Agenda: 2. Pflanzenschutzbehandlung
Vegetationsstand und Witterung
Tiefdruckkomplex „Zoltan“ hat uns in den letzten Tagen ergiebige Niederschläge aber auch Gewitter und am vergangenen
Freitag Hagel am östlichen Kaiserstuhl gebracht. Eine regional abgegrenzte Gewitterzelle mit Hagel führte zu starken Schäden
in Bahlingen, mit Teilschädigungen in Eichstetten und angrenzenden Gemarkungen bis in die Vorbergzone, Breisgau (Köndringen,
Emmendingen-Mundingen). Insgesamt sind meist über 40 mm, teilweise auch über 50 mm Niederschlag seit vergangenem Freitag
gefallen. Einhergehend sind die Tagestemperaturen bzw. die Durchschnittstemperaturen merklich zurückgegangen.
Die ergiebigen Niederschläge haben zu Bodeninfektionen der Peronospora geführt und die Wasservorräte in den Böden
etwas aufgefüllt. So wie es im Mai am Kaiserstuhl früher die Regel war. Morgendliche Nebelwolken und hohe Wassersättigung in
der Luft schweben über dem Berg.
Aktuell sind 5-6 Blätter entfaltet und die Gescheine sind sichtbar, BBCH 53.
Bei den Primärinfektionen am Kaiserstuhl spaltet sich das Beratungsgebiet. Im östlichen Teil Eichstetten, Bötzingen bis
Wasenweiler und im inneren Kaiserstuhl, Oberbergen, Schelingen hat das Gewitter am Freitag den 5. Mai mit ca. 11 mm, in Bahlingen 23 mm
Niederschlag zur Primärinfektion geführt. Am südlichen Kaiserstuhl, Ihringen, Achkarren, Oberrotweil haben erst die
ergiebigen Niederschläge am Sonntag bzw. Montag 8. Mai die Primärinfektion ausgelöst. Die Inkubationszeit für die
frühen Primärinfektionen laufen ca. am 14.05. nach oben. Ab dann können erste Ölflecken, z.B. an den Bodentrieben
sichtbar werden.
Wir starten in die Pflanzenschutzsaison witterungsbedingt mit besten Infektionsbedingungen für die Peronospora, starke bis sehr
starke Primärinfektionen, anders als im vergangenen, sehr trockenen Jahr. Entsprechend bedarf es der entsprechenden
Aufmerksamkeit!
Die Wettervorhersage für die kommende Woche meldet weiterhin unbeständig mit Schauern, teilweise ergiebigen
Niederschlägen und langen Blattnässezeiten. Der Wonnemonat Mai zeigt uns die kühle Schulter. Die aktuelle Wettervorhersage
ergibt keine längeren Spritzfenster. Entsprechend sollte jeder Winzer/in die Wettervorhersage verfolgen und günstiges Wetter
für den Pflanzenschutz nutzen.
Tierische Schädlinge
Traubenwickler
Der Flug des Traubenwicklers hat begonnen. Bitte kontrollieren Sie ab jetzt regelmäßig 3x pro Woche ihre Fallen.
Pilzkrankheiten
Peronospora und Oidium
Schon zu Beginn der Pflanzenschutzsaison ergeben sich unterschiedliche Behandlungstermine in den Betrieben. Wie schon in der Einleitung
fachlich beschrieben teilt sich das Beratungsgebiet aufgrund witterungsbedingter Bedingungen für Primärinfektionen am
Kaiserstuhl. Mit der folgenden Rebschutzempfehlung sollen verschiedene Vorgehensweisen, Behandlungsmöglichkeiten angesprochen
werden.
Rebschutzempfehlung
Peronospora
Die Betriebe, die bisher noch keine Behandlung durchgeführt haben sollten, sobald es die Befahrbarkeit und die Witterung
zulässt zur Peronosporabekämpfung mit einem tiefenwirksamen Peronosporafungizid wie z.B.
Melody Combi 0,55 Kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Vino Star (Kombipack) 0,48 kg/ha und Folpet 0,5 Kg/ha behandeln. Der Zusatz von
Phosphonat z.B. Foshield, Phosphik 1,0 L/ha oder Veriphos 1,0 L/ha bringt zusätzlich Wirkungssicherheit für den Neuzuwachs.
Wer am 04. bzw. 05. Mai vor dem Gewitter und damit vor der Primärinfektion seine Reben gespritzt hat sollte bis Ende dieser Woche
seinen Belag erneuern. Zum Einsatz kommt ein Kontaktfungizid wie z.B. Delan Pro 1,2 L/ha (Phosphonat enthalten), Delan WG 0,3 Kg/ha oder
Folpan 80 WDG 0,6 Kg/ha oder Folpan 500 SC 1,0 L/ha. Bitte beachten Sie die höheren Aufwandmengen zur gleichzeitigen Bekämpfung
der Schwarzfleckenkrankheit (Zulassung). Der Zusatz von Phosphonat z.B. Foshield, Phosphik 1,0 L/ha oder Veriphos 1,0 L/ha bringt auch hier
zusätzlich Wirkungssicherheit für den Neuzuwachs.
Oidium
Zur Behandlung von Oidium fügen wir der Spritzbrühe Netzschwefel wie z.B. Netzschwefel Stulln 5,0 Kg/ha oder Kumulus WG 3,6
Kg/ha oder Microthiol WG 6,0 Kg/ha zu.
Bitte fahren sie gerade bei geringer Triebgröße mit geringer Gebläsedrehzahl und Injektordüsen (verpflichtend am
Kaiserstuhl, da IPS +) um die „Wolke“ bzw. Abdrift zu vermeiden.
Kulturarbeiten
Das Ausbrechen der Bodentriebe auch als protektive Maßnahme gegen Peronospora (Leitereffekt Bodeninfektionen) steht aktuell auf dem
Arbeitsplan. Neben den mechanischen Möglichkeiten von Hand und mittels Stammputzer, können die Bodentriebe chemisch, mittels
Shark oder Quickdown (herbizide Abbrenner) abgespritzt werden. Bitte beachten Sie die Sortenvorgaben bei Shark: Silvaner, Chardonnay,
Schwarzriesling und allen Burgundersorten. Bei Quickdown plus Toil die Sorten Riesling und Dornfelder. Bitte achten sie bei der Anwendung
auf abdriftmindernde Arbeitsweise, Einsatz von Spritzschim und Injektordüsen. Die momentane Trieblänge von ca. 10 cm ist der
optimale Einsatztermin für das chemische Ausbrechen.
Auch die Ausbrecharbeiten am Kopf, Einstellen der Triebanzahl und Förderung des Fruchtholzes für den nächstjährigen
Anschnitt, sowie das Entfernen von Doppel- und Kümmertrieben an den Bogreben, bzw. das Einstellen einer optimalen Triebzahl für
eine luftige Laubwand bestimmt die manuellen Stockarbeiten.
Strategie Bodenpflege
Das Walzen hoher Begrünungseinsaaten, Wintereinsaaten auf Biegdrahthöhe, um die Applikationsqualität beim Pflanzenschutz
zu gewährleisten ist in vielen Rebanlagen notwendig. Auch der erste Mulchgang, wenn möglich in jeder zweiten Reihe, ist eine gute
Möglichkeit um aktuell blühender Bewuchs für die Insekten als Nahrungsgrundlage zu erhalten.
Agrarbüro
Bitte denken Sie an den Abgabetermin des Gemeinsamen Antrag bis zum 15.05.2023 (nächsten Montag)!!!
Tobias Burtsche
Weinbauberatung Kaiserstuhl