Allgemeiner Entwicklungsstand
Bei für die nächsten Tagen freundlichem Sommerwetter geht die Rebenentwicklung in Richtung Reife. Die Entwicklung steht zwischen Traubenschluss und Reifebeginn. In kompakten Sorten oder Klonen ohne Lockerung oder Verriesselungen liegen inzwischen sehr feste, geschlossene Trauben vor. Der Wochenanfang brachte eine erfreuliche Erfrischung mit 20 – 30 mm Niederschlag über fast ganz Südbaden und eine kräftigen Temperaturrückgang. Damit verbunden waren sehr lokale leichte Hagelschäden, es bleibt bei der Hoffnung, dass es nicht mehr wird bei den insgesamt sehr schönen, top gesunden Beständen. Noch selten war der Gesundheitszustand so gut. Erfreulich ist zusätzlich, dass die sehr heissen Tage keinerlei Sonnenbrandschäden hinterlassen haben. Im diesem Jahr wesentlich trockeneren Bodenseegebiet zeigen Junganlagen die ersten Trockenheitssymptome. Die älteren Bestände sind überall gut im Wuchs. Die mittelfristige Wettervorhersage bringt überwiegend freundliches Sommerwetter mit wieder zunehmenden Temperaturen, sehr heisse Tage sind nicht angesagt. Gelegentliche lokale Gewitter sind möglich.
Zu den tierischen Schädlingen
Für den Traubenwicklerflug der zweiten Generation ist die Flugkontrolle durchzuführen. Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter Vitimeteo Monitoring. Ansonsten bestehen keine weiteren besonderen Beobachtungen. Gegen Grüne Rebzikaden wird das bewährte alternierende Mulchen empfohlen und während der Flugperiode sollten die Wirtspflanzen der Windenglasflügelzikade wie Brennnesseln nicht beseitigt werden.
Zu den Pilzkrankheiten
Was für eine verrückte Umdrehung zum letzten Jahr. Voller Stolz wird gemeldet, wenn überhaupt ein Ölfleck der Peronospora in den Anlagen gefunden wird, und diese in der Regel alt und ausgetrocknet. Die Regen der letzten Tage fielen auf trockene Böden, was das Risiko von Bodeninfektionen äusserst gering erscheinen lässt. Gleichlautend sind die Meldungen und Beobachtungen zu Oidium, es liegt ein hervorragender Gesundheitszustand vor. Auch die Drohnengebiete, in welchen in den Vorjahren Spuren von Befall zu finden waren, sind völlig gesund. Wie schon angesprochen, liegt der Termin zur Abschlussbehandlung auf den 26.07.2025 als allgemeiner Abschluss, für den Bodenseeraum eine Woche später auf den 03. August. Damit stehen im westlichen Beratungsgebiet unter der Annahme eines normalen Verlaufes noch zwei Behandlungen im Abstand von ca. 12 Tagen an, im Bodenseeraum eine mehr. Für Lesen für Saft und Neuer Süsser ist der Termin entsprechend vorzuverlegen. Bitte halten Sie hier Rücksprache mit ihren Vermarktungsbetrieben. Im westlichen Beratungsgebiet steht somit für den grössten Teil der Winzerschaft auf Mitte kommender Woche die nächste Behandlung an. Durch den sehr guten Gesundheitszustand kann der Basisaufwand 3,5 beibehalten werden. Zum Einsatz kommen im westlichen Beratungsgebiet: gegen Peronospora ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, Folpan 500 SC mit 2,1 l / ha oder Delan WDG mit 0,7 kg / ha an. Für die Saftlesen als Abschluss spätestens Ende nächster Woche ein Kupfermittel wie z.B. Funguran Progress mit 2,0 kg / ha, Funguran Progress mit 1,6 l / ha oder Cuproxat mit 7,0 l / ha. In solch guten Jahren kann auch eine gesplittete Abschlussbehandlung mit Kupfer angedacht werden. In diesem Fall werden die aufgeführten Aufwandmengen der Kupfermittel halbiert. Gegen Oidium ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Topas mit 0,28 l / ha oder Sarumo, bzw. Galileo mit 1,05 l / ha Mittelaufwand. Die organische Spritzfolge kann auch mit einer Kombination von Schwefel und Hydrogenkarbonaten aufgelockert werden. Bei dieser Strategie mit Hydrogencarbonaten 3- 4 kg / ha Netzschwefel (Produkt Stulln) in Kombination mit 3- 4 kg / ha Vitisan und dem Netzmittel Wetcit 0,2% oder 3 kg / ha Kumar ohne Netzmittel. Beim Einsatz von Hydrogencarbonaten ist auf die Intensität der Sonneneinstrahlung zu achten. Die Laubwand wird bei intensiver Einstrahlung strapaziert. Die maximale empfohlene Aufwandmenge in der Spritzbrühe beträgt 1 kg pro 100 l Wasser bei Backpulvermitteln.
