Allgemeiner Entwicklungsstand
Für Schwitzkuren brauchte das Haushaltsgeld nicht angegriffen werden, es gab diese in den letzten Tagen reichlich frei Haus. Regional wurden Spitzentemperaturen bis zu 40° C erreicht, über 35° C waren die Regel. Damit war diese erste Hitzewelle ungewöhnlich heftig für die Jahreszeit, für Mensch und Natur. Sonnenbrandschäden an den Reben sind aber nicht aufgetreten. Die Daten für den Juni spiegeln dies wider. Die Abweichung bei den Temperaturen liegen im gesamten Beratungsgebiet über 4° C über der Vergleichsperiode 1961 – 1990. Bei den Niederschlägen hat der Bodenseeraum das klare Nachsehen. Mit ca. einem Drittel des Normalen ist das Wasserangebot gering bei den hohen Verdunstungswerten, die Wasserbilanz ist stark negativ. Durch die reichlichen Niederschläge ist diese im westlichen Gebiet noch ausgeglichen. Die Entwicklung ist früh, die Rheinebene leert sich rasch, die Getreideernte - aktuell Weizen! – ist in vollem Gange. Bei den Reben ist die Entwicklung stabil 8 – 10 Tage früher wie das langjährige Mittel, vergleichbar zu letztem Jahr. Der Gesundheitszustand bei den Pilzkrankheiten ist ausgezeichnet. Wie immer um diese Jahreszeit sind die ersten Symptome des seit Jahren ökonomisch wohl teuersten Krankheitsbildes im Weinbau, ESCA und BDA, zu finden. Für die kommende Woche steht sommerlich warmes, aber kein heisses Wetter in der Vorhersage. Eventuell gibt es etwas Regen am Wochenende.
Zu den tierischen Schädlingen
Für den Traubenwicklerflug der zweiten Generation ist die Flugkontrolle durchzuführen. Die Übersicht der Fallenfänge findet sich unter Vitimeteo Monitoring. Ansonsten bestehen keine weiteren besonderen Beobachtungen. Gegen Grüne Rebzikaden wird das bewährte alternierende Mulchen empfohlen und während der Flugperiode sollten die Wirtspflanzen der Windenglasflügelzikade wie Brennnesseln nicht beseitigt werden.
Zu den Pilzkrankheiten
Weiterhin entspannt ist die Lage bei den Pilzkrankheiten. Bisher gibt es keine Beobachtungen zu Oidium, die Lage bei der Peronospora ist wie schon beschrieben ruhig. Inzwischen steht auf Grund der Entwicklungsdaten der Reben der Termin zur Abschlussbehandlung fest. In gemeinsamer Absprache mit dem Weinbauinstitut Freiburg wurde der 26.07.2025 als allgemeiner Abschluss festgelegt. Für Lesen für Saft und Neuer Süsser ist der Termin entsprechend vorzuverlegen. Bitte halten Sie hier Rücksprache mit ihren Vermarktungsbetrieben. Im westlichen Beratungsgebiet steht für den grössten Teil der Winzerschaft auf das Wochenende oder danach die nächste Behandlung an. Zum Einsatz kommen im westlichen Beratungsgebiet: gegen Peronospora ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, Folpan 500 SC mit 2,1 l / ha oder Delan WDG mit 0,7 kg / ha an. Gegen Oidium in der Nachblüte ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Dynali mit 0,7 l / ha, Kusabi mit 0,263 l / ha, Sarumo oder Galileo mit 1,05 l / ha Mittelaufwand. Bitte achten Sie im Oidiumbereich auf Wirkstoffgruppenwechsel. Die organische Spritzfolge kann auch mit einer Kombination von Schwefel und Hydrogenkarbonaten aufgelockert werden. Bei dieser Strategie mit Hydrogencarbonaten 3- 4 kg / ha Netzschwefel (Produkt Stulln) in Kombination mit 3- 4 kg / ha Vitisan und dem Netzmittel Wetcit 0,2% oder 3 kg / ha Kumar ohne Netzmittel. Beim Einsatz von Hydrogencarbonaten ist auf die Intensität der Sonneneinstrahlung zu achten. Die Laubwand wird bei intensiver Einstrahlung strapaziert. Die maximale empfohlene Aufwandmenge in der Spritzbrühe beträgt 1 kg pro 100 l Wasser bei Backpulvermitteln.
Im Bodenseeraum nach der Blüte nun gegen Peronospora Folpan 80 WDG mit 1,4 kg / ha, als flüssige 500 SC Formulierung mit 2,1 l / ha oder Delan WG mit 0,7 kg / ha Mittelaufwand. Gegen Oidium in der Nachblüte ein organisches Mehltaumittel wie z.B. Dynali mit 0,7 l / ha, Kusabi mit 0,263 l / ha, Sarumo oder Galileo mit 1,05 l / ha Mittelaufwand. Bitte achten Sie im Oidiumbereich auf Wirkstoffgruppenwechsel.
Im Nachblütebereich wird der Zusatz von 2 kg / ha Netzschwefel empfohlen, insbesonders zur Kontrolle von Sommerpopulationen von Pocken- und Kräuselmilben. Für eine volle Wirkung gegen Oidium ist die Mittelmenge auf 3,6 kg / ha zu erhöhen. Die Zusatzwirkung in Kombination mit organischen Mehltaumitteln gegen Oidium ist wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt.
