Weinbauinfo Tuniberg Nr. 10

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Allgemeiner Entwicklungsstand 

Die aktuelle Wetterphase gleicht einer Berg – und Talfahrt – bei den Temperaturen wie bei den Niederschlägen. Seit Sonntagabend kräftige Niederschläge – im Kern von Gewitterzellen bis zu über 40 mm auf einmal - bringen nun im westlichen Beratungsgebiet Feuchtigkeit in die empfindliche Blütephase. Im Bodenseeraum fielen die Niederschläge viel geringer aus. Am Wochenende stiegen die Temperaturen bis über 30° C und brachten die Entwicklung schlagartig voran. Die Blüte ist am Tuniberg in den guten Lagen in vollem Gange, in ganz frühen Lagen abgeschlossen, spätere Lagen haben deutlichen Blütebeginn. Im Bodenseeraum sind bisher nur erste Einzelblüten gemeldet. Damit ist die Blüte am Tuniberg gute 10 Tage früher. In der Presse war von einem sehr trockenen Frühjahr in Südwestdeutschland zu lesen. Dies gilt nicht für die Raumschaft von ca. Emmendingen bis südlich nach Basel. Hier bestehen feuchte Bedingungen, auch wenn der Mai unterdurchschnittlich bei den Niederschlägen ausfiel. Im östlichen Teil des Beratungsgebietes brachte der Mai eine Entspannung nach drei trockenen Monaten. Auffallend ist die Temperaturdifferenz im Mai nach Osten. Diese beträgt ca. 1,5° C und erklärt die langsamere Entwicklung im kühleren Bodenseeraum. Die wechselhafte Witterung hält die ganze Woche noch an. Morgen, Mittwoch, sind Schauer und Gewitter in der Vorhersage, danach zwei Tage mit relativ trockenen Bedingungen, bevor auf das Wochenende wieder Regen fallen. In welchem Umfang ist noch nicht sicher, die Wetterdienste unterscheiden sich in den Vorhersagen. Sofern die Prognosen zutreffen, kann es nächste Woche nach Pfingsten beständiger werden.

 

Zu den tierischen Schädlingen 

Der Flug der ersten Generation Traubenwickler ist abgeschlossen, nur beim Bekreuzten Traubenwickler sollten noch Fallen verfolgt werden.  Aus den Pheromongebieten gibt es keine Meldungen. Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter Vitimeteo Monitoring. Ansonsten bestehen keine weiteren besonderen Beobachtungen, vereinzelt Pockenmilben werden durch den nun laufenden Pflanzenschutz mit Schwefel mitkontrolliert. Die Glasflügelzikade (Hyalestes obsoletus), welche eine Überträgerin der Schwarzholzkrankheit ist, besiedelt Brennnesseln und Ackerwinden als Wirtspflanzen. Die Besiedelung findet normalerweise ab Anfang Juni statt, die Zikade weicht nur im Notfall auf Reben aus. Da der Flug der Zikade kurz bevorsteht, sollten die Wirtspflanzen ab nun nicht mehr beseitigt werden.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Der Pflanzenschutz steht durch die laufende Blüte nun ganz im Zeichen von Oidium. Trotz Bedeckung geht die Blüte weiter, die Nächte sind warm. Die ungeschützt vorliegenden Beeren müssen mit Belag versehen werden, es lohnt nicht, hier ein Risiko einzugehen. Nach wie vor liegen im Beratungsgebiet keine Meldungen von Ölflecken der Peronospora vor. Es bestehen sehr saubere Laubwände. Dies ist wichtig bei der Interpretation von VitiMeteo, da die dortigen angezeigten Sekundärinfektionen im Feld nicht vorhanden sind. Daher entstehen durch starke Niederschläge nach wie vor nur mögliche Bodeninfektionen der Peronospora. Sofern dies stattgefunden hat, laufen die Inkubationszeiten auf ca. Sonntag ab. Die Weinberge befinden sich auch nicht mehr im Stadium der Primärinfektionen, da inzwischen mehrere Behandlungen auf den Beständen liegen. Die sehr grosse Mehrheit der Winzer hat direkt vor dem Wochenende vorgelegt, so dass die Niederschläge optimal abgedeckt waren. Durch die angesagten eventuellen Niederschläge und den sowieso notwendigen Oidiumschutz sollte daher auf das kommende Wochenende eine weitere Behandlung umgesetzt werden. Verfolgen Sie daher die Wettervorhersage für eine gute Terminierung im Zeitraum Donnerstag bis möglicherweise auch Samstag. Zum Einsatz kommen:  besonders zum Schutz der jungen Trauben Enervin SC mit 1,8 l / ha und ein Kontaktmittel mit der empfohlenen Aufwandmenge oder Zorvec Vinabel mit 0,45 l / ha Mittelaufwand. Beachten Sie: der Einsatz von Zorvec Vinabel ist nur möglich, sofern dieses Produkt bisher nicht verwendet wurde und ein Zusatz von Phosphonaten ist nicht notwendig. Es dürfen zum Resistenzschutz keine Blockbehandlungen entstehen. Daher bieten sich in der Folge hier Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG mit 1,0 kg / ha, Folpan 500 SC mit 1,5 l / ha oder Delan WDG mit 0,5 kg / ha an. Um den Neuzuwachs besser zu schützen, wird hier dann der Zusatz von Phosphonaten wie z.B. Veriphos, Foshield, durch die kurzen Abstände aber mit reduzierter Menge mit jeweils 1,5 l / ha oder Frutogard mit 2,3 l / ha zur Spritzbrühe empfohlen. Als Alternativen zur Kombination mit Kontaktmitteln sind die Kombinationsmittel Delan Pro oder Profiler (letzteres nur einmalig in der Saison) einsetzbar.

