Weinbauinfo Kaiserstuhl Nr. 07-2023

Agenda       Peronospora-Ölflecken

                    Oidiuminfektionsrisiko ansteigend

                    Heften

 

Vegetationsstand und Witterung

Aktuell ist das Rebenwachstum langsam aber beständig. Mittlerweile sind 8-9 Blätter (BBCH bis 55) entfaltet, die Triebe und Gescheine strecken bzw. vergrößern sich und in den Windgeschützten Lagen ist das Heften notwendig um möglichen Windbruch zu vermeiden. Anders die Situation in windoffenen Lagen. Hier sind teilweise auch bis zu 8 Blätter entfaltet aber die Internodien sind kürzer bedingt durch die anhaltend kalten Winde ist das Triebwachstum gebremst. Hier ist das Heften oft noch nicht notwendig. Da über das bevorstehende Pfingstwochenende wärmere Temperaturen, sonnige warme Tage vorhergesagt sind, werden auch diese Anlagen nachziehen und damit wird nach Pfingsten überall der erste Heftgang notwendig. Eigentlich ein ganz normales weinbauliches Jahr, normale Entwicklung wie früher. Vergleich zu 2022? Da hatten wir am 25.05. in den frühen Lagen des Kaiserstuhl Blühbeginn! Soweit so gut.

Wären da nicht die vielen Ölflecke, fast über alle Gemarkungen verteilt, die viele Winzerinnen und Winzer erstaunen und beunruhigen. Die Peronospora hatte witterungsbedingt Ende April 22.04.-28.04., Dauernässe, teilweise kräftige Regengüsse, optimale Bedingungen für die Sporenreife. Entsprechend stark war die Zündung der Bodeninfektionen zwischen dem 05-12.05. Besonders in Bahlingen und angrenzenden Gemarkungen, da sich am 05.05. ein heftiges Hagelgewitter ereignete. Viele waren aufgrund der 10er-Regel (10°C Durchschnittstemperatur, 10 mm Niederschlag und 10 cm Trieblänge) der Meinung die Reben waren Anfang Mai noch nicht ausreichend gewachsen um für Primärinfektionen empfänglich zu sein. Die von früher bekannte Regel mit Blattgröße = 5.- DM groß hat dieses Jahr besser gepasst.Entsprechend sind nur wenige der Empfehlung gefolgt ab dem 04. Mai die erste PS-Behandlung durchzuführen.

Natürlich ist die aktuelle Pflanzenschutzsituation, zum jetzigen Entwicklungsstand, starke Pero-Anfälligkeit der Gescheine, sehr bedenklich. Und der Sekundärzyklus der Peronospora bedeutet, dass für weitere Infektionen Taunässe ausreicht! Jetzt heißt es aufgepasst!!!

Eine glückliche Fügung ist die momentane Wettervorhersage, die ein längeres trockenes, sonnig warmes Fenster über Pfingsten und für nächste Woche prognostiziert. Dies könnte uns positiv in die Karten spielen.

Trotzdem sollte man bei Hochdruckwetterlagen aufpassen. Denn schnell können sich Gewitter anbahnen und der Pflanzenschutz muss in Perobefallsanlagen unbedingt vor weiteren Niederschlägen erfolgen. Achten Sie auf die Wettervorhersagen.

Das sich bis Ende dieser Woche wetterbedingt günstige Spritzfenster sollte genutzt werden um den Belag zu erneuern.

 

 

 

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Die Kontrolle des Traubenwickler Fluges hat begonnen. Bisher wurde nur 1 bekreuzter Traubenwickler gefangen. Bitte kontrollieren Sie aufmerksam Ihre Fallen.

Pocken- und Kräuselmilbe

Die Population der Pockenmilbe ist dieses Jahr besonders hoch und deutlich an befallenen Blättern sichtbar. Gerade das zögerliche Wachstum begünstigt die Stärke des Schadbildes. Teilweise wird auch Kräuselmilbenbefall an jüngeren Rebanlagen, mit geringem Raubmilbenbesatz gemeldet. Um Raubmilben anzusiedeln empfiehlt es sich Ausbrechlaub von älteren Anlagen (evtl. vorher Raubmilben mit der Lupe auf den Blättern suchen) in diese Junganlagen einzubringen. Zur Bekämpfung ist Netzschwefel Thiovit Jet 3,6 Kg/ha zugelassen.

 

Pilzkrankheiten

Peronospora und Oidium 

Tatbestand Peronospora:

Viele Befallsmeldungen im Beratungsgebiet. Viele Ölflecken sind bereits sporulierend. Damit sind Sekundärinfektionen möglich. Um die Situation richtig zu bewerten, sollten sich die Betriebsleiter/innen einen Überblick in Ihren Flächen verschaffen und entsprechend hinsichtlich der Planung des Pflanzenschutzes, ohne operative Hektik entscheiden.

Der Neuzuwachs entwickelt sich momentan innerhalb einer Woche bei ca. 400 cm² oder 2-3 Blätter. Damit sollte der Spritzabstand nicht länger als 7-9 Tage sein.

Situation Oidium:

Oidiuminfektionsrisiko witterungsbedingt (trocken warme Tage, nächtliche Abkühlung, morgendlicher Tau) hoch, Befallsanlagen (auch Holzbefall) und Sanierungsanlagen (Traubenbefall) sollten ab nächster Behandlung organische Oidiumfungizide einsetzen. In bisher gesunden Anlagen und bei weniger anfälligen Sorten unter gegebenen kurzen Spritzintervallen, 8 Tagen, können die nächste Behandlung noch mit Netzschwefel fahren.

Rebschutzempfehlung

Um der Situation gerecht zu werden, folgende mehrgleisige Empfehlung:

Bei gesunden Rebanlagen, bzw. Rebanlagen mit nur vereinzelten Ölflecken, sollten aufgrund des Neuzuwachses und der Vergrößerung der Gescheine, die Betriebe, die Ende letzte Woche ihren Pflanzenschutz durchgeführt haben noch vor dem Wochenende (vor Pfingsten) und damit im Abstand von ca. 7-9 Tagen eine Belagsspritzung mit einem Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,8 Kg/ha oder Folpan 500 SC 1,2 L/ha oder Delan 0,4 Kg/ha in Kombination mit einem Phosphonat wie z.B. Veriphos oder Foshield oder Rombiphos extra 2 L/ha durchführen. Alternativ das fertig konfektionierte Delan Pro 2,4 L/ha.

Betriebe mit stärkerem Peronosporabefall, z.B. mehreren sporulierenden Ölflecken bzw. erster sichtbarere Gescheinsbefall (Bannanengescheine) sollten umgehend ihre Behandlung mit einem tiefenwirksamen Peronosporafungizid wie z.B. Zorvec Zelavin Bria (kein Phosphonatzusatz notwendig) oder Profiler (Phosphonat Fosetyl-Al enthalten) mit Konzentration Basis x 2 durchführen. Dies kann als Zwischenspritzung oder als Behandlung im Turnus 7-9 Tagen Abstand erfolgen.

Gegen Oidium fügen wir der Spritzbrühe je nach Produkt und Zulassung 3,6-6,0 Kg Netzschwefel zu. Wie schon beschrieben empfehlen wir in den bekannten Befallsanlagen und bei Sanierungsstrategie ab jetzt organische Oidiumfungizide wie z.B. Prosper Tec oder Spirox oder Dynali alle Konzentration Basis x 2 oder Belanty 1 L/10.000m² Laubwandfläche einzusetzen.

 

Allgemeine Hinweise:

§  Der Wasseraufwand beträgt 600-800L/ha im Spritzverfahren bzw. 250-300 L/ha im Sprühverfahren. 

§  Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 2. 

§  Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!

§  Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)

§  Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 

§  Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 

§  Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.

 

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten

Teilweise wird auch aus diesen Rebanlagen starker Pockenmilbenbefall gemeldet. Hier sollte die Nebenwirkung des Netzschwefels ausgenutzt werden. Zugelassen ist Thiovit Jet 3,6 Kg/ha.

Bei weniger peronosporawiderstandsfähigen Rebsorten wie z.B. Regent sollten ab der nächsten Behandlung, sowohl gegen Peronospora als auch Oidium, mitbehandelt werden.

 

Kulturarbeiten

Das Ausbrechen der Bodentriebe auch als protektive Maßnahme gegen Peronospora (Leitereffekt Bodeninfektionen) sollte nun schnellstmöglich abgeschlossen werden um den Infektionsdruck in den Anlagen zu reduzieren.

Das Heften der Triebe steht auf dem Arbeitsplan. Dabei können noch vorhandene Doppeltriebe an den Fruchtruten entfernt und buschige Köpfe ausgebrochen werden.

 

Strategie Bodenpflege

Nutzen sie nach Abtrocknen des Bodens die gute Wetterphase für die mechanischen Unterstockarbeiten und das Einsäen von Junganlagen.

 

Chlorose

Witterungsbedingt ist die Neigung zur verstärkter Chlorose möglich. In bekannten Befallslagen oder schon sichtbarere Gelbsucht kann der Einsatz eines Blattdüngers auf Basis von Eisenchelat- bzw. Eisencitrat-Formulierungen, Sinn machen um frühzeitig, vorbeugend vor der Blüte zu agieren und Ertragseinbußen während der Blüte zu verhindern. Der Zusatz von z.B. Aminosol 1L/ha oder Aminofert N zur Spritzbrühe verbessert die Wirkung.

 

Gez. Tobias Burtsche

 

Weinbauberatung Kaiserstuhl

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