Pflanzenschutz-Hinweis Gemüsebau 2022 (KW 35)

Möhrenfliege 

Die Gelbtafeln zeigen – in Übereinstimmung mit dem Prognosemodell - dass die dritte Generation der Möhrenfliege mit ihrem Flug begonnen hat, zumindest auf intensiv bewässerten Standorten. Ob Gefahr für Madenbefall besteht, hängt vom Standort ab. Risikofaktoren sind die Nähe zu Flächen, in denen es in diesem oder im vergangenen Jahr Befall gab sowie häufige Bewässerung dieser Flächen und derjenigen, auf denen die zu schützenden Kulturen stehen. In solchen Lagen sollten zum Wochenende hin Behandlungen mit geeigneten Insektiziden stattfinden wie z. B. Minecto One oder Karate Zeon. Wo Möhre, Wurzelpetersilie, Pastinake etc. mit Netzen vor Befall geschützt werden sollen, müssen diese umgehend aufgelegt werden.

In Beständen ohne Beregnung ist – ebenfalls entsprechend der Prognose - noch Nichts von der Möhrenfliege zu sehen. Die Puppen verharren dort offenbar noch in der Sommerpause. Ob die Niederschläge der vergangenen Nacht und die etwas zurückgehenden Temperaturen genügen, um daran etwas zu ändern, muss sich noch zeigen.

Raupen

Örtlich sind in Tomatenfrüchten bereits seit einigen Wochen Raupen der Baumwollkapseleule zu finden. Die Pheromonfallen zeigen konstante Aktivität der Falter an. Das bedeutet, dass mit weiterer Eiablage gerechnet werden muss. Außer in Tomaten sollte auch an den Kolben von Zuckermais auf Fraßschäden geachtet und rechtzeitig behandelt werden. In Zuckermais kann z. B. Coragen, SpinTor oder Steward (Aufbrauchfrist 19.09.2022) eingesetzt werden, in Tomate im Gewächshaus u. A. NeemAzal-T/S, SpinTor, Steward oder XenTari. Diese wirken auch gegen Raupen von Gamma-, Gemüse- und Tomaten-Goldeule (Chrysodeixis chalcites), die an verschiedenen Gewächshauskulturen an Blättern und an der Fruchtoberfläche fressen.

In Salat gibt es immer wieder Ausfälle durch größere Erdraupen, die sich überwiegend im Boden aufhalten. Gleichzeitig findet man regelmäßig kleine Raupen an den Blättern. Sie gehören zu verschiedenen Eulenarten. Junge Stadien der Wintersaateule sind genauso zu finden wie Gammaeule oder Baumwollkapseleule. Die kleinen Räupchen sind schwer zu entdecken. Schabefraß und winzige, dunkle Kotkrümel verraten ihre Anwesenheit. Bei einem hohen Anteil befallener Pflanzen sollte bald behandelt werden. Sonst riskiert man, dass weitere Erdraupen heranwachsen.

Auch an Kohl gibt es nun wieder mehr Raupen, v. a. vom Kleinen Kohlweißling. Aber zumindest in nützlingsschonend behandelten Beständen gibt es noch genügend Gegenspieler, die deren Zahl auf einem erträglichen Maß halten. Im Lauf des Septembers kippt dieses Gleichgewicht üblicherweise. Die Situation muss deshalb in den kommenden Wochen beobachtet werden.

Blattläuse

In vielen Kohlbeständen finden sich weiterhin zahlreiche Ansiedlungen der Mehligen Kohlblattlaus. Oft haben sich überraschend schnell hungrige Schwebfliegenlarven eingestellt, die den Befall zusammen mit Schlupfwespen und anderen Gegenspielern zurückdrängen. In manchen Fällen sind die Kolonien aber auf Wachstumskurs. Hier sollten Maßnahmen ergriffen werden, bevor es zu Wachstumsstockung und Deformationen kommt. Behandlungen gegen Weiße Fliege wirken auch gegen die Mehlige Kohlblattlaus.

Kohlmottenschildlaus

Ausreichende Bodenfeuchte und gemäßigte Temperaturen lassen hoffen, dass Behandlungen gegen die Kohlmottenschildlaus mit (teil-)systemischen Mitteln bessere Wirkung zeigen als unter trocken-heißen Bedingungen im Juli und August. Infrage kommen Movento OD 150 (zugelassen in allen Kohlarten außer Rosenkohl), Teppeki (Kopf- und Rosenkohl), Minecto One (Kopf-, Rosen-, Blumenkohl und Brokkoli) oder Mospilan SG (alle Kohlarten außer Blattkohle). Die Wirksamkeit wird jetzt aber dadurch eingeschränkt, dass die meisten Bestände von Rosen- und Grünkohl, an denen die Kohl-Weiße-Fliege besonders lästig ist, inzwischen zu dicht sind, um die Spritzbrühe auf alle Blätter zu bringen.

Pilzkrankheiten

Echter Mehltau hat im Gewächshaus und im Freiland an vielen Kulturen zugenommen. Ob eine Behandlung nötig ist, hängt von der Kultur und ihrem Stadium ab sowie ihrer Anfälligkeit. Möhrenbestände, die wegen der Hitze ohnehin schon spät aufgelaufen und deshalb in der Entwicklung hinterher sind, brauchen jedes Blatt, um noch Ertrag zu bilden. Dagegen dürften an Kürbis Behandlungen jetzt nicht mehr ertragswirksam sein. Auch in vielen Tomatenbeständen in Folientunneln kann Echter Mehltau toleriert werden, weil er sich da i. d. R. nur langsam ausbreitet und bis zum geplanten Kulturende wahrscheinlich keinen schädlichen Befall mehr entwickeln kann.

Kürbis

Bei vielen Kürbisfeldern steht jetzt eine unerwartet frühe Ernte an. Auf vielen Feldern sind die Früchte wegen der warmen, sonnenreichen Witterung zwei Wochen früher reif als geplant. Vielfach ist wohl auch eine Art Notreife eingetreten, wenn durch Trockenheit oder Echten Mehltau ein großer Teil der Blätter zerstört wurde und die Früchte nicht mehr versorgt werden konnten. Da sie dann außerdem auch nicht mehr gegen Sonnenbrand geschützt sind, sollten sie in weitgehend entlaubten Beständen nicht länger auf dem Feld gelassen werden. Wenn am Fruchtstiel etwa die Hälfte der Oberfläche mit Korkleisten bedeckt ist, ist der Kürbis erntereif. Wartet man mit der Ernte, bis der Stiel komplett verkorkt, ist die Haltbarkeit im Lager verringert. Auf jeden Fall sollten die Früchte vom Feld geholt werden, bevor die Nachttemperaturen unter 10 °C fallen. Die Ernte sollte bei trockenem Wetter erfolgen und der Stiel belassen werden, um das Eindringen von Fäulniserregern zu verhindern. Er sollte aber auf ca. 1 cm eingekürzt werden, damit er nicht so leicht abbricht und keine anderen Früchte verletzt. Die Kürbisse sind möglichst schonend zu handhaben und nicht höher als 2- bis 4-lagig in Kisten zu legen. Nach der Ernte sind sie für mindestens 2 Wochen luftig, hell, trocken und warm (20-25 °C, z. B. in einem leeren Folientunnel) aufzustellen, damit Verletzungen verheilen können. Anschließend erfolgt die Lagerung bei 12-15 °C und 60-70 % Luftfeuchte. So können die Früchte mehrere Monate halten. Man kann Kürbisse auch bis vor dem ersten Frost auf dem Feld lassen. Dann müssen sie aber sofort vermarket werden, eine Lagerung ist im Kühlhaus für wenige Tage möglich. 

 

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