Weinbauinfo Kaiserstuhl-Nr. 17-2025

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Weinbauinfo Nr. 17-2025 vom 18.07.2025

 

Agenda      Reife setzt ein      

                   Abschlussspritzung

 

Wechselhaftes Wetter mit teils ergiebigen Niederschlägen durch Gewitter und leider auch leichter Hagel über den Gemarkungen Oberbergen und Bötzingen ereilten uns vergangene Woche. Die Hagelschäden sind bedauerlich aber zum Glück noch überschaubar, dennoch ertragsmindernd. Die Niederschläge sehr willkommen und gerade im jetzigen Entwicklungsstadium BBCH 81 „Reifebeginn“, erfreulich. Mittlerweile wurde die ersten umfärbenden Spätburgunder in den frühsten Lagen des Kaiserstuhls bei mir gemeldet. Damit macht die Vegetationsentwicklung einen weiteren Sprung nach vorne. Dies könnte in diesen sehr frühen Jahren schon einen Erntebeginn ab dem 06.09.2025 bei frühen Sorten und in frühen Lagen bedeuten.

Damit wird das Thema Termin Abschlussspritzung nochmals dringlicher. Gerade betreffend der Wartezeiten 35 Tag z.B. bei Topas oder Folpan sollte sichergestellt werden, dass in der Woche bis zum 26.07. die Abschlussspritzung am Kaiserstuhl stattfindet! Natürlich gibt es spätere Gemarkungen mit höheren und gerade dieses Jahr wieder spätere Lagen. Hier kann unter Berücksichtigung der Einhaltung der Wartezeiten, der eingesetzten Mittel, bis max. 02.08. die Abschlussspritzung, erfolgen.

Wohl wissentlich, dass es auch PSM mit kurzen Wartezeiten von 21 Tage und weniger gibt. Aber bei dem aktuell hervorragenden Gesundheitszustand sind die Termine locker einzuhalten!

Die Wettervorhersage meldet für heute noch Hochdruckeinfluss bei gleichzeitigem Einfließen von labilen, feuchten Luftmassen, die ab morgen Mittag und über das Wochenende kräftige Gewitter und Niederschläge mit sich bringen können.

 

Tierische Schädlinge

Traubenwickler

Der Flug der zweiten Generation des Traubenwicklers läuft auf niedrigen Niveau. Siehe hierzu monitoring.vitimeteo.de . Bitte kontrollieren sie mindestens 2 x pro Woche den Zuflug in ihren Fallen. Tragen Sie die Ergebnisse an den Aushangtafeln ein.

Grüne Rebenzikade

Wer in den Reben arbeitet kann im Moment an der Blattunterseite die grüne Rebenzikade beobachten. Auffällig sind ihre seitlichen Bewegungen auf der Blattunterseite. Oft sind Sie auch an der Scheibe der Schlepperkabine zu sehen. Bei starkem Auftreten können Sie an den Blättern saugen. Dadurch kommt es zu gelben mosaikartigen Blattverfärbungen an den Weißweinsorten und entsprechenden roten Verfärbungen bei den Roten. Damit einhergehend ist ein starker Energieverlust bei der Photosynthese der Rebe. In Folge werden die Trauben nur ungenügend reif.

Bewährt hat sich das alternierende Mulchen jeder 2. Gasse. Damit bleibt ein Teil des Habitats für die Zikaden erhalten. Dies fördert Ihren Lebensraum am Boden!

 

Amerikansiche Rebzikade

Ab nächster Woche ist ein umfangreiches Monitoring mit Gelbtafeln auch am Kaiserstuhl geplant. Bitte belassen Sie die Gelbtafeln in den Weinbergen!

 

Pilzkrankheiten

Peronospora und Oidium

Mittlerweile sind erste Meldungen von Oidiumbefall eingegangen.

Bitte kontrollieren Sie nochmals ihre Anlagen vor allem die anfälligen Rebsorten Müller-Thurgau, Chardonnay, Silvaner und Cabernet Dorsa. Bei Befall umgehend eine

Oidium Stoppspritzung wie folgt durchführen:

Zum Einsatz kommen „Kaliumhydrogenkarbonat“ wie z.B. Kumar oder Vitisan:

1. Empfehlung Traubenwäsche:

Z.B. Kumar 5 Kg/ha in ca. 600-800 L Wasser/ha oder alternativ Vitisan 6 Kg/ha und Netzmittel z.B. Pro Agro 30 ml/100L Brühe.

Mit großen Düsen die Traubenzone tropfnass spritzen. Jede Gasse fahren.

2. Empfehlung volle Laubwand:

Z.B. Kumar 5 Kg/ha in ca. 800 L Wasser/ha oder alternativ Vitisan 8-10 Kg/ha und Netzmittel Pro Agro 30 ml/100L Brühe.

