Möhrenfliege
Die erste Generation der Möhrenfliege hat ihren Flug beendet. Maßnahmen sind keine mehr erforderlich. Überwinterte
Bestände von Petersilie, Möhren oder anderen Doldenblütlern, sofern sie nicht mehr beerntet werden, sollten
baldmöglichst umgebrochen werden. Dort war das Gros der Möhrenfliegen geschlüpft und hatte auch Eier abgelegt. Werden die
Wurzeln jetzt so gut es geht zerkleinert, so dass sie schnell verrotten, kann die Entwicklung von zumindest einem Teil der dort lebenden
Möhrenfliegenmaden verhindert werden. Das reduziert die Zahlenstärke der nächsten Generation.
Kohlfliege
Auch bei der Kohlfliege endet in den nächsten Tagen der Flug der ersten Generation. Weil sie aber schon früh mit der Eiablage
begonnen hat, und die Entwicklungsdauer mit 4 bis 6 Wochen recht kurz ist, ist demnächst bereits die zweite Generation zu erwarten.
Die Möglichkeit der Jungpflanzenbehandlung von Kohl sollten also weiterhin genutzt werden. Feldbehandlungen gegen Kohlfliege sind in
Kohl aber nicht mehr nötig. Die zweite Generation der Kohlfliege kommt nicht so geballt wie die erste, und verteilt sich nicht nur
über einen längeren Zeitraum, sondern auch über eine größere Kohlfläche. Die Zahl der wöchentlich pro
Pflanze abgelegten Eier ist in der Regel so gering, dass die Pflanzen dadurch nicht nennenswert geschädigt werden. Radies und andere
kreuzblütige Knollengemüse stehen unter Netz sicher, müssen da aber vor Blattkrankheiten (z. B. Forum, Revus, Frutogard,
Zorvec Enicade gegen Falschen Mehltau an Radies bzw. Ortiva, Score, Luna Experience gegen Alternaria an Rüben) geschützt werden,
wenn das Regenwetter anhält. Ohne Netz müssen diese Kulturen im 2-Wochen-Rhythmus mit Minecto One oder Pyrethroiden behandelt
werden, um die Zahl der vermadeten Rüben zu vermindern.
Schnecken
Temperatur und Feuchtigkeit spielen immer noch den Schnecken in die Karten. Überall sind Schäden zu sehen, ein besonders hohes
Aufwand-Schaden-Verhältnis erreichen die Weichtiere in jungen Aussaaten. Wenige Tiere reichen aus, um in einer Nacht mehrere Meter an
Fehlstellen in Möhren, Radies oder Rote Bete zu produzieren. Die Köderwirkung der Schneckenkörner ist nicht immer gut, auf
jeden Fall aber schlechter als die von zarten Keimlingen. Deshalb sollte der Schneckenköder gestreut werden, bevor die Saat
aufläuft bzw. die Pflanzen gesetzt werden. Dann haben die Schnecken keine Wahl. Außerdem vermeidet man dadurch
Rückstände im Erntegut. Einen Eindruck über den Schneckenbefall auf der Fläche gibt ein Blick unter ein Brett, ein
Stück lichtdichte Folie oder eine Autofußmatte, die über Nacht auf dem Acker lagen. Ein Salatblatt o. ä. als Köder
darunter ist nicht unbedingt nötig.
Blattläuse
Unbemerkt haben sich Blattläuse während den Regenpausen im Gebiet verteilt. Schwarze Bohnenlaus, Kleine Pflaumenlaus,
Grüne Salatblattlaus (Nasonovia ribisnigri) und Gurkenlaus sind in die Gemüsekulturen eingewandert. Häufig müssen sie
sich den Platz mit den alteingesessenen Kartoffel- und Pfirsichläusen teilen. Trotz der ungemütlichen Witterung sind ihnen die
Gegenspieler auf den Fersen, vor allem Schlupfwespen und Schwebfliegen. Um diesen eine Chance zu geben, sollten nur Kulturen behandelt
werden, in denen mäßiger Blattlausbefall nicht toleriert werden kann, und, wenn möglich, nützlingsschonende Mittel
bevorzugt werden (z. B. Teppeki, Movento OD 150; eingeschränkt Verimark und Mospilan SG). Bei der Blattlausbekämpfung in Salat
daran denken, dass Pirimor Granulat zwar nützlingsschonend ist, aber die Aufbrauchfrist bereits am 30.04.2022 endete!
