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Pflanzenschutz-Hinweis Gemüsebau Südbaden 2023 (KW 19)

Möhrenfliege

Die erste Generation der Möhrenfliege hat ihren Flug beendet. Maßnahmen sind keine mehr erforderlich. Überwinterte Bestände von Petersilie, Möhren oder anderen Doldenblütlern, sofern sie nicht mehr beerntet werden, sollten baldmöglichst umgebrochen werden. Dort war das Gros der Möhrenfliegen geschlüpft und hatte auch Eier abgelegt. Werden die Wurzeln jetzt so gut es geht zerkleinert, so dass sie schnell verrotten, kann die Entwicklung von zumindest einem Teil der dort lebenden Möhrenfliegenmaden verhindert werden. Das reduziert die Zahlenstärke der nächsten Generation.

Kohlfliege

Auch bei der Kohlfliege endet in den nächsten Tagen der Flug der ersten Generation. Weil sie aber schon früh mit der Eiablage begonnen hat, und die Entwicklungsdauer mit 4 bis 6 Wochen recht kurz ist, ist demnächst bereits die zweite Generation zu erwarten. Die Möglichkeit der Jungpflanzenbehandlung von Kohl sollten also weiterhin genutzt werden. Feldbehandlungen gegen Kohlfliege sind in Kohl aber nicht mehr nötig. Die zweite Generation der Kohlfliege kommt nicht so geballt wie die erste, und verteilt sich nicht nur über einen längeren Zeitraum, sondern auch über eine größere Kohlfläche. Die Zahl der wöchentlich pro Pflanze abgelegten Eier ist in der Regel so gering, dass die Pflanzen dadurch nicht nennenswert geschädigt werden. Radies und andere kreuzblütige Knollengemüse stehen unter Netz sicher, müssen da aber vor Blattkrankheiten (z. B. Forum, Revus, Frutogard, Zorvec Enicade gegen Falschen Mehltau an Radies bzw. Ortiva, Score, Luna Experience gegen Alternaria an Rüben) geschützt werden, wenn das Regenwetter anhält. Ohne Netz müssen diese Kulturen im 2-Wochen-Rhythmus mit Minecto One oder Pyrethroiden behandelt werden, um die Zahl der vermadeten Rüben zu vermindern. 

Schnecken

Temperatur und Feuchtigkeit spielen immer noch den Schnecken in die Karten. Überall sind Schäden zu sehen, ein besonders hohes Aufwand-Schaden-Verhältnis erreichen die Weichtiere in jungen Aussaaten. Wenige Tiere reichen aus, um in einer Nacht mehrere Meter an Fehlstellen in Möhren, Radies oder Rote Bete zu produzieren. Die Köderwirkung der Schneckenkörner ist nicht immer gut, auf jeden Fall aber schlechter als die von zarten Keimlingen. Deshalb sollte der Schneckenköder gestreut werden, bevor die Saat aufläuft bzw. die Pflanzen gesetzt werden. Dann haben die Schnecken keine Wahl. Außerdem vermeidet man dadurch Rückstände im Erntegut. Einen Eindruck über den Schneckenbefall auf der Fläche gibt ein Blick unter ein Brett, ein Stück lichtdichte Folie oder eine Autofußmatte, die über Nacht auf dem Acker lagen. Ein Salatblatt o. ä. als Köder darunter ist nicht unbedingt nötig.

Blattläuse

Unbemerkt haben sich Blattläuse während den Regenpausen im Gebiet verteilt. Schwarze Bohnenlaus, Kleine Pflaumenlaus, Grüne Salatblattlaus (Nasonovia ribisnigri) und Gurkenlaus sind in die Gemüsekulturen eingewandert. Häufig müssen sie sich den Platz mit den alteingesessenen Kartoffel- und Pfirsichläusen teilen. Trotz der ungemütlichen Witterung sind ihnen die Gegenspieler auf den Fersen, vor allem Schlupfwespen und Schwebfliegen. Um diesen eine Chance zu geben, sollten nur Kulturen behandelt werden, in denen mäßiger Blattlausbefall nicht toleriert werden kann, und, wenn möglich, nützlingsschonende Mittel bevorzugt werden (z. B. Teppeki, Movento OD 150; eingeschränkt Verimark und Mospilan SG). Bei der Blattlausbekämpfung in Salat daran denken, dass Pirimor Granulat zwar nützlingsschonend ist, aber die Aufbrauchfrist bereits am 30.04.2022 endete! 

Erdflöhe

Die Kohlerdflöhe ignorieren, was schlaue Menschen über sie schreiben, und arrangieren sich auch mit feuchter Witterung. Beim Netzeinsatz muss eine erhöhte Gefahr von Pilzkrankheiten berücksichtigt werden (siehe oben). Es ist zu hoffen, dass wenigstens die Entwicklung der Larven im Boden durch die Nässe beeinträchtigt ist, und somit der Zuwachs an Erdflöhen in der zweiten Jahreshälfte gering ausfällt. 

Wanzen 

Zumindest die Wiesen- und Brennnesselwanzen (Lygus und Liocoris), welche in der letzten Saison viel Ärger in Gurken und Auberginen machten, sind in diesem Jahr bisher rar.
Die Grünen Reiswanze ist dagegen in Betrieben, in denen Sie in größeren zusammenhängenden Gewächshausanlagen oder Gebäuden überwintern konnte, recht häufig zu sehen und hat auch schon mit der Eiablage begonnen. Um den Populationsaufbau zu bremsen, kann seit einigen Jahren ein Eiparasit eingesetzt werden. Die Schlupfwespe Trissolcus basalis ist eine heimischew Art und bei Koppert und Katz Biotech erhältlich. Die Bekämpfung einer akuten Wanzenkalamität im Sommer ist mit Mospilan SG und Pyrethroiden möglich. Ersteres ist nur eingeschränkt, letztere sind gar nicht mit dem Nützlingseinsatz vereinbar.

Pilze

Die Regentage können genutzt werden, um beschädigte Pflanzenteile von Gurken und Tomaten zu entfernen. Das verringert die Gefahr von Botrytis-Infektionen. In Gebieten mit sehr frühem Kartoffelanbau gibt es bereits jetzt Infektionsquellen für Kraut- und Braunfäule (Phytophthora infestans). Wichtigste Maßnahme bei Tomaten ist, durch intensiven Luftaustausch die Pflanzen möglichst trocken zu halten und Taunässe zu vermeiden. Für einfache Tunnel und Häuser ohne Klimasteuerung bedeutet das, die Lüftungen rund um die Uhr offen zu lassen, solange es nicht deutlich kälter als 12 °C wird. Gurken vertragen solche niedrigen Temperaturen nicht gut. Hier geht derzeit noch Wärme vor Trockenheit. Der Falsche Mehltau der Gurke taucht bei uns meist erst im Juni auf – außer in Betrieben, die ihn schon mit den Jungpflanzen aus Mittelmeerländern geliefert bekamen, was wohl in Einzelfällen passiert ist.
Die Bekämpfung von Falschem Mehltau an Zwiebeln ist eine Herausforderung. In den Winterzwiebeln gab es viele Infektionen aus dem Herbst, die Infektionsbedingungen sind gut, die Pflanzen wachsen zügig und bilden neue und damit ungeschützte Blätter. Eine Woche Abstand zwischen den Behandlungen ist fast schon zu lang und die Auswahl an Wirkstoffen klein. Die höchste Wirksamkeit bei beginnendem Befall haben die systemischen Wirkstoffe Dimethomorph und Oxythiapiprolin. Diese müssen immer mit einem Kontaktwirkstoff zusammen gespritzt werden, um Resistenzen vorzubeugen. Zorvec Endavia ist bereits entsprechend formuliert. Orondis Plus, Orvego und Zorvec Enicade können z. B. mit Fandango, Kelsos oder Ortiva gemischt werden. Sehr gut geeignet ist auch Cuprozin progress, Resistenzbrecher par excellence, der auch bakteriellen Infektionen, z. B. nach Hagel, vorbeugt. Frutogard kann die Mischungen mit einem ganz anderen Wirkmechanismus ergänzen. 

In Salat halten die meisten Resistenzen noch. Behandlungen sorgen dafür, dass sie nicht so schnell durchbrochen werden. 

Hinter Blattflecken an Petersilie steckt jetzt eher Septoria als Falscher Mehltau. Das ist bei der Auswahl der Mittel zu berücksichtigen. Behandlungen gegen Septoria sind jetzt auch bei Sellerie angezeigt. 

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