Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 10

Allgemeine Situation:

Nach einem eher zögerlichen Austrieb bringt uns die derzeitige Hochdruckwetterlage mit viel Sonne und sehr warmen Tagestemperaturen ein zügiges Rebenwachstum. Außergewöhnlich ist in diesem Frühjahr der stetige Wind, der die Entwicklung etwas bremst aber auch die Böden austrocknet. Dennoch, in den meisten Lagen sind 9 -10 Blätter entfaltet, die Hagelgemarkungen hinken etwas hinterher. Bei ungefähr 12 – 13 entwickelten Blättern setzt die Blüte ein. Da die Wettervorhersage weiterhin stabiles Hochdruckwetter mit Temperaturen um 26/27°C vorhersagt dürfte das Rebenwachstum weiterhin zügig vorankommen, so dass ab Fronleichnam im Markgräflerland in den frühen Lagen mit Blühbeginn zu rechnen ist. Wir würden damit im langjährigen Mittel liegen.      

 

Rebschutzsituation: 

 Peronospora: Auch als langjähriger Weinbauberater muss man immer noch dazulernen. Noch nie hatten wir zu so einem frühen Entwicklungsstand solch eine starke Primärinfektion durch Peronospora. Der nasse April brachte eine gute Bodendurchfeuchtung und damit eine optimale Wintersporenkeimung mit sich. Die Regenperiode vom 5. bis 9. Mai, oft als heftiger Starkregen mit viel Wind und teilweise mit Hagel, brachte diese Wintersporen vom Boden auf die ungeschützten Blättchen und kleinen Gescheine und hat zu diesen massiven Infektionen geführt. Grundsätzlich werden aus allen Badischen Bereichen, aus Rheinland-Pfalz und auch aus dem Elsass Peronosporainfektionen gemeldet. Im Markgräflerland findet man an Blättern und auch oft an den jungen Gescheinen in praktisch allen Anlagen mehr oder minder starken Befall. Die Bandbreite des Befalles ist sehr groß. Sie reicht von Anlagen mit wenigen Ölflecken bis hin zu solchen mit 10 – 15 Ölflecken und 5 – 6 befallenen Gescheinen pro Stock. Insbesondere auf den Gemarkungen im südlichen Markgräflerland, aber auch auf einzelnen Gemarkungen im mittleren Markgräflerland sind die Schäden besonders deutlich. 

Dort wo am 10./11. Mai ein kuratives Mittel zum Einsatz kam findet man oft Gescheinsbefall aber kaum Blattbefall. Das liegt daran, dass die kurativen Mittel, aber auch die phosphonathaltigen Mittel eine gute Blatt- aber nur eine geringe Gescheins- bzw. Traubenwirkung haben. 

Auf Grund der trockenen Witterung zeigen sowohl die  Ölflecken, als auch die befallenen Gescheine, keinen Pilzrasen. Damit ist davon auszugehen, dass es in den zurückliegenden Tagen zu keinen weiteren Sekundärinfektionen gekommen ist. Dies wird auch bis zum Wochenende nicht ändern. Aus der Erfahrung der vergangenen Perojahre wissen wir aber, dass Peroflecken und auch Befallsgescheine ein recht langes Leben hinsichtlich Sporulation haben. Bei hoher Luftfeuchtigkeit, bei Tau und Blattnässe, wird es an diesen derzeit ruhigen Flecken zu Sporenausbrüchen kommen, welches dann an ungeschützten Blättern und Gescheinen zu kräftigen Sekundärinfektionen führen wird. Dies gilt es zu verhindern.  

 

Oidium: Auf Grund der Wetterlage und der sich nahenden Rebblüte steigt das Infektionsrisiko für Oidium an. Insbesondere in solche Anlagen, wo es in den vergangen 2 - 3 Jahren Oidiumprobleme gab, heißt es jetzt aufgepasst. 

