Weinbauinfo Bodensee Nr. 17

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Allgemeiner Entwicklungsstand 

Die Hundstage werden auf Diät gesetzt. Normalerweise der Höhepunkt des Sommers, präsentieren sich die aktuellen Tage eher mässig warm. Dies soll vorerst so bleiben und eine sommerliche Wetterlage sich vielleicht wieder Anfang August einstellen. Die Niederschläge am letzten Wochenende waren umgekehrt wie angesagt: im Westen spärlich, im östlichen Beratungsgebiet mit in der Summe um 35 mm akzeptabel. Über das kommende Wochenende sind überall weitere Niederschläge angesagt, welche im östlichen Beratungsgebiet sehr reichlich ausfallen sollen. Damit wäre die sich immer mehr abzeichnende Trockenlage vorerst beendet. Die Reife geht voran. Seit Wochenanfang können überall im westlichen Beratungsgebiet sich färbende Spätburgunder beobachtet werden, erste Müller – Thurgaubeeren sind essbar, Stadium BBCH 81 Reifebeginn ist erreicht. Bei gemässigten Temperaturen wird die Reife sich normal entwickeln, es ist weder kühl noch kalt. Sofern Ertragsschätzungen stattfanden, deuten alle Daten auf einen durchschnittlichen Jahrgang in der Menge hin. Zum einen ist die durchschnittliche Traubenzahl pro Stock 10 – 20% geringer, diese liegt unter 20 Trauben / Stock, ebenso die Traubengrösse und zusätzlich die Traubengewichte tiefer wie in Normaljahren. Die vielen mischbeerigen Trauben lassen kein gewohnte Zunahme beim Gewicht erwarten, da die kleinen Beeren sich nicht weiter füllen. Eine Sorte zeichnet sich jetzt schon als unterdurchschnittlich ab: Grauburgunder. 

 

Zu den tierischen Schädlingen 

Für den Traubenwicklerflug der zweiten Generation ist die Flugkontrolle durchzuführen.  Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter Vitimeteo Monitoring. Es gibt keine Meldungen aus den Verfahren. Ebenso ruhig ist die Lage im Raum Kressbronn. Ansonsten bestehen keine weiteren besonderen Beobachtungen. Gegen Grüne Rebzikaden wird das bewährte alternierende Mulchen empfohlen und während der Flugperiode sollten die Wirtspflanzen der Windenglasflügelzikade wie Brennnesseln nicht beseitigt werden. Immer um diese Jahreszeit stellt sich die Frage nach der KEF, da erste frühe rote Sorten schon stark färben. In den Kirschen war dieses Jahr ein immenser Druck. Nicht mehr behandelte Bäume wurden in nicht einmal Wochenfrist „gekillt“. Für den Weinbau ist dies noch keine Aussage, die weitere Witterung ist entscheidend. In der diesjährigen Mittelliste fällt leider Mospilan SG weg, da nach (VO (EU) 369/2005 i.V. mit VO (EU) 2025/158) die Rückstandswerte neu geregelt wurden und die Zulassung gegen Fruchtfliegen ab 19.08.2025 nicht mehr besteht. Für Solo – Behandlungen war dies das einzige B4 - Mittel. Mit Rücksprache mit dem Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg steht für 2025 nachfolgend aufgeführte Mitteltabelle zur Verfügung.

 

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Gesundheitszustand, auf alemannisch: S’isch tiptop! Im westlichen Beratungsgebiet läuft am Wochenende an für Pflanzenschutz guten Tagen die Abschlussbehandlung, im östlichen Beratungsgebiet steht diese auf das nächste erste Augustwochenende an. Zum Einsatz kommen im Beratungsgebiet für den Abschluss:  gegen Peronospora ein Kupfermittel wie z.B. Funguran Progress mit 2,0 kg / ha, Cuprozin Progress mit 1,6 l / ha oder Cuproxat mit 8,0 l / ha, bei gesplitterter Strategie die hälftige Aufwandmenge. Sollten andere Mittel im Rahmen der Wartezeiten verwendet werden, halten Sie bitte Rücksprache mit ihrem Vermarktungsbetrieb. Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Topas mit 0,32 l / ha. Die organische Spritzfolge kann auch mit einer Kombination von Schwefel und Hydrogenkarbonaten abgeschlossen werden. Bei dieser Strategie mit Hydrogencarbonaten 3- 4 kg / ha Netzschwefel (Produkt Stulln) in Kombination mit 3- 4 kg / ha Vitisan und dem Netzmittel Wetcit 0,2% oder 3 kg / ha Kumar ohne Netzmittel. Beim Einsatz von Hydrogencarbonaten ist auf die Intensität der Sonneneinstrahlung zu achten. Die Laubwand wird bei intensiver Einstrahlung strapaziert. Die maximale empfohlene Aufwandmenge in der Spritzbrühe beträgt 1 kg pro 100 l Wasser bei Backpulvermitteln. 

Für die Abschlussbehandlung ist noch folgendes anzumerken: durch den stabilen, sehr guten Gesundheitszustand kann das vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg geprüfte Verfahren der Behandlung der oberen Laubwand umgesetzt werden. Hierfür werden die unteren zwei Düsen ausgeschaltet. Im Südbadischen Raum tauchte in diesem Rahmen die Frage auf: „Un für d‘ Trübel mache mer nüt?“ Antwort: „So isches“. Die Behandlung der Traubenzone kann belassen werden, da die Trauben nicht mehr befallen werden. Untersuchungen zur Anfälligkeit der Trauben zeigen ab Reifebeginn kein Befall mehr. Die davor liegenden empfindlichen bis hochempfindlichen Phasen sind durch Pflanzenschutz abgedeckt. Für die obere Laubwand ist eine Behandlung zum Schutz gegen die mögliche Entwicklung von späterem Blattoidium vorteilhaft.

Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten.

Die vielfach vorliegende lockere Traubenstruktur, viele Anlagen mit moderatem Ausblasen sowie keinerlei frühen Botrytisinfektionen lassen eine zweite Botrytisbehandlung als wenig effektiv erscheinen. Halten Sie Rücksprache mit ihrem Vermarktungsbetrieb, ob die Massnahme z.B. in Sonderlinien gewünscht ist. Sofern die Behandlung doch umgesetzt wird: als Traubenzonen behandlung kämern zum Einsatz: ein Mittel wie Cantus mit 0,6 kg / ha, Switch mit 0,48 kg / ha oder Kenja mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die Behandlung ist eine Sondermassnahme und erfordert eine Befahrung jeder Gasse. Achten Sie auf Wirkstoffwechsel zur ersten Behandlung.

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Es gelten die Hinweise der zurückliegenden Infos. Sofern die Niederschläge viel geringer ausfallen sollten, sind auf Trockenstandorten die Junganlagen im Blick zu halten und bei sich einstellenden Trockenheitssymptomen zu wässern. Achten Sie besonders auf die empfindlicheren Hochstammreben. Ein sauberes Aufheften führt zu den erforderlichen geraden Stämmen für die maschinellen Arbeiten der nachfolgenden Jahre. 

Die Entwicklung der Trauben hat ein Stadium erreicht, in welchem keine Kompensationsreaktionen bei Ertragsregulierungen eintreten. Bei sehr kompakten Trauben oder bei Anlagen für Sonderlinien kann die Traubenteilung umgesetzt werden. Souvigier gris ist eine schöne Sorte, aber sie neigt zu dritten und vierten Trauben. Diese können hier und auch in anderen Sorten als Qualitätsfördernde Massnahme entfernt werden. 

Die Unterstockarbeiten sollten abgeschlossen werden, bei den Herbiziden unter Beachtung der Wartezeiten und bei mechanischer Bodenbearbeitung zum Schutz gegen späte Mineralisation mit steigender Botrytisgefahr. 

Auf Grund der wechselhaften Witterung mit Tagen von sehr geringem Energiegenuss wird ein Zusatz von Magnesium zur Abschlussbehandlung empfohlen. Der Einsatz erfolgt mit einem magnesiumhaltigen Blattdünger wie z.B. Bittersalz (bis max. 3%ig) oder alternativer Produkte wie z.B. Lebosol Magnesium 400 SC oder Folicin Magnesium in Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen.

 

Sonstige Hinweise

Es ist inzwischen die Nachricht eingetroffen, dass ab 01.08.2025 für das diesjährige Verfahren von U + U FIONA offen geschaltet wird und Anträge nur noch auf diesem Weg möglich sind. Weitere Informationen zur Antragsstellung werden nach Erhalt zeitnah mitgeteilt.

 

Dies war das letzte wöchentliche Info. Sofern nicht anderst erforderlich, erfolgen Weinbauinfos in der Sommerpause nach Bedarf zu Verwaltungsfragen, zur Lage bei der KEF und nach der Sommerpause mit Infos zum Reifeverlauf.