Gegen Oidium nun ein organisches Mehltaumittel wie Talendo mit 0,25 l / ha, Sercadis mit 0,15 l / ha oder einmalig das Mittel Luna Max mit 0,82 l / ha Mittelaufwand. Achten Sie in den folgenden Behandlungen auf konsequenten Wirkstoffwechsel. Es gelten folgende möglichen Reihenfolgen: Talendo – SDHI (Sercadis, Luns Max) – Talendo oder SDHI – Talendo – SDHI.

Im wesentlich trockneren Bodenseeraum kann, sofern bis zum Wochenende keine heftigen Niederschläge auftreten, eine normale Kontaktstrategie gefahren werden. Dies wäre die letzte Vorblütebehandlung mit Mitteln wie Folpan 80 WDG mit 0,8 kg / ha, als flüssige 500 SC Formulierung mit 1,2 l / ha oder Delan WG mit 0,4 kg / ha Mittelaufwand. Zusätze wie Phosphonate mit z.B. 1,5 l / ha Veriphos oder RhombiPhos sind auf Grund der noch instabilen Wetterlage vorteilhaft. Gegen Oidium durch die sich langsam einsetzende Blüte ein organisches Mittel wie z.B. Prosper Tec mit 0,66 l / ha oder Belanty mit 0,9 l / ha Mittelaufwand.

Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel wie z.B. Pergado mit 2,5 kg / ha (Bodenseeraum: 1,25 kg / ha) Mittelaufwand. 

Ab dem jetzigen Entwicklungsstand sollten alle PIWI – Sorten mitbehandelt werden. Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten.

Der Einsatz von Bioregulatoren ist noch ein wichtiges Thema. Die Einsatzbedingungen sind stark erschwert. Beobachten Sie die Entwicklung in ihren Anlagen und stimmen Sie die Einsätze auf die Witterung ab. Hier ist die grösste Hürde aktuell ausreichend trockene Bestände, damit die Wirkungszeiten nicht zu lang werden. Die kühleren Temperaturen lassen einen Einsatz auch am Tag zu. Bei Bedenken auf Grund der anhaltenden Bedeckung und dem hierdurch geringeren Energiegenuss können die Einsatzmengen bei den Gibberellintabletten zurückgenommen werden und bei Regalis die untere empfohlene Mittelmenge gefahren werden.

Ansonsten gelten die Empfehlungen aus dem letzten Info. 

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Die Heft – und Ausbrecharbeiten laufen auf Hochtouren. Die anhaltenden gelblichen Erscheinungen, am verbreitesten bei der Sorte Müller – Thurgau, sind Symptome von leichtem Stickstoffmangel, selten chlorotischen Ursprungs. Hier kann mit 0,5 kg / 100 l fertige Spritzbrühe Harnstoff oder mit Aminosol 2 l / ha gegengesteuert werden. In Chlorosefällen helfen Eisenchelate / Eisencitrate. In den diesjährigen Junganlagen ist auf ein sorgfältiges Aufheften zu achten, um später einen möglichst geraden Stamm zu erhalten. Bei Trieben ab 15 - 20 cm ist der reguläre Pflanzenschutz – siehe oben - mitzufahren. 

 

Das nächste Weinbauinfo erfolgt, sofern nicht anderst erforderlich, am 12.06.2025.