Bei notwendiger Behandlung nach Gewittern oder starken Regen zum geplanten Pflanzenschutztermin oder nach Hagel, gegen Peronospora ein tiefenwirksames Mittel, bevorzugt Mittel wie z.B. Pergado mit 2,5 kg / ha oder Melody Combi mit 1,82 kg / ha Mittelaufwand.
In PIWI – Sorten kann nach Erbsengrösse die Behandlung eingestellt werden. Ab der Blüte ist bei Tafeltrauben auf den Einsatz entsprechend zugelassener Mittel zu achten.
Durch das rasche Wachstum ist im Beratungsgebiet das Stadium Traubenschluss erreicht oder steht kurz davor, beobachten Sie ihre Anlagen. Ein Baustein zum Schutz vor möglicher Botrytis ist die Vor – Traubenschlussbehandlung in kompakten Sorten und Klonen mit Botrytismitteln. Als Traubenzonen behandlung kämern zum Einsatz: ein Mittel wie Cantus mit 0,6 kg / ha, Switch mit 0,48 kg / ha oder Kenja mit 0,75 l / ha Mittelaufwand. Die Behandlung ist eine Sondermassnahme und erfordert eine Befahrung jeder Gasse. Halten Sie Rücksprache mit ihrem Vermarktungsbetrieb, ob die Massnahme vorgesehen ist. In lockeren / gelockerten Sorten und Klone, welche moderat ausgeblasen und damit von Blütenresten gesäubert wurden, ist der Einsatz in der Regel nicht erforderlich und abzuwägen. Bei vorhandener Lockerheit kann diese auch dazu genutzt werden, den Behandlungstermin und damit die Wirkungsdauer nach hinten zu schieben.
Bitte beachten Sie die Hinweise und Anwendungsvorschriften in den Gebrauchsanleitungen der eingesetzten Pflanzenschutzmittel. Nutzen Sie möglichst Abdrift mindernde Applikationstechnik und achten Sie auf eine zielgenaue Einstellung der Geräte.
Weinbauliche Hinweise
Der Zusatz von 12 – 15 kg / ha Bittersalz zur Spritzbrühe, bzw. max. 3%, Produkt Epso Top, dient der Stabilisierung des Stielgerüstes gegen Stiellähme. Hierzu zählen auch PWI – Sorten wie z.B. Cabernet Cortis oder Muscaris. Das moderate Entblättern zum Schutz gegen Botrytis von 2-3 Blättern von unten (Triebbasis) fördert zusätzlich die Abhärtung der Beerenhaut gegen Sonnenbrand und verbessert die Anlagerung und Antrocknung künftiger Pflanzenschutzmaßnahmen. Achten Sie bei den sehr heissen Tagen auf den Entblätterungszeitpunkt: niemals in der grössten Mittagshitze, am besten nicht. Auf eine schonende Umsetzung der Entblätterung wird nachdrücklich hingewiesen, um Aromaverlusten in Weissweinsorten vorzubeugen. Besonders betroffen sind die Aromasorten Muskateller, Gewürztraminer und am Bodensee die Sorte Bacchus. Die Sorte Sauvignon blanc verhält sich anderst, hier ist die Frage der Steuerung des Pyrazingehaltes von Bedeutung, moderat entblättern gilt dennoch.
In die sich immer mehr abzeichnende trockene Wetterphase sind gut gewachsene Einsaaten zu walzen, um einen guten Verdunstungsschutz zu gewährleisten, sofern noch nicht geschehen. Bei Mulcharbeiten wird ein etwas höheres, abdeckendes Mulchen empfohlen. Bei sehr tiefem Mulchen erhitzen sich die Böden sehr stark und glühen regelrecht aus, oberflächliche Bodentemperaturen bis zu 50° C oder mehr sind in Hitzephasen wie gehabt kein Problem. Entsprechend hoch ist die Verdunstung. In offen gehaltenen, nicht eingesäten Gassen sind die gelegentlich die Kapillaren zu brechen, um der Verdunstung entgegen zu wirken. Ideal hierfür ist die Scheibenegge: hohe Schlagkraft bei sehr guter Arbeitsqualität. In den Junganlagen ist auf ein sauberes Aufheften zu achten, um später einen möglichst geraden Stamm zu erhalten. Bestehende Einsaaten sollten gewalzt werden, der Pflanzstreifen mechanisch bearbeitet werden. Zum einen, um auflaufende Beikräuter möglichst früh zu erfassen und desweiteren, um die Kapillaren zu brechen, um die Verdunstung zu senken. Sobald die wichtigsten Laubarbeiten abgeschlossen sind und wieder Kapazitäten an Zeit frei würden, kann nach wie vor der Pflanzstreifen abgedeckt werden. Ansonsten sind auf Trockenstandorten die Junganlagen im Blick zu halten und bei sich einstellenden Trockenheitssymptomen zu wässern. Achten Sie besonders auf die empfindlicheren Hochstammreben.
Das nächste Weinbauinfo erfolgt, sofern nicht anderst erforderlich, am 10.07.2025.