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Pflanzenschutz-Hinweis Südbaden 2024 (KW 23)

Kohlfliege

Die Eiablage der zweiten Generation der Kohlfliege hat begonnen. Die Zahl der Eier ist noch weit unter der Schadschwelle, wird aber zunehmen. Jungpflanzen von Kohlarten sollten mit SpinTor (alle Kohlarten) oder Verimark (Blumen- und Kopfkohle) behandelt werden. Anschließende Feldbehandlungen gegen Kohlfliege sind um diese Jahreszeit in der Regel nicht nötig. Im Bio-Anbau halten jetzt wöchentliche Hackgänge die Zahl der Eier und Maden während der empfindlichen ersten Kulturwochen unter der Schadschwelle. Rettich, Radies, Kohl- und Speiserüben sind am sichersten unter einem Kohlfliegennetz.

Raupen

Gemüse- und Gammaeule haben mit der Eiablage begonnen, örtlich sind schon kleine Raupen an Tomate, Paprika, Gurke zu finden, im Freiland vor allem an Salat. Bei Salat erkennt man den Befall besonders leicht an roten Sorten. Da die jungen Räupchen zunächst nur die Oberhaut der Blätter abschaben, wird die darunter liegende, grüne Gewebeschicht sichtbar. Diese Flecken fallen schon beim Vorbeigehen ins Auge. Oft sind zwischen 5 und 10 % der Pflanzen befallen. Mit einer Behandlung sollte bis nach dem Wochenende gewartet werden, nach einem kräftigen Regen könnte eine solche überflüssig sein. Am Fruchtgemüse in den Gewächshäusern muss von Fall zu Fall entschieden werden, ob eine Bekämpfung notwendig ist.

In Kohl ist weiterhin hauptsächlich die Kohlmotte aktiv. Ab und zu findet man auch hier Eier und Raupen von Gammaeule, nur vereinzelt die vom Kleinen Kohlweißling. Gezielte Behandlungen sind in Kohl meist noch nicht nötig.

Ohrwürmer

In vielen Gurkenbeständen sind Ohrwürmer für Löcher an sich entfaltenden Blättern und Vernarbungen an Früchten verantwortlich. Auf Befall sollte in den Köpfen der Pflanzen kontrolliert werden. Dort findet man die Tiere selbst, den feinkrümeligen, dunklen Kot und Fruchtansätze mit abgenagter Schale. Wenn die Schäden zu groß werden, können die Ohrwürmer mit z. B. Spintor, Spruzit Neu oder einem Pyrethroid bekämpft werden. Wenn man gezielt nur in die Köpfe behandelt, trifft man die meisten der Tiere (außer nachts) und spart Zeit und Mittel. Auch zwischen den jungen Blättern von Auberginen wohnen manchmal Ohrwürmer. Insbesondere im Bio-Anbau kann ihr Nutzen als Gegenspieler von Blattläusen den Schaden durch den Lochfraß an den Blättern überwiegen.

In einem Bestand an frühem Spitzkohl wurden ebenfalls Ohrwürmer in größerer Zahl zwischen den Blattbasen der inneren Umblätter gefunden. In solchen weichblättrigen Kohlarten oder an Blumenkohl können sie Fraßschäden machen, wenn sie zahlreich auftreten. Bei Kontrollen sollte das beachtet werden. Ohrwürmer werden mit vielen Insektiziden erfasst, neben den oben genannten u. a. mit Coragen, Minecto One oder Mospilan.



Kohldrehherzgallmücke

Bisher gab es kaum Schäden durch die Kohldrehherzgallmücke. Die aktuellen Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und längere Regenpausen bieten ihr jetzt aber gute Bedingungen. Ein Netz (1,4 mm) schützt sicher vor Befall. Bei Blumenkohl und Brokkoli kann es abgenommen werden, sobald die Blumen etwa 1 cm Durchmesser erreicht haben. Rosenkohl ist während der gesamten Wachstumsphase gefährdet. Wenn die Triebspitze zerstört wird, bremst das die Entwicklung; wenn Seitenknospen befallen werden, welche zu Röschen auswachsen sollen, kostet das Ertrag. Die Netzabdeckung hilft auch hier. Eine von dies- und letztjährigen Kohlflächen isolierte Pflanzung reduziert ebenfalls die Befallsgefahr. Wo diese Maßnahmen nicht durchführbar sind, kann in bekannten Befallslagen die Nebenwirkung von Insektiziden genutzt werden. Wirksam gegen die Drehherzmücke sind u. a. Coragen, Mospilan SG, Minecto One, SpinTor, Spruzit Neu oder Pyrethroide.


