Pflanzenschutz-Hinweis Gemüsebau Südbaden 2025 (KW 27)

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Kohldrehherzgallmücke

Die Zahl der Drehherzmücken in der Pheromonfalle hat stark abgenommen. Dafür dürfte vor allem das stabile Hochsommerwetter der letzten Wochen verantwortlich sein. Bei trocken-warmen Bedingungen entwickeln sich die Larven im Boden nicht zu geschlechtsreifen Mücken weiter, sondern gehen im Boden in ein Ruhestadium. Ob dieses durch die angekündigten Regentage beendet wird, muss sich zeigen. Allerdings nicht in Betrieben, in denen dank räumlich und zeitlich geringem Abstand von Kohlarten in der Fruchtfolge dieser Schädling eine große Populationen aufbauen konnte und durch häufige Bewässerung ein günstiges Kleinklima geschaffen wird. Unter diesen Bedingungen sind sowieso genügend KDHGM aktiv, um Schäden zu machen.

Möhrenfliege

Mit einer Entwicklungspause reagiert auch die Möhrenfliege auf Sommerwetter. Auf Flächen, in denen durch häufige Beregnung und dichten Pflanzenbestand der Boden praktisch dauernd feucht ist, fliegt ihre zweite Generation etwa seit Anfang der Woche. Regen und Abkühlung werden dort zu einer Zunahme ihrer Aktivität führen. Auch auf sparsam bewässerten Flächen kann sie dann auftreten. In Befallslagen sollten Möhren, Pastinaken und Wurzelpetersilie mit Netz (1,4 mm) abgedeckt oder behandelt werden. Etwa 2-3 Wochen wirksam sind Minecto One, Benevia, 7 bis 10 Tage Karate Zeon oder Evure (7-10 Tage). Alternativ kann die Empfindlichkeit der Eier gegen Trockenheit ausgenutzt werden. Wenn während ihrer etwa 7-tägigen Entwicklungszeit die oberen paar Millimeter des Bodens durchtrocknen, sterben viele davon ab. Das kann passieren, wenn die Regenphase nur wenige Tage anhält, und danach der Boden flach bearbeitet wird, so dass die Kapillaren brechen.

Selleriefliege

Mit der Möhrenfliege hat die zweite Generation der Selleriefliege ihren Flug begonnen. Ihre Larven minieren in Blättern verschiedener Doldenblütler. Wurzelgemüse (Knollensellerie, Pastinake), außer sehr junge Pflanzen, können den Blattverlust gut kompensieren. Wirtschaftliche Schäden sind jetzt praktisch nur noch an Stangen- und Schnittsellerie, Liebstöckel und manchmal an großblättriger Petersilie möglich. Auch da ist das Schadrisiko gering. Selbst an Standorten, an denen im Frühjahr starke Schäden festgestellt wurden, gehen nur wenige Exemplare auf die gelben Leimtafeln für das Möhrenfliegen-Monitoring. Von den im Stangensellerie zugelassenen Mitteln hat nur Karate Zeon eine Wirkung, in Frische Kräuter außerdem NeemAzal-T/S und – wenn die Tiere direkt getroffen werden – Raptol HP und Spruzit Neu. Behandlungen sollten nur stattfinden, wenn es wirklich Schäden gibt, zumindest in Sellerie. Die Mittel schädigen Nützlinge, auch solche, die bei Rückkehr des Sommers Spinnmilben kontrollieren.

Raupen

Weiterhin ist im Lauch auf die Raupen der Lauchmotte zu achten.

Die Kohlmotte ist inzwischen in den meisten Beständen dank vieler Parasitoide rar geworden. Auch andere Schmetterlingsarten tun sich schwer, Fuß zu fassen. Viele Kohlweißlinge legen Eier ab, aber in vielen Fällen findet man keine Raupen. Dafür können, neben Trockenheit und hohen Temperaturen, natürliche Feinde verantwortlich sein. Die gibt es aber nicht überall, deshalb sollten Bestandskontrollen durchgeführt werden.

Besser scheint es Gamma- und Gemüseeulen in den Gewächshäusern zu gehen. Besonders an Paprika und Tomate gibt es ist immer wieder feinen Lochfraß an den Blättern. Die Täter selbst sind schwer zu finden.