Jede Gasse fahren und tropfnass spritzen!!!

Die Stopp-Behandlung sollte innerhalb 5-7 Tagen wiederholt werden!!!

Bitte beachten Sie bei der Anwendung, dass bei Temperaturen über 25°C und starker Sonneneinstrahlung, sowie bei Rebanlagen mit Trockenstress- oder Chlorosesymptomen, Blattverätzungen entstehen können!

Hinsichtlich Peronospora sind vereinzelt Ölflecke, teils mit Sporulation im Neuzuwachs an den Geiztrieben zu beobachten. Dieser Befall wird größtenteils mit dem Laubschnitt entfernt. Mit den aktuellen Belagsspritzungen, 2. Letzte und Abschlussbehandlung erhält der Neuzuwachs nochmals Schutz gegen weitere Infektionen.

Für die Abschlussspritzung, folgende Mittelempfehlungen:

Gegen Oidium (Mehltau) ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Topas 0,32 L/ha. Alternativ Belanty 1,0L/10.000m² LWF entspricht ca. 1,5-1,75 L/ha Custhodia 0,7 L/ha. In Lagen mit später Traubenentwicklung und in gefährdeten Befallslagen bringt der Einsatz von potenten organischen Oidiumfungiziden wie z.B. Vivando 0,32 L/ha oder Kusabi 0,3 L/ha (beide Wirkstoffkategorie K) oder Dynali 0,8 L/ha (R/G) mehr Wirkungssicherheit. Bitte beachten Sie das Antiresistenzmanagement.

Zur Peronosporabekämpfung empfehlen wir ein Kupferpräparat wie z.B. Funguran Progress 2,0 Kg/ha oder Cuprozin Progress 1,6 L/ha.

 

Pflanzenschutzmittelreduktion

Hier kommen zum Einsatz gegen Oidium z.B. Netzschwefel Stulln 5,0 Kg/ha oder Bikarbonate wie z.B. Vitisan 5-6 Kg/ha + empfohlenes Netzmittel wie z.B. Wetcit oder Kumar 5,0 Kg/ha. Bitte beachten Sie, dass es bei Applikation bei Hitze (über 25°C) oder bei heißen Tagestemperaturen und Hitzeperioden zu starken Laubwandverbrennungen kommen kann. In solchen Wetterphasen wird eine Anwendung von Bikarbonaten nicht empfohlen.

Gegen Peronospora ein Kupferpräparate wie z.B. Funguran Progress 1,0 Kg/ha oder Cuprozin Progress 0,8 L/ha (Halbe Aufwandmenge; Kupfersplitting).

Der Spritzabstand sollte 7 Tage nicht übersteigen.

 

Das Befahren jeder Gasse in Befallsanlagen, bei besonders anfälligen Sorten (Müller-Thurgau, Chardonnay, Silvaner, Cabernet Dorsa…) wird bei der Abschlussspritzung besonders empfohlen.

 

Wichtiger Hinweis: 

Die Grundlage für eine erfolgreiche Mehltaubekämpfung ergeben sich aus der richtigen Terminierung, beste Applikationsqualität und die Berücksichtigung des Antiresistenzmanagements, d.h. konsequenter Wirkstoffwechsel. Zudem sollte bei anfälligen Sorten wie z.B. Müller-Thurgau, Silvaner, Chardonnay und insbesondere Cabernet Dorsa, sowie in den Befallsanlagen jede Gasse befahren werden. Die Kombination eines Multisitewirkstoffes (Netzschwefel 3,6 Kg/ha) mit einem organischen Oidiumfungizid soll verhindern helfen, dass sich bei organischen Wirkstoffen, Resistenzen gegen Mehltau entwickeln. Aktuell fehlen ausreichend wissenschaftliche Beweise. Aus diesem Grund kann von Seiten der Weinbauberatung keine allgemeine Empfehlung für den Einsatz ausgesprochen werden.

 

Vorbeugung von Stiellähme (auch bei PIWI)

Ab Blütenende empfehlen wir zur vorbeugenden Behandlung gegen Stiellähme, Bittersalz max. 2-3%ig zur Spritzbrühe hinzuzugeben. Alternativ magnesiumhaltige Blattdünger wie z.B. Lebosol Magnesium 400 SC 2-5 L/ha oder Wuxal Magnesium 5 L/ha.

Es ist nicht zu empfehlen Bittersalz mit Phosphonaten zu mischen.