Im Bodenseeraum liegt der nächste Termin bei der überwiegenden Zahl der Betriebe um das Wochenende. Zum Einsatz kommen: gegen Peronospora Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, als flüssige 500 SC Formulierung mit 2,1 l / ha oder Delan WG mit 0,7 kg / ha Mittelaufwand. Gegen Oidium in der Nachblüte ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Dynali mit 0,7 l / ha, Kusabi mit 0,263 l / ha, Sarumo oder Galileo mit 1,05 l / ha Mittelaufwand. Bitte achten Sie im Oidiumbereich auf Wirkstoffgruppenwechsel. Die obenstehende Empfehlung für Schwefel und Hydrogencarbonate gilt gleichlautend.
Im Nachblütebereich wird der Zusatz von 2 kg / ha Netzschwefel empfohlen, insbesonders zur Kontrolle von Sommerpopulationen von Pocken- und Kräuselmilben. Für eine volle Wirkung gegen Oidium ist die Mittelmenge auf 3,6 kg / ha zu erhöhen. Die Zusatzwirkung in Kombination mit organischen Mehltaumitteln gegen Oidium ist wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt.
Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin oder nach Hagel, gegen Peronospora ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel wie z.B. Pergado mit 2,5 kg / ha oder Melody Combi mit 1,82 kg / ha Mittelaufwand.
Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten.
Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.
Weinbauliche Hinweise
Der Zusatz von 12 – 15 kg / ha Bittersalz zur Spritzbrühe, bzw. max. 3%, Produkt Epso Top, dient der Stabilisierung des Stielgerüstes gegen Stiellähme. Hierzu zählen auch PWI – Sorten wie z.B. Cabernet Cortis oder Muscaris. Es können auch Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (z.B. Lebosol Magnesium 400 SC, Folicin Magnesium) eingesetzt werden. Beachten Sie die Anwendungsempfehlungen in der Gebrauchsanleitung. Die Hinweise zur Entblätterung aus den zurückliegenden gelten weiterhin.
Gut gewachsene Einsaaten sollten bevorzugt gewalzt werden, um einen guten Verdunstungsschutz zu gewährleisten, sofern noch nicht geschehen. Bei Mulcharbeiten wird ein etwas höheres, abdeckendes Mulchen empfohlen. Bei sehr tiefem Mulchen erhitzen sich die Böden sehr stark und glühen regelrecht aus, oberflächliche Bodentemperaturen bis zu 50° C oder mehr sind in Hitzephasen wie gehabt kein Problem. Entsprechend hoch ist die Verdunstung. In offen gehaltenen, nicht eingesäten Gassen sind die gelegentlich die Kapillaren zu brechen, um der Verdunstung entgegen zu wirken. Ideal hierfür ist die Scheibenegge: hohe Schlagkraft bei sehr guter Arbeitsqualität. In den Junganlagen ist auf ein sauberes Aufheften zu achten, um später einen möglichst geraden Stamm zu erhalten. Bestehende Einsaaten sollten gewalzt werden, der Pflanzstreifen mechanisch bearbeitet werden. Zum einen, um auflaufende Beikräuter möglichst früh zu erfassen und desweiteren, um die Kapillaren zu brechen, um die Verdunstung zu senken. Sobald die wichtigsten Laubarbeiten abgeschlossen sind und wieder Kapazitäten an Zeit frei würden, kann nach wie vor der Pflanzstreifen abgedeckt werden. Ansonsten sind auf Trockenstandorten die Junganlagen im Blick zu halten und bei sich einstellenden Trockenheitssymptomen zu wässern. Achten Sie besonders auf die empfindlicheren Hochstammreben.
Die Entwicklung der Trauben hat ein Stadium erreicht, in welchem keine Kompensationsreaktionen bei Ertragsregulierungen eintreten. Bei sehr kompakten Trauben oder bei Anlagen für Sonderlinien kann die Traubenteilung aufgenommen werden. Souvigier gris ist eine schöne Sorte, aber sie neigt zu dritten und vierten Trauben. Diese können hier und auch in anderen Sorten als Qualitätsfördernde Massnahme entfernt werden.
Sonstige Hinweise
Am 16.07.2025 findet im Staatsweingut Blankenhornsberg in Ihringen eine Maschinenvorführung zu Technik der Laubarbeiten statt. Beginn ist um 13:30 Uhr.
Für den Tuniberg wird an die 2. Gemeinsame Rebbegehung des Badischen Winzerkellers am 17.07.2025 erinnert. Beginn um 18:00 Uhr am Turm in Opfingen.
Erinnert wird letztmalig im Rahmen der Umstellung und Umstrukturierung an die Einreichung der Rechnungen und eventuell noch notwendige Flächenkorrekturen im Antrag. Bitte nicht vergessen: nach dem Hochladen ist auf „Antrag einreichen“ zu klicken, damit die Dokumente beim zuständigen Landwirtschaftsamt ankommen.
Das nächste Weinbauinfo erfolgt, sofern nicht anderst erforderlich, am 17.07.2025.