Angaben ohne Gewähr. Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln Gebrauchsanleitung beachten!

Viele der Raupen fallen verschiedenen Nützlingen zum Opfer, so dass kaum eine alt genug wird, um sich zu verpuppen. Die Kulturen sind trotzdem zu beobachten, um einzugreifen, wenn die Schäden überhand nehmen. Nützlingsverträglich sind Mimic (Aubergine, Paprika, Tomate, XenTari (nur Aubergine, Tomate) oder Dipel DF.

Alle anderen gegen Raupen wirksamen Mittel wie SpinTor, NeemAzal-T/S, Karate Zeon beeinträchtigen den Nützlingseinsatz mehr oder weniger stark.

Raupe mit Larven von Eulophidae
Bild: Diese Gemüseeulen-Raupe dient als Wirt für eine Schlupfwespe (wsl. Gattung Euplectrus).
Deren Larven sitzen zu mehreren fest in der Haut des Wirtes, ernähren sich von 
seiner Körperflüssigkeit und töten ihn dadurch

Rübentriebrüssler

In 2024 gab es an mehreren Standorten zwischen Markgräflerland und Ortenau unterschiedlich starke Schäden an Mangold durch den in Deutschland neuen „Rübentriebrüssler“ Lixus juncii. Heuer scheinen die Käfer deutlich zahlreicher zu sein und haben auch ihr Verbreitungsgebiet ausgeweitet. Praktisch an allen Mangoldbeständen im Gebiet haben die Käfer ihre Fraßspuren hinterlassen und finden sich in den Blattstielen Miniergänge mit Larven darin, örtlich mehrere je Stiel. Die Käfer sind seit etwa Anfang Mai unterwegs. Jetzt findet man sie nur noch ganz vereinzelt, was bedeutet, dass die Eiablage weitgehend beendet ist. Das zeigt sich auch darin, dass an den meisten Standorten die jüngsten vier oder fünf entfalteten Blätter nicht (mehr) befallen sind. Deshalb ist eine Bekämpfung in Mangold jetzt nicht mehr sinnvoll: Die vorhandenen Schäden verschwinden dadurch nicht, und mit weiteren ist ohnehin nicht zu rechnen.

In Rote Bete könnte eine Behandlung mit einem (teil-)systemischen Insektizid verhindern, dass im Blattstiel lebende Larven sich bis in die Knolle fressen. Das einzige (teil-)systemische Mittel in Rote Bete ist Minecto One. Über die Wirkung gegen die Rüsslerlarven ist nichts bekannt.

Im Juli und August werden sich die Larven in ihren Fraßgängen zu Käfern entwickelt haben. Diese verursachen keine Schäden mehr, sondern verlassen kurz danach fliegend die Felder, um sich Winterquartiere zu suchen. Im kommenden Frühjahr kommen sie zur Eiablage wieder in Mangold, Bete und Zuckerrüben.

Ob das Entfernen und Vernichten befallener Rote-Bete- und Mangoldblätter mit den Larven darin den Befallsdruck für das kommende Jahr verringert, ist fraglich. Im Gebiet gibt es mehrerer hundert Hektar Zuckerrüben, in denen sich der Rüssler ungestört entwickeln kann.

Auffällig ist, dass Mangold mit breiten Blattstielen gegenüber dünnstieligen Sorten bevorzugt wird und Mangold generell gegenüber Rote Bete – vermutlich wegen größerem Nahrungsangebot für die Larven.

Schäden durch Lixus juncii an Mangold  Larve von Lixus juncii in Blattstiel von Mangold

Bilder oben: In manchem Mangoldbeständen sind durch Fraß der „Rübenstängelrüssler“ und Ihrer Larven die meisten Blätter nicht
vermarktbar (links). In den Fraßgängen findet man die weißlichen, beinlosen Larven mit der hellbraunen Kopfkapsel (rechts).

Bilder unten: Bei Befall in Rote Bete beschränkt sich der Schaden nicht auf die kraterartig vernarbten Fraßgruben (links).
Manche Larven bohren sich von den Blattstielen aus in den Rübenkörper (rechts). 

