Weinbauinfo Kaiserstuhl-Nr. 09-2023

Agenda       Unvorhergesehene Schauer 04.06

                    Peronospora-Gescheinsbefall verbreitet

                    Oidiuminfektionsrisiko hoch

                    Blütebeginn kommt schneller

                    Einsatz von Bioregulatoren

                    

 

Vegetationsstand und Witterung

Die unvorhergesehenen Schauer von gestern Vormittag haben folgende Regenmengen gebracht:

 

Wetterstation
Niederschläge [mm]
Blankenhornsberg
0,2
Eichstetten
3,1
Oberbergen
6,4
Oberrotweil
0,8
Königschaffhausen
8,9
 

Mittlerweile sind um die 12 Blätter entfaltet und die Blüte ist in den frühen Lagen voll im Gange, hier sind bis zu 50% der Gescheine geöffnet, BBCH 63-65. In den mittleren Lagen sind zwischen 0-30%geöffnet, BBCH 61-63. Damit hat die Vegetation um ca. 5-7 Tage, gegenüber dem langjährigen Mittel, aufgeholt! 1984-1987 in der Winzerlehre haben wir gelernt: “Termin Blüte ist 20. Juni +/- 10 Tage“. Meiner Einschätzung nach müssten die Reben am Kaiserstuhl am 10. Juni in der Vollblüte stehen. Es könnte sein, dass bei den aktuell weiterhin optimalen Bedingungen die Blüte sehr rasch verlaufen könnte und Ende dieser, Anfang nächster Woche in den frühen Lagen der wichtige Pflanzenschutztermin „abgehende Blüte, 80% Käppchen sind abgefallen“, eingeplant werden muss. Auch bezüglich dem Einsatz von Bioregulatoren kann im Verlauf dieser Woche „Termin Vollblüte = 50% Käppchen sind abgefallen“ der Einsatz eingeplant werden.

Die Wettervorhersage meldet weiterhin Hochdruck mit möglicher feuchterer Luft als Ausläufer der iberischen Halbinsel. Damit überwiegend sonnig mit Tageshöchsttemperaturen um die 26/27°C aber weiterhin starker nächtlicher Abkühlung auf um die 12°C und darunter. Das Schauer- und Gewitterrisiko ist im Schwarzwald höher. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass diese sich bis an den Kaiserstuhl ausbreiten.

Für den Pflanzenschutz heißt das aufgrund des schnellen Neuzuwachses und mit dem Blick auf die Blüte potente Peronospora- und Oidiumfungizide einsetzen und kurze Intervalle, maximal 7 Tage, bzw. vor Niederschlägen, vor allem in Peronosporabefallslagen, Belag erneuern.

 

 

 

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Der Flug der ersten Generation Traubenwickler scheint beim Einbindigen Traubenwickler schon vorbei ohne mit nennenswerten Fangzahlen überhaupt stattgefunden zu haben. Beim Bekreuzten Traubenwickler ist der Flug noch nicht ganz zu Ende. Hier wurden in Gebieten ohne Pheromonverwirrung einige Falter gefangen. Für genaue Fangzahlen können Sie sich unter www.monitorring.vitimeteo.de informieren.

Die Pheromonverwirrung ist stabil. Es sind keinerlei Maßnahmen erforderlich.

 

Pilzkrankheiten

Peronospora und Oidium 

Tatbestand Peronospora:

Die Meldungen von Ölflecken und Gescheinsbefall halten an. Die unvorhersehbaren Schauer vom Sonntag fördern die Sporulation (weißer Pilzrasen), bei den Ölflecken an der Blattunterseite, bei befallenen Gescheinen. Eine sehr kritische Situation während der Blüte. Der Pflanzenschutz muss aktuell die höchste Priorität im Betrieb haben. Bei Wetteränderungen und möglichen Niederschlägen sollte in Befallsanlagen vor Regen der Belag erneuert werden um das Ausbreiten der Peronospora zu unterbinden.

Situation Oidium:

Es bleibt witterungsbedingt bei sonnig-warmen 25-27°C und einer nächtlichen Abkühlung bis unter 10°C. Oidiuminfektionsrisiko witterungsbedingt (trocken warme Tage, nächtliche Abkühlung, lagenbedingt, morgendlicher Tau) hoch.

Während der Blüte sollten die potenten organischen Oidiumfungizide wie z.B. Talendo, Belanty, Dynali etc., eingesetzt werden. Zur abgehenden Blüte sind konsequent Mittel aus der Gruppe der SDHI-Wirkstoffe wie z.B. Sercadis, Luna Experience oder Luna Max einzusetzen. Achten Sie unbedingt auf das Antiresistenzmanagement und setzten Sie die gleiche Wirkstoffgruppe nicht 2 x hintereinander ein. Entsprechende Tabelle zu Antiresistenzstrategie wurde schon mehrmals als Anlage zu den Weinbauinfos verschickt. Sie finden diese auch in der Rebschutzbeilage 2023 auf Seite 12.

 

Rebschutzempfehlung

Gegen Peronospora empfehlen wir zur beginnenden Blüte bzw. Blüte, wo in der letzten Behandlung nicht eingesetzt z.B. Zorvec Zelavin Bria 0,2 L/ha und 1,0 Kg/ha Flovine WG (Granulat) bzw. Flovine SC (flüssig) 1,5 L/ha, je nach Kombipack. Alternativ z.B. Zorvec Vinabel 0,38 L/10.000 m² Laubwandfläche. Bei aktuell z.B. 12.000 m² Laubwandfläche bei 1,80 m Gassenbreite = 0,5 L je ha. Siehe Rebschutzbeilage 2023 Seite 20!

