Allgemeiner Entwicklungsstand und Reifeverlauf
Die Hauptlese hat begonnen, selbst im Bodenseeraum haben einzelne Betriebe schon grössere Flächen gelesen. Die Hitze ist
gegangen, der Wetterwechsel vollzog sich ohne Auffälligkeiten mit etwas Regen. Wir hatten viel Glück, Kollegen bei Worms haben
den ganzen Jahrgang verloren. Daher ist alles relativ, aber es ist für uns dennoch nicht erfreulich, auf den letzten Metern nun noch
von Essigbefall eingeholt zu werden - die weichen Beerenhäute führen nun doch zu Nachfolgereaktionen -, wo bisher Oidium und
andere Schadursachen im Beratungsgebiet keine oder nur eine geringe, sehr lokale Rolle spielten. Der Befall zeigt sich in allen Formen, sei
es von grösseren Traubenteilen bis zu verteilten Einzelbeeren, in lockeren wie in kompakten Trauben. Die Streuung über die
Anlagen und Lagen ist gross, es gilt aufgepasst – die Anlagen sind für die Lese zu beobachten. Betroffen sind überall
vorwiegend die Sorten Spätburgunder und Grauburgunder. Nach dem Kaiserstuhl schon letzte Woche zeigt sich dieser am Tuniberg und im
Glottertal seit dem Wochenende und kommt rasch, im Bodenseeraum bildet sich dieser seit zwei Tagen in kompakteren Trauben aus. Noch am
Mittwoch war dort in den durchweg gepflegten Anlagen kaum etwas zu sehen. Im Gegenteil, rund 14 Tage nach den sehr starken Regen
präsentierte sich der Bodenseeraum von Erzingen bis Kressbronn in gutem bis sehr gutem Zustand, abgesehen von Hitzeeinflüssen.
Vorhandene kritische Anlagen, bzw. Sorten waren gelesen oder wurden und werden aktuell vorgelesen. Die Hitzetage haben im ganzen
Beratungsgebiet zu Einschrumpelungsreaktionen geführt, moderater im Bodenseeraum, auffällig in Spätburgunder dieses Jahr
über alle Klone. Im Normalfall zeigen dies meistens nur L-Klone. Die Streuung in der Ausprägung ist gross, im Einzelfall ist der
Ertragsverlust beträchtlich. Zum aktuellen Erscheinungsbild gehört Traubenwelke, hier ist die Sorte Weissburgunder stärker
betroffen. Ursache ist der Temperatursturz in Verbindung mit den hohen Niederschlägen Ende August, eine Wetterlage, wie diese seit
vielen Jahren in dieser Form nicht mehr auftrat.
Der Reifeverlauf ist im Westen geprägt von Aufkonzentrationsreaktionen. Zu den Werten vergangener Woche vom westlichen
Beratungsgebiet können 5 - 10° Oe hinzuaddiert werden. Dies zeigen die Reifemessungen des Staatlichen Weinbauinstitutes und die
Meldungen von den Annahmestationen. In Anlagen mit höheren Erträgen liegen die Mostgewichte im Burgunderbereich Ende 70 bis Mitte
80° Oe, gut geführte Anlagen bis Selektionsanlagen liegen um die 90° Oe, im Einzelfall um 100° Oe. Auch im
Bodenseeraum liegen Selektionsanlagen bei um die 90° Oe, Müller – Thurgau in der Regel im Bereich der 70er Werte. Gut
geführte Anlagen sind reif und zuwarten bringt keinen Effekt. Die bisherigen Öchslewerte zeigen die gewünschte Tendenz zu
nicht überhöhten Alkohlgehalten in den späteren Weinen.
Es ist zusätzlich kein Jahrgang, bei dem auf höhere Mostgewichte spekuliert werden kann. Dafür sind die Beerenhäute
zu schwach und der Einfluss aus der Hitze zu gross. Die aktuellen Tage im Altweibersommer sind wärmer wie ursprünglich angesagt
fördern nach wie vor die Essigbildung. Es wird nun doch eine schnellere Lese und es werden nicht überall die erwarteten Mengen in
die Keller kommen. Zu den Merkmalen des Jahres zählt, dass der Bodenseeraum fast zeitgleich wie die viele Regionen im Westen erntet.
Zu hoffen ist, dass die weitere Wetterlage soweit stabil bleibt, dass ein negativer Einfluss auf die Lese nicht eintritt. Auf Anfang
kommender Woche werden etwas Schauer angesagt, danach durchaus weiterhin stabil.
Zu den tierischen Schädlingen
Die Aussagen zur KEF und HEF beruhen auf den Ergebnissen von https://monitoring.vitimeteo.de und auf den Befunden des Labors der
Tuniberger Winzer in Opfingen. In unbehandelten Anlagen in Strukturreichen Lagen sind vermehrt Fruchtfliegen und hierdurch Befall zu
finden. In den Bonituren auf Eiablage sind behandelte Anlagen stabil. Eine Zunahme der HEF ist zu beobachten, in der grossen Fläche
ist es aber bisher nach wie vor entspannt. Das Kombinationsverfahren bietet keine Gefahr von Rückständen, ist aber an die
Wartezeiten der verwendeten Insektizide gebunden. Die langen Wartezeiten im Vergleich zu den umliegenden Weinbautreibenden Ländern
sind ein für die Produktion erheblicher Nachteil, nicht alles kann in den heutigen grossen Betrieben nur in kurzer Zeit gelesen werden
und 10 bis 14 Tage reichen für den Verfall der Trauben, bei welchem Fruchtfliegen nicht unwesentlichen Vorschub leisten
können.
Hinweise zum Bienenschutz:
Nach der Bienenschutzverordnung vom 22. Juli 1992 (BGBl. I. S.1410) dürfen Pflanzenschutzmittel mit der Einstufung B1
(Bienengefährlich) weder an blühenden Pflanzen (bspw. blühender Unterwuchs oder in der Nachbarschaft befindliche
Blütenpflanzen) noch an von Bienen beflogenen nicht blühenden Pflanzen angewandt werden. Daher sind vor einem Einsatz von
B1-Mitteln die blühenden Pflanzen zu mulchen. Honigtau und beschädigte Beeren in den Weinbergen sind generell als Warnsignal zu
werten. Die Ausbringung von B1-Mitteln sollte deshalb in diesen Fällen unterbleiben. Bei erforderlicher Behandlung steht das
bewährte Kombinationsverfahren im Vordergrund, da hier keine Rückstände entstehen und das Verfahren als nicht Bienen
gefährlich bewertet ist.
Weiter bitten wir zu beachten, dass in den wenigen Fällen, wo Bienenstände näher als 60 Meter zu Anlagen stehen, die mit
B1-Mittel behandelt werden sollen, Rücksprache mit dem Imker zu erfolgen hat: Bienengefährliche Pflanzenschutzmittel dürfen
innerhalb eines Umkreises von 60 m um einen Bienenstand entweder während des täglichen Bienenfluges nur mit Zustimmung des Imkers
oder außerhalb der täglichen Flugzeit eingesetzt werden. Sinnvoll ist es auch, die ortsansässigen Imker zu informieren.
Dies war noch ein letztes Weinbauinfo, ausser es gibt wirklich weitere besondere Umstände. Nach der Lese erfolgt ein Info zu Fragen
der Winterarbeit. Allen dennoch eine gute Lese und eine glückliche Hand für die notwendigen Entscheidungen.