Erdflöhe
Die Kohlerdflöhe ignorieren, was schlaue Menschen über sie schreiben, und arrangieren sich auch mit feuchter Witterung. Beim
Netzeinsatz muss eine erhöhte Gefahr von Pilzkrankheiten berücksichtigt werden (siehe oben). Es ist zu hoffen, dass wenigstens
die Entwicklung der Larven im Boden durch die Nässe beeinträchtigt ist, und somit der Zuwachs an Erdflöhen in der zweiten
Jahreshälfte gering ausfällt.
Wanzen
Zumindest die Wiesen- und Brennnesselwanzen (Lygus und Liocoris), welche in der letzten Saison viel Ärger in Gurken und Auberginen
machten, sind in diesem Jahr bisher rar.
Die Grünen Reiswanze ist dagegen in Betrieben, in denen Sie in größeren zusammenhängenden Gewächshausanlagen oder
Gebäuden überwintern konnte, recht häufig zu sehen und hat auch schon mit der Eiablage begonnen. Um den Populationsaufbau zu
bremsen, kann seit einigen Jahren ein Eiparasit eingesetzt werden. Die Schlupfwespe Trissolcus basalis ist eine heimischew Art und bei
Koppert und Katz Biotech erhältlich. Die Bekämpfung einer akuten Wanzenkalamität im Sommer ist mit Mospilan SG und
Pyrethroiden möglich. Ersteres ist nur eingeschränkt, letztere sind gar nicht mit dem Nützlingseinsatz vereinbar.
Pilze
Die Regentage können genutzt werden, um beschädigte Pflanzenteile von Gurken und Tomaten zu entfernen. Das verringert die
Gefahr von Botrytis-Infektionen. In Gebieten mit sehr frühem Kartoffelanbau gibt es bereits jetzt Infektionsquellen für Kraut-
und Braunfäule (Phytophthora infestans). Wichtigste Maßnahme bei Tomaten ist, durch intensiven Luftaustausch die Pflanzen
möglichst trocken zu halten und Taunässe zu vermeiden. Für einfache Tunnel und Häuser ohne Klimasteuerung bedeutet das,
die Lüftungen rund um die Uhr offen zu lassen, solange es nicht deutlich kälter als 12 °C wird. Gurken vertragen solche
niedrigen Temperaturen nicht gut. Hier geht derzeit noch Wärme vor Trockenheit. Der Falsche Mehltau der Gurke taucht bei uns meist
erst im Juni auf – außer in Betrieben, die ihn schon mit den Jungpflanzen aus Mittelmeerländern geliefert bekamen, was wohl
in Einzelfällen passiert ist.
Die Bekämpfung von Falschem Mehltau an Zwiebeln ist eine Herausforderung. In den Winterzwiebeln gab es viele Infektionen aus dem
Herbst, die Infektionsbedingungen sind gut, die Pflanzen wachsen zügig und bilden neue und damit ungeschützte Blätter. Eine
Woche Abstand zwischen den Behandlungen ist fast schon zu lang und die Auswahl an Wirkstoffen klein. Die höchste Wirksamkeit bei
beginnendem Befall haben die systemischen Wirkstoffe Dimethomorph und Oxythiapiprolin. Diese müssen immer mit einem Kontaktwirkstoff
zusammen gespritzt werden, um Resistenzen vorzubeugen. Zorvec Endavia ist bereits entsprechend formuliert. Orondis Plus, Orvego und Zorvec
Enicade können z. B. mit Fandango, Kelsos oder Ortiva gemischt werden. Sehr gut geeignet ist auch Cuprozin progress, Resistenzbrecher
par excellence, der auch bakteriellen Infektionen, z. B. nach Hagel, vorbeugt. Frutogard kann die Mischungen mit einem ganz anderen
Wirkmechanismus ergänzen.
In Salat halten die meisten Resistenzen noch. Behandlungen sorgen dafür, dass sie nicht so schnell durchbrochen werden.
Hinter Blattflecken an Petersilie steckt jetzt eher Septoria als Falscher Mehltau. Das ist bei der Auswahl der Mittel zu
berücksichtigen. Behandlungen gegen Septoria sind jetzt auch bei Sellerie angezeigt.