Alternativ Profiler 1,875 L/ha. Bitte Mischreihenfolge beachten. Alternativ Afrasa Triple WG 1,875 Kg/ha oder Melody Combi 1,375 Kg/ha oder Orvego 1,0 L/ha oder Ampexio 0,4 Kg/ha oder Fantic F 1,5 Kg/ha.

Bitte beachten Sie hinsichtlich der Antiresistenzstrategie, dass Sie gleiche Wirkstoffe aus der Gruppe tiefenwirksam bzw. kurativ wirkende Peronosporafungizide nicht 2 x hintereinander einsetzten.

Gegen Oidium empfehlen wir z.B. Talendo 0,25 L/ha oder Belanty 1 L/10.000m² Laubwandfläche oder Dynali 0,5 L/ha oder Vivando 0,2 L/ha oder Kusabi 0,1875 L/ha. Achten Sie auch bei diesen Mitteln auf die Antiresistenzstrategie und spritzen sie den gleichen Wirkstoff bzw. das gleiche Mittel nicht 2 x hintereinander. Das Wechseln der Wirkstoffgruppen ist grundlegend um die Wirksamkeit der Wirkstoffe zu erhalten.

 

Allgemeine Hinweise:

§  Der Wasseraufwand beträgt 800-1200/ha im Spritzverfahren bzw. 350-500 L/ha im Sprühverfahren. 

§  Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 2,5. 

§  Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!

§  Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)

§  Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 

§  Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung 

§  Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 

§  Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.

 

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Je nach Infektions-und Krankheitsdruck werden 2-4 Pflanzenschutzbehandlungen vor, während und bis nach der Blüte auch bei den Piwis empfohlen. Dies ist besonders in Bezug auf Mehltau eine wichtige Maßnahme.

 

Traubenlockernde Maßnahmen; Einsatz von Bioregulatoren

Gute Blütebedingungen fördern bei Rebsorten mit dichter Beerenstruktur (Burgundersorten) die Kompaktheit der Trauben (Packungsgrad der Beeren).

Hier kann z.B. beim Spätburgunder (Klon Fr-5286) und beim Grauburgunder (H1 oder Fr-49207) eine Behandlung mit Bioregulatoren sehr sinnvoll sein, um das spätere Fäulnisrisiko zu reduzieren. 

Der Einsatz von Gibb 3 (zugelassen für Burgundersorten, Chardonnay u. Sauvignon blanc) zum Termin „Vollblüte“ mit einem Aufwand von 8-10 Tabletten/ha hat sich bei den kompakten Burgundersorten in der Praxis bestens bewährt. Bitte beachten sie die Anwendungsempfehlungen (Tabletten gut auflösen, Zusatz von Haftmittel z.B. Adhäsit, jede Gasse fahren, Spritzung solo nicht mit PSM mischen, ca. 600 l/ha Wasseraufwand, langsames Antrocknen, nur früh morgens oder in den Abendstunden spritzen). 

Das Produkt Berelex 40 SG, Wirkstoff Gibberelinsäure, hat eine Zulassung für Spät-, Grau- und Weißburgunder, sowie für Schwarzriesling und Portugieser. Aufwandmenge 5g/hl Brühe. Gleiche Einsatzbedingungen wie Gibb 3.

Alternativ kann Regalis Plus 1-1,5 Kg/ha (Behandlung der Traubenzone) empfohlen werden. Auf die mögliche höhere Verrieselungswirkung bzw. stärkere Ausdünung und Ertragsreduzierung wird hiermit hingewiesen. Bei der Anwendung sollte darauf geachtet werden, dass die Triebspitzen nicht getroffen werden, da es zu Triebberostungen kommen kann. Deshalb sollten der Luftstrom und die Düsen entsprechend etwas nach unten eingestellt werden.

Weitere Möglichkeiten um die Kompaktheit der Trauben zu reduzieren ist das „Ausblasen mittel Druckluftentblätterung“ oder das „Trauben teilen“ zu einem späteren Zeitpunkt!

 

Kulturarbeiten

Das Heften der Triebe steht auf dem Arbeitsplan. Besonders in windoffenen Anlagen sollte frühzeitig geheftet werden um Windbruch zu vermeiden. Dabei können noch vorhandene Doppeltriebe an den Fruchtruten entfernt und buschige Köpfe ausgebrochen werden.

Achten Sie von Beginn auf eine luftige Laubwand.

 

Strategie Bodenpflege

Die Witterung im Mai hat den Schalter von Nass auf Trocken umgelegt. Entsprechend ist wassersparende Bodenpflege aktuell eine wichtige Maßnahme. Alle hohen Begrünungen sollten gewalzt oder alternierend, jede 2. Gasse, gemulcht werden. Die mechanische Unterstockpflege z.B. mit der Rollhacke (Kapillaren brechen) ist eine weitere Möglichkeit die Wasserverdunstung des Bodens zu reduzieren. Auch das ganz flache Bearbeiten (3-5 cm) offener Gassen z.B. mit der Kreiselegge um Kapillaren zu brechen wird empfohlen.

 

Gez. Tobias Burtsche

 

Weinbauberatung Kaiserstuhl

 

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