Rote Bete und Mangold

Im Juli 2023 wurden in den Knollen von Rote Bete aus dem Markgräflerland Fraßgänge entdeckt, verursacht durch etwa 1 cm große weiße, fußlose Larven mit hellbrauner Kopfkapsel. Diese wurden als Lixus juncii bestimmt. Dieser Rüsselkäfer ist in Italien und Frankreich, und seit einigen Jahren auch in der Schweiz als Schädling an Zuckerrüben bekannt. Rote Bete gehört botanisch zur gleichen Art. Das Auftreten in Südbaden war trotzdem unerwartet, weil der Käfer bislang noch nicht in Deutschland nachgewiesen worden war. Einen deutschen Namen gibt es für ihn noch nicht.

In der vergangenen Woche wurden in der Nähe der vorjährigen Befallsfläche zahlreiche dieser Käfer an schossendem Mangold gefunden. Zuckerrübenanbau in der Gegend könnte es ihm ermöglicht habe, in den vergangenen zwei Jahren unbemerkt eine Population aufzubauen. Darüberhinaus wurden, ebenfalls in der vergangenen Woche, einige Exemplare am nördlichen Kaiserstuhl in einem Mangold-Bestand gesichtet. Möglicherweise kommt dieser Schädling bei uns an weiteren Standorten vor.

Bitte achten Sie bei Bestandskontrollen in Mangold, Rote Bete oder Zuckerrüben auf die Tiere und die Fraßgruben an Stängeln und Blattstielen. An diesen werden auch die Eier abgelegt. Die schlüpfenden Larven fressen sich von dort nach unten in die Wurzel bzw. Rübe. Das Schadbild erinnert damit an das von Kohltriebrüssler, aber wegen der Größe von Lixus juncii von knapp 1,5 cm bewegt es sich in einem anderen Maßstab.

Da die Käfer nur wenige Wochen im Mai und Juni an den Pflanzen fressen, können Schäden überwachsen werden. Möglich ist aber auch, dass bei Mangold bei starkem Befall die Pflanzen durch den Fraß der Larven zum Absterben gebracht werden. Beim Auftreten an Rote Bete ist eine Entwertung der Knollen durch die Fraßgänge zumindest möglich. Vielleicht handelt es sich dabei aber auch um Einzelfälle. Wie groß das Schadpotenzial ist, dazu gibt es bei uns noch ebenso wenig Erfahrung wie zur Verbreitung des Schädlings. Wo Befall festgestellt wird, sollten Rote Bete, die sich in der Nähe befinden, sicherheitshalber bis etwa Ende Juni mit einem Kohlfliegennetz (1,4 mm) geschützt werden. Sind die Käfer schon an den Rote-Bete oder Mangold selbst aktiv, werden sie vermutlich bei Spritzungen mit Minecto One (nur Rote Bete), Spruzit Neu oder Pyrethroiden gegen Blattläuse oder Raupen miterfasst.

Lixus juncii Collage

Bilder: Lixus juncii bei der Paarung auf schossendem Mangold (oben links). Die Tiere sind ca. 1,5 cm lang, schlank und haben den für Rüsselkäfer typischen Rüssel. Ein auffälliges Merk-mal ist der helle Seitenstreifen (oben links). In die kraterartig aufgewölbten Fraßgruben (unten links) werden auch die Eier abgelegt. Die daraus schlüpfenden Larven (Pfeil) minieren im Blattstiel bzw. Stängel nach unten (unten rechts). Bei Roter Bete fressen sie sich bis in die Knolle (oben rechts)

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