Weinbauinfo Markgräflerland Nr. 9

Allgemeiner Entwicklungsstand

Es gibt Kleidungsstücke, die machen sich bisher rar, kurze Hosen zum Beispiel – ausser man macht auf „Harten Kerl“. Das Fronleichnamswochenende war wesentlich kühler und bedeckter als erwartet. Viel ist dabei den ständigen Winden aus nördlichen Richtungen zu verdanken. Ebenso sind die angesagten Gewitter zu Wochenanfang nicht so eingetroffen, was auch eine sehr gute Seite im Pflanzenschutz hat, ein Glück und ein Geschenk, siehe unten. Die Saison begann feucht, im Augenblick dreht es sich in eine normal – trockene Richtung, wie anhaltend, wissen wir nicht. Die wenigen warmen und sonnigen Tage so wie Montag taten den Reben sehr gut, schoben das in der Summe gemässigte Wachstum wieder an, was aktuell durch den kühlen Wind wieder abgebremst wird. Sehr deutlich sind die Lagenunterschiede, besonders bei Windeinfluss. In den begünstigten Lagen stehen wir bei Acht - bis Neunblatt, die Gescheine vergrössern sich. In vielen Flächen herrscht aber Sechsblatt bis kurz darüber noch vor. Im Bodenseeraum liegt die Entwicklung rund zwei Blatt zurück. Letztes Jahr hatten wir in den frühen Lagen Vollblüte, was für ein Unterschied. Nach wie vor stehen in der Wettervorhersage nordöstliche Winde, heute soll der kühlste Tag sein. Auf und über die Pfingstfeiertage bringen alle Wetterdienste angenehmes, freundliches und trockenes Frühsommerwetter mit bis zu 25° C. Dies tut allem gut – dem Rebenwachstum, dem Gesundheitszustand in den Reben und dem Freizeitwert der Feiertage. Nicht ganz sicher sind die Folgetage, und diese Unsicherheit darf nicht ausser Acht gelassen werden.



Zu den tierischen Schädlingen

Hier gelten weiterhin die schon letzte Woche getätigten Aussagen. Die Kontrollfallen für den Traubenwicklerflug in Pheromongebieten sind im gewohnten Rhythmus montags – mittwochs – freitags abzulesen. Aus Nicht – Pheromongebieten ist Flug auf überwiegend geringem Niveau gemeldet. Gelegentlich ist Pockenmilbenbefall zu sehen und auch gemeldet. Die weitere Ausbreitung wird durch den nun laufenden Pflanzenschutz mit Schwefel zumindest stark gehemmt. Bei Ausbrecharbeiten wird empfohlen, stark befallene basale Blätter einfach zu entfernen.

 

