Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 11

Allgemeine Situation:

Das herrliche Sommerwetter der vergangenen zweieinhalb Wochen hat das Rebenwachstum stark gefördert. In den Hagelgebieten vom 5. Mai und in den Lagen, wo dem permanente kühlen Nordwind ausgesetzt sind, ist das Wachstum gebremster. Dies spiegelt sich auch im Stand der Blüte nieder. Während frühe, windgeschützte Lagen, z. B. in Schlatt, bei den Burgundersorten voll in der Blüte stehen, findet man (Stand gestern) im Allgemeinen wenige bis 10% offene Blüten. Auch die frühen Lagen von Müllheim, Auggen und Badenweiler sind durch den Hagel deutlich gebremst. In den späteren Lagen und bei den später blühenden Sorten (Gutedel, Sauvignon Blanc) sah man bis gestern noch keine offenen Blüten. An so eine stark unterschiedliche Blütesituation kann ich mich nicht erinnern.

Die Wettervorhersage meldet bis zum Wochenende weitgehend trocken und ansteigende Temperaturen. Da nun auch die Nachttemperaturen ansteigen und der Wind sich beruhigen soll, rechne ich mit einem deutlichen Schub hinsichtlich der Rebblüte. Ab Samstag soll die Luft von Südwesten her schwüler werden und die Schauer- und Gewitterneigung mit Starkregenpotenzial deutlich zunehmen. Für die kommende Woche erwarten die Meteorologen zunehmenden Tiefdruckeinfluss bei weiterhin sommerlichen Temperaturen. Dementsprechend wird das Rebenwachstum und auch die Rebblüte weiterhin zügig vorankommen.   

 

Rebschutzsituation: 

Peronospora: Die Meldungen von Ölflecken und Gescheinsbefall halten an. Auch vereinzelten Befall an PIWIS und an Junganlagen wurde gemeldet. Die Befallssituation ist, je nach Gemarkung, Gewann und Grundstück, extrem unterschiedlich. Auf den meisten Gemarkungen ist der Befall mit wenigen Ölflecken und befallenen Gescheinen „erträglich“. Es gibt aber auch Gemarkungen im mittleren und südlichen Markgräflerland, wo Anlagen 20 bis 40%, im Einzelfall auch mehr, Gescheinsbefall aufweisen. 

Im südlichen Markgräflerland gab es am vergangenen Sonntagabend auf einigen Gemarkungen heftige Gewitter (z.B. Fischingen 15mm, Bamlach über 20 mm). Die nächtliche Blattnässe hat bei vielen, bis jetzt ruhenden Ölflecken, die Sporulation (weißer Pilzrasen) ausgelöst. Die meisten Winzer haben am Freitag/Samstag Rebschutz durchgeführt und damit ein Großteil der dann möglichen Infektionen abgefangen. Da wir aber nie eine 100% ige Abdeckung haben sind Sekundärinfektionen an Blättern und auch an Gescheinen nicht auszuschließen. Da die Inkubationszeit derzeit fünf Tage beträgt wären dann bis zum Samstag Ölflecken theoretisch sichtbar.

 

Oidium: Auf Grund der vorhergesagten schwülen Witterung und der beginnenden/laufenden Rebblüte steigt das Infektionsrisiko für Oidium sehr stark an. Insbesondere in solche Anlagen, wo es in den vergangen 2 - 3 Jahren Oidiumprobleme gab, heißt es jetzt aufgepasst. 

In Anbetracht dieser Tatsache, dem sehr hohen Infektionspotential, der vorhergesagten Witterung und der anstehenden empfindlichen Rebblüte müssen wir jetzt höllisch aufpassen!

  

Traubenwickler: Der Mottenflug, ausschließlich vom Bekreuzten Traubenwickler ist fast beendet. Eine Bekämpfung ist, auf Grund der geringen Fangzahlen nicht notwendig. In den Pheromongebieten ist es weiterhin ruhig.

Grauburgundervirus: Seit einigen Tagen sieht man erste Rebstöcke mit Befall durch das Grauburgundervirus. Falls Ihnen verdächtige Stöcke auffallen, melden Sie es dem Weinbauberater, damit wir einen Überblick bekommen. 

 

Rebschutzempfehlung:

Auf Grund des allgemein derzeit hohen Peronosporabefalles, des deutlich angestiegenen Oidiumrisikos und der jetzt anstehenden/laufenden besonders empfindlichen Rebblüte ist es fachlich unbedingt notwendig, dass der Spritzbelag keine Lücke aufweist und der enorme Neuzuwachs an Blättern und die jungen Beerchen vor den nächsten Niederschlägen geschützt werden. Der Spritzabstand sollte nicht länger als 7 Tage sein. Die meisten Winzer haben am 2./3. Juni ihre letzte Rebschutzmaßnahme durchgeführt. Dementsprechend stünde für Freitag/Samstag 9./10. Juni die nächste Rebschutzmaßnahme an. Achten sie unbedingt auf die Wettervorhersage.

Mittelempfehlung: Gegen Peronospora wird, wegen der besseren Belagsqualität, bevorzugt ein Mittel wie z.B. Orvego (1,0 l/ha), Enervin F (jeweils 1,5l/ha Enervin und Vinifol), oder Afrasa Triple WG (1,875 kg/ha) empfohlen. 

Um den weiterhin starken Neuzuwachs zu schützen wird der Zusatz von Phosphonaten wie z.B. Veriphos, Foshield, Rhombiphos Extra (jeweils 2,0 l/ha) oder Frutogard (3,0 l/ha) zur Spritzbrühe empfohlen. 

 

Gegen Oidium wird ein organischen Mehltaumittels, wie Talendo (0,25l/ha), Prosper Tec (0,825l/ha), Spirox (0,5 l/ha), oder Belanty (1,2l/ha) empfohlen. Nur in den frühen Lagen wird die Behandlung zum Wochenende die „Abgehende Blüte Spritzung“ sein. Hier sind Mittel aus der Gruppe der SDHI-Wirkstoffe wie z.B. Sercadis          (0,15 l/ha), Luna Max (0,82 l/ha), Luna Expirience (0,32 l/ha), oder Collis (0,4 l/ha) einzusetzen.

Wichtiger Hinweis: Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung bilden der richtige Spritzzeitpunkt, gute Applikationsqualität und die Einhaltung des Resistenzmanagements. Zudem sollte bei anfälligen Sorten und Lagen im Mehltaufenster jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel, 3kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden.

Auch Junganlagen und die PIWI-Sorten sollten jetzt unbedingt gegen Peronospora geschützt werden. 

 

Traubenlockernde Maßnahmen: Gute Blütebedingungen fördern bei Rebsorten/-klonen mit dichter Beerenstruktur die Kompaktheit der Trauben. Auch wenn durch Peronospora ein mehr oder weniger großer Teil der Gescheine geschädigt wurde kann eine Behandlung mit Bioregulatoren sehr sinnvoll sein, um bei den verbliebenen Trauben das spätere Fäulnisrisiko zu reduzieren. Alle Sorten und Klone weisen zumeist einen guten/sehr gute Gescheinsansatz auf. Das angekündigte Wetter für die kommenden 6 Tage wären günstig für den Blüherfolg. Der Einsatz von Bioregulatoren wäre also durchaus sinnvoll. Dies gilt auch für die Langzapfenkordon-Anlagen. 

Der Einsatz von Gibb 3 zum Termin „Vollblüte“ mit einem Aufwand von 10-12 Tabletten/ha bei Spätburgunder, 9 – 10 bei Weißburgunder und 14 bei Grauburgunder oder gleiche Beutelzahl bei Einsatz von Berelex 40 SG, hat sich bei den kompakten Burgundersorten in der Praxis bestens bewährt. 

Bitte beachten sie die Anwendungsempfehlungen (Tabletten gut auflösen, Zusatz von Haftmittel, z.B. Adhäsit, jede Gasse fahren, Spritzung solo, nicht mit PSM mischen, ca. 600 l/ha Wasseraufwand, langsame Antrocknung, deshalb bei hohen Temperaturen und niederer Luftfeuchtigkeit nur früh morgens oder in den Abendstunden spritzen). Das Produkt Berelex 40 SG, Wirkstoff Gibberelinsäure, hat eine Zulassung für Spät-, Grau- und Weißburgunder, sowie für Schwarzriesling und Portugieser. Aufwandmenge 5g/hl Brühe. Gleiche Einsatzbedingungen wie Gibb 3.

Alternativ hat Regalis Plus aktuell eine Zulassung für alle Rebsorten. Erfahrungsgemäß kann es bei der Anwendung von Regalis Plus zu stärkeren Ertragsreduzierungen, insbesondere bei der Sorte Weißburgunder, kommen. Als Aufwandmenge wird empfohlen: 1,0 -1,2kg/ha für Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Auxerrois, 1,2 kg/ha für Spätburgunder, Grauburgunder, Gewürztraminer, Muskateller und 1,5 kg/ha für Riesling, Müller-Thurgau, Gutedel, Dornfelder und Acolon, ebenfalls zum Termin „Vollblüte“. Bitte beachten sie, dass bei Benetzung der Triebspitzen phytotoxische Reaktionen (Berostungen, Triebspitzen können abbrechen) entstehen können. Dies kann insbesondere die Nachpflanzreben (Hochstamm) treffen. Es empfiehlt sich daher nicht von unten nach oben zu sprühen, sondern eher horizontal bzw. von oben leicht nach unten! Ansonsten gleiche Verfahrensweise wie bei Gibb 3. Bitte beachten sie genau die Bestimmungen auf dem Beipackzettel, (Regalis Plus Pack = Regalis plus Zitronensäure). 

 

Hinweis des Badische Weinbauverband zum neu eingerichteten Winzer-Netzwerk:

Winzerinnen und Winzer, die regelmäßig über Neuigkeiten aus dem Badische Weinbauverband und der Weinbaupolitik informiert werden wollen, können sich über die neue Website des Verbandes direkt für das interne Netzwerk Intrakommuna anmelden. Die Anmeldung ist für alle Erzeuger offen und kostenfrei. Hier geht es zur Anmeldung: https://www.badischer-weinbauverband.de/mitglieds/ 

Nach erfolgreicher Registrierung erhalten Sie eine Bestätigungsmail.

 

Nächster Aufruf voraussichtlich am Donnerstag, dem 15. Juni.

 

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