  

Traubenwickler: Der Mottenflug, ausschließlich vom Bekreuzten Traubenwickler, bewegt sich auf recht niederem Niveau. Eine Bekämpfung ist derzeit nicht notwendig. In den Pheromongebieten ist es weiterhin ruhig.

Pockenmilben: Auf Grund des schnellen Zuwachses und des Schwefeleinsatzes hat sich der Befall durch die Pockenmilben beruhigt.  

 

Rebschutzempfehlung:

Auf Grund des allgemein derzeit hohen Peronosporabefalls, des angestiegenen Oidiumrisikos und der jetzt anstehenden besonders empfindlichen Blütephase ist es fachlich unbedingt notwendig, dass der Spritzbelag keine Lücke aufweist und der enorme Neuzuwachs geschützt wird. Deshalb sollte der Spritzabstand derzeit bei 7 Tagen liegen. Die meisten Winzer haben am 26./27. Mai ihre letzte Rebschutzmaßnahme durchgeführt. Dementsprechend stünde für Freitag/Samstag 2./3. Juni die nächste Rebschutzmaßnahme an. Ein Schieben auf die kommende Woche ist zu risikobehaftet.   

Mittelempfehlung: Gegen Peronospora,  ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG (0,8 kg/ha), Folpan 500 SC (1,2 l/ha), oder Delan WG (0,4 kg/ha).  Um den starken Neuzuwachs besser zu schützen wird der Zusatz von Phosphonaten wie z.B. Veriphos, Foshield, Rhombiphos Extra (jeweils 2,0 l/ha) oder Frutogard (3,0 l/ha) zur Spritzbrühe empfohlen. Werden andere Produkte eingesetzt sind die entsprechenden Aufwandmengen zu beachten. Alternativ können auch die Kombinationsmittel Delan Pro (2,4l/ha), oder Profiler (1,5 kg/ha) eingesetzt werden. Bitte beachten sie beim Profiler die Mischreihenfolge (siehe Beipackzettel). 

Der Einsatz eines Kurativmittels bringt derzeit keine bessere Wirkung. Wir müssen diese Mittel für spätere Behandlungen „aufsparen“. Sinnvoller ist es, insbesondere in stärkeren Befallsanlagen, auf eine gute Spritzqualität zu achten. Das heißt, jede Gasse fahren.     

Gegen Oidium wird auf Grund des stark ansteigenden Infektionsdruckes und der angekündigten hohen Temperaturen, der Einsatz eines organischen Mehltaumittels, wie Prosper Tec (0,66l/ha), Spirox (0,4 l/ha), oder Belanty (1,2l/ha) empfohlen. Als Resistenzbrecher und auf Grund der guten Nebenwirkung gegen Pockenmilben ist der Einsatz von Netzschwefel (3,6kg/ha) in Befalls- und Sanierungsanlagen fachlich sinnvoll. 

Der Einsatz von Netzschwefel Solo kann bei entsprechend kurzen Spritzintervallen (max. 7 Tage) in Anlagen ohne letztjährigen Befall überlegt werden. Beachten Sie, dass die Wirkungsdauer von Schwefel bei den derzeitigen Temperaturen nur 6-7 Tage beträgt.

Auch Junganlagen sollten jetzt unbedingt gegen Peronospora geschützt werden. 

 

Weinbauliche Arbeiten:

Bodenpflege: Der anhaltende dauernde Nordwind trocknet derzeit die Oberböden stark aus. Eine bodenwasserschondene Bodenpflege mit Grubber oder Kreiselegge ist deshalb augenblicklich eine wichtige Maßnahme, vor allem in jüngeren (1 – 5 jährigen) Anlagen.  

In den Junganlagen sind, durch die intensiven Niederschläge, die Böden oft verkrustet und hart. Hier sollte mit einer flachen groben Bearbeitung die Verkrustung in der Gasse und insbesondere in der Pflanzreihe beseitigt werden. Diese Maßnahmen vermindern die Verdunstung und erhöhen die Infiltration.  

 

Nächster Aufruf am Mittwoch, dem 7. Juni.   

 

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