Weinbauinfo Kaiserstuhl Nr. 05-2023

Agenda:     2. Pflanzenschutzbehandlung                                                                                                                                         

 

Vegetationsstand und Witterung

Tiefdruckkomplex „Zoltan“ hat uns in den letzten Tagen ergiebige Niederschläge aber auch Gewitter und am vergangenen Freitag Hagel am östlichen Kaiserstuhl gebracht. Eine regional abgegrenzte Gewitterzelle mit Hagel führte zu starken Schäden in Bahlingen, mit Teilschädigungen in Eichstetten und angrenzenden Gemarkungen bis in die Vorbergzone, Breisgau (Köndringen, Emmendingen-Mundingen). Insgesamt sind meist über 40 mm, teilweise auch über 50 mm Niederschlag seit vergangenem Freitag gefallen. Einhergehend sind die Tagestemperaturen bzw. die Durchschnittstemperaturen merklich zurückgegangen.

Die ergiebigen Niederschläge haben zu Bodeninfektionen der Peronospora geführt und die Wasservorräte in den Böden etwas aufgefüllt. So wie es im Mai am Kaiserstuhl früher die Regel war. Morgendliche Nebelwolken und hohe Wassersättigung in der Luft schweben über dem Berg.

Aktuell sind 5-6 Blätter entfaltet und die Gescheine sind sichtbar, BBCH 53.

Bei den Primärinfektionen am Kaiserstuhl spaltet sich das Beratungsgebiet. Im östlichen Teil Eichstetten, Bötzingen bis Wasenweiler und im inneren Kaiserstuhl, Oberbergen, Schelingen hat das Gewitter am Freitag den 5. Mai mit ca. 11 mm, in Bahlingen 23 mm Niederschlag zur Primärinfektion geführt. Am südlichen Kaiserstuhl, Ihringen, Achkarren, Oberrotweil haben erst die ergiebigen Niederschläge am Sonntag bzw. Montag 8. Mai die Primärinfektion ausgelöst. Die Inkubationszeit für die frühen Primärinfektionen laufen ca. am 14.05. nach oben. Ab dann können erste Ölflecken, z.B. an den Bodentrieben sichtbar werden.

Wir starten in die Pflanzenschutzsaison witterungsbedingt mit besten Infektionsbedingungen für die Peronospora, starke bis sehr starke Primärinfektionen, anders als im vergangenen, sehr trockenen Jahr. Entsprechend bedarf es der entsprechenden Aufmerksamkeit!

Die Wettervorhersage für die kommende Woche meldet weiterhin unbeständig mit Schauern, teilweise ergiebigen Niederschlägen und langen Blattnässezeiten. Der Wonnemonat Mai zeigt uns die kühle Schulter. Die aktuelle Wettervorhersage ergibt keine längeren Spritzfenster. Entsprechend sollte jeder Winzer/in die Wettervorhersage verfolgen und günstiges Wetter für den Pflanzenschutz nutzen.

 

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Der Flug des Traubenwicklers hat begonnen. Bitte kontrollieren Sie ab jetzt regelmäßig 3x pro Woche ihre Fallen.

 

Pilzkrankheiten

Peronospora und Oidium 

Schon zu Beginn der Pflanzenschutzsaison ergeben sich unterschiedliche Behandlungstermine in den Betrieben. Wie schon in der Einleitung fachlich beschrieben teilt sich das Beratungsgebiet aufgrund witterungsbedingter Bedingungen für Primärinfektionen am Kaiserstuhl. Mit der folgenden Rebschutzempfehlung sollen verschiedene Vorgehensweisen, Behandlungsmöglichkeiten angesprochen werden.

Rebschutzempfehlung

Peronospora

Die Betriebe, die bisher noch keine Behandlung durchgeführt haben sollten, sobald es die Befahrbarkeit und die Witterung zulässt zur Peronosporabekämpfung mit einem tiefenwirksamen Peronosporafungizid wie z.B.

Melody Combi 0,55 Kg/ha oder Fantic F 0,6 Kg/ha oder Vino Star (Kombipack) 0,48 kg/ha und Folpet 0,5 Kg/ha behandeln. Der Zusatz von Phosphonat z.B. Foshield, Phosphik 1,0 L/ha oder Veriphos 1,0 L/ha bringt zusätzlich Wirkungssicherheit für den Neuzuwachs.

Wer am 04. bzw. 05. Mai vor dem Gewitter und damit vor der Primärinfektion seine Reben gespritzt hat sollte bis Ende dieser Woche seinen Belag erneuern. Zum Einsatz kommt ein Kontaktfungizid wie z.B. Delan Pro 1,2 L/ha (Phosphonat enthalten), Delan WG 0,3 Kg/ha oder Folpan 80 WDG 0,6 Kg/ha oder Folpan 500 SC 1,0 L/ha. Bitte beachten Sie die höheren Aufwandmengen zur gleichzeitigen Bekämpfung der Schwarzfleckenkrankheit (Zulassung). Der Zusatz von Phosphonat z.B. Foshield, Phosphik 1,0 L/ha oder Veriphos 1,0 L/ha bringt auch hier zusätzlich Wirkungssicherheit für den Neuzuwachs.

Oidium

Zur Behandlung von Oidium fügen wir der Spritzbrühe Netzschwefel wie z.B. Netzschwefel Stulln 5,0 Kg/ha oder Kumulus WG 3,6 Kg/ha oder Microthiol WG 6,0 Kg/ha zu.

 

Bitte fahren sie gerade bei geringer Triebgröße mit geringer Gebläsedrehzahl und Injektordüsen (verpflichtend am Kaiserstuhl, da IPS +) um die „Wolke“ bzw. Abdrift zu vermeiden.

 

Kulturarbeiten

Das Ausbrechen der Bodentriebe auch als protektive Maßnahme gegen Peronospora (Leitereffekt Bodeninfektionen) steht aktuell auf dem Arbeitsplan. Neben den mechanischen Möglichkeiten von Hand und mittels Stammputzer, können die Bodentriebe chemisch, mittels Shark oder Quickdown (herbizide Abbrenner) abgespritzt werden. Bitte beachten Sie die Sortenvorgaben bei Shark: Silvaner, Chardonnay, Schwarzriesling und allen Burgundersorten. Bei Quickdown plus Toil die Sorten Riesling und Dornfelder. Bitte achten sie bei der Anwendung auf abdriftmindernde Arbeitsweise, Einsatz von Spritzschim und Injektordüsen. Die momentane Trieblänge von ca. 10 cm ist der optimale Einsatztermin für das chemische Ausbrechen.

Auch die Ausbrecharbeiten am Kopf, Einstellen der Triebanzahl und Förderung des Fruchtholzes für den nächstjährigen Anschnitt, sowie das Entfernen von Doppel- und Kümmertrieben an den Bogreben, bzw. das Einstellen einer optimalen Triebzahl für eine luftige Laubwand bestimmt die manuellen Stockarbeiten.

 

Strategie Bodenpflege

Das Walzen hoher Begrünungseinsaaten, Wintereinsaaten auf Biegdrahthöhe, um die Applikationsqualität beim Pflanzenschutz zu gewährleisten ist in vielen Rebanlagen notwendig. Auch der erste Mulchgang, wenn möglich in jeder zweiten Reihe, ist eine gute Möglichkeit um aktuell blühender Bewuchs für die Insekten als Nahrungsgrundlage zu erhalten.

 

Agrarbüro

Bitte denken Sie an den Abgabetermin des Gemeinsamen Antrag bis zum 15.05.2023 (nächsten Montag)!!!

 

Tobias Burtsche

 

Weinbauberatung Kaiserstuhl

 

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