Agenda Peronospora-Ölflecken
Oidiuminfektionsrisiko ansteigend
Heften
Vegetationsstand und Witterung
Aktuell ist das Rebenwachstum langsam aber beständig. Mittlerweile sind 8-9 Blätter (BBCH bis 55) entfaltet, die Triebe und
Gescheine strecken bzw. vergrößern sich und in den Windgeschützten Lagen ist das Heften notwendig um möglichen
Windbruch zu vermeiden. Anders die Situation in windoffenen Lagen. Hier sind teilweise auch bis zu 8 Blätter entfaltet aber die
Internodien sind kürzer bedingt durch die anhaltend kalten Winde ist das Triebwachstum gebremst. Hier ist das Heften oft noch nicht
notwendig. Da über das bevorstehende Pfingstwochenende wärmere Temperaturen, sonnige warme Tage vorhergesagt sind, werden auch
diese Anlagen nachziehen und damit wird nach Pfingsten überall der erste Heftgang notwendig. Eigentlich ein ganz normales
weinbauliches Jahr, normale Entwicklung wie früher. Vergleich zu 2022? Da hatten wir am 25.05. in den frühen Lagen des
Kaiserstuhl Blühbeginn! Soweit so gut.
Wären da nicht die vielen Ölflecke, fast über alle Gemarkungen verteilt, die viele Winzerinnen und Winzer erstaunen und
beunruhigen. Die Peronospora hatte witterungsbedingt Ende April 22.04.-28.04., Dauernässe, teilweise kräftige Regengüsse,
optimale Bedingungen für die Sporenreife. Entsprechend stark war die Zündung der Bodeninfektionen zwischen dem 05-12.05.
Besonders in Bahlingen und angrenzenden Gemarkungen, da sich am 05.05. ein heftiges Hagelgewitter ereignete. Viele waren aufgrund der
10er-Regel (10°C Durchschnittstemperatur, 10 mm Niederschlag und 10 cm Trieblänge) der Meinung die Reben waren Anfang Mai noch
nicht ausreichend gewachsen um für Primärinfektionen empfänglich zu sein. Die von früher bekannte Regel mit
Blattgröße = 5.- DM groß hat dieses Jahr besser gepasst.Entsprechend sind nur wenige der Empfehlung gefolgt ab dem 04. Mai
die erste PS-Behandlung durchzuführen.
Natürlich ist die aktuelle Pflanzenschutzsituation, zum jetzigen Entwicklungsstand, starke Pero-Anfälligkeit der Gescheine,
sehr bedenklich. Und der Sekundärzyklus der Peronospora bedeutet, dass für weitere Infektionen Taunässe ausreicht! Jetzt
heißt es aufgepasst!!!
Eine glückliche Fügung ist die momentane Wettervorhersage, die ein längeres trockenes, sonnig warmes Fenster über
Pfingsten und für nächste Woche prognostiziert. Dies könnte uns positiv in die Karten spielen.
Trotzdem sollte man bei Hochdruckwetterlagen aufpassen. Denn schnell können sich Gewitter anbahnen und der Pflanzenschutz muss in
Perobefallsanlagen unbedingt vor weiteren Niederschlägen erfolgen. Achten Sie auf die Wettervorhersagen.
Das sich bis Ende dieser Woche wetterbedingt günstige Spritzfenster sollte genutzt werden um den Belag zu erneuern.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Die Kontrolle des Traubenwickler Fluges hat begonnen. Bisher wurde nur 1 bekreuzter Traubenwickler gefangen. Bitte kontrollieren Sie
aufmerksam Ihre Fallen.
Pocken- und Kräuselmilbe
Die Population der Pockenmilbe ist dieses Jahr besonders hoch und deutlich an befallenen Blättern sichtbar. Gerade das
zögerliche Wachstum begünstigt die Stärke des Schadbildes. Teilweise wird auch Kräuselmilbenbefall an jüngeren
Rebanlagen, mit geringem Raubmilbenbesatz gemeldet. Um Raubmilben anzusiedeln empfiehlt es sich Ausbrechlaub von älteren Anlagen
(evtl. vorher Raubmilben mit der Lupe auf den Blättern suchen) in diese Junganlagen einzubringen. Zur Bekämpfung ist Netzschwefel
Thiovit Jet 3,6 Kg/ha zugelassen.
Pilzkrankheiten
Peronospora und Oidium
Tatbestand Peronospora:
Viele Befallsmeldungen im Beratungsgebiet. Viele Ölflecken sind bereits sporulierend. Damit sind Sekundärinfektionen
möglich. Um die Situation richtig zu bewerten, sollten sich die Betriebsleiter/innen einen Überblick in Ihren Flächen
verschaffen und entsprechend hinsichtlich der Planung des Pflanzenschutzes, ohne operative Hektik entscheiden.
Der Neuzuwachs entwickelt sich momentan innerhalb einer Woche bei ca. 400 cm² oder 2-3 Blätter. Damit sollte der Spritzabstand
nicht länger als 7-9 Tage sein.
Situation Oidium:
Oidiuminfektionsrisiko witterungsbedingt (trocken warme Tage, nächtliche Abkühlung, morgendlicher Tau) hoch, Befallsanlagen
(auch Holzbefall) und Sanierungsanlagen (Traubenbefall) sollten ab nächster Behandlung organische Oidiumfungizide einsetzen. In bisher
gesunden Anlagen und bei weniger anfälligen Sorten unter gegebenen kurzen Spritzintervallen, 8 Tagen, können die nächste
Behandlung noch mit Netzschwefel fahren.
Rebschutzempfehlung
Um der Situation gerecht zu werden, folgende mehrgleisige Empfehlung:
Bei gesunden Rebanlagen, bzw. Rebanlagen mit nur vereinzelten Ölflecken, sollten aufgrund des Neuzuwachses und der
Vergrößerung der Gescheine, die Betriebe, die Ende letzte Woche ihren Pflanzenschutz durchgeführt haben noch vor dem
Wochenende (vor Pfingsten) und damit im Abstand von ca. 7-9 Tagen eine Belagsspritzung mit einem Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,8
Kg/ha oder Folpan 500 SC 1,2 L/ha oder Delan 0,4 Kg/ha in Kombination mit einem Phosphonat wie z.B. Veriphos oder Foshield oder Rombiphos
extra 2 L/ha durchführen. Alternativ das fertig konfektionierte Delan Pro 2,4 L/ha.
Betriebe mit stärkerem Peronosporabefall, z.B. mehreren sporulierenden Ölflecken bzw. erster sichtbarere Gescheinsbefall
(Bannanengescheine) sollten umgehend ihre Behandlung mit einem tiefenwirksamen Peronosporafungizid wie z.B. Zorvec Zelavin Bria (kein
Phosphonatzusatz notwendig) oder Profiler (Phosphonat Fosetyl-Al enthalten) mit Konzentration Basis x 2 durchführen. Dies kann als
Zwischenspritzung oder als Behandlung im Turnus 7-9 Tagen Abstand erfolgen.
Gegen Oidium fügen wir der Spritzbrühe je nach Produkt und Zulassung 3,6-6,0 Kg Netzschwefel zu. Wie schon beschrieben
empfehlen wir in den bekannten Befallsanlagen und bei Sanierungsstrategie ab jetzt organische Oidiumfungizide wie z.B. Prosper Tec oder
Spirox oder Dynali alle Konzentration Basis x 2 oder Belanty 1 L/10.000m² Laubwandfläche einzusetzen.
Allgemeine Hinweise:
§ Der Wasseraufwand beträgt 600-800L/ha im Spritzverfahren bzw. 250-300 L/ha im Sprühverfahren.
§ Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 2.
§ Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!
§ Bitte benutzen Sie antidriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue
Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)
§ Beim Sprühen sollte eine reduzierte Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden.
§ Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel.
Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz.
§ Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Teilweise wird auch aus diesen Rebanlagen starker Pockenmilbenbefall gemeldet. Hier sollte die Nebenwirkung des Netzschwefels ausgenutzt
werden. Zugelassen ist Thiovit Jet 3,6 Kg/ha.
Bei weniger peronosporawiderstandsfähigen Rebsorten wie z.B. Regent sollten ab der nächsten Behandlung, sowohl gegen
Peronospora als auch Oidium, mitbehandelt werden.
Kulturarbeiten
Das Ausbrechen der Bodentriebe auch als protektive Maßnahme gegen Peronospora (Leitereffekt Bodeninfektionen) sollte nun
schnellstmöglich abgeschlossen werden um den Infektionsdruck in den Anlagen zu reduzieren.
Das Heften der Triebe steht auf dem Arbeitsplan. Dabei können noch vorhandene Doppeltriebe an den Fruchtruten entfernt und buschige
Köpfe ausgebrochen werden.
Strategie Bodenpflege
Nutzen sie nach Abtrocknen des Bodens die gute Wetterphase für die mechanischen Unterstockarbeiten und das Einsäen von
Junganlagen.
Chlorose
Witterungsbedingt ist die Neigung zur verstärkter Chlorose möglich. In bekannten Befallslagen oder schon sichtbarere Gelbsucht
kann der Einsatz eines Blattdüngers auf Basis von Eisenchelat- bzw. Eisencitrat-Formulierungen, Sinn machen um frühzeitig,
vorbeugend vor der Blüte zu agieren und Ertragseinbußen während der Blüte zu verhindern. Der Zusatz von z.B. Aminosol
1L/ha oder Aminofert N zur Spritzbrühe verbessert die Wirkung.
Gez. Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl