Weinbauinfo Bodensee Nr. 16

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Allgemeiner Entwicklungsstand 

Seit Sonntag prägt wechselhafteres Wetter zwischen Bewölkung und Sonnenschein das Bild, aber nennenswerte Niederschläge sind bisher nicht enthalten. Angenehm sind die kühleren Temperaturen für Mensch und Natur. Die allgemeine Grundsituation ist weiterhin stabil, die Gesundheit überall top und die Reife zeichnet sich ab. Einzelne Regentbeeren zeigen bläulichen Schimmer, Solaris hat erste weichere Beeren. Einzig die ersten zusammenbrechenden Stöcke von ESCA und hartnäckige Chlorosestöcke trüben das schöne Bestandsbild. Bis zum Wochenende soll das wechselhaftere Wetter anhalten, wobei für den Süden die besseren Bedingungen gemeldet sind. Um das Wochenende und zum Wochenanfang sind Regen im gesamten Beratungsgebiet angesagt, welche im westlichen Teil des Beratungsgebietes auch kräftig ausfallen sollen. Es gibt schon Lagen, für welche Wasser vorteilhaft wäre. Im Westen die Lagen mit anstehendem Gestein, im diesjährig sowieso trockeneren Bodenseeraum auf sehr kiesigen und damit durchlässigen Standorten und die Junganlagen. Die sehr gute Blüte im Bodenseeraum zeigt sich in einer wesentlich gleichmässigeren Ausprägung der Trauben. Der Bodenseeraum verzeichnet aktuell das bessere Ertragspotential. Die Wasserversorgung wird für die weitere Entwicklung ausschlaggebend sein. Hier haben die tiefgründigen Lössböden am Tuniberg wieder ihren Vorteil.

 

Zu den tierischen Schädlingen 

Für den Traubenwicklerflug der zweiten Generation ist die Flugkontrolle durchzuführen.  Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter Vitimeteo Monitoring. Die Bonitur der Pheromonverfahren mit den neuen BIOTWIN L+ - Dispensern verlief absolut erfreulich und auch sonst gibt es keine Meldungen aus den restlichen Verfahren. Ebenso ruhig ist die Lage im Raum Kressbronn. Ansonsten bestehen keine weiteren besonderen Beobachtungen. Gegen Grüne Rebzikaden wird das bewährte alternierende Mulchen empfohlen und während der Flugperiode sollten die Wirtspflanzen der Windenglasflügelzikade wie Brennnesseln nicht beseitigt werden. Am Tuniberg wurde ein Netz von Gelbfallen für das Monitoring der Amerikanischen Rebzikade in den kommenden acht Wochen aufgebaut. Allgemein besteht die Hoffnung, dass die Fallen alle 14 Tage ohne Befund entsorgt werden können.

 

Zu den Pilzkrankheiten 

Bei bestem Gesundheitszustand rückt das Ende des Pflanzenschutzes gegen die Pilzkrankheiten rasch näher.  Für Lesen für Saft und Neuer Süsser ist aktuell der Abschlusstermin. Im westlichen Beratungsgebiet läuft die vorletzte Behandlung, ideal vor den angesagten möglichen kräftigen Niederschlägen, bis Ende kommender Woche steht noch die Abschlussbehandlung an. Durch den sehr guten Gesundheitszustand kann der Basisaufwand 3,5 beibehalten werden, nur für den Abschluss ist Basisaufwand x 4 vorzusehen. Zum Einsatz kommen im westlichen Beratungsgebiet aktuell:  gegen Peronospora ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, Folpan 500 SC mit 2,1 l / ha oder Delan WDG mit 0,7 kg / ha an. Für die Saftlesen als Abschluss ein Kupfermittel wie z.B. Funguran Progress mit 2,0 kg / ha, Funguran Progress mit 1,6 l / ha oder Cuproxat mit 8,0 l / ha. In solch guten Jahren kann auch eine gesplittete Abschlussbehandlung mit Kupfer angedacht werden. In diesem Fall werden die aufgeführten Aufwandmengen der Kupfermittel auf die letzten beiden Behandlungen hälftig aufgeteilt. Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Topas mit 0,28 l / ha, für den Abschluss mit 0,32 l / ha, oder Sarumo, bzw. Galileo mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die organische Spritzfolge kann auch mit einer Kombination von Schwefel und Hydrogenkarbonaten aufgelockert werden. Bei dieser Strategie mit Hydrogencarbonaten 3- 4 kg / ha Netzschwefel (Produkt Stulln) in Kombination mit 3- 4 kg / ha Vitisan und dem Netzmittel Wetcit 0,2% oder 3 kg / ha Kumar ohne Netzmittel. Beim Einsatz von Hydrogencarbonaten ist auf die Intensität der Sonneneinstrahlung zu achten. Die Laubwand wird bei intensiver Einstrahlung strapaziert. Die maximale empfohlene Aufwandmenge in der Spritzbrühe beträgt 1 kg pro 100 l Wasser bei Backpulvermitteln. 

Für die Abschlussbehandlung ein Kupfermittel wie schon aufgeführt und gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Topas mit 0,32 l / ha oder Sarumo, bzw. Galileo mit 0,75 l / ha Mittelaufwand, bzw. die alternative Schwefel - Hydrogencarbonatvariante. Für die Abschlussbehandlung ist noch folgendes anzumerken: durch den stabilen, sehr guten Gesundheitszustand kann das vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg geprüfte Verfahren der Behandlung der oberen Laubwand umgesetzt werden. Hierfür werden die unteren zwei Düsen ausgeschaltet. Die Behandlung der Traubenzone kann belassen werden, da die Trauben nicht mehr befallen werden. Für die obere Laubwand ist eine Behandlung zum Schutz gegen die mögliche Entwicklung von späterem Blattoidium vorteilhaft.

Auch im Bodenseeraum kann der Pflanzenschutz in Abständen um 12 Tage mit Basisaufwand x 3,5 weitergeführt werden. Zum Einsatz kommen: gegen Peronospora Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, als flüssige 500 SC Formulierung mit 2,1 l / ha oder Delan WG mit 0,7 kg / ha Mittelaufwand. Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Topas mit 0,28 l / ha, oder Sarumo, bzw. Galileo mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Sollte die kommende Behandlung als vorletzte Behandlung für Saftlesen vorgesehen sein, als Abschluss ein Kupfermittel wie z.B. Funguran Progress mit 2,0 kg / ha, Funguran Progress mit 1,6 l / ha oder Cuproxat mit 8,0 l / ha. In solch guten Jahren kann auch eine gesplittete Abschlussbehandlung mit Kupfer angedacht werden. In diesem Fall werden die aufgeführten Aufwandmengen der Kupfermittel auf die letzten beiden Behandlungen hälftig aufgeteilt. Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Topas für den Abschluss mit 0,32 l / ha, oder Sarumo, bzw. Galileo mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die obenstehende Empfehlung für Schwefel und Hydrogencarbonate gilt gleichlautend. 

Im Nachblütebereich wird der Zusatz von 2 kg / ha Netzschwefel (durch die Wartezeiten nun nur noch das Produkt Stulln) empfohlen, insbesonders zur Kontrolle von Sommerpopulationen von Pocken- und Kräuselmilben. Für eine volle Wirkung gegen Oidium ist die Mittelmenge auf 3,6 kg / ha zu erhöhen. Die Zusatzwirkung in Kombination mit organischen Mehltaumitteln gegen Oidium ist wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt.

Bei hoffentlich nicht notwendiger Behandlung nach Gewittern mit Hagel gegen Peronospora ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel wie z.B. Pergado mit 2,5 kg / ha oder Melody Combi mit 1,82 kg / ha Mittelaufwand. 

Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten.

Die vielfach vorliegende lockere Traubenstruktur, viele Anlagen mit moderatem Ausblasen sowie keinerlei frühen Botrytisinfektionen lassen eine zweite Botrytisbehandlung als wenig effektiv erscheinen. Halten Sie Rücksprache mit ihrem Vermarktungsbetrieb, ob die Massnahme z.B. in Sonderlinien gewünscht ist. Sofern die Behandlung doch umgesetzt wird: als Traubenzonen behandlung kämern zum Einsatz: ein Mittel wie Cantus mit 0,6 kg / ha, Switch mit 0,48 kg / ha oder Kenja mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die Behandlung ist eine Sondermassnahme und erfordert eine Befahrung jeder Gasse. Achten Sie auf Wirkstoffwechsel zur ersten Behandlung.

Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.

 

Weinbauliche Hinweise 

Es gelten die Hinweise der zurückliegenden Infos. Auf Trockenstandorten sind die Junganlagen im Blick zu halten und bei sich einstellenden Trockenheitssymptomen zu wässern. Achten Sie besonders auf die empfindlicheren Hochstammreben. Ein sauberes Aufheften führt zu den erforderlichen geraden Stämmen für die maschinellen Arbeiten der nachfolgenden Jahre. 

Die Entwicklung der Trauben hat ein Stadium erreicht, in welchem keine Kompensationsreaktionen bei Ertragsregulierungen eintreten. Bei sehr kompakten Trauben oder bei Anlagen für Sonderlinien kann die Traubenteilung umgesetzt werden. Souvigier gris ist eine schöne Sorte, aber sie neigt zu dritten und vierten Trauben. Diese können hier und auch in anderen Sorten als Qualitätsfördernde Massnahme entfernt werden. 

Die Unterstockarbeiten sollten abgeschlossen werden, bei den Herbiziden unter Beachtung der Wartezeiten und bei mechanischer Bodenbearbeitung zum Schutz gegen späte Mineralisation mit steigender Botrytisgefahr. 

 

Sonstige Hinweise

Für den Tuniberg wird an die 2. Gemeinsame Rebbegehung des Badischen Winzerkellers heute am 17.07.2025 erinnert. Beginn um 18:00 Uhr am Turm in Opfingen.

 

Das nächste Weinbauinfo erfolgt, sofern nicht anderst erforderlich, am 24.07.2025.