblütebehandlung. In späteren Lagen kann letztmalig Netzschwefel zum Einsatz kommen.  

Mittelempfehlung:

Zum Einsatz kommen Produkte wie z.B. Prosper Tec (0,66 l/ha) (Gruppe H) oder Spirox (0,4 l/ha) (Gruppe H)

In späten Lagen kann letztmalig der Spritzbrühe Netzschwefel (3,6 - 6 kg/ha) zugesetzt werden, wodurch auch Pockenmilben erfasst werden.  

Die Mittelmenge errechnet sich aus der Basismenge x 2

Tierische Schädlinge 

Traubenwickler 

Der Mottenflug der Traubenwickler bewegt sich auf recht niederem Niveau. Eine Bekämpfung ist derzeit nicht notwendig. In den Pheromongebieten ist es weiterhin ruhig.

Amerikanische Rebzikade 

Der Larvenschlupf der Amerikanischen Rebzikade hat laut Bonitur des WBI am 16.05.25 begonnen. Die Larven halten sich vornehmlich an Stockausschlägen der Unterlage auf. Andernfalls findet man die Larven auf den Blättern des Edelreises in Stock- und Triebnähe. Das erste Larvenstadium ist etwa 1,5 mm groß, creme-weiß gefärbt und besitzt zwei schwarze Punkte am Abdomen (Hinterleibsende). Weitere Informationen zu den Larven und zur Erkennung finden Sie auf der Homepage des WBI

Eine Bekämpfung der Amerikanischen Rebzikade ist nach der Allgemeinverfügung des Landratsamts Lörrach vom 30.01.2025 in den Befallsgebieten verpflichtend und auch nur dort vorgesehen. 

Details zur Allgemeinverfügung finden Sie auf der Homepage des LRA Lörrach. Die von der Allgemeinverfügung betroffenen Flurstücke (Befallsgebiete) sind auf dieser Karte einzusehen. 

Zur Bekämpfung der Larven stehen die Insektizide 

Karate Zeon (75 ml/ha)

SIVANTO prime (bis BBCH 71: 0,16 l/ha, ab BBCH 71: 0,25 l/ha)

Piretro Verde (öko. Weinbau) (2,4 l/ha)

per Notfallzulassung für 120 Tage zur Verfügung. Da sich der Larvenschlupf über einen Monat hinzieht und die Empfindlichkeit der Tiere gegenüber Insektiziden mit zunehmendem Alter abnimmt, ist ein termingerechter Einsatz der Mittel entscheidend.

Daraus ergeben sich in den Befallsgebieten folgende verpflichtende Behandlungszeiträume und Anwendungshäufigkeiten:

WICHTIG

Die Mittel SIVANTO prime und Piretro Verde haben die Einstufung B1 (Bienengefährlich). Daher dürfen sich bei Einsatz dieser Mittel keine blühenden Pflanzen auf der Fläche befinden. Durch vorheriges Mulchen jeder Gasse wird dieser Auflage Rechnung getragen. Aber auch bei Karate Zeon sollte vor der Anwendung gemulcht werden. 

Da sich die Larven bevorzugt auf den Stockausschlägen aufhalten, sollten diese spätestens 3-4 Tage vor der Behandlung entfernt werden. Somit haben die Larven Zeit, auf die Bogrebe zu wandern und können dort erfasst werden.

Für eine erfolgreiche Bekämpfung sollte jede Gasse gefahren werden, eine Tankmischung mit den gängigen Fungiziden ist kein Problem. 

Bitte beachten Sie auch die anderen Anwendungsbestimmungen der Pflanzenschutzmittel, diese sind auf meiner Homepage unter der Rubrik „Mittelzulassung Amerikanische Rebzikade“ zu finden.

Sonstiges

Bei hellgelben Anlagen kann der Zusatz von Harnstoff (0,5 kg / 100L Spritzbrühe) oder Aminosol (2 l/ha) abhilfe verschaffen. Bei hartnäckigen Chlorosefällen könne auch eisenhaltige Blattdünger eingesetzt werden. 

Nächster Aufruf am Mittwoch, dem 28.05.                         

gez. Mattmüller