Kohl
Der Befall mit Kohlmottenschildlaus (KMS) ist bisher unauffällig. In den kommenden Sommermonaten kann die Population aber zu
bekannter und gefürchteter Größe anwachsen.
Um die Schäden zu begrenzen, sollten alle Register gezogen werden. Besonders wichtig ist das bei Winterwirsing, Rosenkohl und
Grünkohl.
Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist hier, einen möglichst großen räumlichen Abstand zu anderen Kohlarten oder
Raps einzuhalten.
Je länger es dauert, bis die KMS die Bestände findet, umso weniger Zeit hat sie, sich zu vermehren. Ein Weibchen legt etwa 200
Eier und die Generationendauer im Sommer beträgt etwa 3 Wochen. Lässt sich die Besiedlung um 3 Wochen hinauszögern,
reduziert sich der Befall also schon rein rechnerisch auf ein Hundertstel. Schon Jungpflanzen sollten kontrolliert und bei Befall vor oder
nach dem Pflanzen behandelt werden. Wirksam sind z. B. Movento OD 150 (nicht in Rosenkohl zugelassen), Teppeki, Benevia, Minecto One (nur
in Kopf- und Rosenkohl) oder Mospilan SG (nicht in Grünkohl, Chinakohl, Pak Choi). In Jungpflanzen im Gewächshaus sind nur
Neudosan Neu, Raptol HP, SpinTor, Kantaro oder Eradicoat Max zugelassen, im Freiland Kantaro, NeemAzal-T/S, Raptol HP, Spruzit Neu und
Verimark (nur in Kopf-und Rosenkohl).
Kohlweißlinge flattern schon seit Anfang Mai über die Kohlfelder. Seit dieser Woche lassen sich auch Eiablage und kleine Raupen
finden. Bei konstant sommerlicher Witterung wird deren Zahl zunehmen. Es sollten Bestandskontrollen und ggf. Behandlungen stattfinden. Bei
Kopfkohl, Blumenkohl und Brokkoli kann ein gewisser Raupenbesatz toleriert werden, solange die Kopf- bzw. Blumenbildung noch nicht
eingesetzt hat. In vielen Fällen etablieren sich dann natürliche Gegenspieler, die bis September den Befall mit Raupen unter der
Schadschwelle halten. Bei sehr kleinen Pflanzen und kurz vor der Ernte können Raupen dagegen nur schwer toleriert werden. Werden zur
Bekämpfung Coragen, Mospilan SG oder SpinTor eingesetzt, ist eine Nebenwirkung gegen Erdflöhe zu erwarten.
Lauchmotte
Eine sprungartige Zunahme der Fänge in den Pheromonfallen zeigt, dass die erste Sommergeneration der Lauchmotte ihren Flug begonnen
hat. Im Laufe der nächsten Woche sollte Lauch auf frische Fraßgänge kontrolliert werden. Eine Bekämpfung sollte
erfolgen, wenn die Raupen noch klein sind. Beim Einsatz von Dipel DF, Dipel ES, XenTari sind mehrere Spritzungen im Abstand von wenigen
Tagen erforderlich.
Pilze
Für Falschen Mehltau an Zwiebeln waren die Bedingungen in den letzten Tagen denkbar schlecht. Die intensive Sonneneinstrahlung und
die niedrige Luftfeuchtigkeit mit sehr geringer Taubildung ließen keine weiteren Infektionen zu. Es ist möglich, dass viele
Befallsstellen absterben, bevor sie sich weiter ausbreiten können. Wo durch Falschen Mehltau aber schon viel tote Blattmasse vorhanden
ist, können sich Fäulniserreger ansiedeln, die weiteres Gewebe und die Zwiebel zerstören können. Fungizide, die gegen
Botrytis, Laubkrankheit oder Samt- und Purpurflecken ausgewiesen sind, wirken auch gegen pilzliche Sekundärinfektionen, die
Kupfermittel Cuprozin progress und Flowbrix außerdem gegen bakterielle Fäulen.