 Fraßgruben von Lixus juncii an Blattstielen von Rote Bete  Larve von Lixus juncii in Rote-Bete-Knolle

Spinnmilben

Das Temperaturoptimum von Spinnmilben liegt bei über 30 °C. Der wichtigste Nützling gegen Spinnmilbe, die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis, vermehrt sich am schnellsten bei 20 °C. Bei 30 °C stellt sie die Vermehrung ein, bei 35 °C die Nahrungsaufnahme. In einfachen Häusern darf man schon zufrieden sein, wenn man die Raubmilbenpopulation in den vergangenen zwei Wochen am Leben halten konnte, und muss hoffen, dass sie in den kommenden, weniger heißen Tagen gegenüber den Spinnmilben aufholt. Wasser über Kopf, für wenige Minuten, gerne mehrmals täglich ist auch bei weniger heißem Wetter für Phytoseiulus weiterhin wichtig. Auf diese Maßnahme verzichten muss man trotzdem in Häusern, in denen die Blätter nicht nach spätestens einer Stunde wieder trocken sind. Ansonsten fördert man damit Falschen Mehltau.

Der Einsatz von Akariziden ist einfacher. Hexathiazox 250 SC bzw. Ordoval wird translaminar von einer Blattseite auf die andere transportiert, wirkt sehr lange und ist nützlingsschonend. Auch Kanemite SC schont viele Nützlinge, wie Kiron wirkt es nur über Kontakt, beide Blattseiten müssen getroffen werden.

Pilzkrankheiten

In Gurke sollte der Fungizidschutz gegen Falschen Mehltau erneuert werden. In Zwiebeln dürfte es keine aktiven Infektionen mehr geben, wegen der geringen Auswahl an kurativ Wirkenden Mitteln sollte diese Situation für vorbeugenden Einsatz genutzt werden. In manchen Selleriebeständen ist trotz der Hitzewelle Septoria aufgetreten.

Physiologisches

Der Regen zum Wochenbeginn ist eine gute Grundlage, um Lagermöhren zu säen. Wenn es nach der Wochenmitte wieder heißer wird, ist trotz Wasservorrat im Boden eine Auflaufberegnung sinnvoll. Sie dient dazu, die Bodenoberfläche dauernd feucht zu halten und dadurch zu kühlen. Möhrensaat geht bei etwa 27 °C in eine Keimruhe. Sie läuft dann gar nicht oder verzettelt auf, was die Unkrautbekämpfung erschwert.

Ab Sonntag wird es trüb und regnerisch. Wer am Montag keine geplatzten Tomaten ernten will, muss ab Samstagnachmittag die Wassergaben reduzieren oder zumindest durch viel Lüften hohe Luftfeuchtigkeit verhindern.

Um bei Knollensellerie Herzbräune vorzubeugen, sind Bor-Gaben zur Knollenbildung nötig. Bei Verwendung von Borax darf die Konzentration 0,5 % nicht überschreiten. Mit 50 g Borax in 10 l Wasser/Ar werden 550 g Bor/ha gegeben. Je nach Ertrag entspricht das ungefähr dem Entzug. Mit zwei Spritzungen in etwas geringerer Konzentration ist man auf der sicheren Seite. Bei formulierten Blattdüngern ist die Gebrauchsanweisung maßgeblich. Die Bor-Gaben können mit Fungizidspritzungen gegen Septoria kombiniert werden, welche jetzt in vielen Beständen zu sehen ist. Auch Kohlarten, Kohl- und Speiserüben und Rote Bete profitieren von Bor-Gaben.

Neue Zulassungen

Es wurde eine Notfallzulassung erteilt für Zorvec Entecta (240 g/kg Amisulbrom + 48 g/kg Oxathhiapiprolin) im Freiland in Speisezwiebel (Nutzung als Trockenzwiebel) gegen Falschen Mehltau mit 1 x 0,3 l/ha bei Infektionsgefahr; Wartezeit=28 Tage; gültig vom 26.06. bis 23.10.2025.

Teppeki hat eine Zulassungserweiterung im Freiland in Kohlrabi gegen Blattläuse mit 2 x 1,4 ml/Ar; Wartezeit=21 TageLarven von Lixus juncii in Rote-Bete-Knolle