Agenda Peronospora-Gescheinsbefall
Oidiuminfektionsrisiko hoch
Blütebeginn gemeldet
Heften
Vegetationsstand und Witterung
Anhaltende, stabile Hochdruckwetterlage mit sonnig, warmen Tagen und kräftiger nächtlicher Abkühlung sind gute
Bedingungen für zügiges Rebenwachstum. In der Regel sind in den mittleren Reblagen am Kaiserstuhl 10 Blätter entfaltet. In
frühen Lagen und bei frühen Sorten wie z.B. Chardonnay sind 12 Blätter abgespreizt und erste offene Blüten zeigen sich.
Damit bewegen wir uns im Bereich „Gescheine sind voll entwickelt“ BBCH 57. Ungefähr bei 12-13 entwickelten Blätter
stehen die Reben in der Blüte. Wenn wir den Zuwachs von letzter Woche, 500 cm² Blattfläche bzw. 2 Blätter zugrunde
legen, dann könnte nächste Woche Fronleichnam und über das Wochenende die Blüte starten.
Sonnig warme Tage mit Höchsttemperaturen von 26°C begleitet von austrocknenden, teilweise kühlen nord-ost Winden
führen zu einer schnellen Austrocknung des Oberbodens.
Auch die Verdunstungsraten sind entsprechend hoch und reduzieren die Bodenwasservorräte. Das Anpassen der Bodenpflege auf die
gegebene Witterung um die Wasserverdunstung zu reduzieren ist zu empfehlen.
Neben dem nun notwendigen Heften der Triebe um Windbruch zu vermeiden bestimmt weiterhin eine gute Terminierung des Pflanzenschutzes den
Arbeitskalender in den Betrieben. Nach dem witterungsbedingt starken Peronosporainfektionsdruck in der 1. Maihälfte ist die momentane
Wetterlage optimal für Infektionen durch Oidium (Mehltau). Mit dem Blick in Richtung Rebblüte öffnet sich das
Oidiuminfektionsfenster. Entsprechend gilt Oidium als Leitkrankheit für die Planung anstehender Pflanzenschutzmaßnahmen, ohne den
Schutz gegen Peronospora zu vernachlässigen. Aktuell gestalten sich Pflanzenschutzmaßnahmen aufgrund der kräftigen Winde
relativ schwierig. Eine gute Applikation ist aber grundlegend für den Erfolg. Bitte achten Sie bei Ihrer Planung auf die
Wettervorhersage!
Die Wettervorhersage meldet weiterhin Hochdruck. Sonnig, trocken bei Tageshöchsttemperaturen um die 27°C und nächtliche
Abkühlung auf 11-12°C (Kondensation, Tau). Es bleibt weiterhin tageweise sehr windig.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Der Flug der ersten Generation Traubenwickler scheint beim Einbindigen Traubenwickler schon vorbei ohne mit nennenswerten Fangzahlen
überhaupt stattgefunden zu haben. Beim Bekreuzten Traubenwickler ist der Flug noch nicht ganz zu Ende. Hier wurden in Gebieten ohne
Pheromonverwirrung einige Falter gefangen. Für genaue Fangzahlen können Sie sich unter www.monitorring.vitimeteo.de
informieren.
Die Pheromonverwirrung ist stabil. Es sind keinerlei Maßnahmen erforderlich.
Pilzkrankheiten
Peronospora und Oidium
Tatbestand Peronospora:
Nach Ölfleckenmeldungen ab dem 19.05. sind ab dem 26.05. Meldung von Peronosporainfektionen an Gescheinen eingegangen. Dies sorgte
vor allem in augenscheinlich gesunden Rebanlagen (ohne Ölflecken) für Überraschung der betroffenen Winzer. Der Grund
dafür sind starke Primärinfektionen zwischen dem 05.05-12.05, die durch kräftige Regengüsse und anhaltende
Blattnässe stattgefunden haben. Mit dem Zusatz von Phosphonat (vollsystemische Wirkung, Schutz vom Neuzuwachs) zur Spritzbrühe
konnten Infektionen der Triebe und Blätter unterbunden werden. Erfahrungsgemäß haben die Phosphonate aber nur geringe
Gescheinswirkung. Bei nicht ausreichender Belagswirkung (z.B. Behandlung nach Infektion, hohe Niederschlagsmengen führen zu
Belagsverdünung oder Geswcheinswachstum…) der parallel eingesetzten Peronosporafungizide an den Gescheinen kann es zu dem
aktuellen Phänomen: „Blätter und Triebe befallsfrei, aber Gescheinsbefall“, kommen. Die momentane Wetterlage, trocken
warme, sehr niedrige Luftfeuchte, trägt dazu bei, dass sich die vorhandenen Peronosporainfektionen (teilweise Ölflecken mit
Sporulationen, weiße Sporulation an den befallenen Gescheinen) nicht ausbreiten. Dies kann sich aber bei einer Wetteränderung
Gewitter und Niederschläge schnell ändern. Denn jeder sporulierende Ölfleck ist laut Professor Müller (1850-1927,
Pflanzenphysiologe) ca. 7 Wochen lebensfähig und Sekundärinfektionen für Peronospora brauchen nur tropfbares Wasser. Damit
müssen wir weiter auf der Hut sein und Befallsanlagen müssen vor Niederschlägen zeitnah behandelt werden.