Zu den Pilzkrankheiten

Wie erwartet, Punkt genau zum Ablauf der Inkubationszeiten der Bodeninfektionen vom 08. auf den 09. Mai, kamen die ersten Meldungen von Ölflecken der Peronospora zu Wochenbeginn aus allen Südbadischen Weinbaubereichen. Das Auftreten ist flächendeckend und liegt stärker in den feuchteren, tieferen Lagen, betroffen sind alle Sorten. Geringer ist das Auftreten in den guten Lagen. Betroffen sind das zweite bis vierte Blatt, genau in der Traubenzone. Das lange Blattnässe eine Rolle spielt, sieht man an den Ölflecken, die öfters an den Blattspitzen und nicht nur wie klassisch in der Blattfläche zu finden sind.  Im IP sind die Flecken meist sehr klein. Dass unser Pflanzenschutz und gute Mittel notwendig sind, zeigen jene Einzelfälle, wo gegen die Primärinfektion nicht behandelt wurde oder technische Fehler auftraten. Sehr erhöht ist hier das Auftreten von Ölflecken in einzelnen Anlagen, nicht in jeder. Dies ist logisch, da Primärinfektionen nie gleichmässig in der Fläche verteilt stattfinden. Auf jeden Fall sind von hier ausgehend nun Sekundärinfektionen möglich und sporulierende Ölflecken sind überall vorhanden und jene ohne Pilzrasen warten nur auf die notwendige Feuchtigkeit, Tau ist ausreichend. Das etwas bleibt, war zu erwarten, da die Pflanzenschutzbedíngungen durch die häufigen Winde zusätzlich sehr erschwert waren, nicht nur durch die Befahrung in feuchten Beständen. Da nach den Feiertagen die weitere Entwicklung nicht ganz sicher als trocken eingestuft werden kann, ist eine Behandlung vor den Feiertagen die Strategie der Wahl. Bei vorliegenden sporulierenden Ölflecken genügen leichte Schauer und etwas Blattnässe für weitere Sekundärinfektionen. Dazu ist es zu früh in der Saison, um ein höheres Risiko einzugehen, zumal sich momentan die Gescheine stark entwickeln und ebenfalls sehr empfindlich sind. Mit dieser Strategie werden zusätzlich noch vorhandene Belagslücken geschlossen. Ein Ziehen über das Wochenende kann nur in Betracht gezogen werden, wenn der zurückliegende Pflanzenschutz am Anfang dieser Woche lag und die Bestände nach Kontrolle sauber sind. Zum Einsatz kommen: ein vorbeugendes Kontaktmittel wie Folpan 80 WDG mit 0,8 kg / ha, Folpan SC mit 1,2 l / ha, Delan WG mit 0,4 kg / ha oder, sofern durch die Anwendungsbestimmungen umsetzbar, Polyram WG mit 1,6 kg / ha Mittelaufwand. Der Zusatz von 1,5 l / ha Veriphos bringt eine verbesserte Wirkung in den Zuwachs. Alternative Produkte mit gleicher Aufwandmenge wären Foshield oder Rhombiphos Extra. Werden andere Produkte eingesetzt, beachten Sie bitte die Konzentrationsangaben, um die notwendige Aufwandmange nach Umrechnung auszubringen. Als Kombinationsprodukt bieten sich Delan Pro mit 2,4 l / ha oder Profiler mit 1,52 l / ha Mittelaufwand an. Bei Letzterem sind die Mischungshinweise zu beachten. Bei Vorliegen von Tau in den tieferen Lagen kann der Einsatz eines tiefenwirksamen Mittels wie Melody Combi oder Orvego mit Basisaufwand x 2 die bessere Wahl sein. Gegen Oidium weiterhin 3,6 kg / ha Netzschwefel, das bisherige kühl – feuchte Wetter war kein klassisches Oidium förderndes Wetter und die Spritzabstände sind kurz. Im Markgräflerland ist in den letztjährig von starkem Oidiumbefall betroffenen Anlagen im Rahmen einer Sanierungsstrategie der Einsatz eines organischen Oidiummittels wie Prosper Tec mit 0,66 l / ha oder Dynali mit 0,4 l / ha Mittelaufwand sinnvoll. Der Schwefel sollte auf Grund des verbreiteten Pockenmilbenbesatzes beibehalten werden. 

Hoffen wir auf windstille Verhältnisse, damit der Pflanzenschutz in einem geordneten Rahmen umgesetzt werden kann. Sonst können die Spritzfenster kurz werden.

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

In den kommenden Tagen verbessert sich die Lage für mechanische Unterstockarbeiten. Auch schwerere Böden können wieder bearbeitet werden. Sehr grobe Wasen bei dichterem Bewuchs werden jedoch vorerst weiterhin hinderlich sein. Bei schön gewachsenen Einsaaten ist ein Walzen bevorzugt anzustreben, es gibt etliche Anlagen, die ein schönes Bestandsbild nach dem Walzen abgeben. Geöffnete Gassen können nach Abtrocknung und guten Bodenverhältnissen eingesät werden. Sehr gut bewährt hat sich als spätere Einsaat auf den Sommer die Mischung von 5 – 8 kg / ha Phacelia und 15 – 20 kg / ha Buchweizen. Diese wird ebenfalls für neugepflanzte Junganlagen empfohlen, eine Saatbreite von 80 cm hat sich hier bewährt, um eine spätere starke Bedeckung der Jungreben durch die Blattmasse zu verhindern. Sollte etwas mehr Vielfalt und länger blühende Anteile im Bestand angestrebt werden, dem bietet sich z.B. die Tübinger Mischung oder die Bienenweidemischung 8.1 der Fa. Semopur an. Zügig entfernt werden sollten die Stockaustriebe, damit hier nicht eine zusätzliche Quelle von Peronospora im Bestand vorliegt.

 

 

Sonstige Hinweise 

Bei den tiefenwirksamen Mitteln zur Peronosporabekämpfung gibt es Meldungen zu der Verfügbarkeit. Am Markt gibt es keine aktuelle Produktion von Sanvino und Forum Gold. Für das Produkt VinoStar wird aktuell das entsprechende Metomor F im Handel verkauft. Immerhin gibt es für das entfallene Produkt Aktuan die Alternative Alfrasa Triple WG.

An den Pfingstfeiertagen findet am Sonntagabend am Attilafelsenplatz in Niederrimsingen das bekannte Pfingstfeuerwerk statt, am Montag dann weitere Bewirtung. Ein schöner Anlass im Freien für einen Besuch am Tuniberg.

 

Sofern nicht anderst erforderlich, erfolgt das nächste Weinbauinfo am 01.06.2023. 

 

Informationen  zum Datenschutz und zum Einsatz von Cookies auf dieser  Seite finden Sie in unserer Datenschutzerklärung