Anders sind die klimatischen Bedingungen im geschützten Anbau. In einem Gurkenbestand im schlecht zu lüftenden Folientunnel
wurde Befall mit Falschem Mehltau gefunden. In diesem Fall war der Pilz nicht mit Jungpflanzen eingeschleppt worden. Das bedeutet, dass
jetzt im ganzen Gebiet auf Falschen Mehltau in Gurken geachtet werden muss. Diesen erkennt man an von Blattadern begrenzte und deshalb
eckige, gelbe, später eintrocknende Blattflecken. Manchmal können diese mit Alternaria- und Ulocladium-Infektionen verwechselt
werden. Diese sind gekennzeichnet durch einen gelblichen, im Gegenlicht hell erscheinenden, schmalen Hof und in der Regel nicht
bekämpfungswürdig.
Sind bereits Infektionen mit Falschem Mehltau vorhanden, sollten Mittel mit kurativen Wirkstoffen verwendet werden, z. B. Aliette,
Forum, Orvego oder Ranman Top.
Zulassungen
Pirimor G hat eine Notfallzulassung nach Art. 53 erhalten für die Bekämpfung von Blattläusen als
Virusüberträger in Möhren mit 1 x 3 g/Ar, Wartezeit (Freiland) = 7 Tage. Laut Auskunft der Fa. ADAMA wurde im Rahmen der
Notfallzulassung die Einstufung der Bienengefählichkeit von NB6611 (B1) auf NB6641 (B4=nicht bienengefährlich) geändert. Die
Notfallzulassung gilt für 120 Tage vom 23.05.2023 bis 19.09.2023.
Die Zulassung von Spruzit Neu wurde erweitert auf die Anwendung in Kopfkohle und Blumenkohle. Damit ist die Anwendung jetzt auch in
Rosenkohl und Brokkoli möglich (2 x 60 ml/Ar, Wartezeit (Freiland)=3 Tage)
Afepasa Greenhouse Sulphur Tablets wurden zugelassen im Gewächshaus in den Kulturen Frische Kräuter, Kohlgemüse,
Sprossgemüse, Wurzel- und Knollengemüse und Fruchtgemüse (außer Tomate) gegen Echten Mehltau. Anwendung: 3,2 g/10 Ar ab
Befallsbeginn jede Nacht oder jede zweite Nacht über 4-8 Stunden mit Schwefelverdampfern verdampfen.
Das Herbizid Zako wird als Parallelhandelsprodukt von Bandur vertrieben. In Packungen von Zako mit der Chargennummer 20230216 wurden
statt des Wirkstoffes Aclonifen die Fremdstoffe Metribuzin und Atrazin nachgewiesen. Diese Charge ist deshalb nicht mehr
verkehrsfähig, bei Anwendung kann es zu Kulturschäden und nicht zulässigen Rückständen kommen. Bestände des
Mittels mit der genannten Chargennummer sollten dem zuständigen Pflanzenschutzdienst gemeldet werden, ebenso Schäden an
Kulturpflanzen.
Umfrage zu Schäden durch Vögel
Das Julius-Kühn-Institut (JKI) untersucht Schäden durch Vögel an Gemüsepflanzen (Projekt ProVeBirD: Florian
Göbel, Alexandra Esther), um Empfehlungen und Maßnahmen für die Praxis zu erarbeiten. Dazu sind die Forscher auf praktische
Erfahrungen von Gärtnerinnen und Gärtnern angewiesen! In einer ca. 15-minütigen, anonymen online-Umfrage soll geklärt
werden, welche Pflanzen besonders betroffen und welche Abwehrmaßnahmen wirklich wirksam sind:
https://exilias.julius-kuehn.de/goto.php?target=svy_117&client_id=exilias
Die Umfrage ist auch zu finden unter: Provebird.julius-kuehn.de