Situation Oidium:
Oidiuminfektionsrisiko witterungsbedingt (trocken warme Tage, nächtliche Abkühlung, lagenbedingt, morgendlicher Tau) hoch,
Befallsanlagen (auch Holzbefall) und Sanierungsanlagen (Traubenbefall) sind schon mit der letzten Behandlung auf organische Oidiumfungizide
umgestiegen. Bei der jetzt anstehenden, letzten Vorblütebehandlung und dem momentanen Infektionsrisiko wird ein genereller Einsatz
eines potenten organischen Oidiumfungizides empfohlen. Wer aktuell ausschließlich Netzschwefel einsetzt, hat eine maximale
Wirkungsdauer von 6-7 Tagen und muss entsprechend seinen Spritzintervall ausrichten. Wer Netzschwefel einsetzt und trotzdem 10 Tage
fährt, riskiert Wirkungslücken, die in ca. 8 Wochen augenscheinlich werden können.
Rebschutzempfehlung
Gegen Peronospora empfehlen wir ein Kontaktfungizid wie z.B. Folpan 80 WDG 0,8 Kg/ha oder Folpan 500 SC 1,2 L/ha oder Delan 0,4 Kg/ha in
Kombination mit einem Phosphonat wie z.B. Veriphos 3 L/ha oder 2 L/ha durchführen. Alternativ z.B. das fertig konfektionierte Profiler
1,5 Kg/ha oder Delan Pro 2,4 L/ha (Phosphonat enthalten). Bitte beachten Sie bei Profiler die Mischreihenfolge, siehe Verpackung bzw.
Beiblatt.
Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Zorvec Zelavin Bria 0,16 L/ha und 0,8 Kg/ha oder Zorvec Vinabel 0,38 L/10.000 m²
Laubwandfläche (kein Phosphonatzusatz notwendig).
Bitte beachten Sie hinsichtlich der Antiresistenzstrategie, dass Sie gleiche Wirkstoffe aus der Gruppe tiefenwirksam bzw. kurativ
wirkende Peronosporafungizide nicht 2 x hintereinander einsetzten. Dies ist unbedingt bei und Zorvec essentiell um Resistenzen zu
vermeiden.
Gegen Oidium empfehlen wir z.B. Prosper Tec 0,66 L/ha oder Spirox 0,4 l/ha oder Talendo 0,2 L/ha. Achten Sie auch bei diesen Mitteln auf
die Antiressistenzstrategie und spritzen sie den gleichen Wirkstoff bzw. das gleiche Mittel nicht 2 x hintereinander. Das Wechseln der
Wirkstoffgruppen ist grundlegend um die Wirksamkeit der Wirkstoffe zu erhalten.
Allgemeine Hinweise:
§ Der Wasseraufwand beträgt 600-800L/ha im Spritzverfahren bzw. 300-350 L/ha im Sprühverfahren.
§ Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 2. In gut gewachsenen
Anlagen mit Blütebeginn kann Basis x 2,5 eingesetzt werden.
§ Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!
§ Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue
Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)
§ Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden.
§ Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung
§ Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel.
Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz.
§ Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Teilweise wird auch aus diesen Rebanlagen starker Pockenmilbenbefall gemeldet. Hier sollte die Nebenwirkung des Netzschwefels ausgenutzt
werden. Zugelassen ist Thiovit Jet 3,6 Kg/ha.
Je nach Infektions-und Krankheitsdruck werden 2-4 Pflanzenschutzbehandlungen vor, während und bis nach der Blüte auch bei den
Piwis empfohlen.
Kulturarbeiten
Das Ausbrechen der Bodentriebe auch als protektive Maßnahme gegen Peronospora (Leitereffekt Bodeninfektionen) sollte nun
schnellstmöglich abgeschlossen werden um den Infektionsdruck in den Anlagen zu reduzieren.
Das Heften der Triebe steht auf dem Arbeitsplan. Besonders in windoffenen Anlagen sollte frühzeitig geheftet werden um Windbruch zu
vermeiden. Dabei können noch vorhandene Doppeltriebe an den Fruchtruten entfernt und buschige Köpfe ausgebrochen werden.
Strategie Bodenpflege
Die Witterung im Mai hat den Schalter von Nass auf Trocken umgelegt. Entsprechend ist wassersparende Bodenpflege aktuell eine wichtige
Maßnahme. Alle hohen Begrünungen sollten gewalzt oder alternierend, jede 2. Gasse, gemulcht werden. Die mechanische
Unterstockpflege z.B. mit der Rollhacke (Kapillaren brechen) ist eine weitere Möglichkeit die Wasserverdunstung des Bodens zu
reduzieren. Auch das ganz flache Bearbeiten (3-5 cm) offener Gassen z.B. mit der Kreiselegge um Kapillaren zu brechen wird empfohlen.
Gez. Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl