Kohlerdfloh
Die Kohlerdflöhe waren in dieser Saison bisher sehr zurückhaltend. Zumindest regional scheint mit der Wärme der letzten
Woche auch ihre Zahl zugenommen zu haben. Die Bekämpfung ist bei den hohen Temperaturen, bei denen sie aktiv sind, schwierig. Eine
relativ gute Wirkung haben Minecto One, Mospilan SG, Coragen oder SpinTor. Letzteres sollte abends oder frühmorgens gespritzt werden,
auf gut mit Wasser versorgten Pflanzen. Dann wird der Wirkstoff gut aufgenommen. Bei niedrigen Temperaturen wirken auch Pyrethroide, leider
auch gegen alle Nützlinge.
Tomatenrostmilbe
Wenn Tomatenblätter welken, kann das viele Ursachen haben. Wenn zunächst einzelne Blattteile betroffen sind, diese
verschwommene Gelbverfärbungen zeigen und Blattstiel und Stängel der betroffenen Pflanzen rötlich-braun verfärbt sind,
stecken wahrscheinlich Tomatenrostmilben (Aculops lycopersici) hinter den Symptomen. Zur sicheren Diagnose braucht man eine sehr gute
Lupe.
Zugelassen gegen Tomatenrostmilbe ist an Tomate nur Vertimec Pro. Dabei ist die Auflage NZ113 zu beachten: „Anwendung nur in
Gewächshäusern auf vollständig versiegelten Flächen, die einen Eintrag des Mittels in den Boden
ausschließen.“
Floramite 240 EC hat auch eine Wirkung gegen Rostmilben, darf aber ab dem 01.07.2022 nicht mehr verwendet werden (siehe
„Zulassungen“). Wird Kumulus WG gegen Echten Mehltau eingesetzt, ist ebenfalls eine Wirkung gegen Tomatenrostmilbe zu erwarten.
Bei Verwendung von Kumulus WG ist ein Netzmittel sehr zu empfehlen, um Spritzflecken zu vermeiden. Dazu sind unter anderem WetCit Neo,
Proagro Netzmittel, BreakThru S 240, LS Plus, ProNet-Alfa geeignet und für den Einsatz mit Fungiziden auch zulässig. Break-Thru
SP 133 (auch für Mischung mit Insektiziden), Zentero (Fa. Biofa), CropCover CC-1000, CropCover CC-2000 und Nu-Film P dürfen auch
im Bio-Anbau eingesetzt werden.
Wenn einzelne Pflanzen deutliche Rostmilben-Symptome zeigen, sind die Schädlinge durch Pflegearbeiten wahrscheinlich schon weit
herumgetragen worden. Deshalb sollte der gesamte Bestand behandelt werden.
Spinnmilben an Tomaten
Spinnmilbenschäden an Gurke oder Aubergine sind leicht an den feinen weißen Sprenkeln auf den Blättern zu identifizieren.
Bei Tomaten können frühe Symptome leicht übersehen werden. Sie erinnern eher an einen Nährstoffmangel: Die Blätter
bekommen gelbe Flecken, die Blattadern bleiben lange grün und der Befall beginnt oft an den unteren Blättern. Was gegen
Nährstoffmangel spricht, ist, dass diese Symptome lange auf einzelne Pflanzen beschränkt bleiben. Ein Blick auf die
Blattunterseite verschafft Klarheit. Eine rötliche Verfärbung ist verdächtig, mit einer Lupe lassen sich die Milben und ihre
Gespinste zweifelsfrei identifizieren.
Wird ein Anfangsbefall an wenigen Blättern entdeckt, reicht es, anders als bei Rostmilben, aus, diese und angrenzende Pflanzen zu
behandeln. Zur Verfügung steht eine Reihe von Akariziden.
Nützlingsschonend sind u. a. Ordoval und Kanemite. Floramite darf seit dem 01.07. nicht mehr eingesetzt werden. Die biologische
Bekämpfung mit der Raubmilbe Phytoseiulus ist möglich, oft braucht es aber eine gezielte Belegung der Befallsherde in mehrere
Ausbringungen, bis sich die Raubmilben etablieren. Leichter geht das, wenn man diese aus dem eigenen Betrieb holen kann, z. B. aus dem
Gurkenbestand.
Physiologisches
Besonders in Fleisch- und Romatomaten, aber auch Paprika gibt es jetzt Ertragsausfall durch Blütenendfäule.
Ursache dafür ist ein Mangel an Kalzium. Dieses Element wird von der Pflanze in ausreichender Menge aus dem Boden aufgenommen. In
der Pflanze wird es aber ausschließlich mit dem Wasserstrom transportiert. Pflanzenteile, die viel verdunsten, erhalten viel Wasser
und damit viel Kalzium. Früchte haben eine kleine Oberfläche im Verhältnis zur Masse. Deshalb sind dort Verdunstung und
damit Kalziumversorgung gering. Wenn dann auch noch zu wenig Wasser als Transportmittel vorhanden ist, kommt es noch schneller zu
Kalziummangel und damit Blütenendfäule an den Früchten. Blütenendfäule gibt es deshalb dann, wenn die Pflanzen
unter Wasserstress stehen, also bei Hitze und damit verbundener niedriger Luftfeuchte. Dann stellen die Blätter die Transpiration ein,
um sich vor dem Vertrocknen zu schützen. Die Folge ist, dass der Wasser-/ Kalzium-Transport zum Erliegen kommt. Eine Schattierung auf
dem Gewächshaus kann dem entgegenwirken. In Häusern mit Tropfbewässerung kann es helfen, die Luftfeuchtigkeit
durch flächiges Beregnen anzuheben. Das vergrößert außerdem das Bodenvolumen, das von den Pflanzenwurzeln
erschlossen werden kann und damit die verfügbare Wasser- und Kalziummenge. Die Luftfeuchte erhöhen kann man auch mit einem
mehrmals täglichen kurzen Überbrausen der Pflanzen mit Wasser. An sonnigen, warmen Tagen besteht dabei keine Gefahr für
Pilzinfektionen. Phytophthora infestans braucht mindestens 2 Stunden Blattnässe zum Infizieren.
Aber auch bedecktes, regnerisches Wetter, zumindest in schlecht gelüfteten Häusern und Tunneln, ist gefährlich: Bei sehr
hoher Luftfeuchte ist die Transpiration ebenfalls verringert. Außerdem verleitet Regenwetter dazu, die Wassergaben zu reduzieren, um
keine Pilzkrankheiten zu fördern. Diese Überlegung ist für Tomaten prinzipiell richtig. Aber man darf es mit der Trockenheit
nicht übertreiben. Tomaten brauchen auch bei trübem Wetter Wasser! Wo es regelmäßig trotz guter Wasserversorgung und
Klimaführung zu Blütenendfäule kommt, sollten Spritzungen mit einem Kalzium-Blattdünger nach Herstellerempfehlungen
durchgeführt werden. Diese sollten ein- bis zweimal pro Woche durchgeführt werden. Ab besten beginnt man damit schon, wenn an der
vierten Rispe die ersten Früchte etwa 0,5 cm groß sind. Auch Calciumchlorid (Lebensmittelzusatzstoff E509) kann in 0,2 bis
0,3-%iger Lösung gespritzt werden.
Zulassungen
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat zum 30. Juni 2022 die Zulassung des Pflanzenschutzmittels
Floramite 240 SC (Zulassungsnummer: 006823-00) mit dem Wirkstoff Bifenazat für Obst und Gemüsekulturen widerrufen. Diese
Anwendung ist dort ab dem 1. Juli 2022 nicht mehr zulässig. Betroffen sind die Gemüsekulturen Aubergine, Gurke, Zucchini,
Gemüsepaprika und Tomate im Freiland und im Gewächshaus.
Proman (500 g/l Metobromuron) hat Notfallzulassungen nach Art. 53 erhalten in Feldsalat gegen Unkräuter, mit 10 ml/Ar unmittelbar
nach der Saat. Wartezeit (Gewächshaus)=60 Tage, Wartezeit (Freiland) = 42 Tage. Dauer der Zulassung im Gewächshaus vom 01.09.2022
bis 29.12.2022, im Freiland vom 22.06.2022 bis 19.10.2022.
Die Anwendung von Proman kann zu Metobromuron-Rückständen in Feldsalat führen, die außerhalb von Deutschland
beanstandet werden.