 

Allgemeine Hinweise:

Der Wasseraufwand beträgt 1000-1200 L/ha im Spritzverfahren bzw. 450-600 L/ha im Sprühverfahren. 
Die angegebenen Mittelmengen bezogen auf den aktuellen Entwicklungszustand der Reben ist Basis x 4,0.
Für alle Pflanzenschutzmittelangaben gilt: ohne Gewähr!
Bitte benutzen Sie abdriftmindernde Applikationstechnik (Injektordüsen) und achten sie auf eine zielgenaue Einstellung der Spritze. In Schutzgebieten zwingend vorgeschrieben (IPS +)
Beim Sprühen sollte eine angepasste Gebläsedrehzahl gewählt und Abdrift verhindert werden. 
Nutzen Sie Tage mit geringem Windaufkommen. Siehe hierzu Vitimeteo-Wetter-Meteogramme zur Planung 
Bitte beachten Sie die Auflagen und Anwendungsvorschriften in dem Beipackzettel der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Insbesondere die Vorschriften zum Gesundheits- und Anwenderschutz. 
Wenden Sie nur entsprechend der Indikation zugelassene Pflanzenschutzmittel an.
Pflanzenschutzmaßnahmen müssen mittels Spritzdokumentation aufgezeichnet werden. Dies kann handschriftlich aber auch digital erfolgen!
 

 

Weinbauliche Arbeiten

Bodenpflege

Das alternierende (jede 2. Gasse), nicht zu tiefe Mulchen, hat sich in den letzten heißen Jahren sehr bewährt, um den Boden durch die vorhandene Begrünung zu beschatten. Außerdem verbrennt dann die Grasnarbe nicht!

Anstehende Unterstockpflege sollte in der ersten Julihälfte letztmalig mechanisch (Flachschar, Rollhacke, Scheibe, Fingerhacke) durchgeführt werden. Wer späte Unterstockbodenbearbeitungen vornimmt riskiert späte Stickstoffmineralisation. Dies erhöht das Fäulnisrisiko der Trauben!!!

Notwendiger Herbizideinsatz im Unterstockbereich sollte im Sinne des Minimierungsgedankens durchgeführt werden. Streifen so schmal wie möglich, maximal 20% der Gassenbreite. Keine Anwendungen auf Wegen, Böschungen oder Bachläufen.

Insbesondere bei Bächen und Gewässern gilt ein gesetzlicher Mindestabstand von 5 Meter zur Gewässergrabenoberkante.

 

Junganlagen

Für eine Peronospora-Bekämpfung werden im vorbeugenden wöchentlichen Spritzintervall Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG 0,4 Kg/ha oder Delan 0,2 Kg/ha oder Mildicut 1,0 L/ha empfohlen. Konzentrierung Basisaufwand/ha bezogen auf 400L/ha Wasseraufwand. Zur Oidiumbekämpfung wird der Zusatz eines organischen Präparates empfohlen. Die Spritzintervalle sollten dem Zuwachs entsprechend angepasst werden und bei der derzeitigen Wetterlage 8-10 Tage nicht überschreiten. Bitte die Pflanzenschutzbehandlungen in Junganlagen bis Anfang September fortsetzen. Bitte ab August (Reife in Ertragsanlagen) mindestens die 3 Randzeilen zu den Ertragsanlagen nur von der abgewendeten Seite applizieren um Abdrift zu vermeiden!!!

Als Nährstoffzugabe und Repellent gegen Haarwild Aminosol oder Beckmann Aminofert-N 1L/ha der Spritzbrühe zusetzen. Zur direkten Bekämpfung gegen Fraßschäden durch Hasen/Haarwild ist Trico (auf Schaf-Fett-Basis, 15 l/ha bis ES 61 zugelassen.

 

Kulturarbeiten

Feinarbeiten und Ertragsregulierungen stehen auf dem Arbeitskalender. Wer aktuell seinen Traubenertrag mittels Wiegen mehrerer Trauben (Traubendurchschnittsgewicht) auf einen möglichen Stockertrag, respektive Flächenertrag hochrechnen möchte, sollte davon ausgehen, dass die Trauben bei normaler Wasserversorgung Ihr jetziges Traubeneinzelgewicht verdoppeln. Daraus ergibt sich folgende Rechnung:

 

Durchschnittliches Traubeneinzelgewicht x Traubenanzahl/Stock x 2 = theoretischer Stockertrag
Theoretischer Stockertrag x Stockanzahl je ha = möglicher Ertrag
 

Umstrukturierungskontrollen

Ab nächster Woche beginnen wir mit der Umstrukturierungskontrolle am Kaiserstuhl. Falls Sie Mitarbeiter vom Landratsamt mit einer GPS-Antenne im Rucksack in den Junganlagen sehen, dann werden diese Anlagen im Rahmen der U+U Förderung vermessen und kontrolliert.

 

Tobias Burtsche

Weinbauberatung Kaiserstuhl