Navigation überspringen

Weinbauinfo Bodensee Nr. 18

Allgemeiner Entwicklungsstand

Der kommende Herbst wird immer mehr sichtbar. Der Spätburgunder, die Hautrotweinsorte, beginnt im westlichen Beratungsgebiet zu färben. Die sommerliche Phase hielt wieder nicht lange an, die durchziehende Gewitterfront verlief bisher aber ohne Auffälligkeiten. Überall laufen die abschliessenden Arbeiten in den Reben. Die Trauben entwickeln sich erfreulich, grössere Ertragsregulierungen ausserhalb der Premiumlinien zeichnen sich aber nicht ab. Die Trauben sind in den meisten Fällen kleiner, lockerer, aus schon beschriebenen Gründen. Im Auge zu behalten sind Junganlagen, eventuell, je nach Betriebsanforderung Müller – Thurgau, die L – Klongruppe und am Bodensee Kerner. Oft ist die Entfernung von dritten Trauben am Trieb ausreichend. Bei Muskateller wird zur Stiellähmevermeidung meist das untere Drittel entfernt. Aus der Burgundergruppe gehören Grauburgunder und Weissburgunder nicht zu den Gewinnern des Jahres. Durch die sehr ungleichen Ertragsbilder in den Anlagen zeichnet sich ein Herbst ab, der auf die sich daraus ergebenden Reifeverläufe eingehen muss. Bis dahin hoffen nun alle auf schöne Spätsommerwochen und möglichst wenig tierische Störungen, den das letzte Kapitel Pflanzenschutz ist noch offen.

 

Zu den tierischen Schädlingen

Es gibt keine erwähnenswerten Auffälligkeiten. Im Beratungsgebiet sind die Fallenkontrollen für die zweite Generation Traubenwickler einzustellen. Die Pheromongebiete sind ruhig und auch ausserhalb ist wenig Flug. Der Einbindige Traubenwickler trat nicht in Escheinung, auch nicht im östlichen Ende des Beratungsgebietes in Kressbronn. An den bekannten Orten für Zikaden (Waldrand / Gehölzränder) ist auf Befall zu achten. Bewährte vorbeugende Massnahme gegen Befall ist das Alternierende Mulchen. Bei der Windenglasflügelzikade sollten die Nahrungspflanzen wie Brennnesseln nach wie vor auf den Böschungen belassen werden, um ein Abwandern auf die Reben zu verhindern. Im ganzen Grenzgebiet zur Schweiz einschliesslich Bodenseeraum wird nochmalig darum gebeten, erhöhte Wachsamkeit im gesamten natürlichen Umfeld zu halten, da in Basel eine Kolonie des Japankäfers aufgetaucht ist.

Was zu sehr vielen Fragen führt: was macht die „Lady KEF“, wohin geht der Weg? Die bisherigen Informationen und Beobachtungen aus Kirschen und auch aus reiferen Zwetschgen zeigen einen sehr hohen Befallsdruck. Die aktuelle warm – feuchte Witterung ist KEF freundlich, aber was sich entwickelt, kann aus der gegenwärtigen Lage nicht abgeleitet werden. Ist der Trend stabil, ist das Risiko sicherlich erhöht. Die Vorbereitungen laufen, in frühen Sorten finden die ersten Bonituren des Staatlichen Weinbauinstitutes statt. Die Ergebnisse sind wie jedes Jahr unter https://monitoring.vitimeteo.de/ einzusehen. Die Kulturmassnahmen zur Vorbeugung der KEF sind allgemein bekannt, die aktuelle Broschüre ist dem Info beigelegt. Die diesjährige Mittelliste bietet denselben Umfang wie vergangenes Jahr. Damit ist der Weinbau auf mögliche Eventualitäten gut eingestellt. Der vorbeugende Einsatz von Surround macht eine vollständig entblätterte Traubenzone und die Befahrung jeder Gasse notwendig, damit ein optimaler Belag erreicht werden kann. Surround wirkt nur als Repellent. Da das Produkt die Reben in der Traubenzone „weiss macht“, ist es Erklärungsbedürftig.

Zu den Pilzkrankheiten 

Mit den nun laufenden Abschlussbehandlungen geht die Saison gegen die Pilzkrankheiten zu Ende. Noch nie war die Behandlungszahl so hoch, eine Saison so anhaltend intensiv. Das Jahr 2024 bestätigt altes Wissen.

1. Landwirtschaft braucht zuverlässige und wirksame Pflanzenschutzmittel. Erträge müssen geschützt, nicht gefährdet werden.

2. Für ein Resistenzmanagment zum Erhalt der Wirkung der Mittel muss eine ausreichende Anzahl von Produkten zur Verfügung stehen. 

3. Pflanzenschutzreduktionsziele, welche diese Tatsachen nicht anerkennen, sind zukünftig nicht tragfähig. Die Anforderungen steigen, anstatt dass diese zurückgehen, bzw. im Status quo bleiben.

Für den Abschluss diese Woche im westlichen Beratungsgebiet und kommende Woche am Bodensee kommen zum Einsatz:

Zum Abschluss ohne Kupfersplitting: ein Kupfermittel wie z.B. Funguran Progress mit 2,0 kg / ha, Cuprozin Progress mit 1,6 l / ha oder Airone SC mit 2,6 l / ha oder Coprantol Duo mit 2,5 l / ha Mittelaufwand. 

Zum Abschluss mit Kupfersplitting, sofern umgesetzt: dabei sind die oben genannten Aufwandmengen zu halbieren. Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie Topas mit 0,32 l / ha oder Sarumo, bzw. Galileo mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die Kombination eines Multi-Site-Wirkstoffes (Netzschwefel Stulln 3 kg / ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich beim organischen Mittel Resistenzen entwickeln. Aktuell fehlen dazu allerdings noch ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Beratung keine allgemeine Empfehlung für diesen Einsatz ausgesprochen werden, er hilft aber gegen den Sommerbefall von z.B. Pockenmilben. Bei einer Strategie mit Hydrogencarbonaten 3- 4 kg / ha Netzschwefel (Produkt Stulln) in Kombination mit 3- 4 kg / ha Vitisan und dem Netzmittel Wedcit oder 3 kg / ha Kumar. Beim Einsatz von Hydrogencarbonaten ist auf die Intensität der Sonneneinstrahlung zu achten. Die Laubwand wird bei intensiver Einstrahlung strapaziert. In Verbindung mit sauerwirkenden Blattdüngern wie Bittersalz kommt es zu Ausfällungen. Der Pflanzenschutz der nun schön wachsenden Junganlagen ist bis Monatsende weiterzuführen. 

Bei Tafeltrauben ist auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten. 

Gesunde PIWI – Anlagen können aus der Behandlung genommen werden. Stiellähme empfindliche Sorten wie Muscaris oder Cabernet Cortis sind mit Magnesium über das Blatt zu versorgen. Melden Sie bitte Reblausbeo- bachtungen in den Sorten. In Vermehrungsanlagen der PIWI – Sorten – und nur in solchen Anlagen – ist eine Behandlung zum Abschluss für die Sicherung der Holzgesundheit zu empfehlen.

Botrytisbehandlungen sind im Spätbereich deutlich weniger effektiv wie zu „vor Traubenschluss“. Halten Sie Rücksprache mit ihrem Vermarktungsbetrieb, falls solche gewünscht sind. Es gelten die Empfehlungen zur Traubenzonenbehandlung „vor Traubenschluss“ aus vorangegangenen Infos.

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel und die Zulassungen für Tafeltrauben. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Es gelten die weinbaulichen Empfehlungen des letzten Infos. Die Herbizidmassnahmen sind abzuschliessen, beachten Sie die geltenden Wartezeiten.

 

Sonstige Hinweise

Die Verwaltungsgruppe des Fachbereiches Landwirtschaft Breisgau – Hochschwarzwald weisst auf folgende Regelung im Rahmen der Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen hin: 

Es besteht weiterhin die Möglichkeit den Antrag vorab telefonisch durchzusprechen und diesen im Anschluss per Post oder Briefkasteneinwurf, Europaplatz 3 in 79206 Breisach einzureichen. Eine persönliche Antragsentgegennahme für den Vorantrag Umstrukturierung und Umstellung von Rebflächen 2025, ist nur nach vorheriger Terminvereinbarung möglich. Diese sind ausschließlich im Zeitraum 8.30 Uhr bis 12.00 Uhr möglich. Montag bis Donnerstagnachmittags bieten wir zusätzlich eine telefonische Beratung an.   

Wer die Arbeitsintensive Saison bei einem Gläschen Wein abschliessen möchte, dem bietet sich an den noch kommenden zwei Augustwochenenden die „längste Weinprobe“ der Tuniberger Genossenschaften am Tuniberg Höhenweg an.

 

Sofern nicht anderst erforderlich, erfolgt das nächste Weinbauinfo in der Sommerpause nach Bedarf zur Lage bei der KEF, nach der Sommerpause mit Infos zum Reifeverlauf.  

Informationen  zum Datenschutz und zum Einsatz von Cookies auf dieser  Seite finden Sie in unserer Datenschutzerklärung